Immer wieder gibt es ja seltsame zeitnahe Zusammenhänge mit aktuellen Themen hier im UWF und den Arbeiten, die man gerade auf den Werktisch bekommt ...

Ausgangslage: Ich habe eine Junkers mit Poljot 3133 (ähnlich meiner eigenen) zur Reparatur erhalten, die vorab wegen eines Chronographenfehlers beim Uhrmacher war und augenscheinlich nicht repariert werden konnte.

Fehlerangabe des Besitzers:
"Bei laufendem Chronographen bleibt die Uhr sporadisch stehen."

Nach mehreren Testläufen bei mir stellte sich heraus, dass die Uhr immer dann stehen blieb, wenn der Finger des Chronozentrumsrades in das Sternrad eingriff und sich dann beim Eingriff einhakte. Eine genaue Prüfung des Eingriffs zwischen Finger des Chronozentrumsrades und dem Sternrad zeigte, dass der Finger einen Zahn des Sternrades zwar sauber und mit guter Eingriffstiefe vorantrieb, allerdings nach dem Verlassen des Zahnes diesen beim Verlassen ein zweites mal berührte und irgend wann dazu führte, auf einem Zahn des Sternrades aufzusetzen und somit das Werk zum Stillstand zu bringen.


Bild-Quelle: B.Humbert "Der Chronograph"



Bei der weiteren Überprüfung der Lageverhältnisse zeigte sich, dass sich bei korrektem Eingriff der Zählersperrfeder der anzugreifende Zahn des Sternrades nicht in der Verbindungslinie zwischen dem Drehpunkt des Chronozentrumsrades und dem Drehpunkt des Sternrades befand. Bei der Nullstellung und dem Anliegen des Herzhebels befand sich die Zählersperrfeder in korrekter Lage zwischen den Zähnen des Zählrades. In dieser Stellung befand sich allerdings kein Zahn des Sternrades in der oben genannten und wichtigen Verbindungslinie, die Korrelation zwischen Herzschulter und einstellbarer Sperrfeder war ebenfalls korrekt und somit auch nicht Ursache des Fehlerbildes.

Die Überprüfung des Herzhebels und dessen Hebeflächen ergab auch keinen Fehler. Aus meiner Erfahrung mit diesem Kaliber weiss ich, dass es aufgrund der wenig exakten Verarbeitung dieser Kaliber und ihrer Komponenten vorkommt, dass die Stellung des Herzens auf dem Minutenzählrad manchmal nicht exakt stimmt, was auch hier der Fall war.


ich weiss, nicht sehr scharf, die Stellung des Herzens sollte aber erkennbar sein.

Somit habe ich die Stellung des Herzens auf dem Minutenzählrad in Relation zu den Zähnen des Minutenzählrades korrigiert, so dass sich schliesslich in Ruhestellung und in der Nullstellung des Zählrades ein Zahn des Sternrades in der Verbindungslinie zwischen zwischen den Drehpunkten von Chronozentrumsrad und Sternrad stand. Im Ergebnis greift nun der Finger des Chronozentrumsrades sauber in das Sternrad ein ohne den Zahn ein zweites Mal zu berühren oder auf einem der Zähne aufzusetzen.

Eigentlich hätte ich mir die Fehlersuche auch sparen können und einfach bei unserem DIY-Uhrenbauer nachfragen können, was wohl der Fehler für das sporadische Stehenbleiben sein könnte ... er hätte sicher eine Lösung im Profi-Köcher gehabt ... allerdings, vielleicht war er ja auch der Uhrmacher, der die Uhr zuvor auf dem Werktisch (... äähh bzw. Schreibtisch mit Amazon-Uhrenunterlage) hatte.


LG

Ralf

Hallo Ralf,

ich weiß nicht, wie Du die Position des Herzen verändert hast, aber i.A. ist das nicht möglich.
Dann muss die Neigung der Herzhebelfläche umgeschliffen werden.

Zitat von praezis im Beitrag #2

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Hallo Ralf,

ich weiß nicht, wie Du die Position des Herzen verändert hast, aber i.A. ist das nicht möglich.
Dann muss die Neigung der Herzhebelfläche umgeschliffen werden.

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Hallo Ralf,
müsste nicht spätestens beim zweiten Zahn die Position der Sperrfeder plus Eingriffspiel die Winkellage der Zähne definieren? Die Herzscheibe kann das doch höchstens beim ersten Zahn nach Auslösung festlegen?
Gruss
Albrecht

Hallo Ralf,

vermutlich hast Du dann eher das Rad auf der Welle verdreht, denn das Herz muss ja sehr fest auf der Welle sitzen.
Ob das falsch, schädlich oder sogar gewollt ist kann ich nicht sagen. Muss mal eine 7730-Leiche rauskramen.

Hallo Frank

Ja, so ist es tatsächlich. Das Rad lässt sich bei dieser Ausführung auf der Welle drehen. Bei vielen Chronographen ist das Herz ja mittels Schraube fest mit dem Rad verbunden, was hier nicht der Fall ist.

Ist das Herz starr mit dem Rad verbunden, käme meine Variante ja nicht in Frage. In diesem Fall bliebe ja tatsächlich nur die Korrektur des Herzhebels und je nach Ausführung eine Anpassung der Flanken der Zählersperrfeder.

Beim 3133 besteht die Sperrfeder lediglich aus einem entsprechend geformten Federblech und lässt sich wie bei einem Gleitstück entsprechend in der Lage korrigieren, so dass sich natürlich die Stellung des Zählrades und damit die des Sternrades anpassen lässt. Auch hier wäre es sicher möglich, die Position des Sternradzahnes auf der Verbindungslinie auch in Nullstellung zu positionieren, indem man die Hebelflanken des Herzhebels korrigiert.

Passt man den Herzhebel so an, dass er auf den Schultern des Chronozentrumsradherzens aufliegt und gleichzeitig etwas Luft zwischen Hebelfläche und Herz des Zählrades lässt, sorgt ja auch prinzipiell die Sperrfeder dafür, dass innerhalb dieses Spielraumes zwischen Herz und Hebel auf Seite des Minutenzählers eine entsprechende Positionierung sichergestellt wird.

Nun hat das 3133 einen 30-Minutenzähler, die Sprünge der Zähne des Minutenzählers sind entsprechend gross, so dass die Positionierung durch die Sperrfeder einen relativ grossen Weg machen muss.

Nach meinen Überlegungen erschien es einfacher und ebenso zielführend zu sein, das Zählrad in eine ganz leicht geänderte Position zum Herzen zu bringen als den Herzhebel zu korrigieren. Zumal ich mir als Amateur natürlich drei mal überlege ob ich die Hebeflächen des Herzhebels durch Feilen anpasse, meine Kenntnisse und Fertigkeiten sind hier ja nicht diejenigen eines Profis.

Sollte ich aber bei meinen Überlegungen einen Fehler gemacht haben, wäre ich für Deine weitere Einschätzung sehr froh.

Natürlich bin ich als nichtprofessioneller Uhrenschrauber sehr abhängig von der mir zur Verfügung stehenden Literatur, weiss natürlich über die Möglichkeiten der Herzhebelkorrekturen insbesondere durch den Humbert Bescheid, habe aber zu meinem Lösungsansatz in der Literatur nichts gefunden. Ich bin mir aber auch darüber im Klaren, dass es nicht zu jedem Aspekt einen Hinweis in der Literatur gibt.

@Spornrad : Meine Ausführungen sollten auch Deine Frage beantworten.

LG


Ralf

Hallo Ralf,

Humbert konnte das nicht erwähnen, da gab es ja nur die traditionelle Befestigung der Herzen und noch kein 7733 / 3133.
Die verschiebbare Rastfeder hilft bei Deinem Problem wenig: wenn eine Position besser wird (Rastfeder mittig bei anliegendem Herzhebel) wird die andere schlechter (Stellung Sternradzahn zu Schaltfinger).

Die von Dir entdeckte Methode ist mir aber auch neu.

Zitat von praezis im Beitrag #7

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Hallo Ralf,


Die verschiebbare Rastfeder hilft bei Deinem Problem wenig: wenn eine Position besser wird (Rastfeder mittig bei anliegendem Herzhebel) wird die andere schlechter (Stellung Sternradzahn zu Schaltfinger).

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