... heute mit Auftrag zur Reparatur/Revision erhalten:







Sehr interessantes Kaliber mit elektronisch gesteuertem Unruhmotor, seit ca. 45 Jahren in Betrieb und laut Besitzer ohne bisherige Revision, lediglich regelmässige Batteriewechsel bei einem "renomierten Uhrenserviceladen" in München.



Von meinem Auftraggeber angegebener Fehler:

Batteriewechseluhrmacher hat Batterie ersetzt, Uhr selbst getragen und als fertiggestellt an Besitzer übergeben, nach 3 Tagen am Handgelenk des Besitzers wieder ohne Funktion.

Ich werde über die Reparatur weiter berichten ...



Erste Inaugenscheinnahme:

- Fingerabdrücke auf dem Werk
- Schraubenschlitze (wie so oft) ungnädig behandelt
- Falscher Batterietyp eingebaut, Batterie leer
- (Plexi-) Glas sitzt nicht fest
- "Behandlungsspuren" auf Zifferblatt und Zeigern
- Manipulationsspuren an Zifferblatt und Gehäuse (Bohrungen zur Fixierung des Zifferblatts) ??


Es ist immer wieder traurig zu sehen, was "professionelle" Betriebe offensichtlich mit Kundenaufträgen, respektive deren Uhren anstellen!


LG

Ralf

Zitat von Mahlekolben im Beitrag #2

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Aaaah - ein WUNDERSCHÖNER Klassiker!

Leider mit dem falschen Werk darin...

Falsche Batterie und schon wieder leer - die kann auch aus alten Beständen und von vornherein entladen gewesen sein. Wer weiß, vielleicht wird's ja gar nicht so schlimm.

Trotzdem: Dir viel Erfolg bei der Revision und uns einen schönen Bericht mit Bildern.

Viel Spaß!

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Ja, so ein Werk in einer Taschenuhr - das wäre noch was für mich. Ich liebe diese Uhren!

Frank

Leider mit dem Batterieproblem, man kann nur noch (überlagerte) Restbestände der 343 verbauen, wenn man denn welche hat oder rankommt. Mit Silberoxidbatterien ist der Gang nicht mehr so stabil, weil die Spannung im Gegensatz zum Quecksilber-Original stark vom Entladezustand abhängt. Die Batterie muß auch häufiger gewechselt werden.

Ist dieses Werk auch mit 1.35 Volt betrieben worden wie die Stimmgabelwerke?Hab ich gar nicht gewusst.
LG Mario

... weiterer Reparaturbericht erfolgt ausschliesslich in Bildern (wie hier) ohne Prosa (d.h. ohne Einschätzung, Bewertung, Meinung oder Kommentar) ...




Eingangszustand:

Erste Messung auf der Zeitwaage mit 344-Silberoxid-Zelle / 1,55 Volt:





Anlauf nur mit Anstossen, Amplitude (Lage ZB unten) zu klein:

Wahrscheinlich Unruhzapfen abgenutzt.

Zitat von Gustav Becker im Beitrag #7

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Leider mit dem Batterieproblem, man kann nur noch (überlagerte) Restbestände der 343 verbauen, wenn man denn welche hat oder rankommt. Mit Silberoxidbatterien ist der Gang nicht mehr so stabil, weil die Spannung im Gegensatz zum Quecksilber-Original stark vom Entladezustand abhängt. Die Batterie muß auch häufiger gewechselt werden.

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Die Energiedichte ist das eine, das andere ist die bei höheren Spannungen ebenso höhere Stromaufnahme. Die Leistungsaufnahme kann quadratisch oder noch stärker mit der Spannung steigen. Kaputt kriegt man die simple Elektronik so schnell nicht, die ist nicht auf Kante gestrickt und muß unvermeidliche Toleranzen wegstecken. Aber man muß strenggenommen sagen: sie wurde nicht für den Betrieb an 1,55 V ausgelegt. Es ist ungefähr so, als würde man eine Uhr mit einer stärkeren Zugfeder ausstatten. Immerhin hat man bei Elektronik den Vorteil, daß es keinen Verschleiß gibt. :)

Ganz so schnurgerade wie bei Quecksilberzellen ist die Entladekurve der Silberoxidzellen leider nicht, aber die Frage ist, ob das überhaupt merklich das Gangverhalten beeinflußt, oder ob andere äußere Einflüsse überwiegen. Heutzutage würde man die Amplitude auf einen konstanten Wert regeln, das wird bei den Quarzuhren meist auch so gemacht. Auf Arbeit konstruieren wir u.a. auch Uhrenschaltkreise, da beträgt die Stromaufnahme gerade mal um die 100 nA, also 0,0001 mA, das kriegt ein Baumarktmultimeter gar nicht mit. Da müssen in den Schaltkreisen geregelte Ströme von nur ganz wenigen nA bereitgestellt werden, möglichst noch über einen sehr weiten Temperaturbereich. Leider hat das mit Mechanik gar nix mehr zu tun, hat aber auch seine Reize und Herausforderungen.

Im Zusammenhang mit der Anmerkung von Thomas bzgl. Entmagnetisierung der Zelle habe bei meinem Werk festgestellt, dass ein Teil der verchromten Werk- und Brückenschrauben aus einer kupferfarbenen, nichtmagnetischen LM-Legierung besteht.

Zitat von Swissuhrwerker im Beitrag #9

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Anlauf nur mit Anstossen, Amplitude (Lage ZB unten) zu klein

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Hallo Frank

Vielen Dank für Deine Hinweise.

Ich gehe durchaus nicht davon aus, dass der eingestellte Hebungswinkel mit 52 Grad korrekt ist und die auf der Zeitwaage angezeigte Amplitude dem Soll entspricht.

Um entsprechende Soll-Werte zu wissen, hatte ich ja in einem weiteren Beitrag nach einem entsprechenden Service-Manual gefragt.

Ich habe allerdings im Web einen älteren Beitrag zur Revision dieses Werkes gefunden. Der Autor des Beitrages zeigt in seinem Bericht mit einem Foto die Ergebnisse des Gangs auf der Zeitwaage. Sein Kaliber zeigt auf seiner Zeitwaage bei 52 Grad eine Amplitude von 249 Grad. Diesen Wert wollte ich bei meinem aktuellen Wissensstand als Anhaltspunkt nehmen.

Da mir der Besitzer der Uhr versichert hat, dass die Uhr seit seinem Besitz von über 30 Jahren regelmässig getragen und nie revidiert wurde, habe ich das Werk fürs erste zum Waschen, Legen, Föhnen vorgesehen.

Inzwischen ist das Werk komplett zerlegt und gereinigt. Nach genauerer Inspektion aller Komponenten und der Remontage schaue ich mal, was die Zeitwaage sagt und wie es dann weitergeht.