Hallo zusammen,
viele Regulatoren ticken störend laut, weswegen man sie nicht im Schlafzimmer hin hängen kann.
Wenn man eine Wanduhr kauft, ist eigentlich immer eine Ankerhemmung, z.B. ein Blech oder eine Grahamhemmung (schon seltener) verbaut. In Wanduhren oder Standuhren habe ich noch nie die Grashüpferhemmung gesehen. Was ist der Grund? Der große Vorteil ist , dass sie quasi geräuschlos läuft und es gibt auch keine Reibungsverluste. Die Paletten müssen hier daher nicht geölt werden.

Was passiert jedoch beim Aufziehen? Wenn eine Feder eingebaut ist, kann man es ja so konstruieren, dass auch während des Aufziehens die Uhr weiterläuft und nicht im "Leerlauf" ist und sogar ein paar Sekunden zurück geht bei jedem Schlüssel drehen. Aber wenn sie über ein Gewicht angertrieben wird ist das nicht so leicht möglich. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Leerlauf wärend des Aufziehens bei der Grashüpferhemmung Probleme macht. Denn wenn keines der "Füßchen am Hemmrad eingeklingt ist und dann wieder Kraft auf das Rad kommt dreht es durch und knallt dann, wenn das Pendel bewegt wird, auf eines der Füßchen und kann dabei beschädigt werden.
Ist das der Grund, warum sich diese Hemmung nicht durchgesetzt hat?
Viele Grüße
Richard

Hallo,
"Leerlauf" ist gerade bei einem Regulator kein Problem. Gegengesperr oder Huygenscher Endlosaufzug.

Stimmt, bei einer Kette kann man das Ende wieder am Anfang befestigen und das Gewicht über ein zweites Rad wieder hochziehen, so dass das Antriebsrad immer die volle Gewichtskraft bekommt.
Daher fällt das Problem des Leerlaufs für die Grashüpferhemmung weg. Trotzdem wird sie nicht in Regulatoren und Standuhren verbaut. Schon seltsam.
Gruß
Richard

Vorteile des Grasshoppers ist, wie Du korrekt schreibst, primär die (annäherende) Reibungsfreiheit, indem kein Gleiten zwischen Zahn und Palette stattfindet. Das Herumgerutsche auf den Paletten, das bei Ankerhemmungen nach Schmierung verlangt, war Harrison stets ein Gräuel, weil Veränderungen des Öls dann auch den Gang verändern können. Im Wesentlichen läuft es dabei auf "Harrison vs. Graham" heraus, über deren Disput nachzulesen heute noch sehr interessant ist.
Der Grasshopper konnte sich aber nicht in der Breite durchsetzen (so dass heute Graham die herrschende Lehrmeinung dominiert), weil der Anker mit den beweglichen Paletten und Composern deutlich komplizierter und empfindlicher ist. Und weil, wie Du schreibst, die Hemmung durchrauschen kann, wenn sie außer Tritt käme, daher zwingend einen unterbrechungsfreien Antrieb benötigt und schwierig zu starten ist.
Außerdem reagiert der Greasshopper als rückführende Hemmung sehr empfindlich auf Schwankungen des Antriebsmoments. Typisch für Harrison-Uhren haben daher ein Zwischenaufzug (sog. Remontoir), der dem Steigrad vorgeschaltetet ist und dort für ein genau gleichbleibendes Moment unabhängig vom restlichen Räderwerk sorgt. Das verkompliziert die Sache natürlich zusätzlich.
Wenn Du inder Forumssuche mal nach "Grasshopper" suchst, wirst Du unzählige frühere Diskussionen zu dieser Thematik finden, die sich nachzulesen bei Interesse in diese Richtung allemal lohnen. Dabei wirst Du auch feststellen, dass wir hier einen absoluten Harrison-Experten hatten, der allerdings aufgrund immer wieder aufflammender Streitigkeiten nicht mehr an Bord ist. Es mag auch sein, dass daher manche andere Forumsteilnehmer etwas dünnhäutig auf allzu ausgedehnte Diskussionen über Harrison und Garsshopper reagieren könnten.

Moritz

Vielen Dank für die sehr interessante Antwort. Ich werde mich da auf jeden Fall einlesen, weil ich die Grashopperhemmung interessant finde. Du bist aber auch ein großer Experte in dieser Richtung
Gruß
Richard

Hallo Moritz,
ich denke der Hauptgrund für die Grahamhemmung ist das sie bei annähernd gleichen Gangergebnissen wesentlich billiger und einfacher herzustellen ist als eine Grasshopperhemmung.
Wenn es um Hemmungen geht ist mein Favorit übrigens die Denison-Hemmung.

lg Christian

Zitat von Graf von Falkenstein im Beitrag #1

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viele Regulatoren ticken störend laut, weswegen man sie nicht im Schlafzimmer hin hängen kann.

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Zitat von Nippon-Fan im Beitrag #7

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Was die Gründe für den Vorzug der Graham gegenüber der Grashopper Hemmung angeht sehe ich es wie Christian. Sie ist aufwändiger, empfindlicher, teurer und bietet keine Vorteile in Sachen Ganggenauigkeit. Das besiegelt ihr Schicksal als exotische Spielerei.

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Hallo Richard,

in (ungemarkte) Skelettuhr mit Grashopper-Hemmung habe ich meine Tischuhr mit Grashopper-Hemmung beschrieben.
Diese Uhr ist genauso laut wie ein normaler Regulator. Es gibt zwar keine Reibung in der Hemmung, aber der Aufprall der Gangradzähne auf die Paletten ist deutlich hörbar.

Roland

Hallo Roland
Das wundert mich aber. Eigentlich gehen die Palettenfüßchen doch ganz langsam an das Hemmungsrad, wie hier bei Minute 4:40 gut zu sehen:

https://www.youtube.com/watch?v=Tb5Gskdb...LZ-bxP&index=71

oder hier die gleiche Grashopperuhr:
https://www.youtube.com/watch?v=2TdBh_IQ...LZ-bxP&index=60

Das Video ist nun gar kein Vergleich zu einer Uhr für einen normalen Markt oder aus einer Amateurwerkstatt. Dort wird eine Super-PPU gezeigt, die sich mit der Hemmung sehr an das originale Harrison-Konzept anlehnt.

Leider kann ich aktuell kein Beispielvideo von meiner Uhr machen, denn sie STEHT im Wartezimmer der Uhrenwerkstatt.

LG
Roland

Schade, dass deine schöne Uhr gerade nicht betriebsfähig ist.
Zugegeben, die Uhr in dem Video ist etwas aufwändiger, aber wenn man sich all die Funktionen weg denkt ist der Aufbau doch sehr übersichtlich. Nur eben zwei gegenläufige Hemmräder die auf Rollenlagern liegen. So ähnlich möchte ich es mal mit einer großen Unruhe machen und Grashopper Hemmung. Aber das wir wohl noch was dauern, weil ich noch keine bezahlbare Drehbank mit Teilapparat für die Zahnradherstellung gefunden habe.
Gruß
Richard

Ich glaube, das Geräusch kommt eher daher, dass die "Grashüpfer" die Palette sehr plötzlich verlassen und dann mit Federkraft von dem Hemmrad wegspringen. Wenn sie dann am Anschlag aufkommen, gibt es natürlich Geräusche.

Frank

Stimmt, das macht natürlich Geräusche, die aber vermeidbar sind. Die Ärmchen müssen ja nicht gegen Metall schlagen sondern können auch gegen kleine Filzchen schlagen. Diese Grashüpferhemmung könnte sogar noch vereinfacht werden, was sie noch wartungsfreier machen würde.
Die beiden Ärmchen sind ja immer gelagert und so konstruiert, dass sie entweder über Schwerkraft (Gegengewicht hinter der Lagerung) oder mit einer Feder beim Ausklinken vom Hemmrad weggedrückt werden. Die beiden Ärmchen brauchen eigentlich keine Achslagerung. Es würden zwei stabile aber nicht zu steife Federblecke mit den Füßcken am Ende genügen. Die müssten natürlich genau so gebogen sein, dass sie im richtigen Moment in das Hemmrad eingreifen. Durch das Federblech federn sie beim Ausklinken auch zurück.
Und alles ist ohne Gelenke und Reibung.

Gruß
Richard

Wenn Du eine völlig geräuschlose Hemmung willst kannst Du eine Kegelpendeluhr verwenden.
IMG_0293.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Da tickt ganz sicher nichts.

lg Christian