ich habe mich etwas mit der Reparatur von Cylinderhemmungen beschäftigt, und zuerst an Schrott-Unruhen geübt. Eine Taschenuhr mit beiden gebrochenen Tampon-Zapfen war mein erstes Objekt, dazu eine kleine Bildergeschichte:
Zuerst wird der Unruhreif entfernt. Da die Cylinderwandung nur ca. 1/10 mm Wandstärke hat, darf der Lochpunzen nur ca. 5/100 mm kleiner als der Cylinderdurchmesser sein, sonst drückt man den Tampon tiefer in den Cylinder.
Mit dem Streck-Punzen wird der Cylinder etwas gestreckt. Es hilft tatsächlich, ohne diese Behandlung kommt der Tampon nicht raus.
Dann braucht man den Cylinderamboss und die Ausschlag-Punzen. Hier muß das Loch so gewählt werden, daß der Tampon nach unten rauskommen kann.
Nach dem Ausmessen werden die Tampons gedreht: Zuerst die Passung zum Cylinder, dann mit Handsticheln der Zapfen auf ca. 0,2 mm.
Mit dem Einschlagpunzen wird der Cylinder auf den Tampon aufgeschlagen.
Im Drehherz habe ich die Zapfen auf Maß rolliert, den Unruhreif aufgedrückt, die Zapfen gekürzt und verrundet. Die korrekte Höhe kann man leicht einstellen, indem man den unteren Zapfen solange kürzt, bis ein Cylinderradzahn wieder in die Einlaufspur des Cylinders trifft.
Nicht perfekt, aber es funktioniert. Möglicherweise ist der Unruhreif nicht original, denn er schließt nicht -wie sonst üblich- mit dem Cylinder oben ab.
Ja, und die Teile sind soo schön groß auf den Fotos. Sehr anschaulich gemacht.
Meine erste ernsthafte Beschäftigung mit dem Uhrmacherhandwerk begann ich ohne jede Anleitung oder Spezialwerkzeug damals mit der Neuanfertigung eines gebrochenen Zylinders und eines Tampons. Diese Unbekümmertheit und den Eifer möchte ich heute auch noch manchmal haben. Müßig zu sagen, dass das Ergebnis nur ohne Lupe dem Original glich und die Uhr nach längstens 2 Schwingungen stehen blieb.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
vielen Dank für diese anschaulich dargestellte Arbeit. Respekt vor deinem handwerklichen Können. Durch deinem Beitrag hier wird schön die Funktion der Cylinderhemmung, bzw. des Cylinders selber dargestellt wird.
Von mir nur der Hinweis, dass es auf den Uhrenbörsen und bei einigen Händlern noch genügend komplette Cylinder für kleines Geld gibt. Natürlich ist es immer von Vorteil, wenn man solche Teile selber herstellen kann!
Habt ihr den Beitrag von Matthias überhaupt gelesen??
Hier wird weder die Funktion der Zylinderhemmung, noch die Anfertigung eines Zylinders gezeigt. Das einzige was ich sehen kann ist die Anfertigung und Anpassung von Tampons. Oder?
Zitat von nobrett im Beitrag #9Habt ihr den Beitrag von Matthias überhaupt gelesen??
Hier wird weder die Funktion der Zylinderhemmung, noch die Anfertigung eines Zylinders gezeigt. Das einzige was ich sehen kann ist die Anfertigung und Anpassung von Tampons. Oder?
Verwunderter Gruß Norbert
Klar habe ich den Beitrag gelesen! Dennoch würde ich bei einer TU z. B. den kompletten Cylinder wechseln, dessen Bestandteile Tampons bereits inbegriffen sind. Da ich dies schon einige male gemacht habe, weiß ich auch dass die Tampons sehr oft noch fein angepasst werden müssen und nicht nur einfach ersetzt werden. Und doch offenbart sich hier, wenn auch nur ein Stückchen, die Funktion. Als Anfänger hatte ich immer gedacht, der Cylinder wäre ein Teil und eine mögliche Feineinstellung ausgeschlossen.
Lieber Matthias, ich bin wirklich über deine tollen Beiträge sehr glücklich. Du bereicherst unser Forum mit wunderschönen Beiträgen,die auch immer sehr sehenswert sind!
Was DU uns hier zeigst ist auch für Generationen von Uhrmachern ein wichtiger Anker zum Nachschauen.
„Wer Schlechtes nicht ertragen kann, wird Gutes nie erleben.“
vielen Dank für Euer Lob, und die freundlichen Posts. Besonders motivierend ist die Anerkennung der Profis!
@ Hermann: die Lochpunzen zum Ausschlagen des Cylinders sind z. T. Altware, wo ein besonderer Durchmesser nötig war, ist das auch schnell aus Silberstahl gemacht. Die Tampon-Aus- und Einschläger sind selbst gemacht. Irgendwo im Werkzeug-Thema sind sie vorgestellt.
@ fridspeed: Ja, wirtschaftlich ist so eine Arbeit nur, wenn man einen ganzen Cylinder tauschen kann, für mich ist es nur Hobby.
@ Philipp: Dir gilt mein größter Dank, denn diese Arbeiten habe ich von Dir gelernt! Die Seminare haben mir die größten Fortschritte gebracht.
Frage an alle: Da es hier schon angesprochen wurde: Ist die Neuanfertigung eines Cylinders möglich ? Bei der Zartheit und hohen Oberflächengüte war ich bisher der Meinung "nein!". Habt Ihr da Erfahrung?
Ich könnte mir vorstellen das es machbar wäre. Ein entsprechendes "Rohrstück" z.B. auf einen Messingdorn spannen und dann mit einem Fräser weiter bearbeiten. Auch hier kann nicht von wirtschaftlichem Arbeiten ausgegangen werden.
Viele Grüße Dirk
When no one can tempt you with heaven or hell, you'll be a lucky man.
In der Uhrmacherschule Karlstein wurden früher Zylinder selber angefertigt.Dort wurden auch Zylinder Echapements und Zylindertaschenuhren angefertigt von den Schülern.
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10.03.2016 20:58
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