Ich habe die Scheiben nie abgemacht. Etwas Waschbenzin in ein kleines Glas, Lager einlegen, etwas rühren, herausnehmen und mit Luft (Kompressor) das fettige Benzin rauspusten. Das 2 - 4 mal wiederholen und dann läuft das Lager (wenn es kein Müll-Lager war). Zum Schluss etwas Öl auf den Spalt und das reinpusten. Abwischen und fertig :-)
Damit machst Du das Lager eher kaputt und ich sehe auch nicht den Erfolg. Wenn überhaupt am Ring flexen, dann an der gegenüberliegenden Seite damit man ihn zusammenbiegen kann.
Vergiss den Aussendurchmesser und den Sprengring. Der Innenring dichtet berührungslos und also ist da Luft, in den man mit einer Skalpellklinge oder Reißnadel rein kommt und aufhebeln kann.
Bedenke, dass die Ringe hart und stabvil sind, die Deckscheibe aber weiches Tiefziehblech und hauchdünn. Der kommt man mit sanfter Gewalt bei.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Der Tod des Lagers sind Metallspäne und wenn sie auch nur leicht magnetische sind lassen sie sich sehr schwer entfernen. Ich habe eben eines geöffnet damit man sieht was sich dahinter verbirgt. Mit einer spitzen Nadel kommt man hinter den Sprengring und kann ihn ganz leicht aushebeln. Mein Lager läst sich zum reinigen auf beiden Seiten öffnen.
In den vergangenen Tagen habe ich einiges geschafft. Etliche Einzelteile wurden gefertigt und Baugruppen komplettiert.
Dies sind die Minutenrohre für die MOZ (mittlere Ortszeit) und WOZ (wahre Ortszeit = Sonnenzeit).
Um die maximale Fallhöhe ausnutzen zu können, wird das Antriebsgewicht bis kurz unter der Walze aufgezogen. Die Gewichtsrolle befindet sich dabei hinter dem Zifferblatt. Damit hierbei nichts kaputt geht, hat die Aufzugswelle eine Stellung erhalten. Sie wird auch verhindern, dass bei unterlassenem Aufzug das Gewicht auf die Bodenplatte des Gehäuses (voraussichtlich Glas) sinkt.
Der Sicherungskloben über dem Stellungsfinger wurde nun doch aus vollem Material gefräst. Ursprünglich war ein Z-förmiges Stahlblech vorgesehen. Dessen saubere Herstellung erschien mir zu schwierig.
Kürzlich fiel mir ein, dass der Stellungsfinger statt mittels Kloben auch mit einem Vorsteckstift hätte gesichert werden können. Dazu hätte nur die die Aufzugswelle etwas länger und vor dem Härten mit einer Bohrungs versehen sein müssen.
Für das Äquationswerk fehlte noch der Finger, der die Kurvenscheibe abtastet. Nun ist auch der angefertigt und auf dem Hebel mit dem Zahnsegment montiert. Zum Test wurde auch die Kurvenscheibe aufgebaut.
Als nächstes werde ich die Zeiger anfertigen. Beginnen werde ich mit dem Sekundenzeiger. Als Metrial habe ich für ihn 0,5 mm starkes Fühlerlehrenband ausgewählt. Dieses wurde vor dem Aufkleben weich geglüht.
Das Aussägen des Sekundenzeigers ging recht gut. Ich habe zunächst nur die Außenkante so weit gesägt, dass sie zum Befeilen zugänglich ist. So ließ sich der Zeiger gut festspannen - dachte ich. Der Sekundenkleber hielt nicht, was ich von ihm erwartete, und ich musste mehrmals den sich vom Trägerblech lösenden Zeiger erneut ankleben. (Obwohl ich die Oberflächen vor dem Verkleben entfettet und aufgeraut hatte.)
Zum Härten beließ ich den Zeiger auf dem Alu-Träger und wickelte ihn mit dünnen Eisendraht an einem Streifen Stahlblech fest. Nach kurzen Anwärmen erhielt der Zeiger eine Umhüllung aus Borax. Dann erwärmte ich ihn weiter, bis er kirschrot leuchtete. Dabei tropfte mit einem Mal das Aluminium herunter. Ich hatte nicht beachtet, dass sein Schmelzpunkt bei nur 660 °C liegt.
Abgeschreckt wurde in Öl. Beim Reinigen hat zeitweilig meine CPU ausgesetzt, denn ich habe durch Klopfen mit einem Messer versucht, die glasartige Umhüllung zu entfernen. Folge: ein 5 mm langes Stück der Zeigerspitze brach ab.
Das Ganze nochmals: aufkleben, anreißen, aussägen, feilen, weiter sägen, feilen, schleifen, polieren - alles in allem ein weiterer Tag Arbeit.
Diesmal habe ich vor dem Härten die Klebeverbindung durch leichtes Erwärmen erweicht und dann die Klebstoffreste abgeschliffen.
In der gleichen Art und Weise entstanden die anderen Zeiger. Anders war nur das Material, nämlich 1 mm Flachstahl St 1.2842 (90CrMnV8). Dieser Stahl wird vorwiegend für Schneidwerkzeuge verwendet. Nach dem Härten besitzt er eine Härte von 66 HRC und blau angelassen 58 HRC.
Die Zeiger wurden wieder auf Blechstreifen gewickelt und mit Borax-Schmelze geschützt. Die langen Zeiger lassen sich mit einer Brennerflamme nicht gleichmäßig erwärmen, darum kam dazu diesmal der elektronisch geregelte Muffelofen zum Einsatz. Gemäß Werkstoffdatenblatt wurden die Teile auf 800 °C erwärmt und dann in Öl abgeschreckt.
Obwohl die Zeiger mit der Salzschmelze abgedeckt waren, hatte die ehemals polierte Oberfläche nach dem Härten dunkle Flecken. Diese waren wie eingebrannt und mussten mühevoll durch vorsichtiges (da glashart!) Schleifen entfernt werden. Dabei wurde die Bombierung teilweise flach. Sie mit feinem Schleifpapier an den sehr harten Zeigern wieder halbwegs herzustellen, war ziemlich mühevoll.
Der Sekundenzeiger hatte sich beim Härten seitlich verzogen. Nach dem Sauberschleifen habe ich ihn bei ca. 700 °C bestmöglich gerichtet und dann erneut gehärtet.
Nach sorgfältigem Reinigen in Aceton wurden die Zeiger gebläut.
Nachdem auch die Zeigerfutter angefertigt und mit den Zeiger vernietet waren, konnte die erste "Anprobe" mit dem Zifferblatt erfolgen. Dabei zeigte sich, dass einige Bauteile nachzuarbeiten waren. Aus Sicherheitsgründen hatte ich etliche Teile mit einigen Zehntelmillimetern Zugabe gefertigt. Diese Zugabe konnte nun teilweise wieder abgetragen werden.
So sieht das "Gesicht" der Uhr mit noch unveredeltem ZB aus:
Zitat von Enno im Beitrag #294 Der Sekundenzeiger hatte sich beim Härten seitlich verzogen. Nach dem Sauberschleifen habe ich ihn bei ca. 700 °C bestmöglich gerichtet und dann erneut gehärtet.
Gratulation ein sehr schönes Ergebnis, aber warum muss man denn einen Zeiger härten? Bläuen und hohe Festigkeit wie Federdraht, damit der Zeiger sich nicht so schnell verbiegt verstehe ich, aber Härten?
Härten ist vielleicht wirklich überambitioniert, aber nennen wir es halt vergüten. Wenn man den etwa auf 46 statt auf schneidige 58 HRC anlässt, dann ist der Zeigen immer noch stabil, man kann ihn vorsichtig richten , polieren und dann bläuen ohne dass sich das Gefüge nochmal ändert.
Das geht ja jetzt auch noch. Die Bläuung kommt in meinen Augen an die tolle mechanische Qualität der Zeiger nicht ran und muss vielleicht nochmal gemacht werden. Ich sehe da Flecken auf dem Foto
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Zitat von Lothman im Beitrag #296 Gratulation ein sehr schönes Ergebnis, aber warum muss man denn einen Zeiger härten? Bläuen und hohe Festigkeit wie Federdraht, damit der Zeiger sich nicht so schnell verbiegt verstehe ich, aber Härten?
siehe #293: "Als nächstes werde ich die Zeiger anfertigen. Beginnen werde ich mit dem Sekundenzeiger. Als Metrial habe ich für ihn 0,5 mm starkes Fühlerlehrenband ausgewählt. Dieses wurde vor dem Aufkleben weich geglüht."
Auch die anderen Zeiger haben weniger als 1 mm² Querschnitt. Da möchte ich schon ordentliche Festigkeit haben, damit beim Stellen oder Abziehen kein Zeiger deformiert wird.
Sieht wirklich spitze aus 👍ich glaub, ich hätte nicht die nötige Ausdauer, an so einem Projekt über 10 Jahre zu werkeln... das wäre bei mir wohl längst in irgendeinem Karton auf dem Dachboden verschwunden 😅
Planst du eigentlich ein Kalender-Zifferblatt oder ähnliches, um die Äquation genau einstellen zu können?
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11.09.2023 19:57 (zuletzt bearbeitet: 11.09.2023 19:57)
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