Hallo an alle,
ich bin bei diversen Taschen- und Wanduhren immer wieder über ein Thema gestolpert, mit dem ich nicht so richtig umzugehen wusste.
Bei einfacheren Uhren mit Flacher Spirale (Breguetspirale lass ich mal außen vor) ist mir aufgefallen, daß das Spiel der Spiralklinge zwischen den Rückerstiften immer wesentlich größer ist als in der Literatur empfohlen wird. Bekanntlich eine Spiralklingenstärke. Das hatte also bis dahin niemand korrigiert.

Jetzt habe ich aber Varianten, wo es keine Rückerstifte gibt, sondern nur einen gebogenen Draht, auch da immer wieder zu viel Spiel oder Variante mit Spiralschlüssel, auch wieder zu viel Spiel.

Jetzt stellt sich die Frage, haben die Uhrmacher in der Vergangenheit das nur ignoriert, die Hersteller das nicht für wichtig erachtet etc.?
Wie geht Ihr damit um bzw. ein professioneller Uhrmacher?

Möglichkeit 1:
Korrigieren, was aber viel nach sich zieht, viel Zeit kostet.
Die Spiralklinge muß in der Mitte stehen, und das möglichst über den ganzen Verstellbereich des Rückers, also evtl. leicht biegen (die Spirale richten). Was aber, wenn´s richtig sein soll, ganz schöne Geduldsarbeit ist, sag ich einfach mal.

Die Uhr geht infolge der Verengung schneller, also Spirale länger fassen (wenn sie nicht schon am Ende ist) hier aber wieder die Symmetrie/Abfall richten die ja dann verstellt ist.
Oder Unruh beschweren, Regulierschrauben am Reif haben diese Uhren ja meist nicht.

Möglichkeit 2:
einfach so lassen , die Uhr ging ja schon (100) Jahre so, könnte aber genauer gehen. Und deshalb an vielen solchen Spiralen rumbiegen ist ja auch nicht immer ohne Risiko

Das Problem ist ja immer, daß die Schwingungsweite kleiner wird bei fast abgelaufener Feder und damit die wirksamme Länge der Spirale größer.
Habe als Beispiel zwei Bilder einer Junghans J 38 TU und einer Müller Wanduhr mit UMF 27 (DDR- Karl-Marx Stadt) angehängt. Letztere zeigt die typischen Symptome des etwas weiten Spiralschlüssels, geht bei voll aufgezogenem Werk schneller als am Ende der Woche (8Tage-Werk), weil da die Schwingungen kleiner werden und die wirksame Spirallänge sich ja dann vergrößert.





Klar, man könnte sagen, wenn´s dich stört ändere es, wenn nicht lass es so.

Ich würde aber gerne wissen, ob, wenn ein Kunde die Uhr zum (gewerblichen) Uhrmacher bringt, sowas im Normalfall gerichtet wird. Vielleich wird ja unterschieden je nach Kunde (das muß nichts schlechtes sein).

Freue mich auf zahlreiche Meinungen.

Bei Kleinuhren fiel das früher unter "Feinreglage" wenn ich mich nicht täusche.

Ich glaube, hier liegt aber ein Missverständnis vor. Bei tragbaren Uhren hat diese Feineinstellung etwas mit der Ganggenauigkeit in den Lagen zu tun.

Bei billigen Stiftenanker-Taschenuhren (Kienzle, Thiel etc) hat sich kein Uhrmacher die Mühe gemacht, hier etwas penibel an den Rückerstiften feinzustellen. Die Unruhe dieser Uhren ist sowieso "grobschlächtig" und der kleine Fehler durch die zu weiten Rückerstifte spielt keine Rolle, würde keine Verbesserung bringen.

Das macht also nur Sinn bei wertigen, tragbaren Uhren/Unruhen und Spiralen.

Bei ortsfesten Wanduhren spielt dieser Fehler eigentlich gar keine Rolle.

Mit Gruß

Hallo

Wichtig ist eigentlich nur, das mindestens einer der Rückerstifte in Kontakt mit der Spirale kommen kann. Sonst wäre der Reguliereffekt dahin wenn dem nicht so wäre.
Eine Zeit lang wurde propagiert, das die Spirale möglichst permanent am äußeren Stift anliegen soll. Das sollte theoretisch einen kleinen Vorteil bringen.
Da aber schon seit den 60er Jahren die Qualität der Materialien einen sehr hohen Stand erreicht hat, ist der Abstand der Rückerstifte oder die Position der Spirale wohl eher zu vernachlässigen.
Ich spreche hier ausschließlich über Armbanduhren und Taschenuhren.

Gruß hermann

Danke erstmal.
Hatte mich im Buch "Der Uhrmacher am Werktisch " orientiert. Dort ist das Thema genau besprochen so ab Seite 346.
Frage mich eben wer´s anwendet und wer nicht.
Also von einseitigem Anliegen hab ich noch nicht´s gehör ich dachte sie muß genau mittitg sein und beide Stifte gleichzeitig berühren.

Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #4

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....und beide Stifte gleichzeitig berühren.

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Ach so, Verzeihung, falsch ausgedrückt, natürlich mit Luft und bei hin und her jeweils gleichmäßig berühren, einmal hüben, einmal drüben, meinte ich.
Was ist jetzt Fliekraftregulierung bei der Uhr? Ernst gemeint oder Witz? Kenn das nur von Dampfmaschinen oder Grammophonen

hab gerade gesehen Geburtstag na dann natürlich:

Um es nochmal hervorzuheben : diese Feineinstellung zwischen den Stiften hat (theoretisch) einen geringen Einfluß auf die "Lagenfehler", also Zifferblatt unten, oder Krone oben usw.. Je enger die Stifte liegen, desto besser - aber eben nur bei tragbaren Uhren !
Bei nicht-tragbaren Uhren spielt das keine Rolle und es reicht wenn die Spirale an den äußeren Stift "atmet".

Grüße

o.k. hätt ich aber jetzt so nicht gedacht, weil das hat doch eher was mit der Federspannung zu tun, am Anfang viel Kraft, am Ende weniger und dadurch kleinere Schwingungsweite. Aber die Lage, kann ich mir denken, ist insofern auch eine Einflussgröße, weil ja meist auch im Liegen der Taschenuhr z.B. die Schwingungen größer sind als im Hängen.

Danke für die Meinungen.

Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #6

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Was ist jetzt Fliekraftregulierung bei der Uhr?

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aha, das ist dann also sowas wie die Regulierscheibchen unter den Unruhschrauben, nur daß ich´s eleganter verstellen kann. Interessant.

Zitat von HermannH im Beitrag #10

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Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #6

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Was ist jetzt Fliekraftregulierung bei der Uhr?

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Bei einer "Fliehkraftregulierung" fällt er Rücker weg. Die Regulierung erfolgt in Form von verstellbaren Gewichten. Wie hier z.B. bei einer Rolex:



Gruß hermann|addpics|6yw-n-6ef0.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|

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Der Uhrmacher wird den Teufel tun und die Unruhschenkel von der Fliehkraft biegen lassen, und sich den Isochronismus versauen.

Was Hermann sicher meinte ist eine Veränderung des Trägheitsmoments.

Also wir haben in Karlstein gelernt der Sprirale zwischen den Rückerstiften geringfügig Spiel zu geben UND sie gleichzeitig am inneren Rückerstift anliegen zu lassen. (wobei innerer oder äußerer Rückerstift egal sein dürfte) Dies sollte selbst bei kleiner Amplitude ebenso sein. Belohnt wird man mit einem etwas geringeren Isochronismusfehler.
Ich würde sagen, bei hochwertigen Uhren kann es so sinnvoll sein...

Sehe ich das richtig, es muss die Klinge nicht in der Mitte zwischen den Stiften sein wenn die Unruh in Mittelstellung ist, sollte aber so wenig gegen den Stift drücken, daß bei Bewegung der Unruh die Klinge abhebt und auch gegen den anderen Stift läuft?
Da hätte man bei kleiner Amplitude keine so große wirksame Länge wie bei großer, es gleicht sich also der Fehler mit der nachlassenden Spannkraft der Feder etwas aus. Klingt ganz einleuchtend