Wenn ein Teil ersetzt werden soll, aber kein Original verfügbar ist, dann ist der richtige Weg, das neue Teil so anzupassen, dass es trotzdem ordentlich funktioniert.

Mancher "Reparierer" (Uhrmacher??) macht es aber anders rum: Am Werk wird solange verändert (auf Deutsch: vermurkst), bis das falsche Teil leidlich passt.
Ich sehe das leider regelmäßig bei meinen Reparaturen. Die angerichteten Schäden sind oft gewaltig, Originalteile passen dann nicht mehr.

Im folgenden Beispiel war eine nicht originale Aufzugwelle eingebaut. Da der 4-kant der Welle zu lang war, wurde halt das störende Zapfenlager beseitigt! (Richtig wäre, den 4-kant in der Drehbank zu kürzen). Spätestens beim Zeigerstellen rutscht dann der Zapfen aus seinem Lager:


Reparatur: Um den Rest wegzufräsen und Montage eines neuen Putzens vorzubereiten, schraube ich das Werk an seinen Kalibrierlöchern auf eine Grundplatte, die dann in der Fräse zentriert sitzt. Die passend angefertigten Zapfen- und Flachfräser waren von einer früheren Reparatur schon vorhanden.


Lagersitz gefräst:


Neu angefertigtes Lager (mit Ansatz) montiert:


Dass diese Beschädigungen keine Seltenheit sind, zeigen diese Bilder früherer Arbeiten:

Hallo Frank,
ja leider mehren sich solche "Reparaturen", ich könnte da ebenfalls ein Bilderbuch veröffentlichen.

Zum Einen ist der Internethandel dafür die Ursache. Es wird alles unter allen Umständen getan um eine Uhr dort bestmöglich (Uhr läuft) zu verkaufen. Leidtragender ist der Käufer, der die Uhr dann zur Revision gibt und dann schmerzlich erfahren muß, das weitaus mehr nötig ist als er beim Kauf dachte.

Aber auch in den Foren liest man immer öfter Beiträge von Uhrenbastlern, wo man erkennen muß das dem Fragesteller nicht nur die theoretischen Grundlagen sondern auch die praktischen Möglichkeiten in Form der fehlenden Ausrüstung oder der Anzahl der linken Daumen an den Händen fehlt.
Bitte nicht falsch verstehen, ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn sich jemand berufsfremd aber ernsthaft mit der Materie beschäftigt. Ich erwarte aber, das er sich zuvor mit der Fachliteratur beschäftigt hat und nicht mit Arbeiten beginnen will, wofür ein Uhrmacher 3 Jahre Lehrzeit brauchte.

Leider vermisse ich dies immer öfter.

Ich bin inzwischen fest davon überzeugt, dass mindestens 50 Prozent aller gehandelten Gebrauchtuhren und aller getragenen Uhren in irgend einer Form von professionellen Uhrmachern "vermurkst" wurden.

Ich denke auch, jeder der hier im Forum vertretenen professionellen Uhrmacher hat selbst schon häufiger Uhren von Kunden in Empfang genommen, die vorher bei einem "Kollegen des Standes" waren und dort mit "seltsamen Reparaturen" versehen wurden.

Ich habe selbst schon etliche Uhren zur Revision/Reparatur erhalten, die kürzlich bei einem "Professionellen" waren und dort offensichtlich "misshandelt" wurden.

Mir liegt es fern, den Berufsstand des Uhrmachers zu verunglimpfen (wäre der Beruf doch aus meiner heutigen Sicht der Beruf meiner Wahl), es scheint aber hier nicht anders als in vielen Handwerksberufen anderer Sparten, in denen es sicher ebenfalls "Unfähige" in der Grössenordnung von 50% gibt, zu sein.

3 Jahre Lehrzeit sagen überhaupt nichts darüber aus, was der einzelne Absolvent in dieser Zeit gelernt hat, bzw. welche Fähigkeiten er entwickelt hat.

Ich war selbst einige Jahre in meinem ursprünglich gelernten Beruf als Radio- und Fernsehtechnikermeister im Gesellenprüfungsausschuss tätig, um in jedem Prüfungsjahr festzustellen, dass es Lehrlinge gibt, die innerhalb der 3 1/2 Jahre Lehrzeit wenig bis gar nichts gelernt haben. Erschienen solche Prüfungskandidaten nach dem Durchfallen ein weiteres Jahr später zur Wiederholungsprüfung mit den gleichen Kenntnissen und Fertigkeiten, wie bereits vor einem Jahr, waren wir im Prüfungsausschuss häufig zu der Überlegung gelangt, dem Kandidaten, den "Schein" zu erteilen, damit er nicht ein weiteres Mal zur Prüfung erscheint und uns mit seinem Unwissen und seiner Unfähigkeit auf den Wecker geht.

Wir waren überzeugt, dass ein Geselle mit diesem (Nicht)-Kenntnisstand und diesen (Nicht)-Fertigkeiten keine Probezeit nach irgend einer Anstellung überstehen wird. Wer in diesem Beruf keine Kenntnisse hatte, konnte keine Fehler in der Elektronik lokalisieren und damit auch keine erfolgreichen Reparaturen ausführen.

Es gibt sicher viele professionelle Uhrmacher, die ihrem Berufsstand in höchstem Masse gerecht werden aber vermutlich eben so viele, denen man den Berufstitel entziehen sollte.

Ein Gesellenbrief ist keine U(h)rkunde für einen fähigen Uhrmacher und ein nicht vorhandener Gesellenbrief kein Beweis für einen unfähigen Uhrmacher.

Ich möchte hier als gelernter Handwerksmeister (in einem anderen Beruf) und nicht gelernter Amateuruhrmacher lediglich (mal wieder) den "Stand" derjenigen Hobby- und Amateuruhrmacher verteidigen, die hochwertige Arbeiten abliefern. Vielleicht liegt auch hier der Anteil der "ordentlichen" Arbeiten gegenüber den "stümperhaften" Arbeiten bei einem Verhältnis von 50 zu 50 Prozent.

LG

Ralf

Hallo Ralf,
natürlich ist es richtig, das es wie in jedem Handwerk solche und solche gibt.
Woran Du aber in der Regel erkennen willst, ob der vorhergehende Pfusch von einem Profi oder Bastler stammt, erschließt sich mir nicht.
Insofern halte ich Deine prozentuale Aufteilung für falsch.
Ich kann allerdings feststellen, das der Anteil der vermurksten Uhren am Gesamtaufkommen vor 45 Jahren bedeutend geringer war und dieser vor allem in den letzten 15 Jahren exorbitant gestiegen ist.
Und dies lässt sich nicht mit Deiner These erklären.

Zitat von Fritz im Beitrag #5

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Hallo Ralf,
natürlich ist es richtig, das es wie in jedem Handwerk solche und solche gibt.
Woran Du aber in der Regel erkennen willst, ob der vorhergehende Pfusch von einem Profi oder Bastler stammt, erschließt sich mir nicht.
Insofern halte ich Deine prozentuale Aufteilung für falsch.
Ich kann allerdings feststellen, das der Anteil der vermurksten Uhren am Gesamtaufkommen vor 45 Jahren bedeutend geringer war und dieser vor allem in den letzten 15 Jahren exorbitant gestiegen ist.
Und dies lässt sich nicht mit Deiner These erklären.

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Zitat von Fritz im Beitrag #5

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...Ich kann allerdings feststellen, das der Anteil der vermurksten Uhren am Gesamtaufkommen vor 45 Jahren bedeutend geringer war und dieser vor allem in den letzten 15 Jahren exorbitant gestiegen ist....

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Hallo Fritz, bin ganz Deiner Meinung. Mit dem Bilderbuch musste ich nun einfach mal beginnen.

Hallo Rolf, die % Zahlen sind ungewiss, aber Recht hast Du mit Sicherheit auch. Gerade kürzlich hatte ich einen indiskutabel vermurksten Chrono, der nach Angabe des Kunden im letzten Herbst für richtig viel Geld bei einem Uhrmacher zur Revi war - natürlich schwarz ohne Rechnung, ohne Gewährleistung (hatte ich m.W. schon mal gepostet).

Hier kommt ein sehr kurioses Beispiel. Die Uhr kam aus USA, wo es keine handwerkliche Ausbildung gibt wie bei uns. Im NAWCC Forum trifft man solche Leute, die gegen Bezahlung für Kunden reparieren, aus deren Beiträgen aber deutlich wird, dass sie schreckliche Dilettanten sind. Im Grund bedauernswerte Leute, die sich für wenig Geld mit ihren Objekten quälen. Trotzdem schlecht für die Uhren.

Folgender Künsler war ein Meister des Klebstoffs, was an vielen Stellen im Werk deutlich wurde.
Zapfen des Minuten-Zählrads abgebrochen, eigentlich keine große Sache.


Behelf: Messingring auf den Stein geklebt, der den Wellbaum in Position hielt!
(Leider hatte ich keine Originalfotos gemacht):


Reparatur war hier mal einfach: Welle gegen neue Originalwelle getauscht.

Hallo

Ein Uhrmacher sollte eigentlich in der Lage sein in der Zeit in der er den Schacht aussägt, eine Stellwelle anzupassen.
Es gibt genug Rohwellen, die in ein paar Minuten passend gemacht werden können.
In diesem Falle muss ja der Vierkant gepasst haben. Den abzudrehen dauert bei mir sicher weniger lange, als die Sägearbeit.
Von daher vermute ich auch einen Pfuscher, der keinen Drehstuhl hatte.

Gruß hermann

Zitat von praezis im Beitrag #8

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Folgender Künsler war ein Meister des Klebstoffs, was an vielen Stellen im Werk deutlich wurde.
Zapfen des Minuten-Zählrads abgebrochen, eigentlich keine große Sache.

Behelf: Messingring auf den Stein geklebt, der den Wellbaum in Position hielt!
(Leider hatte ich keine Originalfotos gemacht):

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Kenne sowas zu gut :D Besonder schlimm, wenn es dabei um sehr xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx geht !

Zitat von Swissuhrwerker im Beitrag #3

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Ich bin inzwischen fest davon überzeugt, dass mindestens 50 Prozent aller gehandelten Gebrauchtuhren und aller getragenen Uhren in irgend einer Form von professionellen Uhrmachern "vermurkst" wurden.

Ich denke auch, jeder der hier im Forum vertretenen professionellen Uhrmacher hat selbst schon häufiger Uhren von Kunden in Empfang genommen, die vorher bei einem "Kollegen des Standes" waren und dort mit "seltsamen Reparaturen" versehen wurden.

Ich habe selbst schon etliche Uhren zur Revision/Reparatur erhalten, die kürzlich bei einem "Professionellen" waren und dort offensichtlich "misshandelt" wurden.

Mir liegt es fern, den Berufsstand des Uhrmachers zu verunglimpfen (wäre der Beruf doch aus meiner heutigen Sicht der Beruf meiner Wahl), es scheint aber hier nicht anders als in vielen Handwerksberufen anderer Sparten, in denen es sicher ebenfalls "Unfähige" in der Grössenordnung von 50% gibt, zu sein.

3 Jahre Lehrzeit sagen überhaupt nichts darüber aus, was der einzelne Absolvent in dieser Zeit gelernt hat, bzw. welche Fähigkeiten er entwickelt hat.

Ich war selbst einige Jahre in meinem ursprünglich gelernten Beruf als Radio- und Fernsehtechnikermeister im Gesellenprüfungsausschuss tätig, um in jedem Prüfungsjahr festzustellen, dass es Lehrlinge gibt, die innerhalb der 3 1/2 Jahre Lehrzeit wenig bis gar nichts gelernt haben. Erschienen solche Prüfungskandidaten nach dem Durchfallen ein weiteres Jahr später zur Wiederholungsprüfung mit den gleichen Kenntnissen und Fertigkeiten, wie bereits vor einem Jahr, waren wir im Prüfungsausschuss häufig zu der Überlegung gelangt, dem Kandidaten, den "Schein" zu erteilen, damit er nicht ein weiteres Mal zur Prüfung erscheint und uns mit seinem Unwissen und seiner Unfähigkeit auf den Wecker geht.

Wir waren überzeugt, dass ein Geselle mit diesem (Nicht)-Kenntnisstand und diesen (Nicht)-Fertigkeiten keine Probezeit nach irgend einer Anstellung überstehen wird. Wer in diesem Beruf keine Kenntnisse hatte, konnte keine Fehler in der Elektronik lokalisieren und damit auch keine erfolgreichen Reparaturen ausführen.

Es gibt sicher viele professionelle Uhrmacher, die ihrem Berufsstand in höchstem Masse gerecht werden aber vermutlich eben so viele, denen man den Berufstitel entziehen sollte.

Ein Gesellenbrief ist keine U(h)rkunde für einen fähigen Uhrmacher und ein nicht vorhandener Gesellenbrief kein Beweis für einen unfähigen Uhrmacher.

Ich möchte hier als gelernter Handwerksmeister (in einem anderen Beruf) und nicht gelernter Amateuruhrmacher lediglich (mal wieder) den "Stand" derjenigen Hobby- und Amateuruhrmacher verteidigen, die hochwertige Arbeiten abliefern. Vielleicht liegt auch hier der Anteil der "ordentlichen" Arbeiten gegenüber den "stümperhaften" Arbeiten bei einem Verhältnis von 50 zu 50 Prozent.

LG

Ralf

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Was mich immer besonders ärgert, sind falsche, reingewürgte Schrauben. Gern mit zu großem Gewinde, sodass die Gewindebohrung aufgeweitet ist und keine Originalschraube mehr passt. Das ist pure Faulheit! Zumindest eine Schraube mit gleichem Gewinde sollte meistens aufzutreiben sein.
Der Reparaturaufwand wird dann unnötig hoch (aufbohren, Loch füttern, bohren, Gewinde schneiden), denn auch sonst ist bei solchen Exemplaren ja genug zu tun.

Bei diesem lustigen Ersatz stimmte das Gewinde überein, da will ich nicht mal meckern:

Eine sichere und verschleissarme Lagerung war das aber keinesfalls!

Hier wird's doller: Durchmesser zu groß -> Gewindeloch zerstört. Rechtsgewinde (original Linksgewinde). Zudem wurde der Hebel (Nullsteller) links befeilt, was ein Wippen und riesen Höhenspiel erzeugt, Funktion wird völlig unsicher.


Auch hier: Durchmesser zu groß = Gewindeloch zerstört (1). Der Ansatz, auf dem der Hebel drehen soll, ist viel zu kurz (2), also wurde nur halb eingeschraubt.


Auf dem letzten Bild ist noch ein weiterer Murks zu sehen.
Bei dieser Art Lagerung mit Ansatzschraube arbeitet sich der Ansatz mit der Zeit in die weichere Grundplatte ein, und irgendwann klemmt der Hebel, wenn die Schraube korrekt angezogen wird.
Hier wurde der Hebel deshalb unten abgeschliffen, damit er dünner wird und wieder frei dreht (3).
Folgen: Höhenlage ändert sich, Streifungen und Funktionsstörungen entstehen, Rad kann ausser Eingriff geraten.
Üblicherweise wurde von Hand abgeschliffen, sodass die neue Fläche schief und unflach wird, alle möglichen Funktionsstörungen (s. o.) werden erzeugt. Auf jeden Fall ist dieses rare Teil dauerhaft ruiniert!
Richtig wäre es, den Schraubenkopf von unten etwas abzufräsen (oder abdrehen), was den Ansatz verlängert und das Höhenspiel wieder herstellt.