Hallo an alle,
ich hab mich eben erst angemeldet und brauche Hilfe für meine "neue" Uhr. Ich weiß leider nicht wie alt sie ist. Stil? Sie erinnert mich einfach an meine Großmutter und ich würde sie ungern aufgeben.
Die letzten 25 Jahre wurde sie immer wieder mitumgezogen, aber leider nicht aufgehängt, nun ist sie bei mir und ich war sehr zufrieden, als ich sie wieder zum Laufen gebracht hatte. Leicht schräg hinhängen, Pendellinse einstellen,super. Natürlich hat die Zeit Spuren hinterlassen, aber ich mag sie sehr. Sie hat ein leises zartes Ticken und ein unaufgeregtes gleichmäßiges Pendeln.
Bis ich sie heute aufgezogen habe, da war's vorbei.
Anstupsen brachte nichts, der Sekundenzeiger zuckte müde und ging nur, wenn ich den Minutenzeiger langsam mitbewegte.
Von der Seite konnte ich dann sehen, dass sich das Zugseil nicht wieder ordnungsgemäß aufgewickelt hat und davor irgendwie verklemmt ist.
Soll ich versuchen das da rauszukriegen, ist sie hinüber oder könnte ein Fachmann das reparieren. Wie teuer wäre das wohl? Lohnt sich das noch? Bin echt traurig und hoffe auf positive Antworten.
Viele Grüße Lunika

Anbei die Uhr und der Blick auf die Problemstelle von der linken Seite und von unten.

Da ist, wie Du selber schon festgestellt hast, das Seil über den Rand der Seiltrommel gesprungen.
Wie so etwas beim bloßen Aufziehen geschehen kann, ist mir nicht ganz klar. Hattest Du das Gewicht ausgehängt?
Kaputt wird dadurch wahrscheinlich erstmal nichts sein. Nur wenn sich der Seilsalat nicht so beheben lässt (z.B. mit einer Pinzette, am besten bei herausgenommenem Werk), muss das Werk auseinandergenommen werden. Was nach der langen Zeit aber wahrscheinlich eh eine gute Idee wäre, um es zu reinigen und zu ölen. Eigentlich sind solche Regulatorwerke recht einfach aufgebaut und dankbar. Hier gibt es gerade topaktuell eine Bericht über die nötigen Tätigkeiten: Revision einer Skelett-Wanduhr mit dem 791er Stabwerk von Hermle
Wenn Du Dir das nicht selber zutraust, bitte einem Uhrmacher geben. Es wäre echt schade um den wunderschönen Regulator!

Moritz

PS: Falls Du sie zum Uhrmacher bringst, bitte unbedingt vor dem Transport das Pendel aushängen. Auf Deinem zweiten Bild gefällt mir die Position der Pendelstange nicht wirklich. Was ist da los? Liegt die Uhr da auf dem Bauch? Was auch das herausgesprungene Seil erklären könnte. Wie lange ist sie bei Dir denn gelaufen, bevor der Schaden auftrat? Wie gesagt, nur vom Aufziehen der hängenden Uhr passiert das nicht. Eher bei unsachgemäßem Transport.

PPS: Auf dem dritten Bild ist das Seil ja bereits aus dem Haken am Tragstuhl ausgehängt. Vielleicht gelingt es ja, das nun freie Ende oben über die Walze zu bugsieren.

Hallo Moritz,
da war meine Vermutung ja dann wohl leider richtig. Sie lief bei mir gar nicht lange, ca. 3 Tage. Ich habe sie vorhin abgenommen, damit ich das besser sehen kann, was da innen drin los ist und dann im Liegen die Fotos gemacht. Das Gewicht habe ich natürlich ausgehängt und das beim Pendel auch versucht, konnte aber das Häkchen nicht aushängen. Das Pendel hat auch einen Schlitz und muss auf so einen Stift gesteckt werden... warum das so ist weiß ich nicht, scheint aber so richtig zu sein.
Mit Sicherheit sollte man ihr mal eine Wartung gönnen, aber das ist sicher sehr teuer. Wenns nach meinen Mann geht wäre sie schon längst in der zu verschenken- Abteilung bei den Kleinanzeigen oder auf dem Sperrmüll.
Ich versuche das morgen vielleicht doch noch mal, Pinzette geht wahrscheinlich nicht vom Winkel her und ausbauen trau ich mir nicht zu. Bin so traurig...

Hallo Lunika,
das Werk ist in der Uhr auf einem Tragstuhl montiert. Du solltest es nach dem lockern der beiden Halteschrauben ganz leicht nach vorne aus dem Uhrenkasten herausziehen können. Dann geht das mit dem entwirren viel einfacher, und anstatt einer Pnizette hat sich auch eine große Häkelnadel als sehr hilfreich gezeigt. Auch das Pendel kannst Du dann viel einfacher ein und aushängen.

lg Christian

Als kleine Ergängung dazu: Das Werk ist mit den zwei großen Rändelschrauben, die man auf Bild 2 von unten sieht, von unten gegen eine Messingplatte (den Schlitten) gespannt. Die würde ich erst einmal nicht lockern. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt es eine weitere, horizontale Rändelschraube, mit der der Schlitten im Tragstuhl festgeklemmt ist. Wenn Du diese löst, kannst Du ganz bequem Schlitten samt Werk nach vorne herausziehen.
Dann erübrigen sich auch solche Aktionen wie die Uhr samt eingehängtem Pendel hinzulegen, bei denen sich mir die Nackenhaare aufstellen.
Wenn Du dann das Werk wieder einschiebst, musst Du bloss darauf achten, dass Du den Stift an der Ankergabel (das bewegliche Teil hinten am Werk) in der in den Schlitz des Pendels wieder einfädelst. Übrigens ist unten an der Gabel eine horizontale Gewindespindel, mit der Du besagten Stift seitlich verstellen kannst. Damit kannst Du, wenn die Uhr denn mal wieder hängt, auch die Symmetrie des Tickens einstellen. Dann muss sie auch nicht mehr schief hängen, damit sie nicht hinkt.
Dass nach der langen Zeit sich eine Revision sehr wahrscheinlich lebensverlängernd auswirken würde, gilt unabhängig vom vorher gesagten.

Viel Erfolg! Moritz

An euch beide ein herzliches Dankeschön! Ich werde mir das Nachher alles Schritt für Schritt anschauen....nochmal den Post lesen und schauen welche Schrauben gemeint sind. sonst mache ich noch mehr falsch. Ich wusste ja nicht wie das alles im Gehäuse verbaut ist.
Übrigens hatte man mir die Uhr nach dem letzen Umzug auf den Kopf hingestellt, das Pendel war kurz unter dem Metallteil zum einhängen durchgebrochen und bei einem vorhergehenden Transport ist die Türscheibe gesprungen bzw. zerbrochen - das war noch viel schrecklicher als wenn ich sie jetzt vorsichtig hinlege...auch wenn das sicher auch nicht sooo förderlich war.

Guten Morgen.
Habe ich das richtig gelesen? Jemand hat die Uhr mit eingehängtem Pendel auf den Kopf gedreht? Dass dann die Pendelfeder bricht ist eigentlich klar. Vor jedem Abhängen der Uhr muss das Gewicht und das Pendel abgenommen werden.
Dieses Werk ist wirklich sehr übersichtlich aufgebaut. Wenn kein Geld für eine Generalüberholung da ist, sollte man als Laie auf jeden Fall so vorgehen um das Werk wieder etwas zu pflegen:

Wenn Pendel und Gewicht abgenommen sind wird man es auch ohne Vorkenntniss schaffen das Werk herauszunehmen. Das ist ja kein gesicherter Safe sondern ganz einfach befestigt.
Dann einfach auf eine Unterlage auf den Tisch legen und die Zeiger vorsichtig abnehmen, dann das Zifferblatt abnehmen. Jetzt kann ganz einfach das Werk geöffnet werden, wenn man die vier Muttern an den Ecken abdreht. Dann, wenn die Platine (Die Platte in der die Zahnräder stecken) abgenommen hat, kann man ganz bequem ein Zahnrad nach dem Anderen herausziehen und mit Waschbenzin und einem Pinsel gut reinigen. Zum Schluß die beiden Platinen mit den Lagerlöchern der Zahnräder. z.B. mit einem Zahnstocher zusätzlich vom Schmutz befreien. Dann wwerden wieder die Zahnräder in die richtigen Lagerlöcher gesteckt. Hier hilft ein Foto von jedem Arbeitsschritt. Nach dem Zusammenbau muss an jedes Lager nur ganz wenig Uhrenöl. Kein anderes Öl nehmen, das ist wichtig. Auch nicht so viel ölen, dass ein Tropfen an der Platine herunter fließt, denn dann wird das Lager trockengesogen. Also weniger Öl ist deutlich besser.

Viele Grüße
Richard

Zitat von Graf von Falkenstein im Beitrag #8

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Guten Morgen.
Habe ich das richtig gelesen? Jemand hat die Uhr mit eingehängtem Pendel auf den Kopf gedreht? Dass dann die Pendelfeder bricht ist eigentlich klar. Vor jedem Abhängen der Uhr muss das Gewicht und das Pendel abgenommen werden.
Dieses Werk ist wirklich sehr übersichtlich aufgebaut. Wenn kein Geld für eine Generalüberholung da ist, sollte man als Laie auf jeden Fall so vorgehen um das Werk wieder etwas zu pflegen:

Wenn Pendel und Gewicht abgenommen sind wird man es auch ohne Vorkenntniss schaffen das Werk herauszunehmen. Das ist ja kein gesicherter Safe sondern ganz einfach befestigt.
Dann einfach auf eine Unterlage auf den Tisch legen und die Zeiger vorsichtig abnehmen, dann das Zifferblatt abnehmen. Jetzt kann ganz einfach das Werk geöffnet werden, wenn man die vier Muttern an den Ecken abdreht. Dann, wenn die Platine (Die Platte in der die Zahnräder stecken) abgenommen hat, kann man ganz bequem ein Zahnrad nach dem Anderen herausziehen und mit Waschbenzin und einem Pinsel gut reinigen. Zum Schluß die beiden Platinen mit den Lagerlöchern der Zahnräder. z.B. mit einem Zahnstocher zusätzlich vom Schmutz befreien. Dann wwerden wieder die Zahnräder in die richtigen Lagerlöcher gesteckt. Hier hilft ein Foto von jedem Arbeitsschritt. Nach dem Zusammenbau muss an jedes Lager nur ganz wenig Uhrenöl. Kein anderes Öl nehmen, das ist wichtig. Auch nicht so viel ölen, dass ein Tropfen an der Platine herunter fließt, denn dann wird das Lager trockengesogen. Also weniger Öl ist deutlich besser.

Viele Grüße
Richard

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Hallo Christian,
stimmt. bei meinen Regulatoren sind auch alle Platinen bis auf eine gestiftet. Und der Minutenzeiger wird auch oft (wenn er noch da ist) durch einen Stift gehalten. Witziger Weise waren bei den Regulatoren, die hier hängen meistens ein kurzer dünner Draht in das Loch gesteckt, wo der Stift rein gehört. Aber Vorspannung hatten sie nicht. Neuere Uhren haben da auch eine kleine Mutter statt eines Stiftes.
Gruß Richard

Hallo Richard,
Du hast das sehr anschaulich beschrieben, vielen Dank! Ich glaube nicht, daß ich mich das traue alles auseinander zu nehmen. So sehr ich mir auch wünschen würde, sie wieder flott zu machen. Nachher geht das einbauen nicht, oder am Schluss bleiben 3 Teile übrig.
Dafür brauche ich etwas Zeit und Ruhe und nicht meine 4 Kinder im heimischen Lockdown, die alle "mithelfen" wollen...

Stimmt, wenn Kinder mithelfen wollen und man auch nur irgendwie abgelenkt ist, dann sollte man es nicht machen. Denn ich hatte als Jugendlicher auch immer was übrig, als ich einen defekten Wecker von meinen Großeltern zum Spielen bekam und ihn dann zum Spaß zerlegt und wieder zusammengesetzt hatte
Gruß
Richard der auch in die Kategorie "Lais" gehört

Hi,
Christian hat glaub ich Recht, was die Befestigung der Zeiger angeht. Siehe Foto
Bild 2 (arme Uhr) liegt immer noch, Pendel hab ich inzwischen vorsorglich ausgehängt.
Da sind auf jeden Fall Stifte mit denen das Zifferblatt befestigt ist. Bei 1, 5 und 9 Uhr.

Blick von unten.
Hat jemand eine Idee wie alt die Uhr sein könnte?

Die Stifte lassen sich auch vorsichtig raus ziehen. Die vom Zifferblatt sind eventuel schon fester. Ich habe es mit einem kleinen Hammer und einem großen Nagel mit abgeschliffener Spitze, den ich auf das dünne Ende des Stiftes gehalten habe und dann mit dem Hammer vorsichtig auf den Nagel geschlagen habe geschafft. Es ist halt etwas Fummelarbeit, aber es geht.
Also nach 20er Jahre sieht es für mich nicht aus. Ich hätte auf späte Gründerzeit getippt, aber vielleicht liege ich auch völlig falsch.
Mir gefällt die Uhr und das Zifferblatt mit der Sekundenanzeige und den sehr schönen Zeigern.Der Minutenzeiger ist interessant, weil er an beiden Seiten der Achse eine Verzierung hat. Wirklich eine sehr schöne Uhr. Die würde ich auch erst säubern und neu ölen bevor ich sie dauerhaft in Betrieb nehme. Da muss auch eine neue Scheibe rein. Am besten die alte Scheibe herausnehmen und damit zu einem Glaser gehen. Das ist nicht teuer.
Grüsse
Richard