Hm, also ich frage mich aber, warum man dann bei billigen Uhren wie unten im Bild am Minutenrad zu sehen nicht darauf verzichtet hat. Keine schönen Schrauben, Zierschliff garnicht zu erwähnen, aber Räder sind immer ausgespart. Auch neuere Hermle Tischuhrwerke u.ä. Räder immer ausgespart. Das lässt vermuten, das es doch einen praktischen Sinn irgendwie dafür gibt. Oder waren schlicht die Maschinen einmal so da und sie spukten nun mal geschenkelte Räder aus und es hätte mehr Arbeit verursacht, das zu beseitigen und man freute sich über gespartes Messing? Oder war es eine ästhetische Schwelle, die man da sich nicht traute zu überschreiten? Das wiederum wäre heutzutage wohl kein Problem, wo gefühlt alle denkbaren Schwellen ständig überschritten werden... (Anklagemodus wieder aus)
@Enno: Es ist doch besser, wenn auf eine Frage/Behauptung mit einer interessanten und sachlichen Diskussion regiert wird, statt es ohne jegliches Erklären abzuschmettern mit: "Nein, das ist nicht so. Punkt." (Wie man sich hier manchmal anhören muß.) Das Forum lebt doch nicht nur von Erfahrungsberichten, sondern auch von Diskussionen.
Ich hole das nach über drei Jahren (!) mal wieder hoch. Aber manchmal passiert das einem, dass man über etwas ganz anderes nachdenkt, und einem plötzlich die Lösung einer früheren Frage wie Schuppen von den Augen fällt.
Zitat von Gast im Beitrag #6Mal nebenbei: Warum genau macht man das Ausschenkeln? Ästhetik, Materialersparnis, geringere Lagerreibung wegen Gewichtsoptimierung? Immerhin ist es ein zusätzlicher Aufwand...
Wir hatten damals lang und breit (und mit manchem Irrweg) über den Sinn der Schenkelung philosophiert, und hatten doch einen bereits in der ursprünglichen Fragestellung angerissenen Aspekt, die Lagerreibung, geradezu sträflich vernachlässigt:
Die Lagerreibung an den Zapfen ist von der Radialkraft abhängig. Diese wiederum besteht aus zwei Komponenten: Einerseits der Resultierenden der am Rad und Trieb wirkenden Antriebs- bzw. Zahnkräfte, andererseits dem Eigengewicht (und im Fall tragbarer Uhren ggf. zusätzliche Massenkräfte) aufgrund der Masse des Rades.
Schaut man sich das für unterschiedliche Räder an, kommt man auf völlig verschiedene Verhältnisse von Zahn- und Gewichtskräften: Beim Federhaus oder Walzenrad dominiert bei weitem die starke Antriebskraft, so dass das Eigengewicht selbst eines massiv ausgeführten Federhauses fast vernachlässigbar ist. Denn vom hohen Drehmoment am Rad geht nur ein sehr kleiner Anteil (z.B. 3-5 %) als Reibung verloren. Völlig anders jedoch beim Hemmungsrad, an dem nur wenige Millinewton Zahnkraft ankommen, und dem Eigengewicht eine viel größere Bedeutung zukommt. Und vom Drehmoment kann allein hier ein Viertel bis ein Drittel an Reibung verloren gehen.
Fazit: Gerade bei den "oberen" Rädern (Hemmungs-, Kleinbodenrad) ist eine weitestmögliche Gewichtsreduktion durch Schenkelung sehr wichtig, um den Einfluss ggf. variierender Reibung auf den Gang der Uhr gering zu halten. Bei den "unteren" Rädern hingegen ist dieser Einfluss kaum gegeben, diese können auch massiv ausgeführt werden. Und wegen des Reibeinflusses ist auch der Zapfen des Hemmungsrades so dünn wie möglich. Und wenn man darüber nachdenkt, einzelne Räder in Wälzlagern oder auf Anti-Friction-Wheels zu lagern, dann sollte man beim Hemmungsrad damit beginnen.
Die Ausschlaggebende Entscheidung für das "Ausschenkeln", war in der Massenfertigung, immer das Gewicht.
Durch Optimierungsmaßnahmen bezüglich der Schenkel, Steg und Ringstärken, konnten bei einer Tagesproduktion ( 3 - Schichten ) von 20 Tonnen, immerhin bis zu 15% des Innentransportgewichtes eingespart werden.
Was die Form und die Proportion der Schenkelung angeht, hat immer die Betrachtung der thermischen Einflüsse im Vordergrund gestanden. Ein Rad verhält sich im wechseltemperierten Umfeld signifikant unterschiedlich zu einer Scheibe.
20 Tonnen Uhrenzahnräder pro Tag? Das wäre aber eine gewaltige Produktion. Bei massiven 5g/Rad immerhin 4 Millionen Stk. oder rund 50 Stk/s
Der Transport von 1 to mehr oder weniger dürfte da nicht das zentrale Problem sein.
Warum sich ein geschenkeltes Rad thermisch grundlegend anders verhalten soll erschließt sich mir auch nicht. Ausser dass die Zeitkonstante kleiner wird. Bei einer Uhr hat man ja keinen lokalen Wärmeeintrag aus z.B. aus Reibung, der vielleicht zu Verformung führen könnte sondern einfach ein allgemeines Problem bei Temperaturwechseln. Wenn dabei die Schenkelung nötig wäre, dürfte es auch nur skelettierte Platinen geben, weil die unter den selben Problemen leiden.
Im übrigen beweisen Kunststoffwerke oder Schwarzwalduhren, dass man durchaus gut funktionerende Werke ohne Schenkelung bauen kann. Sieht halt einfach billig aus.
Ich bleibe dabei: Schenkelung ist schön, verbessert die Zugänglichkeit und steigert die Stoßfestigkeit.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Dieses Kunststofftrieb ist bei diesen Junghans-Werken üblich, man wollte ein möglichst leise laufendes Schlagwerk. Man muß nur mit bestimmten Reinigungsflüssigkeiten aufpassen.
DSC00810.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Am Trieb ein bischen gepfuscht,war schon sehr runter,Stückchen einer dünnen Kugelschreibermiene reingedrückt und aufgepresst. Nun geht Sie wieder.Kunststofftrieb hat ich schon öfter mal,irgendwann fangen die Teile an zu zerbröseln.
Zitat von Manfred im Beitrag #41 Kunststofftrieb hat ich schon öfter mal,irgendwann fangen die Teile an zu zerbröseln.
Ist sicherlich Absicht, billige Uhren sollten ja nicht ewig funktionieren. Der Kunde soll sich schließlich bald wieder eine neue kaufen. Ist heute leider in vielen Bereichen auch noch so. Da ist noch nicht viel mit Nachhaltigkeit
Das mit der Absicht mag ich nicht so ganz glauben.
Es ist eine Eigenschaft der verwendeten Harze (Kunststoffe) mit der Zeit zu schrumpfen. Irgendwann ist es dann so weit, dass es das Teil dann einfach zerreißt, weil die Metallwelle darunter nicht mitschrumpft.
Kommt überall vor, beim Antrieb der Schublade von (hochwertigen) CD-Playern, bei Spielzeug (der gaaanz alte Lego-Motor), warum also nicht auch bei Uhren.
Das Material (der Kunststoff) ist an sich schon gut, jedoch sind die daraus gefertigten Bauteile halt nicht für die Ewigkeit. Ob die Konstrukteure das damals schon gewusst haben wage ich zu bezweifeln.
Zitat von Gnomus im Beitrag #42Ist sicherlich Absicht, billige Uhren sollten ja nicht ewig funktionieren. Der Kunde soll sich schließlich bald wieder eine neue kaufen.
Naja Micha, vergiss nicht, dass eine Großuhr für die allermeisten Menschen ein Wohnaccessoire ist. Sprich die Uhr wird passend zur Einrichtung gekauft ... und auch mit dieser wieder entsorgt, wenn umgestaltet wird. Das passiert im Durchschnitt wohl alle 20 bis 25 Jahre. Oder wie scharf bist du auf eine dieser geilen Eiche Rustikal Standuhren aus den 80er Jahren?
So gesehen ist die Lebensdauer der meisten Uhren schon richtig kalkuliert. Jedenfalls verdrehe ich immer bei Herstellerslogans "Werte für Generationen" die Augen. Vielleicht wollen wir in 30 Jahren alle gerne eine Uhr mit Perlmutt-Zifferblatt und Swarovski-Strasssteinen am Gehäuse
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08.05.2018 09:10
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gewinnoptimierung ?.
Nun geht Sie wieder.Kunststofftrieb hat ich schon öfter mal,irgendwann fangen die Teile an zu zerbröseln.
