Zum Normalisieren, Härten, Anlassen und so... - korrigiert mich bitte, wenn ich mal wieder Quatsch schreiben sollte! (Da sollte aber Verlass auf Euch sein... )
Hier jedenfalls, wie ich das Vergüten für mich verstanden habe:
Zunächst muss festgestellt werden, um welchen Stahl es sich überhaupt handelt. Es gibt Stähle, die härten an der Luft, in Öl oder in Wasser.
Mit Lufthärtern hatte ich noch nichts zu tun, das scheint "recht moderner Firlefanz" (wie das Telefon oder das Internet) zu sein, vermutlich sind Lufthärter aber schon seit 50 Jahren in der Industrie etabliert und jeder kennt das Zeug und kann damit umgehen - nur ich mal wieder nicht...
Ölhärter wollen von Wasser nichts wissen, Stähle, die in Wasser gehärtet werden wollen, tun sich wiederum mit Öl recht schwer. Der "Mischbetrieb" kann klappen, muss aber nicht.
Wenn der Zustand unbekannt ist, wird zunächst normalisiert. Dazu wird der Stahl auf eine Temperatur gebracht, bei der er von einem Magneten nicht mehr gegriffen wird. Diese Temperatur ist für 10 Minuten zu halten. Wichtig ist, dass der Stahl nun sehr langsam abkühlen muss, was zunächst auch im häuslichen Ofen geschehen kann (z.B. 2 Stunden bei 250°), dann den Ofen abstellen und bei geschlossener Tür weiter abkühlen lassen. Hier und dort liest man davon, das Werkstück glühend in Vermiculit-Granulat zu stecken und abzuwarten. Wikipedia-Artikel zu Vermiculit
Dann geht's ans Härten. Die Temperaturen differieren von Stahl zu Stahl und stehen im jeweiligen Datenblatt. Ist die Temperatur durchgehend erreicht, wird in Öl bzw. Wasser abgeschreckt. Es ist darauf zu achten, dass der Stahl im Kern noch heißer sein kann, als es von außen gerade feststellbar ist - also lieber noch etwas länger abschrecken. Dabei ist das Werkstück kräftig zu rühren, da entstehende Luftblasen die Temperatur vom Werkstück nicht aufnehmen können.
Nach dem Härten folgt das Anlassen. Wichtig ist, dass die Wärme wieder schön langsam eingebracht wird und das gesamte Bauteil durchdringen kann - zumindest an den Stellen, an denen es auch gewollt ist. Jetzt muss wieder abgeschreckt werden, da sich das Gefüge sonst weiter ändert - ein Punkt, der oft vergessen wird.
Die ersten Gefügeänderungen sind bereits ab 50°C zu erwarten, weshalb z.B. einige teuere Messer nicht in die Spülmaschine sollen.
Bin gespannt, ob wir hier eine perfekte Anleitung zum Vergüten zusammen bekommen!
Ist es wirklich nötig, nach dem Anlassen nochmal das Teil abzuschrecken? Reicht nicht, die Farbe kommen zu lassen und dann einfach an der Luft liegen zu lassen zum kaltwerden?
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Das ist wie beim Steak braten. Wenn Du langsam erhitzt, dass die richtige Temperatur gerade so erreicht wird (z.B. Sous Vide) brauchst Du Dir keine Sorgen machen. Über dem heißen Grill entscheiden Sekunden zwischen genau richtig und zu durch.
Genauso beim Anlassen: wenn Du es mit der Flamme machst musst Du sehr aufpassen, nicht über die gewünschte Temperatur bzw.Farbe hinauszuschießen. Machst Du es mit der gewünschten Temperatur im Ofen, dann besteht die Gefahr nicht, es dauert nur länger. Strohgelb sind etwa 220 Grad, das schaft jeder Haushaltsbackofen.
Meine Chinaspannzangen hab ich genau so im Backofen behandelt. Nur heißer als 220 Grad, weil da tat sich nicht viel. Bei Gelb dann heraus und an der Luft abkühlen lassen, eben nicht abgeschreckt..
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Die Empfehlung für das Anlassen im Backofen kann ich nur bekräftigen. Bei der Genauigkeit der eingestellten Temperatur war und bin ich mir nicht ganz so sicher. Ich habe mich von unten herangetastet, um brauchbare Werte für meinen Ofen zu bekommen. Hierzu ging ich über die Anlassfarbe und habe mir die jeweils eingestellte Temperatur notiert.
Zur Sicherheit habe ich zwei Backbleche in zwei unterschiedlich hohen Schienen verwendet. Auf dem Unteren befand sich das Werkstück. Hierdurch erhält man eine gleichmäßigere Erwärmung (Ich kann mich irgendwie an blaue Spannzangen hier im Forum erinnern, daher die Idee). Ich habe zudem noch auf Umluft geschaltet, aber ob das etwas ausmacht, weiß ich nicht. Kleinteile kommen dann noch in eine Dose mit Messingspänen, sicher ist sicher. In jedem Fall sollte man eine gewisse Distanz zu den Heizelementen einhalten, lieber etwas mehr . Bei mir lag grundsätzlich alles mindesten eine Stunde im Ofen.
Noch eine kleine Frage zum Härten: Wie kann man bei einem so großen Teil mit Haushaltsmittel den Zunder vermeiden? Die Auflagen der Rollierbrosche müssen doch eine hervorragende Oberfläche aufweisen. Nacharbeiten geht ja schon und muss auch immer sein, aber ich stelle mir das etwas komplizierter vor und wenn es reduzierbar wäre, dann wäre das auch nicht schlecht. Ggf. müsste man sich über das Wiedereinspannen zum Polieren auf der Maschine Gedanken machen. Mir fällt nur ein glühendes Töpfchen mit Borax, geschmolzener Seife oder geschmolzenen Härtesalzen ein. Das erhöht aber immer die benötigte Heizleistung und ungefährlicher wird es dadurch auch nicht.
Beim Automatenstahl ist die Sache schon gelaufen. Da hilft höchstens noch Plasmanitrieren..
Bei klassisch härtbaren Stählen produziert man mit der Flammhärte-Methode viel Zunder. Da muss man tunlichst gut einpacken mit Folie, Draht, Blechkistchen mit Kohlepulver, Borax, Seife etc.. Trotzdem kommt man mit Haushaltsmitteln ums nachträgliche Schleifen oder polieren nicht drum rum.
Temperatur ist richtig, wenn eine Magnet nicht mehr greift (kälter als man denkt). Im Dämmerlicht arbeiten. Haltezeit kann man sich bei den kleinen Teilen schenken.
Abschrecken bei unseren kleinen Teilen unabhängig vom Stahl immer in Öl. Z.B. Rapsöl (billig, kompostierbar) Wasser ist höchstens im heissen Zustand akzeptabel, weil die Gefahr von Härterissen groß ist. Kaltes Wasser nimmt man nur bei unkritischen großen Teilen mit mehr als 25mm Dicke.
Anlassen ist egal ob schnell, langsam oder hinterher abgeschreckt. Der Effekt ist hauptsächlich von der Temperatur und gering von der Zeit abhängig. 2h bei 200°C im Backofen ist selbst für sehr harte Teile ein Richtwert für das Minimum an nötiger Entspannung Ansonsten vorsichtig wie beim Schrauben bläuen nach Farbe arbeiten.
Es gibt hier im Forum gute Beiträge zum Härten. Ansonsten orientiere man sich an den Hobby-Messermachern, deren breite Praxiserfahrungen mit sehr dünnen Schneiden am besten zu den kleinen Teilen der Uhrmacherbranche passt.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Da ich für ein Uhrenprojekt viele Gewinde in eine Platine schneiden muss (Chatonbefestigungen) habe ich mir eine kleine Vorrichtung dafür überlegt. Komplett freihand Gewinde schneiden wird nicht exakt rechtwinklig zur Fläche, um also schief stehende Schrauben zu vermeiden habe ich aus Automatenstahl einen Halter angefertigt, worin ein Punzen mit Gewindebohrer aufgenommen wird (gehalten durch eine Madenschraube), der Halter wird auf die Platine gestellt und das Gewinde ist am Ende garantiert gerade.
Meine Drehstähle (Hand- und Supportstichel) mache ich aus ausgedienten HM-Bohrern mit 3,17 mm Schaft. Im Schrott habe ich diese Spezial-Spannzange mit genau 3,17 mm gefunden. Aus einem Messing-Vierkant 12x12 mm und einer M4 Anzugschraube habe ich eine Schleifhilfe gebaut, mit der man an einer Topfscheibe auf einem Schleiftisch ganz gut schleifen kann.
Weniger was selbstgebautes, als vielmehr eine Idee, es gibt von Hazet regelbare "Ausblasstifte", mit einem entsprechenden Halter ist dieser bei Laubsägearbeiten äußerst nützlich, da die Späne weg geweht werden und so der Blick auf den Anriss frei bleibt, ohne das Sägen unterbrechen zu müssen.|addpics|jg6-l-bd01.jpg|/addpics|
In meinem Drehbankzubehör habe ich eine Spannzange für die Reitstockpinole gefunden, die 2 mm Rundmaterial aufnimmt. Bei käuflichen Zapfenschonern ist die Senkung oft so groß, daß man nicht bis ans Wellenende drehen kann. Der zylindrische Schaft vereinfacht die Herstellung.
Aus 2 mm Silberstahl sind die Zapfenschoner entstanden, mit den Bohrungen 0,16 ; 0,20 und 0,30 mm. Die Senkungen sind zum Schluss mit einem HM Gravierstichel angebracht. Gehärtet und gelb angelassen.
Verwendungszweck ist Unruhwellen, die ohne Ausspannen gefertig sind, nachzuarbeiten. Der Plateauansatz gelingt mir nie auf anhieb. Auf der Drehbank montiert, sieht das so aus:
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07.06.2018 21:31
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