Zitat von Spornrad im Beitrag #27Ich kann dich da verstehen. Die Medizingeräte sind schon heftifg bürokratisiert, reguliert, und trotzdem passieren, wahrscheinlich aus Profitgier, diese haarstäubenden Sachen wie zerbröselnde Hüftprothesen.... Ich bin da zwiegespalten. Die Reguliererei hat zB. das kommerzielle Fliegen seit den 60ern um Zehnerpotenzen sicherer gemacht. Wahrscheinlich führt kein Weg daran vorbei auch bei Medizingeräten. Der technische Fortschritt, auch in puncto Sicherheit, ist auch bei denen gewaltig. Und dann gibt es einen GAU wie beim letzten 737 Modell von Boeing, wo alle Risikomechanismen und alle Ingenieurskunst total versagt haben...
Zur Verdammung meiner Flickschusterei am Zeiger fällt mir ein Buch ein, das ich vor Jahrzehnten verschlungen habe: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten, von Robert Pirsig. Kennst du das? Gruss Albrecht
Das Werk kenne ich "noch" nicht, werde aber evtl. Deiner Empfehlung folgen, es zu lesen.
LG
Ralf
... ist schon im meiner Kindle-Bibliothek ... und wehe, das Werk taugt nichts !!!
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
... anderes Beispiel ... und aus aktuellem Anlass ...
Wer die Bücher von Richard Feynman gelesen hat, weiss es schon lange ... auch die Katastrophe der Challenger war nur die Folge von Profitprofitprofit ... und Angst um Prestigeverlust ... und die NASA ein gewinnorientiertes Unternehmen ...
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Zitat von Swissuhrwerker im Beitrag #32 ... auch die Katastrophe der Challenger war nur die Folge von Profitprofitprofit ... ...
Ein Beispiel, das ich nie vergessen werde, weil ich es am Radio live erlebt habe, während ich als Student im Labor nervtötende Versuche machte: Das Challenger-Unglück 1986. Thiocol Ingenieure hatten noch versucht, den Start zu verhindern, weil sie das Desaster wegen kältebedingtem Versagen der Dichtringe der Solid-Booster Raketen vorhergesagt haben. Das Management liess sich von NASA unter Druck setzen, ist eingeknickt und hat schliesslich den Start bei Frost abgesegnet. Ein Experiment mit tödlichem Ausgang für die Crew.
Roger Boisjoly war ein Ingenieur, der Monate vor der Explosion genau davor gewarnt und am Vorabend verzweifelt versucht hat, den Start auf wärmeres Wetter zu verschieben.
Dagegen ist doch so ein mikroskopischer Tropfen Sekundenkleber am Zeigerrohr echt harmlos, oder? Vor allem, wenns auch noch hält ...
Diese Katastrophe habe ich auch live am Radio mitgehört, ich war bei einem Freund, der hatte einen nagelneuen DDR-Kassettenrecorder, darüber hörten wir die Ereignisse live, Wahnsinn wie die Zeit vergeht und was da eigentlich passierte, konnten wir im Prinzip garnicht richtig glauben oder erfassen...waren da 8. Schuljahr.. und in der "AG Astronomie", was das hören des Ereignisses sozusagen zur Pflicht machte...
Danke für die Information, daß hier, oh Wunder, auch wieder das Geld die Oberrolle spielte...
Naja und diese in wirklich(!) allen Bereichen komplett profitorientierte Gesellschaft, braucht ein Mecker-Forum für sich...das bringt aber auch nichts, außer das Gefühl sich Luft gemacht zu haben ohne das Problem zu lösen...dabei freuen sich die Verantwortlichen nur, daß die Energie, die evtl. für diese Leute gefährlich werden könnte aufgefangen wird...die Smartfone-Spielerei schafft das ja auch sehr zufriedenstellend...Finanzsystem wird besser sofort abgeschafft...das wollen wir uns aber besser nicht vorstellen, wie das für den kleinen Mann abläuft...
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Noch ein kleiner Nachtrag. Das Werk läuft zuverlässig, aber die Reibung im Chronotrieb wurde schlimmer. In Andalusien bei 38 °C ist sie dann sogar bei eingekuppeltem Chrono stehen geblieben, immer bei 7 s, was sich mit dem Minutenzeiger verstellen liess. Der Kleber aussen am Zeigerrohr des Chronozeigers hat am Minutenrohr gerieben. Nach Abkratzen des Klebers von der Aussenseite des Zeigerrohrs ist jetzt der Chrono ok, kein Gangunterschied mehr mit und ohne Chrono, und der Zeiger stellt immer noch stabil auf Null. Zum Abschluss ein paar Bilder des Chinafliegers in seinem ureigensten Element LG und nochmal danke, vor allem an Ralf, für die vielen Tips Albrecht |addpics|q4l-6-ed8a.jpg-invaddpicsinvv,q4l-7-73f9.jpg-invaddpicsinvv,q4l-8-a1b3.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Weitere Arbeiten: Der Chronosekundenzeiger hatte ca 2 s Spiel, wenn zurückgestellt. Mal eine Sekunde links, mal rechts von der 12, und durch Schnippen gegen die Uhr bewegbar. Ralf hat in einem Post beschrieben, woran das liegt. Wenn der Herzhebel kein Spiel auf der Herzscheibe des Minutenzählrads hat, liegt er am Sekundenherz nicht voll an. Genau das war das Problem: Chronozentrumsrad Spalt (V förmig) Minutenzählrad
Ich habe deshalb die Flanke des Hebels, die am Minutenherz anliegt, minimal abgeschliffen. Das richtige Mass zu schätzen ist schwierig, weil die eine Flanke bezogen auf die Kreisbewegung des Hebels eher tangential, die andere eher radial liegt. Die Flanke habe ich mit feiner Schmirgelleinwand entgratet und dann mit der Proxxon poliert. Jetzt hat die Flanke am Minutenzählrad minimal Spiel, und die am Zentrumsrad liegt auf. Nach Bearbeitung des Herzhebels: Zentrumsrad Minutenzählrad
Anschliessend brauchte ich zwei Tage, um das ganze wieder richtig zum Rückstellen zu kriegen. Zuerst zu viel Öl auf die Herzscheibe gebracht, da machte das Abheben des Hebels lustige Sachen mit dem Zeiger per Öl-Kapillarkraft (Rodico hilft). Und die Einstellung der Rastfeder des Minutenzählrads brauchte drei Versuche, die muss jetzt mit dem Spiel genau stimmen (Rastpunkt in Mitte des Spiels, sonst ist entweder die eine oder die andere Seite nicht zuverlässig). Ausserdem musste ich die Feder des Herzhebels leicht straffer biegen.
Die Schmierung der Chronohebel ab Werk war, wie auch schon beim Schaltrad, nicht adaequat/nicht vorhanden. Am Glasboden sah man eine Abriebwolke, sowohl am Sperrkegel des Herzhebels als auch an dem Mitnehmerstift, mit dem der Herzhebel die Sternradwippe ausrückt. Ich vermute, dass die bei Seagull (wenn überhaupt an den Hebeln) nur Öl verwenden, wofür die Flankendrücke einfach zu hoch sind (die Ölung der Stosssicherung sieht nämlich super aus, ein kleiner Tropfen unter dem Deckstein). Ich habe daher alle Eingriffstellen des Herzhebels (auch noch am Bremshebel) minimal gefettet.
Jetzt funktioniert die Rückstellung wie sie soll. Präzise Rückstellung aus allen Positionen, und auch akustisch hört sie sich gesünder an. Kein schabendes Geräusch mehr, sondern ein schönes "Palim" .
LG Albrecht |addpics|q4l-9-5ad7.jpg-invaddpicsinvv,q4l-a-ea9d.jpg-invaddpicsinvv,q4l-b-ed53.jpg-invaddpicsinvv,q4l-e-a225.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Hallo Albrecht
Es freut mich, dass Du mit Deiner etwas "unorthodoxen" Herangehensweise Erfolge bei der Reparatur Deines Chronos hast.
Nach meiner Erfahrung ist es allerdings (such bei Seagull-Werken) nicht notwendig, den Herzhebel, bzw. dessen Flanken durch Abschleifen nachzuarbeiten.
Ein kleiner Tipp fürs nächste Mal zum Ölen der Herzen: Die Herzen werden nur mit einem sehr dünnen Ölfilm versorgt. Das erreicht man am Besten, wenn man ein kleines Holzstäbchen (Zahnstocher) mit dem passenden Öl leicht tränkt und mit dem Ölgetränkten Zahnstocher über die Herzen fährt, so dass wirklich nur ein sehr dünner Ölfilm auf dem Herzen verbleibt.
Für die verschiedenen Hebel der Chronographen eignen sich die beiden Möbius-Fette 8200 und 8300 recht gut.
LG
Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Hallo Ralf, danke! Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich das Spiel am Zentrumsrad wegkriege. Ich habe zum Beispiel versucht, ob der Kloben genug "Luft" hat, um ihn leicht verdreht festzuziehen. Der hat aber ganz saubere Passstifte, da ging nichts. Und die Herzscheiben auf den Zapfen kann ich auch nicht radial verschieben... Wie kannst du das korrigieren, ohne den Herzhebel selbst zu bearbeiten?
Als Fett hab ich, unorthodox, ein Heisslagerfett für die Magnetzünder eines Flugzeuges benutzt. Das ist dafür optimiert, auch bei hohen Temperaturen nicht zu kriechen, damit die Kontakte nicht verfetten. Ich dachte mir, das müsste mit dieser Eigenschaft für die Chronohebel ganz gut passen, und bisher funktioniert es auch recht gut.
Hast du inzwischen mal Gelegenheit gehabt, in das Buch zu schauen? Herzliche Grüsse Albrecht
dann will ich dich mal nicht länger beim Lesen stören! Ich hab mir das eBuch inzwischen auch nochmal geholt, mein altes Exemplar ist wohl beim Ausleihen bei einem Freund stecken geblieben... Muss mal sehen, ob ich das nach ca 30 Jahren immer noch so gut finde wie mit jungen Jahren....
Ich hol das nochmal hoch, weil ich eine Frage an die Uhrenprofis habe. Dieser Chrono hat einen nicht ausgewuchteten Chronosekundenzeiger. Das ST / Venus Werk hat ja eine gegabelte Blattfeder auf der Platine. Die drückt (geölt) auf das Chronozentrumsrad und erzeugt eine Reibung. Der Sinn ist für mich, das Rad in dem Moment zu halten, wenn der Chronograph ausgelöst oder gestoppt wird. Beim Auslösen hebt nämlich zuerst der Herzhebel ab, und erst dann greift die Kupplung ein. Wenn man in vertikalen Lagen langsam auslöst, fällt der Chronozeiger der Schwerkraft folgend. Ich hab jetzt diese Blattfeder nachgebogen, um mehr Reibung zu kriegen. Dazu waren mehrere Iterationen fallig, von Chrono stoppt Werk bis 60° Amplitudenabfall usw. waren viele Versuche fürs Feintuning nötig. Jetzt funktioniert es prima. Aber: Wenn die Uhr sehr warm ist (am Kamin sitzen zB.) fällt der Zeiger immer noch manchmal. Ist die Uhr kalt bis handwarm, ist alles bestens. Was kann das sein? Was kann man da noch machen? Mehrbereichsöl an die Blattfeder ....??? LG Albrecht
Zitat von Swissuhrwerker im Beitrag #2... falls Du mal in die Verlegenheit kommen solltest, nach einer kompletten Anleitung für das Zerlegen, Montieren und Justieren dieses Werkes zu suchen, kannst Du auf meiner Homepage mit einer von mir erstellten Seminarunterlage fündig werden ...
[URL=http://www.swissuhrwerker.ch/wp-content/uploads/2014/11/Seminarmappe-Venus-175-2013-10-08-min.pdf]Manual ST 1901/1902 versus Venus 175/URL]
Vielen Dank, Ralf, für diese ausführliche, aus meiner Sicht erklassigen Anleitung! Ich habe zwar noch kein mech. Chronograph, aber das kann sich noch schnell ändern. 😉
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24.07.2019 23:34
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???
, das 2. Video zeigt die Nutzung (kommt im Video etwas später)...