Hallo,
Ich möchte mein neues Projekt hier einstellen. Es umfasst die Restaurierung des Werkes und, wahrscheinlich der problematischere Teil, auch die Überarbeitung des Gehäuses. Holzgehäuse sind zwar ein Thema für Möbelrestauratoren, aber ich konnte bis jetzt kein Forum finden, dass mir da weiterhelfen könnte. Ich habe auch in diesem Bereich schon etwas Erfahrung.
Ich schätze, die Umsetzung wird sich etwas hinziehen. Ich würde gerne kritische Arbeitsschritte vorher hier im Forum diskutieren, falls Interesse daran besteht. Das Uhrwerk und das Gehäuse habe ich bei Ebay getrennt erstanden, das Werk 110€. Das Gehäuse war leider durch den teuren Transport zu mir in den Norden 300€ teuer. Ich hoffe, die beiden Teile passen stilistisch halbwegs zusammen. Das Gehäuse weist einige Beschädigungen auf. Zu tun ist also, Struktur festigen, Sockelleiste überarbeiten, Randleisten der Tür und fehlende Intarsien und Furnierstücke ersetzen, falsche alte Reparaturen korrigieren, Uhrwerk einpassen und dann alles neu Polieren. Wird sicherlich einige Monate dauern.

Hier erst mal das Uhr, Standuhrwerk signiert Rob. Rentch, London mit versilbertem Zifferblatt, Sekunde, Schlagabschaltung und Kalender. Es ist in gutem Zustand, Triebe kaum eingelaufen und nach erster Durchsicht vollständig.











Das Gehäuse









Über Rob. Rentch (Rentsch verenglischt?) habe ich nur eine Uhr bei http://www.sothebys.com/en/auctions/ecat...79/lot.293.html gefunden. Diese erscheint mir aber von Zifferblatt her aufgefrischt, d.h. Silberblatt ausgesägt und mit Applikationen neu arrangiert.



Teilt mir mit, ob Interesse besteht oder ob es den Rahmen des Forums sprengt.

Gruß Werner

Hallo Werner,

ich würde mich freuen, wenn du weiter über die Uhr berichtest.

Gruß
Oliver

Hallo Werner,

aber auf jeden Fall und inklusive mit Gehäuse!

Hallo Werner

Ja, auf jeden Fall und das Gehäuse auch - Uhrkasten reparieren macht Laune ( bei Massivholz ), bei Dir wird es natürlich ein wenig anspruchsvoller werden. Ich bin auf jeden Fall dabei.
Als Tip, aber das weißt Du sicherlich schon, keinen Weißleim verwenden - ich nehme nur Fischleim und bin sehr zufrieden damit.
Bei Furnierarbeiten wird es dann aber wohl Knochenleim werden.



Frank

Zitat von Frank im Beitrag #4

---

ich nehme nur Fischleim und bin sehr zufrieden damit.

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Hallo,
Der Patient ist im OP, äh, das Gehäuse liegt auf der Werkbank.
Zuerst eine ausgiebige Inspektion des Bodenteils mit der Taschenlampe.

Lose Rückwand im unteren Bereich



Der Blick ins innere offenbart das Grauen. Das Gehäuse wurde wohl einige Male repariert. Die Holzverstärkungen sind geschwunden und haben sich zum Teil gelöst. Man sieht viereckig geschmiedete Nägel. Alt scheint es zu sein.







Der unterste Teil wurde mal erneuert. Furnier und Intarsie ergänzt, Note 2-3. Mal sehen, ob ich auch so gut kann.




Leider galt schon damals das Kosten-Nutzen Prinzip. Außen Hui und innen, na ja. Gute, es wurde nachhaltig gearbeitet und Holzreste verwendet.
Jetzt muss ich verstehen, was womit zusammenhängt und wie ich die teilweise losen und verzogenen Teile wieder zusammenbringe. Professionell würde man wohl alles zerlegen und neu aufbauen, aber der Aufwand wäre zu gewaltig.

Gruß Werner

Hallo,
Ich arbeite jetzt am Unterteil und versuche, die Uhr zu richten und die losen Teile zu befestigen. Die Uhr liegt flach auf dem Rücken und das ist mein Richtmaß. Mittelteil und Unterteil wurden als Kasten gebaut, mit Leim und Zwischenlagen zusammengesteckt und innen genagelt. Sowas kann ich nicht zerlegen und muss die Ritzen zwischen den losen Teile, die ja noch durch die Nägel verbunden sind, säubern und dann mit einem dünnen Spachtel Fischleim (kalt flüssig) möglichst vollflächig in die Ritzen bringen. Dann werden die Teile verschraubt (auch von innen, ein Job für Schlangenmenschen). Glücklicherweise hatte ich vor Jahrzehnten in einem Bastelladen die Restbestände von alten rohen Eisenschrauben (natürlich mit Schlitz, deswegen schrauben mit der Hand) gesichert, die aus dem Sortiment genommen wurden. So ist die Verschraubung (leider nötig, weil ich keine Zwingen ansetzen kann) halbwegs stilecht.
An Material braucht es sonst nur den Leim, ein paar Holzreste und Geduld. Der Babyflaschenwärmer ist perfekt für den Job. Das zweite Glas enthält Spachtel aus Leim und Sägespänen, um Spalten zu sichern. Wird steinhart.



Heute habe ich auch das Holz für die Linienintarsien bekommen, Birke als Ersatz für Buchs und Ebenholz. Das Ebenholz ist faszinierend, schwer, hart, fühlt sich an wie schwarz eloxiertes Alu. Ich habe direkt ein bisschen schlechtes Gewissen wegen dem gefällten Baum.
Wie ich daraus 2x2mm Leisten schneiden soll? Mal sehen, mit einem Leistenschneider wird es kaum gehen.



Bis demnächst, Werner

Hallo,

Das Unterteil ist gesichert und verstärkt. Die alte Rückwand mit dem von meinem Restaurierungsvorgänger irgendwann ersetztes Unterteil verbunden, die Zwischenlagen verleimt und gesichert und mit 2 Holzdreiecken abgestützt. Im Fußteil finden Eichestücke einer vor der Verbrennung geretteten Altdeutschen Sitzgarnitur (Brrr.) eine sinnvolle Zweitverwendung in den vier Ecken, um für sicheren Stand zu sorgen.
Als nächstes muss jetzt der Rumpf wieder fest mit dem Unterteil verbunden werden. Die Spalten, die sich durch Schwund des Holzes gebildet haben, müssen spannungsfrei mit Zwischenlagen aus z.B. Furnier verleimt werden, sonst gibt es Spannungen, die zu neuen Rissen führen. Die rechte Seitenwange ist am Ende ziemlich morsch (schon beim Einbau?). Ich tränke das Ende mit superflüssigem Sekundenkleber.

Werner

Das klingt ja als hätte "Meister Greef" seine Finger im Spiel. Jetzt noch eine schöne Aufarbeitung der Schelackoberfläche und dieser Beitrag erreicht den Status der Untopbarkeit!!

Ja, von Meister Greef habe ich eine Reihe von Videos gesehen, sind sehr hilfreich.

Meine erste Schellack Politur habe ich aber nach dem Buch Restaurieren von Möbeln von Ellinor Schnaus-lorey so um 1985 gemacht, eine sehr gute Anleitung. Die beiden Schränke sehen heute noch gut aus. Damals gab es noch kein Youtube. Und auch kein Internet, oder kaum ?

Heute kam der Karton mit den Furnierresten an, die ich bei Ebay gekauft hatte. Ich hoffe, ich finde passende Stücke. Das ist wirklich schwierig.

Hallo,
Ich berichte weiter über mein Restaurierungsprojekt. Ich merke langsam, dass ich den Aufwand doch etwas optimistisch unterschätzt habe. Wie schon der weise Spruch aus dem Reprint des Schreinerbuches von 1890, den der Meisten den hoffnungsvollen Gesellen mitgibt "Den wirklichen Umfang einer Aufgabe erfährt man erst, wenn man versucht, sie zu lösen".
Offensichtlich hat das Gehäuse schon viel mitgemacht, war ja auch, wie ein Aufklebezettel zeigt, im Weltkrieg (feucht) eingelagert, und vorher schon arg mitgenommen. An vielen Stellen ist der Leim verdorben.

So gehe ich Stück für Stück vor.

Im Rumpf waren Leimfugen teilweise gelöst. Ich habe sie mit dünnem Spachtel gesäubert, geduldig Fischleim eingearbeitet und dann 2 Tage verpresst. Da der Lein Hart und klar auftrocknet und Überflüssiges vorher mit warmen Wasser abgewischt werden kann, wird die Leimfuge fast unsichtbar

[[File:Rentch-Korpus-001.JPG|none|auto]]

[[File:Rentch-Korpus-002.JPG|none|auto]]

[[File:Rentch-Korpus-00.JPG|none|auto]]

Im Türbogen war das massive Holz gerissen und verworfen. Mit Fischleim in der Fuge verpresst und mit Stahlplatte als Beilage flach gerichtet. Danach sicherheitshalber mit Buchendübel gesichert.

[[File:Rentch-Bogen.JPG|none|auto]]

Den Sockel aus Massivholz, der wohl viel später ergänzt wurde, habe ich durch Anfräsen etwas von seiner Plumpheit genommen. Ev. werde ich ihn vorne noch ausschweifen, wie bei vielen Uhren aus dieser Zeit.

[[File:Rentch-Sockel-001.JPG|none|auto]]

Nun folgt die Anprobe des Werkes. Die Seitenwangen des Rumpfes waren zu kurz als Auflage und der Werkhalter vom Vorbesitzer abgesägt und zu kurz.
So habe ich zwei Halter eingebaut, auf denen das Werk sicher steht und in der Höhe genau justiert werden kann. Der Kopf selber rastet in der Rückwand ein und kann mit einem Knebel gesichert werden.
Das Werk passt 100% genau in die Blende.

[[File:Rentch-Kopf-001.JPG|none|auto]]

[[File:Rentch-Kopf-002.JPG|none|auto]]

[[File:Rentch-Kopf-003.JPG|none|auto]]

[[File:Rentch-Kopf-004.JPG|none|auto]]

In der Hoffnung, euch nicht zu langweilen, Werner

Hallo,
Ich berichte weiter über mein Restaurierungsprojekt. Ich merke langsam, dass ich den Aufwand doch etwas optimistisch unterschätzt habe. Wie schon der weise Spruch aus dem Reprint des Schreinerbuches von 1890, den der Meisten den hoffnungsvollen Gesellen mitgibt "Den wirklichen Umfang einer Aufgabe erfährt man erst, wenn man versucht, sie zu lösen".
Offensichtlich hat das Gehäuse schon viel mitgemacht, war ja auch, wie ein Aufklebezettel zeigt, im Weltkrieg (feucht) eingelagert, und vorher schon arg mitgenommen. An vielen Stellen ist der Leim verdorben.

So gehe ich Stück für Stück vor.

Im Rumpf waren Leimfugen teilweise gelöst. Ich habe sie mit dünnem Spachtel gesäubert, geduldig Fischleim eingearbeitet und dann 2 Tage verpresst. Da der Lein Hart und klar auftrocknet und Überflüssiges vorher mit warmen Wasser abgewischt werden kann, wird die Leimfuge fast unsichtbar







Im Türbogen war das massive Holz gerissen und verworfen. Mit Fischleim in der Fuge verpresst und mit Stahlplatte als Beilage flach gerichtet. Danach sicherheitshalber mit Buchendübel gesichert.



Den Sockel aus Massivholz, der wohl viel später ergänzt wurde, habe ich durch Anfräsen etwas von seiner Plumpheit genommen. Ev. werde ich ihn vorne noch ausschweifen, wie bei vielen Uhren aus dieser Zeit.



Nun folgt die Anprobe des Werkes. Die Seitenwangen des Rumpfes waren zu kurz als Auflage und der Werkhalter vom Vorbesitzer abgesägt und zu kurz.
So habe ich zwei Halter eingebaut, auf denen das Werk sicher steht und in der Höhe genau justiert werden kann. Der Kopf selber rastet in der Rückwand ein und kann mit einem Knebel gesichert werden.
Das Werk passt 100% genau in die Blende.









In der Hoffnung euch nicht zu langweilen, Gruß Werner