Hallo, das Härten von Stahl besteht immer aus zwei Schritten: Dem eigentlichen Härtevorgang bei Temperaturen zwischen 800 und 1000 °C, abhängig von der Stahlsorte. Dabei soll der Stahl für kurze Zeit auf Temperatur gehalten werden, bei den kleinen Teilen in der Uhrentechnik reichen 1-2 Minuten. Es geschieht eine Gefügeumwandlung im Stahl, die für die Härte verantwortlich ist.
Beim anschließenden Abschrecken wird dieses Gefüge praktisch eingefroren. Das Ergebnis ist ein glasharter Stahl, der durch das schnelle Abkühlen voller Spannungen im Material ist. Um diese Spannungen zu lösen, aber die Härte nicht wesentlich zu reduzieren, muß das gehärtete Teil bei niedrigen Temperaturen angelassen werden. Die Anlaßtemperaturen liegen bei den üblichen Stählen im Bereich von 200-300°C, weshalb man mit den Anlaßfarben die Temperatur recht genau einhalten kann. Die Anlaßtemperatur soll über längere Zeit(1-2h) gehalten werden, um das Gefüge gleichmäßig zu entspannen. bei kleinen Teilen reichen auch kürzere Zeiten. Wichtig ist, dass das Teil auch im Kern die richtige Temperatur hat. -- Je nach Anforderung an das Teil wird die Anlasstemperatur gewählt. Teile, die eine hohe Härte und Verschleißfestigkeit haben sollen, werden mit niedrigeren Temperaturen um 200-250°C angelassen. Teile, die eine hohe Zähigkeit brauchen (Federn), werden höher, mit 250-300°C, angelassen. In Deinem Fall würde ich den Anker auf ca 230 -250°C (gelbbraun) anlassen., da die Stahlsorte nicht bekannt ist.
Bei zu langer Härtezeit und/oder zu hoher Temperatur verbrennt der im Stahl enthaltene Kohlenstoff, das Teil wird dann nicht mehr hart. Dies ist der Grund, warum kleine Teile mit Draht umwickelt und mit verschiedenen Pasten eingestrichen werden, um den Zutritt von Sauerstoff an die Teileoberfläche zu verhindern. Es gibt zu jeder Stahlsorte die zugehörigen Härtetemperaturen und Anlasskurven, so dass das Ergebnis einigermaßen vorhersagbar ist.
Wärmebehandlung von Stahl ist ein durchaus komplexes Thema, zu dem man noch vieles schreiben könnte. Nur noch eine kurze Anmerkung dazu: Je nach Stahlsorte (die wir hier nicht kennen) werden verschiedene Abschreckungsmittel angewendet. Angefangen von Luft über Wasser bis hin zu warmem Öl. Wenn das Werkstück nicht angelassen wird, kann es dazu kommen dass es spontan zu Rissen oder Brüchen kommt.
Hallo Ottmar, Danke. Die benötigte Abkühltemperatur hängt grob mit der Menge der Legierungsbestandteile zusammen. Unlegierte Stähle mit einem ausreichend hohen Kohlenstoffgehalt müssen schnell mit Wasser abgeschreckt werden um hart zu werden. Bei mittel legierten Stählen reicht Öl als Abschreckmittel. Bei hochlegierten Stählen behindern auch die Legierungsbestandteile die Gefügeumwandlung, so dass es reicht, sie nach dem Erhitzen mit Druckluft abzublasen. Ich hatte mal eine Blattfeder aus 2mm Federstahl nach dem Härten vor dem Anlassen auf den Boden fallen lassen. Sie ist in viele kleine Teile zersplittert. -- Das was gemeinhin als Edelstahl (V2A, V4A) bezeichnet wird, ist nicht härtbar, da es zuwenig Kohlenstoff enthält. Daraus werden u.a. Rohre, Blechteile oder Uhrengehäuse hergestellt. Dagegen gibt es auch rostfreie "Edelstähle" mit entsprechendem Kohlenstoffgehalt, die sich gut härten lassen. Daraus werden dann z. B. Messerklingen hergestellt. Als Edelstahl bezeichnet man grundsätzlich Stähle mit mind. 5% Legierungsbestandteilen. Um einigermaßen rostfrei zu sein, müssen deutlich mehr Chrom und Nickel enthalten sein. Grüße Achim
Hat jemand noch einen Tipp wie man das Geräusch der Uhr verringern kann. Es macht wie gewohnt tick Tack und danach kommt noch ein leichter metalischer schall. Und ist die härte gut oder zu hart?(es ist das Metall einer Deutschen Feinsäge)
Hallo, Wenn Du den Anker nach dem Härten und Anlassen nicht mehr feilen konntest, ist es sicher hart genug. Um die Anlaßtemperatur richtig beurteilen zu können, musst Du das Teil vor dem Anlassen an einer Stelle blank schleifen. Auf der Oxidschicht vom Härten sieht man keine Verfärbung. Der Schall hinterher könnte eine Schwingung eines anderen Teils sein, das durch das Auslösen der Hemmung angeregt wird. Evtl hat die Verbindung von Anker zu Pendel irgendwo Spiel. Grüße Achim
Könnte auch ein Prellen der Hemmung sein: Das recht massive Steigrad hat eine nicht vernachlässigbare Trägheit, der gebogene Blechanker wirkt wir eine (sehr steife) Blattfeder, so dass das Steigrad nach dem Auftreffen zurückspringt und klirrend nachschwingt. Durch den Finger an der Steigradwelle dämpfst Du das weg. Falls dies zutrifft, wirst Du nicht viel dagegen tun können. Aber leider scheinst Du alle Deine Videos wieder gelöscht zu haben, so dass sich das nicht näher beurteilen lässt.
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05.01.2023 17:34
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