Hallo, Ich habe im Jahr 2003 eine Kiste zusammengenagelt (Eibenholz. Damals noch mit meinem Vater). Da habe ich einen nagelneuen Kieninger - Regulator eingebaut. Funktioniert mit Gewichten und lässt die Ganggenauigkeit extrem gut einstellen (ohne prahlen zu wollen, behaupte ich, daß das Ding in der Woche keine 5 Sekunden falsch geht (Aufziehdauer)). Aber jetzt, nach 15 Jahren fällt der Gong manchmal aus und auch das ganze Werk ist schon einmal stehen geblieben (das tat es noch nie, vorher). Für mich ist das ein Zeichen, daß das Ding gewartet werden muß. Ich möchte das selbst machen. Und zwar dachte ich mir das so: - Ich bau' mal das Ding aus (Gewichte weg, Pendel weg, Zeiger weg, Sekundenzeiger weg, Ziffernscheibe weg). - Ich lege es auf den Schreibtisch und putze die Lagerbuchsen mit Isopropanol (99,9 %iger Alkohol. Löst wohl Fett ziemlich gut auf, denke ich) und putze das alte Öl mit einem Ohrenputzstöpsel sauber weg. Dreck oder Schlamm oder Staub gibt es nicht. Es sieht noch aus wie neu. Öl fehlt, denke ich. - Ich lasse das Ding einen Tag lang liegen. Dann drehe ich es um und mach' das gleiche nochmal, nur eben auf der anderen Seite. - Dann trage ich ganz sparsam bei jedem Lager Öl auf (Großuhröl Clock 859 Dr. Tillwich). - und dann lasse ich die Sache wieder rasten und tu' auf der anderen Seite das Gleiche. - Dann wieder zusammenbauen und fertig. Sollte mindestens 10 Jahre wieder laufen, oder?
was ich nicht will: - einen professionellen Uhrmacher beauftragen (ich wüßte nicht einmal einen hier (Kärnten)) - das Ding irgendwohin schicken.
ich denke mir: - so kompliziert kann das ja nicht sein. (Bei allem Respekt vor den Kapazitäten dieser Zunft) (und ja: es ist ein Lehrberuf und bla, bla) - das Werk sieht ja wirklich noch aus wie neu. Da ist nix ausgeleiert, so gut ich das beurteilen kann. Einzig die Floder für das Schlagwerk läuft manchmal nicht an, wegen Ölmangel, denke ich.
Du musst, um die Zapfen und Lager wirklich beurteilen zu können und um sie wirklich sauber zu bekommen die Uhr zerlegen. Alles andere ist, ich sag mal ganz vorsichtig, ungenügend.
Mit deiner Methode bekommst du die Uhr wieder zum Laufen, bestimmt, aber der verbleibende Dreck tut sein unerbittliches Werk und schleift die Lagerstellen mit der Zeit aus. Mit der Folge von viel viel Arbeit , wenn sie dann mal richtig i.O. gebracht werden soll.
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht: Es gab Teile, gern Minutenräder, die ich nicht weiter zerlegen wollte. Die Welle also mit allen verfügbaren Mittelen behandelt z.B. Ultraschall, dabei mit der Hand die Stelle bewegt in verschiedenen Flüssigkeiten usw. Danach doch noch die Welle zerlegt und siehe da, trotz aller Mühen war noch ordentlich Dreck in relevanten Stellen. Man schafft es nicht Dreck vollständig zu entfernen ohne zu Zerlegen!
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
ich werde einmal schauen, ob ich nicht doch einen Uhrmacher finde. Ich dachte nur: Das Ding ist nicht ekelig versaut und 100derte Jahre alt. Die Uhr ist gerade einmal 15 Jahre alt. Nix ist grauslich verspeckt. Das 'Originalöl' ist halt fort jetzt. Du meinst, es reicht nicht ein wenig Spezialöl nach zu reichen? Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass da kein Lager ausgeleiert ist. Für mich ist das Ding 'neu' (wohl nicht nur optisch).
Zerlegen, getraue ich mich aber nicht selbst. Vielleicht in 10 Jahren dann oder 20, aber da bin ich bestimmt schon tot.
Vielen Dank, Uhrengewichtheber, jedenfalls für Deine Mühe
Hallo Emanuel, was Du vor hast ist nicht her sondern hinrichten,das Öl bekommst Du nicht komplett aus den Lagern und von den Wellen. Schau mal mit einer Lupe in die Lager und überall wo Du etwas schwarzes siehst,da werden die Lager und wellen nach und nach weg geschmirgelt. Kieninger überholt so weit ich weiß auch noch werke. Ohne zerlegen ist meiner Meinung nach blödsinn,ehrliche Meinung und Jahrzehnte lange Erfahrung. Tips Gene,aber nicht zum Hinrichten.
Hallo Emanuel, ist auch von Kieninger,ist gut 20 Jahre gegangen,dann hat Jemand nachgeölt weil alles eigentlich sauber aussah,ist auch gut 5 Jahre gegangen und dann kam der Knall. Die Lager waren so weit auseinander das die Zähne nicht mehr richtig im Eingriff waren,dann waren Federhaus und 2 Zahräder schrott. Hatte Glück bei Kieninger da noch die 3 Teile Lieferbar waren. DSC00399.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSC00400.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) DSC00401.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich vermute du redest von einem Kieninger PS Werk, also ein Seilzugwerk mit zwei Gewichten und Halbstundenschlag auf einen Rundgong.
Ich denke auch, dass das Werk aufgrund von Ölmangel nicht mehr will. Und auch wenn du keinen Schmodder siehst, wird sich doch an der einen oder anderen Lagerstelle etwas Dreck angesammelt haben. 15 Jahre oder auch "nur" 10 Jahre solltest du ein Großuhrwerk eigentlich nicht ohne Reinigung und Neuölung laufen lassen. Natürlich macht es das, aber der Verschleiß ist doch unnötig groß. Nach 5 - 7 Jahren mal putzen und schmieren tut der Uhr bestimmt gut
Deine Vorstellung mit einem in Isopropanol getränkten Wattestäbchen an die Lager zu gehen ist nicht so toll. Wenn du dich nicht getraust das Werk auseinander zu bauen, dann schmeiß es lieber im Ganzen in eine große Schüssel voll Waschbenzin und säubere alles mit Zahnbürste und einem steifen Pinsel. Anschließend holst du es raus, lässt es trocknen (geht bei Waschbenzin schnell) und ölst es hinterher (sooo sparsam musst du mit dem Öl nicht sein) mit Großuhrenöl. Dieses Prozedere ist zwar nicht optimal, aber wenn du das Werk dann nach fünf Jahren wieder reinigst und neu ölst, dann hält sich der besagte Verschleiß durch Restschmutz in den Lagern in Grenzen oder ist sogar zu vernachlässigen.
Das Dumme bei diesem Kieniger Werk ist, dass man die Seiltrommeln nicht entfernen kann ohne die Platinen auseinander zu nehmen. Das macht das Baden im zusammengebauten Zustand etwas unschön, zumal sich die Sperrklinke an der Seiltrommel anschließend nicht so gut ölen lässt. Du müsstest halt das Seil vor dem Bad vollständig ablaufen lassen und die Sperrklinke etwas stiefmütterlich behandeln.
Zum Thema Überholung beim Uhrmacher (auch wenn ich mich evtl. gleich unbeliebt mache): Das Kieninger PS ist in der einfachen Variante nicht sooo teuer. Das bekommst du hier für ca. 300 EUR. Für die korrekte Überholung beim Uhrmacher wirst du nicht unter 200 EUR aus dem Laden gehen. Du musst dir also überlegen, ob sich das rechnet. Ich behaupte, nein. Bietet dir übrigens ein "Uhrmacher" eine Überholung für zwischen 100 und 150 EUR an, kannst du getrost davon ausgehen, dass er das Werk ebenfalls nicht auseinander nimmt und im Ganzen in die Reinigung gibt. Das kommt häufiger vor als man denken mag
Unter dem oben genannten Link bei Cousins findest du übrigens als pdf auch die Explosionszeichnung des PS-Werkes samt Ölplan von Kieninger.
Für 200 Euro arbeitet ein Uhrmacher wenns gutgeht 3 Stunden.Ich glaube nicht dass man in dieser kurzen Zeit ein solches Uhrwerk fachgerecht überholen kann.Die Zapfen dieser Werke sind meistens eingelaufen und es müssen fast immer ein paar Lager ersetzt werden.Die Federhäuser und deren Deckel sind auch meistens übel beisammen. Beste Grüsse Mario
Klingt sehr nett, was Du da vorschlägst. Leider sehe ich nicht, was Du da mit 'oben genannten Link bei Cousins' meinst. Super wäre ein Ölplan, ja. Die Waschbenzinmethode, die Du empfohlen hast, wird es wohl werden und wenn das Ding dann in 2, 3 Jahren wieder steht, dann wird es ausgetauscht.
Vielen herzlichen Dank für Deine Antwort. So habe ich mir das hier vorgestellt.
ich kenne einige Uhrmacher und für die lege ich meine Hand ins Feuer, dass da keiner so unfachmännisch rangeht und so ein Werk unzerlegt in Benzin badet. Das widerspricht sich einfach mit einer gesunden Handwerkerehre. Wenn man weiß, wie z.B. Lager mit Putzholz etc. gereinigt werden müssen, ist es völlig ausgeschlossen, dass das im zusammengebauten Zustand funktionieren kann. Wie einige Vorredner auch schon geschrieben haben, muss ich von so einem "Wartungsversuch" einfach nur abraten. Die Uhr wird kurze Zeit wunderbar funktionieren, da aber der vorhandene Dreck nicht entfernt wurde, wird sich das später böse rächen. Zu den ehemals nur verdreckten Lagern kommen dann sicher auch Eingriffsschwierigkeiten eingelaufene Räder etc.. Das dann alles wieder in einen guten Zustand überführen zu wollen ist dann deutlich aufwendiger. Meiner Meinung nach gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder die Uhr als "Standuhr" weiter an der Wand hängen lassen und sich über das Aussehen erfreuen, oder die Uhr zum Laufen bringen und erhalten wollen für weitere Generationen und sich an der Mechanik und Technik erfreuen. Und dann sollte man nicht kurzfristig denken. Das zahlt sich einfach nicht aus.
Zitat von Hudriwurz im Beitrag #9Leider sehe ich nicht, was Du da mit 'oben genannten Link bei Cousins' meinst. Super wäre ein Ölplan, ja.
Unter diesem Link bei Cousins findest du das Werk in der einfachen Variante zum Kauf. Direkt unter der Überschrift "Kieninger PS026" gibt es eine Schaltfläche "Documents" mit dem Adobe Reader Symbol. Da klickst du drauf und kannst dir eine Sprengzeichnung samt Teileplan vom PS Werk herunterladen. In der Zeichnung sind auch alle Stellen angegeben an denen nach Vorstellung von Kieninger geölt werden sollte. Ich persönlich öle meine Werke etwas anders, aber so falsch kann die Empfehlung von Kieninger nicht sein. Schließlich haben sie das Ding konstruiert
Im wesentlichen sollen eben die Lagerzapfen und die Ankerpaletten geölt werden. Eine Besonderheit des Werkes ist ja die kleine Sekunde. Da kommt man ohne Auseinanderbau nicht so gut an die kleine Hilfsplatine zwischen den Platinen ran. Es müsste aber möglich sein. Außerdem wollen sie bei Kieninger immer noch einen Tropfen Öl auf die Zapfen auf die Rechen und Wechselrad gesteckt werden. Das wars.
Zitat von Hudriwurz im Beitrag #3 Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass da kein Lager ausgeleiert ist. l
NOCH nicht! Aber so, wie Du es vorhast, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis es so weit ist. Ich bin zwar nur ein "gottverdammter Pfuscher", aber für mich ist es selbstverständlich, daß ein Werk vollständig zerlegt wird und alle Lager und Zapfen gründlich gereinigt werden.
Zitat von Gnomus im Beitrag #12Ich bin zwar nur ein "gottverdammter Pfuscher", aber für mich ist es selbstverständlich, daß ein Werk vollständig zerlegt wird und alle Lager und Zapfen gründlich gereinigt werden.
Ich denke wir sind uns alle einig, dass ein Uhrwerk zur Reinigung vollständig zerlegt werden sollte, einschließlich Emanuel. Aber man muss es auch hinterher wieder zusammenbauen können, oder? Um ein Uhrwerk zusammenbauen zu können, insbesondere eines mit Schlagwerk, muss man schon wissen wie das alles funktioniert, welches Teil genau wofür zuständig ist und wie man das Timing im Schlagwerk hinbekommt, damit am Ende wieder alles läuft. Ich musste mich dafür schon einige Zeit lang mit der Materie beschäftigen.
Wenn ich jemanden habe, der technisch nicht ganz unbegabt ist, sich aber noch nicht intensiv mit Uhrentechnik beschäftigt hat und seine Uhr trotzdem wieder in Gang bringen möchte, dann treibe ich den nicht mit der Schilderung von Verschleiß-Horrorszenarien dazu sein Uhrwerk auseinander zu nehmen und anschließend vor einem Zahnradpuzzel ohne Funktion zu stehen.
Außerdem wer auf Verschleiß durch Schmutzrückstände nach einer unvollkommenen Reinigung hinweist, der muss auch genauso vehement für kurze Reinigungszyklen eintreten. Was nützen perfekt gereinigt Lagerstellen, wenn die nächste Reinigung in 15 Jahren ansteht? Nach vier bis fünf Jahren (oftmals auch früher) hat sich wieder Schmutz angesammelt. Und der darf dann die nächsten 10 bis 11 Jahre die Lager schmirgeln? Da kann man sich die perfekte Reinigung zu Anfang auch gleich sparen.
Außerdem über was für ein Uhrwerk sprechen wir hier eigentlich? Nicht etwa über ein wertvolles, handgefertigtes Uhrwerk aus der Biedermeier Zeit. Auch nicht über ein schweineteures Sattler Werk. Hier handelt es sich um ein ordentliches, einfaches Seilzugwerk aus aktueller Produktion für das man problemlos Ersatzteile bekommt und das man für den Preis einer professionellen Uhrmacherrevision auch gleich neu kaufen kann.
Ich würde mal so sagen: Wenn Emanuel es sich zutraut, das Werk auseinander zu nehmen (und ich traue ihm das zu, zumal es kein Federzugwerk ist), kann er sich hier im Forum sicher einige Tips holen. Und hier gleich ein Tip von mir: Beim Auseinandernehmen des Werks möglichst viele Fotos schießen, damit er hinterher weiß, welche Zahnräder wie wieder einzusetzen sind. Beim Schlagwerk ist es ratsam, alle Zahnräder, die Hebesterne, Stifte o.ä. tragen, so an den entsprechenden Zähnen zu kennzeichnen (Faserstift o.ä), daß beim Zusammenbau die benachbarten Zähne genau wie davor genau ineinander einander eingreifen. Sonst kann es passieren, daß das Schlagwerk nicht mehr ordentlich schlägt, oder aber nach 3 bis 4 Tagen den Geist aufgibt. Der Fachmann braucht solche Markierungen natürlich nicht. Aber für Emanuel wäre das vielleicht hilfreich.
Ist ohne Fotos nicht so einfach,meine Glaskugel gibt einfach nicht genug her. Aber selbst mit Lupe kann man nicht alle Lager und Zapfen sehen im eingebauten zustand,Rundgong,Doppelschlag auf Gongstäbe usw. Manfred
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26.11.2018 11:35
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