Nachdem das Bläuen von Schrauben in meinem Glühofen nicht recht gelang, habe ich nun die klassische Methode angewendet. Als Anleitung war mir Philclocks Video "Das Anlassbänkchen" eine große Hilfe.
Mein Anlassbänkchen besteht im wesentlichen aus Abfallmaterial.
Mehrere Tage habe ich damit rund 100 Schrauben von M1 bis M6 gebläut. Das Spirituslämpchen ist mit seiner weichen Flamme sehr gut geeignet, die Wärme langsam genug auf das Messingblech des Anlassbänkchens zu übertragen.
Der Anker ist nun komplettiert und bereit zum Einbau.
Da die Justage der Hemmung recht zeitaufwändig ist und ich keine Lust habe, sie mehrmals durchzuführen, habe ich mich entschlossen, die Räder und die meisten Einzelteile schon jetzt zu finissieren. Nur die Hauptwerkplatinen werden ganz zum Schluss aufgehübscht. Sie sollen ja einen Streifenschliff erhalten, den ich bei den vielen noch zu erledigenden Arbeiten nicht ruinieren möchte.
Also habe ich mehrere Tage gefeilt, geschliffen und zaponiert. Dann ist die Hemmungsbaugruppe endlich fertig. Bis auf eine Lackträne wegen zu reichhaltigen Auftrags gefällt mir das Ergebnis sehr gut.
Die gestürzte und nach außen verlagerte Hemmung hat den Vorteil, dass ich bequem am Tisch unter der Arbeitslupe die Einstellungsarbeiten erledigen und danach die Baugruppe einfach an das Uhrwerk ansetzen kann.
Bevor sich die Hemmung unter realen Bedingungen testen lässt, ist allerdings noch etliches zu erledigen: Werkhalterung mit Pendelhalterung, Pendelfeder. Als Pendel und Antriebsgewicht lassen sich zunächst Provisorien einsetzen.
Ich beginne mit der Pendelfeder. Deren Ober- und Unterteil sind bereits fertig.
Für den Zuschnitt und das Lochen der Federblättchen werde ich wieder eine Vorrichtung bauen müssen. Denn die brauchbare Stärke der Antriebsfedern kann ich erst durch praktische Versuche ermiteln. Es werden daher vermutlich etliche Federn zu fertigen sein. Zudem sollten für spätere Zeiten genügend Ersatzfedern beider Arten (Antriebs- und Tragfeder) vorhanden sein.
Zitat von Mahlekolben im Beitrag #257Nimm's mir nicht übel: Deine Schleifspuren gefallen mir nicht. Wesentlich schöner wären sie, wenn sie gerade verlaufen würden. Ob längs oder quer, egal: Hauptsache gerade.
Zumal man recht einfach auch eine Vorrichtung für einen geraden Schliff hätte bauen können. Wenn Du schon eh so viele Vorrichtungen entwickelst und baust.
Fotos sind irgendwie immer viel übler als die Realität. Ich war auch schon öfter verwundert, wie schlimm meine Teile auf einem Foto aussehen, obwohl ich sie eigentlich ganz hübsch fand...
Hallo Enno, meine letzten Pendelfedern habe ich aus Fühlerlehrenband lasern lassen. Wenn Du also jemanden mit einem Beschriftungslaser kennst... Damit kann man Band mit bis zu 0,2mm Stärke ohne Probleme lasern . Die Teile bleiben dabei absolut plan und maßhaltig. Die gelaserten Kanten habe ich mit einem Degussitstein etwas abgezogen. Grüße Achim
Für das Zuschneiden, Schleifen und Bohren der Federblättchen für die Pendelfeder habe ich mir eine Lehre gebaut.
An der oberen Kante kann das Lehrenband längs abgetrennt und dann glatt geschliffen werden.
Die erste kurze Kante des Federblättchens wird auf der rechten Seite der Lehre abgetrennt und geschliffen. Dann wird der Federstreifen wieder herausgenommen.
In die Mitte der Lehre wird ein zusätzlicher Stift eingesetzt. Nach dem erneuten Einspannen des Federstreifens können die Löcher gebohrt werden.
Dann wird rechts der Rest abgetrennt und die abgelängte Feder stirnseitig geschliffen.
Nach dem Entfernen der Grate können die Federblättchen montiert werden. Bis auf den Pendelstift ist die Pendelfeder nun komplett.
Zitat von Lothman im Beitrag #264Ankerachse als auch die "Achse" der Federn liegen auf einer Geraden.
Das ist an sich ohne Belang. Die obere Drehachse wird von den inneren Blättern bestimmt. Die äußeren bringen nur ein Biegemoment um diese Drehachse ein, und der Ort dieses Moments ist beliebig.
Gruß, Frank ______________ Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service PCZW - PC Zeitwaage der Profis
@Lothmann "haben die Pendelfeder und die Feder für die Magnetkupplung nicht unterschiedliche "Gelenkpunkte"? Und wenn ja warum?"
Da bei der Haldimann-Hemmung die Kopplung zum Anker berührungslos erfolgt, ist die genaue Ausrichtung von Anker und Pendelachse nicht so kritisch, wie bei der Graham-Hemmung mit Pendelgabel oder -stift. Trotzdem wollte ich eine axiale Ausrichtung erreichen.
Bei den inneren Tragfedern bin ich von der allgemeinen Ansicht ausgegangen, dass der Pendeldrehpunkt etwa 1/3 der Federlänge unter der oberen Einspannkante liegt. Bei den äußeren Antriebsfedern wirkt keine Zugbelastung, daher kann man als Drehpunkt etwa die Mitte der Feder annehmen. Beide Federn sind so gegeneinander versetzt, dass ihr theoretischer Biegemittelpunkt in der Verlängerung der Ankerachse liegt.
Das ist zumindest der Plan gewesen. Wenn ich mir die Fotos jetzt ansehe, habe ich den Eindruck, die Federlamellen sind zu kurz geraten. Das muss ich überprüfen.
Die Schleifspuren sind jetzt besser. Die sind mir vorher auch unangenehm aufgefallen. 3M Lapping Film macht weniger Kantenabfall als normales Schleifpapier. Für die Platinen nimmst Du z.B. einen Schleifradiergummi-Block.
Deine Gewindebohrungen sind nicht schön entgratet. Die Polygonform entsteht durch einen zu großen Freiwinkel des Senkers der rattert. Oder wenn man mit einem Bohrer entgratet.
Dass Fotos fast immer schlechter aussehen als der visuelle Eindruck kann ich bestätigen. Für einen Tipp, wie man das bei glänzenden Objekten verhindern kann wäre ich dankbar.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
"Deine Gewindebohrungen sind nicht schön entgratet. " Das kann ich bestätigen. Für kleine Löcher verwende ich einen Bohrer, da kleine Senker OHNE abgestumpfte Spitze anscheinend nicht produziert werden. Ich habe danach jedenfalls schon jahrelang gesucht.
Beim Anreißen der Schneide-/Bohrlehre hatte ich einen Fehler gemacht. Diesen habe ich korrigiert und die Federn erneut angefertigt. Nun ist die freie Federlänge tatsächlich 4 mm.
Zitat von Enno im Beitrag #268Für kleine Löcher verwende ich einen Bohrer, da kleine Senker OHNE abgestumpfte Spitze anscheinend nicht produziert werden.
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14.08.2022 22:10
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