Ein Geschäftsführer einer neu zu gründenden Gesellschaft kam auf mich zu: "Wir brauchen dies, und das, und jenes und welches auch noch. Und einen Wartungsvertrag und eine richtige Firewall und Antivirus und alles gaaanz sicher und schnell und supergut und blablabla..."
Jaja. Gerne doch...
(Vom Unternehmensinhalt her sollte hier schon ein etwas höheres Sicherheitsdenken dahinter stecken! Das wird zwar keine Bank, aaaber: Immerhin... Puh! Das Ding sollte schon klappen!)
Gut 50 Stunden Arbeit weiter: Mit dem Anbieter der Software wurde gesprochen, das Netzwerk, die Server, die Firewall, die TK-Anlage, Fernwartungszugriff, Antivirus, Backup, Videoüberwachung und so weiter und so fort - was man halt so braucht, wenn man mit 0 anfängt - alles fertig geplant und strukturiert, IP-Adressverteilung, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitserfassung, Mail-Server, Terminalserver, SQL-Server, Servervirtualisierung, diverse WLANs, Switches usw. usf., an Treffen mit den Software-Herstellern teilgenommen. Zahlen der Distributoren eingeholt, Vergleiche angestellt, Angebote, Beschreibungen und Zusammenhänge erstellt und beschrieben - und zur Gründung noch eine Kaffeemaschine verschenkt: Glückwunsch!
Und dann kam der Gesellschafter. Der Geldgeber. Im Strickpulli.
Ich hab' extra meine Ballett-Schühchen angezogen...
"Wir machen alles über Cloud-Dienste. Die Drucker brauchen auch keine zweite Schublade: Firmenpapier kann vorher umgedreht in die Schublade gelegt werden, dann geht das auch!"
Hä?
Janee... iss klar, oder?
Also... Cloud? Echt jetzt?
Nä!
Oder?
...
Bravo. Das hätte auch gerne im Vorfeld kommuniziert werden dürfen - dann hätte ich mich da fein raus gehalten...
Na: Dann pack' Du mal Deine Daten fein in die Cloud, Du Blödmann. Gerade erst ist deutschlands sicherstes Netzwerk geknackt worden, und noch weiß niemand, wie lange da schon rumgewurschtelt wurde und welche Daten nun auf welchen Wegen sind und welche Zusammenhänge daraus gestrickt werden. Und es gibt in Deutschland kein anderes Netzwerk, an dem mehr Profis sitzen, die wirklich wissen, was sie tun!
Die Jungs schütteln sich Ente á l'Orange aus dem Ärmel und ich probiere mich dagegen noch am Spiegelei!
Iss nähmlich gar nicht so einfach, so ein Spiegelei! Das kann ich Euch sagen...
Ich wünsche Dir Schwachkopf aufrichtig und aus tiefstem Herzen, dass Dir Deine ganze Bude gehörig um die Ohren fliegt - viel Spaß dabei. Ich bin für Dich nicht mehr verfügbar.
Manchmal weiß ich gar nicht, warum ich so viel Zeit und Kohle in mein eigenes Unternehmen stecke, damit alles ordentlich auf dem Stand ist und einfach nur sicher funktioniert, wie es soll.
Dann könnte ich ja auch sämtliche Kundendaten, deren Internet- und E-Mail-Zugangsdaten, IP-Konfigurationen, Kennwörter etc. in die Cloud packen und mir ein bloßes Schulterzucken leisten, wenn alles weg und weltweit verteilt sein sollte.
Dieser Gesellschafter... Ja, das ist ein Typ:
Kaffeefahrten mit Rheumadeckenverkauf im Bus kämen für ihn niemals in Frage!
Ich kann Deinen Frust echt Nachfühlen, leider gibt es immer wieder solche Typen. Auch ich wurde als gereifter Geschäftsmann nicht nur einmal über den Tisch gezogen! Aber man lernt immer wieder dazu.
Trotz allem, es gibt schlimmeres. Jedenfalls wünsche ich Dir immer gutes Gelingen und viel Erfolg!
vor knapp zwei Jahren hatte ich auch mal so ein Spaßvogel von 'Berater' hier, der mir erzählt hat, wir müssten unser Backup unbedingt in die 'Cloud' schieben. Ich habe ihm dann mal vorgerechnet wieviele Tage/Wochen ein Voll-Backup, und wieviele Stunden/Tage eine inkrementelle Sicherung über unsere Internetverbindung laufen würde. Zumal auch noch so ca. 50.000 Mails pro Monat über die Leitung gehen.
Dazu wäre noch zu sagen, das wir an unserem Standort drei weit auseinander stehende Gebäude haben (per Glasfaser vernetzt) und unsere Backups über alle Gebäude verteilt haben (was dem 'Berater' bekannt war). Insofern völlig sinnfrei die Daten dann auch noch 'sonstwo' hinzuschieben. Wenn der Meteroit einschlagen sollte, der dann alle drei Gebäude platt macht, brauche ich mir auch keine Gedanken mehr über das Backup machen.
Viele Grüße Sigi
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden (Hermann Hesse)
Da habt Ihr wohl ein richtig schönes Netz - Glückwunsch: Nicht jeder Unternehmer zeigt so viel Interesse!
Die folgenden Sätze sind für jeden Unternehmer, freiberuflich Tätigen oder Verein existenziell wichtig - ich kann nur hoffen, dass das hier ausreichend Beachtung findet!
Leider ist das hier "nur" ein Uhrenwerkstattforum, und das hier ist der völlig falsche Thread dafür, aber ich habe noch ein paar Dinger, die auf Euch zu kommen:
Die GoBD kommen von den Finanzbehörden und gelten bereits seit Anfang 2017.
Der Steuerpflichtige hat die Pflicht, Daten vor Manipulation und Verlust zu sichern. Aus der Nummer kommt er nicht raus!
Schlimmer: Sollte der Steuerpflichtige dieser Forderung nicht oder nur ungenügend nachkommen, liegt eine ordnungsgemäße Buchführung formal nicht vor.
Hammer. Schätzung droht.
Einer der am häufigsten genutzten Cloud-Dienste ist der Mailserver beim Provider - hat den schon mal jemand berücksichtigt?
---# IT-Sicherheitsgesetz
Betrifft eigentlich nur wirklich große Unternehmen, allerdings auch jeden, der als Unternehmer oder Verein eine Webseite betreibt. Ob privat betriebene Webseiten betroffen sind, weiß ich nicht. Bitte selber prüfen.
Hier geht es vornehmlich um die Aktualität der Technik und des Backups.
Man ist als Anbieter einer Webseite dazu verpflichtet, seine Webseite "auf dem Stand der Technik" zu halten und man ist verpflichtet, ein Backup zurück spielen zu können.
Wer gar einen eigenen Webserver betreibt, unterliegt da noch weiteren Verpflichtungen.
---# Datenschutz
Am 25. Mai 2018 tritt die Datenschutz-Grundverordnung auf europäischer Ebene in Kraft. Betroffen sind Unternehmen, freiberuflich Tätige, Vereine etc.
Geldbußen bis 20 Millionen Euro, alternativ bis zu 4% des Weltjahresumsatzes drohen. Deutlicher: Zur Berechnung werden die Einnahmen herangezogen, nicht die Gewinne nach Abzug der Kosten!
Prüfer werden seit Monaten vorbereitet, das wird knallen!
Zitat von Mahlekolben im Beitrag #4870Einer der am häufigsten genutzten Cloud-Dienste ist der Mailserver beim Provider - hat den schon mal jemand berücksichtigt?
Naja, trifft aber wohl nur auf kleine Unternehmen zu. Ich kenne zumindest kein mittelständisches (deutsches) Unternehemen, das seine Mailserver in der Cloud oder ihren Exchange als Azure-Hybrid Server betreibt.
Lg Sigi
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden (Hermann Hesse)
Bei mittelständischen Unternehmen gebe ich Dir Recht. Da würden die Server auch zu schnell volllaufen.
Um meinen Gedanken zum Mail-Server noch mal zu verdeutlichen:
Oft werden die Mail-Server des Providers genutzt, Zugriff gerne über IMAP via Smartphone und mit Outlook an Notebook und Arbeitsplatzrechner. Überall sind alle Inhalte identisch und sofort verfügbar.
Dann kann der Mail-Server schon als Cloud-Dienst angesehen werden dürfen, obwohl er so nie explizit benannt wurde.
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05.03.2018 21:38
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