Nun, ich habe die Uhr noch einmal abgehängt für die Fotos. Was ich aber nicht gemacht habe ist das Musikwerk nochmals auszubauen, denn die Auslösung nach letztem Gong zur vollen Stunde zum Einschalten des Musikwerkes ist etwas sehr friggelig...Ich hoffe du kannst die Spielwalze so erkennen, ich habe einfach in Gehäuse reinfotografiert. Das Rückwandoberteil ist leicht zu entfernen und gibt Blick aufs Werk.
Ich will noch kurz erzählen was diese Uhr kann. Sie gongt die 1/4 Stunden, klar, aber immer mit der abgelaufenen Stunde danach, also erst 2 Mal für halb und dann 5 Mal für die letzte volle Stunde (halb 6). Zur vollen Stunde wird 4x 1/4 gegongt, dann die neue volle Stunde und nach dem letzten Gong schaltet das Musikwerk ein. Das Werk verfügt über 4 (!) Lieder, wiederholt sich also erst nach 5 Stunden.
Tolles Teil! Was Du da so ausführlich beschreibst ist der Wiener 4/4tel Schlag und ganz typisch für die Uhren aus der Biedermeierzeit. Unsere sieht so aus: Rahmenuhr.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Sie kann leider nur 2 Melodien und ist natürlich auch lange nicht so schön vergoldet.
Ach was Christian, eure Uhr sieht auch ganz toll aus, du hättest meine mal vorher sehen sollen...Vielleicht hast du ja einen alten Maler(meister) im Bekanntenkreis, die können sowas noch!
Ist nicht mal wirklich notwendig, Silvia kann sehr gut blattvergolden. Das Problem bei uns ist die fehlende Zeit, aber wenn wir beide erstmal in Pension sind kommt diese Uhr auch noch mal dran.
Ja, das hat so seine eigene Geschichte... Wenn Ihr ein wenig Zeit habt?
Es begab sich vor langer, langer Zeit, da feierten meine Eltern Jubiläum: Hochzeitstag. Es ist der 40-jährige gewesen. Das ist nun vier, viereinhalb Jahre her.
Oha: Hose runter!
Die Geschichte hinter den Bildern zu erzählen, fällt mir nicht unbedingt leicht! Aber ich versuche es mal.
OK.
Ich habe ja schon gerne an Uhren geschraubt... und Muttern übergibt mir ein Stück... äähm "Uhr" zum hübsch machen, für eben jenen Jubiläumstag als Geschenk für meinen Paps (der mit den handgefertigten Taschenuhr-Taschen, Kellermann hier im Forum).
Waschen, legen, föhnen war geplant.
Naja: Seine Initialen auf dem Deckel passten, sonst sprechen wir nüchtern von einem ungewarteten Buser 19'''-Werk, bei dem die Unruhspirale gebrochen war und ein Fuß vom Hemmrad fehlte.
Irgendwann hatte ich ihn auf ein passendes Werk hingewiesen, irgendwann war der ganze Krams auch hier. Aus zwei mach eins! So zumindest mein Ziel.
Mir ging der Stift stiften. Der von der Unruhspirale. Einige Stifte habe ich versucht, selbst auf meiner Zwingenberger herzustellen. Naja, eher schlecht, als recht.
Garp hier aus dem Forum versuchte noch, mir zu helfen. "Solange Du mich nicht 'Herr Garp' nennst..."
Scheiße, ist das lange her!
Garp war lange Zeit ein sehr gern gesehener User hier, immer freundlich, zu jedermann, immer einen Hinweis, eine Lösung parat. Er schaffte es aber nicht gegen den Krebs. Niemand hier wusste davon, plötzlich war er weg. Futsch. Einfach so!
Dabei wollte ich ihn doch noch besuchen und er wollte mir dies und das zeigen...
Och, Mist! Scheiß Zeit!
Irgendwann zwischendurch entstand dann das rechte Bild vom Werk. Eigentlich in Farbe, dann in monochrom geändert. Auf allen meinen Maschinen als Hintergrundbild eingerichtet. Das linke Bild stellt davon einen Ausschnitt dar und ist gedreht - so passt es auch super auf dem Smartphone. Hintergrund war, das Lager auszumessen - daher ist der Kloben ohne Unruh verbaut.
Ab hier sprechen wir eigentlich von zwei Geschichten.
Der, der die Bilder ausdruckte, war ein Geschäftskunde von mir. Ein Bulle von Typ! Handballer und Werbefachmann. Ein wenig verrückt, aber wirklich ein herzlicher, toller Mensch!
Diesen Kerl drangsalierte ich so lange, bis er mir die Bilder in der von mir gewünschten Größe fertig stellte. Beide Bilder sind absolut gleich hoch, das war gar nicht so einfach, auszubaldowern...
Er verstarb vor einigen Wochen an Lymphdrüsenkrebs. Jahre hatte er gekämpft - halt so, wie ein Stier es tun würde. Hilfe hat er nicht angenommen. Die 47 hat er nicht erreicht.
Der andere Zweig der Geschichte: Nun stand ich da: Ein kaputtes Werk, ein nahezu heiles Werk, aber keinen Stift für die Spirale!
Philipp war so nett, sich meiner Geschichte anzunehmen.
Ich durfte ihm beide Werke zusenden, ja: Um zunächst eine Stift herzustellen um dann die Spirale zu verstiften! Für mich quasi unmöglich, schließlich galt es, den "Startpunkt" der Zylinderhemmung zu finden...
Nun habe ich hier ein Paket stehen. Darin jede Menge Krimskrams, den Phil mir zugesendet hat.
Eine fertige Uhr für einen anderen Kunden von mir, ein paar Ersatzteile, ein paar Werkzeuge... Ja, und wahrscheinlich auch das fertig gestellte Uhrwerk für meine Mutter, damit ich ihr Geschenk an meinen Paps endlich fertig stellen kann.
An dem Ding hängen schon ein paar Gedanken, die ich nicht missen möchte.
Tja. Und nun steht das Paket hier schon einige Tage rum. Mit all' seinen Inhalten.
Und ich habe noch nicht einmal die Zeit gefunden, reinzuschauen...
Ich hänge an den Bildern!
Wirklich.
Das sind ganz eigene, persönliche Geschichten, die daran hängen. Die Reichweite kenne nur ich.
vielen Dank für Deine umfangreiche aber auch wirklich traurige und ergreifende Erläuterung. So viel Tiefgang hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich hoffe, meine Frage war nicht zu indiskret. Ich kann Deine Bindung nun sehr gut nachvollziehen.
Die Bilder sind aber auch schön und ich habe überlegt, ob ich mich davon inspirieren lasse und mir auch etwas ähnliches an die Wand hänge. Vielleicht von meiner Omega Taschenuhr mit der schönen Schwanenhalsreglage.
Schönen Abend noch und viele Grüße aus Bremen, Holger
Zitat von Prof. Bienlein im Beitrag #4648 So viel Tiefgang hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich hoffe, meine Frage war nicht zu indiskret. Ich kann Deine Bindung nun sehr gut nachvollziehen.
Eben deshalb ist Deine Frage völlig OK - ich hätte sonst nicht antworten wollen.
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19.07.2017 18:05
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freut mich.
...werd ich in hundert Jahren nicht mithalten können...
