ich hab mich nun ein paar Tage mit dem Ölen beschäftigt und bin dabei auf die Uhrenöle und Fette von Tillwich gestossen. Ich habe gelesen das manche Hobbyuhrmacher Ihre Werke einzig und alleine mit dem Öl "Tillwich Sorte 1-3" (das ist ein einziges öl, nicht 3 verschiedene) Ölen und dazu das Fett "B52" benutzen und die Werke sollen damit angeblich genau so gut laufen wie mit der Profiausstattung, ist da was dran? Gibt es Erfahrungen zu dem Thema hier im Forum, Ölt zufällig hier Jemand damit?
Es gibt ein weiteres Öl von Tillwich, das "Silber B" das man alternativ nehmen könnte statt des "Tillwich Sorte 1-3, wo genau liegt der Unterschied zu diesem Öl, ist es einfach nur hochwertiger oder dient es zu anderen Zwecken bzw speziellen Werken?
Als Anfänger habe ich Tillwich Silber K7132 lv rot genommen. Seit Jahren benutze ich Moebius Synt A Lube 9010-2 für Steinlager und Moebius Synt Visco 9020 für die Mechanik. Mehr nicht! Bisher gab es keinen Grund hieran etwas zu ändern.
Ein unausgesprochener Kodex der Uhrmacherei besagt, dass man über Schmierstoffe nicht spricht.
Das ist zumindest die Erfahrung die ich gemacht habe als ich auf dem autodidaktischen Lernpfad an der Stelle war, an der Du jetzt bist. Man folgt den Herstellerempfehlungen gemäß Schmierplan für das jeweilige Kaliber. Alte Schmierstoffe, die es nicht mehr gibt, werden durch die jeweiligen Nachfolger ersetzt. Welche Produkte Du verwenden willst liegt bei Dir. Ein vollständiger Ölsatz von Moebius z.B. kostet schon einiges an Geld.
So geht's: Du hast doch das Buch "Die Armbanduhr und Taschenuhr in der Reparatur"? Darin ist eine Tabelle, welche Öle und Fette wofür geeignet sind und wie die Produkte der unterschiedlichen Hersteller miteinander zu vergleichen sind. Dann schnapp Dir ein paar gut dokumentierte Uhrwerke, z.B. von ETA, für die es einen genauen Ölplan gibt. Bau sie zusammen und schmiere sie genau nach Ölplan. Und dabei überleg Dir, warum der Ölplan das genau so empfiehlt. Wenn Dir was nicht klar ist oder Du etwas nicht verstehst, frag nach. Nach einigen Wiederholungen entwickelst Du eine gewisse Routine und brauchst für analoge Anwendungsfälle keine Ölpläne mehr, weil das dann schon klar ist. In Spezialfällen oder wenn Du Dir mal nicht sicher bist, frag nach.
Zitat von nobrett im Beitrag #3Ein unausgesprochener Kodex der Uhrmacherei besagt, dass man über Schmierstoffe nicht spricht.
Ich möchte ergänzen:
"Ein unausgesprochener Kodex der Uhrmacherei besagt, dass man über rein gar nichts spricht..."
Ich vermutete an anderer Stelle bereits, dass Uhrmacher ein schreckhaftes Volk sind, die man mit einem zu kräftigen "Hallo und einen wunderschönen guten Morgen!" recht schnell in ihre Werkhöhle verscheuchen kann.
Von Dir stammt der Ausdruck des "Werkstattautisten" - was auch herrlich passt.
Hier anwesende Uhrmacher seien davon selbstverständlich ausgeschlossen, allerdings trifft oben aufgeführtes durchaus auf meine persönlichen Erfahrungen bei echten Begegnungen mit Uhrmachern zu.
Nunja - grundsätzlich geht es hier um das Thema der "Tribologie" - mit diesem Suchwort wirst Du einige Links finden, die Dich weiter bringen.
"Ein unausgesprochener Kodex der Uhrmacherei besagt, dass man über rein gar nichts spricht..." Michael , Du hast auf 1 µm genau ins Schwarze getroffen , das Paradoxe daran ist - man soll versuchen dabei sehr gut zuzuhören http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html ______________________________________________ ich bin mit Uhrenöle und Fette von Tillwich nicht gut klar gekommen , was wiederum nichts heißt .
Nun, da ich kein Uhrmacher bin, kann ich ja plaudern . Ich kann mir nicht vorstellen, daß man allein mit einem Öl alle Anforderungen qualitativ zufriedenstellend abdecken kann. Dazu halte ich die Einsatzzwecke für zu unterschiedlich. Nobrett hat das Buch von Jendretzki, Stern & Heydt ja schon erwähnt. Dort sind Schmierempfehlungen abgedruckt, u.a. auch bezogen auf Öle von Dr. Tillwich. Und dort werden, je nach "Einsatzgebiet", schon verschiedene Öle empfohlen, u.a. für Ankerpaletten, Ankerradzähne, Hemmung (Schnellschwinger), Unruhelager etc. das teilsynthetische (!) "Tillwich 1 - 3". Diese Sortenbezeichnung dürfte demnach spezifisch Tillwich sein und sich eben nicht darauf beziehen, daß es die bei anderen Marken als "1", "2", "3" genannten, verschiedenen Öle ersetzt. Denn für die etwas gröberen Einsatzbedingungen werden schon andere Schmierstoffe empfohlen, z.B. für Aufzugsteile und -räder das "B52". Noch 2 Ergänzungen: Ich verwende von Dr. Tillwich nur das Fett (bei Großuhren) und bin damit zufrieden, Öle habe ich die von Koch - die passen auch. Ansonsten kann ich nobrett nur beipflichten: Handwerk ist immer gerüttelt Maß Erfahrung. Deswegen: Versuch macht kluch (wie man in meiner Gegend zu sagen pflegt).
Beim Lesen juckt es mich unter den Nägeln obwohl ich ja eben nicht Uhrmacher bin, sondern nur Hobby… und ich mir diese Fragen auch immer wieder stelle.
Wie schon Nobrett gesagt hat … ausgehend von ETA Schmier- Ölanweisungen ist der Rahmen gegeben (für mich: Moebius 9010, (9020), D-5, 8200 und 9145 für den Anker … ) Aber da hör ich schon meinen alten Uhrmacherfreund sagen: Ankerrad und Anker vorher ins Epilambad… und für gewisse Marken wurden ihm vom Hersteller gewisse nicht zugängliche Produkte vorgeschrieben (Patek).
Und dann kann es vorkommen, dass (z.B. bei sehr kleinen Damen Uhrwerken) man eine Stufe runter gehen muss … etc.) Ich würde sagen … solange Du korrekte Amplituden mit Twillich hinkriegst ist ja alles OK. Ansonsten halte Dich an Nobrett und sammle Erfahrung … Bei sehr delikaten und feinen Werken kann ein « Zuviel » von Schmierstoff das Ganze stilllegen…
Meine Praxis: 9010 für Unruhe, Ankerrad und das Rad danach (9020) in gewissen Fällen für das nächste Rad… D-5 für den Rest 8200 für Federhaus und beanspruchte Reibflächen (ehrlicherweise … aus mir nicht mehr ersichtlichen Gründen habe ich 8207 anstatt 8200) 9145 für die Ankerpaletten (vorher Ankerrad und Anker in Fixodrop = Epilam tauchen) (Anker zapfen -> nichts)
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Zitat von Ticktack im Beitrag #10Frage: hier gibt es Kohle ohne Ende... kann man auch mit Kohle schmieren? Graphit meine ich... :)
Habe gerade aktuell eine Seiko Automatik repariert, bei der der Besitzer vorher Hand angelegt hat und das Rotorlager mit Graphit geschmiert hat. Ergebnis war dann, dass sich das Graphit im gesamten Werk ausgebreitet hat.
LG Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Zitat von Swissuhrwerker im Beitrag #6Wissen und Können kommt nur in die Welt, wenn die Wissenden, Weisen und Meister bereit sind, das ihre zu vermitteln.
Ist es nicht der Stolz und die Ehre eines Handwerksmeisters sein Können und sein Wissen weiterzugeben?
Was macht denn das eigene Wissen geringer, wenn es weitergegeben wird? Nichts - im Gegenteil, es macht es noch wertvoller!
Ich bedaure es sehr, dass das im Uhrmacherhandwerk anders gesehen wird, eine ganz persönliche Meinung.
Lieber Gruss
Ralf
Lieber Ralf, herzlichen Dank für Deine Zeilen. Ich bin überzeugt das wird im Uhrmacherhandwerk nicht anders angewendet. Es gibt immer und überall solche "Speziallisten" die glauben nur sie hätten das Wissen. Aber Schlussendlich sind das gerade diejenigen die meistens mit sich selber Mühe haben und sich dadurch abgrenzen. Das ist eine Frage von eigenem und echtem Selbstbewusstsein.
Zitat von Giacumin Bass (Windfang) im Beitrag #14 Lieber Ralf, herzlichen Dank für Deine Zeilen. Ich bin überzeugt das wird im Uhrmacherhandwerk nicht anders angewendet. Es gibt immer und überall solche "Speziallisten" die glauben nur sie hätten das Wissen. Aber Schlussendlich sind das gerade diejenigen die meistens mit sich selber Mühe haben und sich dadurch abgrenzen. Das ist eine Frage von eigenem und echtem Selbstbewusstsein.
LG Giacumin
Hallo Giacumin, das deckt sich genau mit meinen Erfahrungen. Die wahren Meister ihres Handwerks geben Ihr wissen auch gerne weiter (denen kann sowieso kaum jemand das Wasser reichen). Die Geheimniskrämer sind fast immer die Unsicheren die sich davor fürchten müssen das Andere das bald viel besser können als sie selbst.
Kontakt
Moderatoren
Foren-Regeln
Links
Xobor-Interview
Uhrenwerkstattforum
Thema drucken
12.07.2015 23:31 (zuletzt bearbeitet: 12.07.2015 23:34)
Antworten
. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man allein mit einem Öl alle Anforderungen qualitativ zufriedenstellend abdecken kann. Dazu halte ich die Einsatzzwecke für zu unterschiedlich. Nobrett hat das Buch von Jendretzki, Stern & Heydt ja schon erwähnt. Dort sind Schmierempfehlungen abgedruckt, u.a. auch bezogen auf Öle von Dr. Tillwich. Und dort werden, je nach "Einsatzgebiet", schon verschiedene Öle empfohlen, u.a. für Ankerpaletten, Ankerradzähne, Hemmung (Schnellschwinger), Unruhelager etc. das teilsynthetische (!) "Tillwich 1 - 3". Diese Sortenbezeichnung dürfte demnach spezifisch Tillwich sein und sich eben nicht darauf beziehen, daß es die bei anderen Marken als "1", "2", "3" genannten, verschiedenen Öle ersetzt. Denn für die etwas gröberen Einsatzbedingungen werden schon andere Schmierstoffe empfohlen, z.B. für Aufzugsteile und -räder das "B52". Noch 2 Ergänzungen: Ich verwende von Dr. Tillwich nur das Fett (bei Großuhren) und bin damit zufrieden, Öle habe ich die von Koch - die passen auch. Ansonsten kann ich nobrett nur beipflichten: Handwerk ist immer gerüttelt Maß Erfahrung. Deswegen: Versuch macht kluch (wie man in meiner Gegend zu sagen pflegt).
