Hallo Moritz,
eine dieser Kellerasseln könnten die schnellen Temperaturwechsel sein, die bei den zwei Ausreißern passieren. Dies hat zur Folge, dass sich die dünnen Stäbe der Kompensation schneller abkühlen, als die dicke Pendelstange. Damit eilt die Kompensation der normalen Wärmedehnung des Pendels vor, was kurzfristig einen Gangfehler verursacht. Prüfe mal, ob dies in die richtige Richtung geht. Einen ähnlichen Effekt sehe ich bei den morgendlichen Temperaturanstiegen, die den Gang in die gleiche Richtung verändern.
So einen Effekt hatte ich bei meinen umgebauten Siemens Pendeln beobachtet, eine Lösung dazu ist mir noch nicht eingefallen, auser evtl einer thermischen Abschirmung um die Stangen, die die Temperaturänderung dämpfen und damit angleichen .
Grüße
Achim

Wir messen zwar p, T und die rel. Feuchte, aber was wir eigentlich brauchen, sind ja Luftdichte (rho_L), Viskosität und Pendellänge. Mit der Gasgleichung kann die Luftdichte relativ einfach berechnet werden (zumindest für trockene Luft):

rho_L = p / (T R_L)

Die Luftdichte kann nur mit einem "geeigneten" Betriebspunkt hinter dem Hügel kompensiert werden. Wenn das Pendel zu wenig auf die Dichte reagiert (der Grasshopper verschiebt ja offenbar nicht nur den Hügel, sondern macht ihn auch flacher), dann muss das Problem zuerst gelöst werden. Das Pendelgewicht sollte dabei praktisch keine Rolle spielen, sehr wohl aber die Dichte und die Form. Eine Pendellinse aus Aluminium statt Messing könnte schon was bringen. Auch eine zylindrische Scheibe statt der Doppel-Kegelstumpf-Form mag helfen und ein Gitterrost hat vermutlich auch ordentlich Luftwiderstand.

Erst wenn die Dichtekompensation funktioniert, macht es Sinn an Viskosität und Pendellänge zu gehen. Mit dem "kürzer wenn warm" gibt es ja schon einen ganz guten Startwert für die Kompensation der Viskosität.

@Matthias Bigalke : Post #199 von Dir hatte ich glatt übersehen (blödes Handydisplay). Zusammen mit den neueren Posts gibt´s da wieder viel Stoff zum Widersprechen, aber ich brauche erstmal etwas Urlaub :-)

LG, Willy

@Bierjunge : Wie sieht es aus? Neues Pendel, Erhöhung des Luftwiderstands beim Alten oder ist die Uhr schon aus dem Fenster geflogen? ... War ich auch oft genug nahe dran ;-)

LG, Willy

Nein nein, weder aus dem Fenster geflogen noch im Ofen verheizt. Bereits jetzt übertrifft sie ja alle Erwartungen, die ich an die Erstlings-Laubsägearbeit eines uhrmacherischen Autodidakten ursprünglich gestellt hatte.
Im Moment habe ich zwei Baustellen: Erstens ein echtes Harrisonsches Rostpendel, und zweitens den Uhrenkasten, der ebenfalls die Amplitude nochmals beeinflussen wird.
Bilder zu beidem folgen noch. Ob ich damit bis zum Sommerurlaub fertig werde weiß ich noch nicht. Wird sportlich, aber nicht ganz unmöglich.

Morz

Während ich seit Tagen sowohl am Gehäuse baue auch am Rostpendel baue (nun schon das dritte Pendel...), habe ich mich nicht weiter um die Uhr gekümmert und sie einfach im Ist-Zustand laufenlassen, ohne weiter an der Regulierung und Kompensation herumzufummeln. Und irgendwie scheint sie Wind davon bekommen habe, denn als ich vorhin nach 12 Tagen mal wieder die Zeitwage ausgelesen habe, kam das hier heraus:

Zitat von Matthias Bigalke im Beitrag #183

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Nun wenn Du die 1Ppm auch wirklich auf die Zeiger bringst, noch ist es ja nur eine begründete Vermutung, die Eintrittspforte zu PPU lieg bei 2Ppm, hast Du ja schon mehr als 70% all der Hauptuhren und Dent-Nachbauten, incl. der von Sattler, eingetütet. Und das ohne alle deren angeblich notwendigen Devotionalien verwendet zu haben, mit einer "Laubsägearbeit ;) ".

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Ich gratuliere!

Super Ergebnis! Ich würde sie erstmal genau so lassen und weiter Beobachten, viel besser geht ja gar nicht mehr.

LG Christian

Ein bissl geht doch noch, oder?

Im Ernst, toll!

Beste Grüße, Bernhard

Respekt! Ich würde sie auch erstmal laufen lassen.
Konntest Du nachvollziehen, wo die Gangänderung zu Beginn und Ende der Aufzeichnung herkam?

Grüße
Achim

Zitat von Achimk im Beitrag #220

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Konntest Du nachvollziehen, wo die Gangänderung zu Beginn und Ende der Aufzeichnung herkam?

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Hallo,
@Bierjunge
Ja diese "Schneewittchensärge" sind als Gehäuse sehr dankbar. Funktionell, und recht arm an Styl ... , was auf den ersten Blick nicht so toll erscheint, auf den 2.Blick aber ... nun wir vergessen gern das es das grundsätzliche Design, dieserer Uhren, darauf ausgerichtet war das die Uhren 100 Jahre ohne Revision laufen können wenn sich nur jemand darum kümmert, das sie regelmäßig aufgezogen werden, und wie J.Harrison schrieb, frei von Staub und Spinnweben gehalten werden. Wer weiss den schon was im verlaufe all dieser Zeit, so alles an Gehäusen "modern" sein könnte? So frei von allen Accessoires, passt es wohl immer gleich (schlecht) zur gängigen Mode.

Bin mal gespannt wie sich die Uhr so über den Urlaub schlägt ...
Wenn Du nach den Ferien wieder da bist, packst Du mal die Einzelteile für das neue Pendel zusammen, so mit Lot, Flussmittel Paste und Masse, und schickst es mir an meine Firmenadresse.
Vermutlich wird es im September und Oktober etwas ruhiger zu gehen so das Du das Pendel binnen einer Woche wieder zurück haben wirst.

@Willy

Zitat von Willy im Beitrag #212

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Das Pendelgewicht sollte dabei praktisch keine Rolle spielen, sehr wohl aber die Dichte und die Form. Eine Pendellinse aus Aluminium statt Messing könnte schon was bringen. Auch eine zylindrische Scheibe statt der Doppel-Kegelstumpf-Form mag helfen und ein Gitterrost hat vermutlich auch ordentlich Luftwiderstand.

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Zitat von Willy im Beitrag #212

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Erst wenn die Dichtekompensation funktioniert, macht es Sinn an Viskosität und Pendellänge zu gehen. Mit dem "kürzer wenn warm" gibt es ja schon einen ganz guten Startwert für die Kompensation der Viskosität.

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Zitat von Achimk im Beitrag #220

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Konntest Du nachvollziehen, wo die Gangänderung zu Beginn und Ende der Aufzeichnung herkam?

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Zitat von Bernhard J im Beitrag #219

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Ein bissl geht doch noch, oder?

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super interessanter Thread, Danke für's zeigen!

Wenn man schon bei so extremer Genauigkeit ist, würde es da nicht etwas bringen, das Gehäuse thermisch zu isolieren beispielsweise mit Doppelverglasung bzw. innen mit einer Alu/Kupfer Rückwand eine möglichst homogen Temperatur (weniger Schichtung) und wenig Elektrostatik zu haben?

Und am Ende wäre man dann, wie den extremsten High-Q-PPUen bei einer Uhr im hermetischen, temperierten und evakuierten Tank gelandet, am besten auch noch tief unter der Erde verbunkert und nur noch mit dem Periskop ablesbar?
Nein, das ist doch gerade der Witz am Harrisonschen Konzept, vergleichsweis klaglos mit den Umgebungsbedingungen klarzukommen und in der freien Luft schwingen zu können, so dass man die Uhr gerade nicht der Umgebung und dem Menschen entziehen muss. Mein Gehäuse soll lediglich den Staub und die Spinnen fernhalten, und Burgess Clock B hat eher nur einen Berührschutz aus Plexiglas denn ein Gehäuse.
Wenn man denn solch einen hohen Aufwand bzgl. Abschottung der Umgebungseinflüsse treiben wollte, dann sicherlich nicht bei einem Sperrholzuhrwerk, das wäre m.E. ziemlich albern, und bei einer Uhr harrisonscher Art, die dessen nicht bedarf, geradezu pervers.
Worauf man allerdings tatsächlich achten sollte, ist dass die Pendelaufhängung thermisch von der Hauswand isoliert ist und somit die Temperatur der Luft, nicht die der Mauer annimmt. Das habe ich berücksichtigt.

Gruß, Moritz