Hallo Zusammen!

Nachdem ich nach meiner Vorstellung erstmal etwas inaktiv war hier meine erste Frage an euch. Besser gesagt, meine ersten Fragen. Ich hoffe ich bin hier auch richtig. Oder wäre es besser im Konstruktionen, Berechnungen und Zeichnungen aufgehoben?

Bitte nehmt es mir nicht übel, wenn ich mich noch nicht so klar ausdrücken kann und die Wellen, Räder und Triebe etc. nicht richtig benenne und evtl. für Verwirrung sorge.
Habt aber auch keine Scheu mich zu korrigieren! ;)

Zu meinem Vorhaben:
Ich möchte eine einfache Pendeluhr konstruieren und bauen. Mein Ziel ist zunächst die ganze Technik und Vorgehensweisen dahinter kennen zu lernen. Ich wäre schon zufrieden, wenn die Uhr ein paar Tage durchläuft und die Zeit nicht zu sehr abweicht.
Auf ein Schlagwerk oder Sekundenzeiger kann ich noch verzichten. (Wird ja hoffentlich nicht mein letztes Projekt werden)

Zur Uhr:
Antrieb über Gewicht und Kette oder Seil
Graham Hemmung
Stunden und Minutenzeiger
Pendel mit einer ganzen Schwingung pro Sekunde


Zum Uhrwerk (ich hoffe ich kann das verständlich beschreiben):

Antriebsrad: z=80; U=1/Tag
Stundentrieb: z=20; U= 2/Tag (angetrieben vom Antriebsrad)
Stundenrad: z=80; U=2/Tag (auf der gleichen Welle wie Stundentrieb)
Wechseltrieb: z=20; U=8/Tag (angetrieben vom Stundenrad)
Wechselrad: z=60; U=8/Tag (auf der gleichen Welle wie Stundentrieb)
Minutentrieb: z=20; U=24/Tag (angetrieben vom Wechselrad)
Um den unterschiedlichen Achsabstand von Stundenwelle-Wechselwelle und Wechselwelle-Minutenrohr auszugelichen, habe ich hier die Module 1 und 1,25.


Zur Hemmung:
Das Hemmrad müsste bei 60 Schwinungen pro Minute ja 60 Zähne bekommen. Sehe ich das richtig?
Angetrieben werden soll es über 4 Übersetzungen auch direkt vom Antriebsrad

Antriebsrad: z=80; U=1/d (wie oben genannt)
Antriebstrieb: z=20; U=4/d (angetrieben vom Antriebsrad)
Rad 2: z=150; U=4/d (gleiche Welle wie Antriebsrad)
Trieb 2: z=20; U=30/d (angetrieben vom Rad 2)
Rad 3: z=120; U=30/d (gleiche Welle wie Trieb 2)
Trieb 3: z=20; U=180/d (angetrieben vom Rad 3)
Rad 4: z=160; U=180/d (gleiche Welle wie Trieb 3)
Trieb 4: z=20; U=1440/d (angetrieben vom Rad 4)
Hemmrad: z=60; U=1440/d (gleiche Welle wie Trieb 4)


Zu meinen Fragen:

1. Stimmt meine Annahme mit dem Hemmrad und den 60 Zähnen?
2. Ist das ganze so realisierbar? Rein Theoretisch müssten die Übersetzungen und Drehzahlen ja stimmen.
3. Wenn das ganze realisierbar ist, ist es auch sinnvoll oder eher absolut unüblich? In den Büchern die ich habe, wird eher vom Minutenrad zum Hemmrad gerechnet und nicht vom Antieb. Meine Überlegung dazu ist, dass es genauso gehen müsste, nur dass dadurch die Übersetzungsverhältnisse größer werden. In meinem Fall auch eher ungleichmäßig.
4. Ist die Anordnung der Übersetzungsverhälitnisse sinnvoll? (Bei mir: Antriebsrad zu Minutenrohr: i=2 ; i=4 ; i=3 und Antriebsrad zu Hemmrad: i=4 ; i=7,5 ; i=6 ; i=8)
5. Wahl der Module von 0,8 / 1 / 1,25 ok? Es tauchen zumindest alle in einer Tabelle aus einem meiner Lehrbücher auf.
6. Einfach allgemein: lasst mich alles wissen was ich vergessen oder nicht beachtet habe ;)


Wer es bis hierher geschaft hat, vielen Dank für deine Gedult! (soll ja eine wichtige Tugend sein für Uhrmacher ;) )


Gruß
Korbi

Mächtig viel Stoff zum Abend....

Ich würde aber ein Sekundenpendel nehmen (1Halbschwingung pro Sekunde).
60 Zähne ist ne ganze Menge für ein Hemmrad. Also eher ungünstig.
Wie groß soll denn die Uhr werden?

LG Thomas

Hallo!

Den FPPU bin ich schon etwas am durchforsten, aber mit kommt das Projekt etwas zu groß für den Anfang vor.

Für das Hemmrad also dann 30 Zähne?

So groß wie nötig und so klein wie möglich... wenn sie anfangs etwas größer wird, macht auch nichts.
Die Größe (vor allem der Zahnräder) wird eher von den Fertigungsmöglichkeiten eingeschränkt.

Gruß
Korbi

Richtig. Das hat den Vorteil, dass man einen Sekundenzeigerzeiger mit einplanenen kann.

Wenn meine Überlegung richtig ist, dann müsste bei einem Hemmrad mit 30 Zähnen nur das Pendel doppelt so schnell werden oder?

Wo liegt denn das Problem, dass 60 Zähne für ein Hemmrad zu viel sind?


Gruß
Korbi

PS: Ja das ist wirklich viel Stoff zum Abend. Auch ein Grund wieso ich die letzten Tage nicht zum schreiben gekommen bin.

Hallo Korbi ,
bis heute gültige und allgemein anerkannte Anleitung für Bau einer guten Sekundelpendeluhr findest Du bei Grossmann http://sb471a5d80e51f904.jimcontent.com/...M_Grossmann.pdf
und überarbeitet und publiziert von Alfred Helwig im Jahr 1927? in Deutschen Uhrmacher - Kalender .
Soll Dein Projekt nicht so dogmatisch sein , beschreibe in erstmal in groben Sätzen ;
zum Beispiel, wie groß Deine Uhr sein soll , welche Materialien zum Einsatz kommen sollen , wie genau Deine Uhr laufen soll , Dein Maschinenpark b.z.W. Fertigungsmöglichkeiten ,
und das wichtigste Dein Geschmack/ Vorliebe, eventuell hast Du eine Großuhr gesehen die Dich auf die Idee gebracht hat eine eigene Konstruktion voranzutreiben.

LG
Alexander

Wenn dass Hemmrad weniger Zähne hat, ist es schneller.
60 Zähne am Umfang sind schon eine Menge. Um so feiner werden die Zähne. Noch feiner und präziser muss der Anker sein.

Ich habe die Werte von Grossmann in Alexanders link genommen und die erste Uhr lauft schon wunderbar. Ich wurde nicht weiter suchen.
Merke einen "1-Sekundenpendul" hat die Länge ~998mm und die Schwingungsdauer ist _2_ Sekunden.
Mit ein standard Hemmung wie Graham ergibt das ein "tick" jede Sekunde.
Viel Spass bei deinen Vorhaben!
Don

Guten Morgen,
Hemmungsrad/ Gangrad/ Sekundenrad für Sekundenpendeluhr mit Graham-Gang hat 30 Zähne.
LG
Alexander
PS
über Dein Maschinenpark habe ich jetzt bei Deiner Vorstellung gelesen

Hi Don ,
freue mich !
LG
Alexander
PS
Korbian , es ist nicht verkehrt (erwünscht) das Wissen aus unterschiedlichen Quellen zu sammeln ,
jedoch solltest Du für Studium ein Konzept aussuchen und den konstruktiv auf Stärken b.z.W. Schwächen untersuchen . Und das wichtigste - Spaß haben . Viel Glück!
PS
Don , natürlich bin ich neugierig

Hi Korbi,
In mein letzten Beitrag habe ich vergessen: bei einer Graham-Hemmung dreht sich das Hemmungsrad 1/2 Zahn pro tick.
=> 1 tick pro Sekunde, 1 Umdrehung pro Minute => 30 Zähne.
Don

Zitat von Korbinian H. im Beitrag #1

---

Um den unterschiedlichen Achsabstand von Stundenwelle-Wechselwelle und Wechselwelle-Minutenrohr auszugelichen, habe ich hier die Module 1 und 1,25.

---

Zitat von Korbinian H. im Beitrag #1

---

3. Wenn das ganze realisierbar ist, ist es auch sinnvoll oder eher absolut unüblich? In den Büchern die ich habe, wird eher vom Minutenrad zum Hemmrad gerechnet und nicht vom Antieb. Meine Überlegung dazu ist, dass es genauso gehen müsste, nur dass dadurch die Übersetzungsverhältnisse größer werden.

---

Eine Bemerkung zu deine Berechnungen: Naturlich wird das gehen, es wäre aber unüblich in Uhrenbau, wie Roland schon bemerkt hat.
Sicherlich bedingt durch dein Mechanik-Hintergrund bleibst du bei relativ kleine Übersetzungsverhältnisse.
Uhrmacher benutzen ofters viel grossere Übersetzungen, 10:1 und mehr, siehe Grossmann, und sie laufen problemlos.
Persönlich mache ich meine Berechnungen meistens von der Sekundenzeiger aus.
Der Drehzahl der Sekunde ist bekannt, die Übersetzung zur Hemmung ist mehr oder weniger gegeben, die Minute- und Stunden Übersetzungen gegeben und die Übersetzung zum Antrieb frei wählbar.
So, finde ich, ist es am einfachsten.
Die Wahl der Modul/die Module ist, so wie ich es sehe, eine Sache der Schönheit und wie du dein Werk anordnen willst, die Grossenverhältnisse der Teile, wie gross das Zifferblatt werden soll, Zeigerlängen und Anordnung, etc. Ich habe alles mit ein Modul gemacht was nicht unüblich ist.
Weiterhin viel Spass!
Don

Hallo zusammen!

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten, Tipps und Anregungen. Ich fühle mich hier wirlich gut aufgehoben :)

Ob es eine Uhr gibt die mich dazu gebracht hat bzw. ein Vorbild? Nicht wirklich. Ich fand Uhren schon als Kind immer toll. Mein Großonkel der leider schon verstorben ist, war Uhrenmacher in der Schweiz. Bei ihm war die ganze Wohnung voller Uhren aller Art. Das hat mir auch sehr gefallen. Aktuell habe ich bei mir in der Wohnung nur eine Pendeluhr (Digitaluhren auf Weckern zähl ich nicht). Die hing früher bei meinen Eltern. Schon da lief sie nie, weil sie doch recht laut ist. Ich mag es wirklich wenn sie Tickt und Schlägt, aber leider stört vor allem der Schlag meinen Schlaf (ich hab eine sehr kleine Wohnug)

Das ist heute etwas viel auf einmal, dass muss ich alles erstmal verarbeiten. Vor allem die zusätzlichen Links.
Ich werd mir kein Konzept und die Berechnungen auf jeden Fall nochmal durch den Kopf gehen lassen. Das mit den Zeigern z.B. war mir noch gar nicht so bewusst. Hier worüber ich mir Gedanken machen muss mir Zusammenhängne, Ursache und Wirkung... und viel zu lernen.

Die Spitzenhöhe meiner Drehmaschine ist 125mm. Daher wollte ich meine Räder auch nicht zu groß auslegen. Die Höhe vom Teilapparat kann ich jetzt gerade nicht sagen.

Die Uhr möchte ich an der Wand aufhängen. Die Größe ist hier für mich nicht so entscheidend, aber die Uhr sollte nicht breiter als 280mm werden. Es macht mir auch nichts, wenn die Uhr größer wird als sie eigentlich müsste.
Auch das Aussehen ist mir fürs erste nicht so richtig. Ich kann mich schon allein an der Optik der Mechanik erfreuen. Vor allem dann wenn ich weiß, dass alles selbst gemacht ist. :)
Die Rad- und Triebzahnzahlen habe ich auch mit dem Hintergrund gewählt, dass zu groß evtl. zu groß für meine Maschinen ist und zu klein für den Anfang zu filigran wird.

Material schwebt mir Messing vor. Welches genau hab ich ehrlich gesagt noch nicht überlegt. Eine Mischung aus Zerspanparkeit und nicht zu teuer. Die Haltbarkeit würde ich hier auch eher in den Hintergrund stellen. Ich gehe nicht davon aus, dass die erste Uhr sofort ein Schmuckstück wird und kann damit leben wenn sie später einmal nur noch an der Wand hängt (neben einer selbst gebauten Uhr die noch läuft).


Vielen Dank nochmal und schönen Abend!

Gruß
Korbi