Was bringt eine Revision ?

Eine vintage Rolex GMT Master Ref. 1675 wurde von einem Uhrensammler aus der Umgebung von Aachen zwecks Revision und Glastausch in meine Uhrmacherwerkstatt gebracht.

Auf Wunsch des Kunden sollte Gehäuse und Band nur gereinigt und auf keinen Fall aufgearbeitet werden (richtig so !)

Im Gehäuseboden sind zwei Reparaturzeichen vorhanden.
Wie lange die letzte Revision her ist, ist nicht bekannt.
Das Gehäuse und das Stahlband befinden sich in einem, dem Alter entsprechenden guten Zustand.
Das Glas hat einen tiefen Riss und muss deshalb ausgetauscht werden.

Beim Funktionstest vor der Revision wurde festgestellt, dass Zeigerstellung, sowie Datumsschaltung gut funktionieren.
In der Uhr tickt das Rolex Kaliber 1570 mit Schraubenunruhe und 19800 Halbschwingungen
pro Stunde.
Bei der Sichtkontrolle des Uhrwerks wurde festgestellt, dass das Uhrwerk sich in einem guten Zustand
befindet.

Zeitwaagentest vor der Revision:

Vollaufzug:

Zifferblatt oben Gang: 3 s/d Vorgang, Amplitude 221°
Zifferblatt unten Gang: 13 s/d Nachgang, Amplitude 220°

4 Lagendiagramm:

Krone rechts Gang: 11 s/d Nachgang, Amplitude 216°
Krone links Gang: 1 s/d Nachgang, Amplitude 218°
Krone oben Gang: 5 s/d Nachgang, Amplitude 212°
Krone unter Gang: 2 s/d Nachgang, Amplitude 231°

Maximale Lagendifferenz beträgt 10 Sekunden pro Tag und entspricht der Meisterprüfungsverordnung

Es wurde eine normale Revision des Uhrwerks durchgeführt.
D.h. es wurden folgende Arbeiten ausgeführt

1.Ausbau des Werkes
2.Zerlegen des Werkes in seine Einzelteile
3.Reinigung aller Uhrwerkteile
4.Überprüfen der Lager
5.Zusammenbau des Werkes
6.Einrichten und Justieren der Hemmung
7.Fetten des Aufzuges, Ölen des Räderwerkes
8.Kontrolle auf sichere Funktion
9.Montage Zifferblatt
10.Zeiger montieren
11.Überprüfen und Reinigung des Uhrengehäuses/-bandes
12.Einbau des Werkes in das Uhrgehäuse
13.Kontrolle der Uhr auf Ganggenauigkeit
14.Letzte Prüfkontrolle


Zeitwaagentest nach der Revision

Zifferblatt oben 1 s/d Vorgang, Amplitude 271°
Zifferblatt unter 1 s/d Vorgang, Amplitude 270°

Bemerkung:

Da sieht man mal, was eine Revision bringt !
Die Schwingungsweite der Unruhe hat sich um 50° erhöht.
D.h. es kommt mehr Kraft aus der Feder am Schwingsysthem (Unruhe) an, und es geht weniger Kraft im Räderwerk durch Reibung verloren.

Eine Lagendifferenz, von mehr las 10 s/d, konnte nicht durch das Vierlagendiagramm festgestellt werden. Da es sich um eine Schraubenunruhe handelt, wäre das allerdings auch kein großes Problem gewesen, da man durch Verlagerung der Masseschrauben am Unruhreif schnell den Schwerpunktfehler beheben kann.

Für die nächsten fünf Jahre hat dieses Uhrwerk jetzt Ruhe vor mir und kann in Ruhe die Zeit anzeigen.

Alle Testberichte findet Ihr in meinem Blog: http://uhrengutachter.blogspot.de

Hallo @Uli ,
Danke für den Beitrag. Jetzt weiß ich, was eine Revison bringt...
... aber was kostet sie? Nur mal Interesse halber, gern auch als PN

Gruß,
derTeichfloh

Moin,

ein wirklich schönes Stück Zeitgeschichte. Ist zwar nicht mein Fall aber dennoch finde ich Sie schön.
Wie lange dauert im Schnitt so eine Revision?

Danke und viele Grüße
Nico

Hallo,

danke für den Bericht, schön einmal zu lesen wie Kollegen vorgehen und welche Erfahrungen sie machen!
Die Uhr find ich dennoch gräuselig - aber Geschmäcker sind ja Gott sei Dank verschieden

Christian

Wir benötigen ca. 14 Tage für die Revision inkl. ausführlichen Tests

Grüße aus der Uhrmacherwerkstatt

Uli

Lieber Uli,

ohne meckern zu wollen, darf ich ein klein bisschen korrigieren? Als alter GMT-Sammler muss ich die Kaliberbezeichnung berichtigen.

1. Entweder es tickt hier das Cal.1565 oder das 1575. 1570 heißt das normale Kaliber (ohne GMT-Zeiger) für Submariner oder andere Drei-Zeiger-Varianten aus dieser Zeit
2. Wahrscheinlich hat Dein Kunde das so gewünscht, aber regulär hatte die 1675 ein Cyclopglas mit Lupe.

Herzliche Grüße

Moin,

Donnerwetter! 14 Tage, das ist schon eine ganz schöne Arbeit die dann dahinter steckt.

@mecanicus

Ich meine auf dem Werk auch die 1570 lesen zu können. Kläre uns Non-RLX-User auf.

Danke und viele Grüße
Nico

Hallo Mecanicus,

auf der Platine steht 1570 und es ist eine GMT, das steht fest.
Ich habe auch zuerst gedacht, dass das Glas mit Lupe das originale ist.
Einer der bekanntesten vintage Rolex Sammler hat mich allerdings darauf hingewiesen, dass es diese Version auch mit dem Tropical Glas ohne Lupe gab.

Grüße aus der Uhrmacherwerkstatt

Uli

Hallo,

ich finde vor allem gut, dass hier selbst versierte Fachleute einmal rätseln dürfen ob nun Glas richtig oder falsch und gab ees so oder nicht!
Das eine Uhr absolut original ist, weiß man wahrscheinlich nur bei der Auslieferung ;-)
Es gibt so viele Möglichkeiten etwas zu verändern, wer will da bei einem älteren Stück noch definitiv sagen können das es so original ist? Rolex soll meines Wissens ja auch auf spezielle Kundenwünsche eingehen - sprich mit anderem Zifferblatt, Glass oder Zeigern liefern (hauptsache von Rolex). In wie weit das stimmt sateht dann aber auch wieder wo anders, ich habe nie eine bestellt.

Christian

Hallo oldnicos, Uli und Christian,

da hat Dein Sammler leider nicht ganz recht. Richtig ist, dass es die Ursprungs-GMT-Master (damalige Ref. 6542), welche auf dem Turn-O-Graph aufbaute, wahlweise mit Lupe oder ohne gab. Eine 1675 wurde aber von Anbeginn, also ab 1962 immer mit Datumslupe ausgeliefert (ob das auf Kundenwunsch geändert werden konnte entzieht sich meiner Kenntnis).
Das Kaliber 1565 hatte 18000A/h und keine augenblickliche Datumsschaltung und wurde von 1962 bis 1990 gebaut, das Kaliber 1575 von 1965 bis 2003 mit schon 19800A/H und Date-just-System. Beide hatte wegen der zweiten Zeitzone die 5 am Ende der Kaliberbezeichnung. Die Kaliber 1560 und 1570 waren die Basis hierfür.

Wer es noch besser weis darf mich gerne berichtigen. Ich lerne immer noch gerne dazu !

Mecanicus Du bist mein "Mann" !
Ich habe in letzter Zeit sehr viel mit vintage Rolex zu tun.
Wenn ich Fragen habe wende ich mich an Dich !

Gruß ULi

Zitat von mecanicus im Beitrag #10

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Hallo oldnicos, Uli und Christian,

da hat Dein Sammler leider nicht ganz recht. Richtig ist, dass es die Ursprungs-GMT-Master (damalige Ref. 6542), welche auf dem Turn-O-Graph aufbaute, wahlweise mit Lupe oder ohne gab. Eine 1675 wurde aber von Anbeginn, also ab 1962 immer mit Datumslupe ausgeliefert (ob das auf Kundenwunsch geändert werden konnte entzieht sich meiner Kenntnis).
Das Kaliber 1565 hatte 18000A/h und keine augenblickliche Datumsschaltung und wurde von 1962 bis 1990 gebaut, das Kaliber 1575 von 1965 bis 2003 mit schon 19800A/H und Date-just-System. Beide hatte wegen der zweiten Zeitzone die 5 am Ende der Kaliberbezeichnung. Die Kaliber 1560 und 1570 waren die Basis hierfür.

Wer es noch besser weis darf mich gerne berichtigen. Ich lerne immer noch gerne dazu !

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Hallo Uli,

mein "Fachwissen" beschränkt sich hier sehr auf die Geschichte und die G´schichtln rund um die GMT-Master. Bei anderen RLX-Varianten bin ich bei Weitem nicht so "bibelfest" ;-(

Selbst "Uhrenpapst" Guido Mondani hat das noch nicht konsequent in seinen Editionen dargestellt;
deshalb von einem sehr großen GMT-Master-Fan mal eine Komplette Kurz-Übersicht:
Die Ur-GMT-Master Ref. 6542 hatte das Kaliber 1036, auf der Brücke war 1035 graviert, manchmal sogar 1030...
Also:
Kaliber 1030 = "nackt", nur mit Std., Min. Sek.
Kaliber 1035 = 1030 mit Datum
Kaliber 1036 = 1035 mit 24 Std.-Zeiger

Als dann die Nachfolge-Referenz 1675 mit Kaliber 1560 kam, wurde etwas "abgekürzt"
Kaliber 1560 = Std., Min. Sek.
Kaliber 1565 = 1560 mit Datum
Die Version mit 24 Std. Zeiger hieß dann einfach 1565 GMT (das ließt man in der Literatur aber so gut wie nie...)
Die gleiche Nomenklatur hat das Folge-Kaliber 1570!
Beide GMT-Kaliber sind aber wohl ausschließlich auf der Brücke mit der Basiskaliber-Bezeichnung gemarkt, ergo 1560 und 1570.
Eine kleine Änderung ohne Kaliber-Umbenennung gab es beim 1575 ab ca. 1971: Das "Hacking", also Sekundenzeiger-Stopp beim Ziehen der Krone.
Wer einmal eine GMT-Master mit Oysterband am Arm hatte, will nichts anderes mehr; man merkt die Uhr kaum, sie ist eine nicht alternde Stil-Ikone und mit 38 mm Durchmesser weder zu protzig, noch zu mickrig und ist für Ladies und Gentlemen gleichermaßen tragbar.

Mit lieben 2,5 und 4 Hz -Grüßen
Det