An alle ein frohes und gesundes neues Jahr!

Habe die Neujahrsansprache angeschaut vom Philipp und würde gleich eine, ich hoffe interessante, Uhr beisteuern...

Als erstes dieses Jahr werde ich mich also mit dieser Buffetuhr (wiederholt) beschäftigen. Seit ich denken kann, habe ich die Uhr vor Augen, sollte aus den 1930ern sein, sie stand damals bei der Oma, heute bei den Eltern...das Gesicht und die Hände der Spagatdame im griechischen Sportlerstil dürfte aus Elfenbein sein. Gehäuse schweres Marmor oder Alabaster mit Beistellsäulen, ich kenne den Materialunterschied leider nicht. Ihr könnt da sicher genaueres sagen.

2009 hatte ich die Uhr erstmals "in den Fingern", ich konnte dem (ich glaube) 14 Tage-Werk damals aber keinen annehmbaren Gang oder eine annehmbare Amplitude der Unruh abringen (ging 2 Tage annehmbar, dann plötzlich 5 Minuten nach pro Tag usw.). Seit dem steht die Uhr und über die Feiertage haben wir beschlossen, ihr endlich wieder Leben einzuhauchen.
Habe ja inzwischen einiges dazu gelernt und ein paar Möglichkeiten mehr als damals.
Ich hatte da u.a. auch schon die Feder ersetzt, trotzdem keine gescheite Amplitude.

Jetzt ist das Uhrwerk leider nicht so hochwertig, wie das Äußere der Uhr evtl. vermuten lässt, es gibt ein paar Laternentriebe/Hohltriebe und ein "Echappement" mit Stiftankerhemmung, Körnerwelle und -schrauben wie beim Wecker. Verschleißzustand der Laternentriebe ist fast Null, die Uhr lief sicher nicht sehr viel, aber damals waren die Ankerstifte durchaus schon stark eingelaufen welche ich dann gedreht hatte.

Habe jetzt erstmal auf die Schnelle die Hemmung etwas berichtigt und tatsächlich eine höhere Amplitude erreicht, die aber immernoch nur bei knapp 90° ist (pro Halbschwingung, oder knapp 180° bei Vollschwingung).
Die "Ellipse", besteht nur aus zwei Stiften, die schonmal viel zu viel Spiel in der Ankergabel hatten und Eingangsfall war nicht gleich Ausgangsfall.

Selbstverständlich werden die Lager bei Bedarf gemacht und das übliche Zapfenpolieren wenn nötig.

Aber die Hauptbaustelle wird das Körnerlager sein. Es waren meiner Erinnerung von 2009 nach die Schrauben eingelaufen, muß ich aber erstmal zerlegen.
Mein Plan ist, die alten Körnerschrauben zu enthärten, nachzukörnen mit poliertem Körner, dann wieder zu härten.
Sollte das nichts werden, müsste ich neue Schrauben auftreiben/ anfertigen. Wobei meiner Erkenntnis nach der Körner immer eingeschlagen wird und nicht zerspant, weil man die scharfe Spitze sonst garnicht hinbekommt.
Die Körnerwelle kann ich ja nachbearbeiten, wobei soviel ich weiß, soll die Spitze nicht genau konisch sondern am Ende etwas parabelförmig sein.
Es müsste sich um eine echte Körnerlagerung handeln, es gibt ja wohl noch die unechte (eigentlich bessere), wo die Spitze kugelförmig endet...

Ich würde mich freuen auf Meinungen hauptsächlich zum Thema Aufarbeiten der Körnerlagerung, hab nähmlich nichts gefunden zu dem Thema, es wäre ein schöner Anlass mal ein paar Erfahrungen dazu zu hören.

Viele Grüße und schönen Jahresstart
Thilo

P.S. die Bilder des Werkes sind von 2009, deshalb glänzt noch alles so...

P1120208 (1280x855).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Plauen Zuhause (3) (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Plauen Zuhause (4) (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Plauen Zuhause (5) (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Plauen Zuhause (1280x960) (4).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Hallo Thilo,

vorweg: Mit der Aufarbeitung von Körnerlagern habe ich keine Erfahrung.
Ich würde die Lager aber mit solchen (oder ähnlichen) HM-Graviersticheln nacharbeiten:

Werbung: http://www.ebay.de/itm/10-HM-Gravierstic...725.m3641.l6368

Für div. Vorrichtungen an Zapfenrollierstühlen, dem Eingriffzirkel u. ä. habe ich so die Körner gemacht. Die entstandene Spitze ist meiner Meinung nach in Ordnung.
Du müsstest nichtmal enthärten.


Viele Grüße!

Matthias

Vielen Dank, absolute Top-Idee daran habe ich noch nicht gedacht.
Zumal ich (Blödmann) drei solcher Stichel noch liegen hab....
Sie haben 0,1mm Radius an der Spitze. Allerdings der Winkel spitzer als 60°. Die 60° Stichel könnte man gleich in den Reitstock spannen und wie einen Bohrer/ Senker benutzen.
Aber drehen mittels Stichelauflage könnte auch gehen. ich muß eh erstmal probieren, ob das HM was wegnimmt, weil die Schrauben sind bestimmt glashart.
Würde der 0.1 er Radius gehen, oder sollte der Stichel total spitz geschliffen werden?

Gruß Thilo

Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

das Ding hier mit drei Schneidkanten ist sicher auch nicht schlecht...: Werbung: http://www.ebay.de/itm/60-4mm-pyramidenf...rMAAOxy0zhTOvCj

hat aber auch 0,1mm Radius vorn , aber das ist wohl eh sinnvoll, spitzer wird´s nicht gehen...

Thilo

Achtung. Körnerwellen sind nur oberflächengehärtet. Schleift man sie nach und poliert sie wieder, dann hat man nur noch den weichen Stahl im Lager laufen, der sich schnell abnutzt.
Darum werden Körnerwellen nur im Ausnahmefall nachgeschliffen - müssen dann aber eben wieder gehärtet werden.

Zitat von Phalos im Beitrag #5

---

Achtung. Körnerwellen sind nur oberflächengehärtet. Schleift man sie nach und poliert sie wieder, dann hat man nur noch den weichen Stahl im Lager laufen, der sich schnell abnutzt.
Darum werden Körnerwellen nur im Ausnahmefall nachgeschliffen - müssen dann aber eben wieder gehärtet werden.

---

Hallo Thilo,
ich hab in meinem Sammelsurium eine ganze Menge verschiedener Ersatzkörnerschrauben und auch Unruhwellen für diverse Weckerwerke.
Wenn Du mir die Maße zukommen lässt seh ich mal nach ob ich was passendes da hab.

lg Christian

Zitat von steffl62 im Beitrag #7

---

Hallo Thilo,
ich hab in meinem Sammelsurium eine ganze Menge verschiedener Ersatzkörnerschrauben und auch Unruhwellen für diverse Weckerwerke.
Wenn Du mir die Maße zukommen lässt seh ich mal nach ob ich was passendes da hab.

lg Christian

---

Hallo Thilo,

dass sich die Körnerschraube abnutzt, kenne ich nur von Weihnachtspyramiden und den Mysteriösen von Guilmet.

Bei waagerecht gelagerten Unruhwellen liegen die Spitzen der Unruhwelle an der Wandung der Körnerschraube auf. Das ist bei spitzen Körnern eine Punktauflage. Wenn sich die Körnerspitze abnutzt, wird die Auflagefläche und damit die Reibung größer.

Du kannst auf jeden Fall erstmal die Körnerspitzen nachschleifen. Ich habe mal gelernt, die Spitzen mit einem leichten Hohlschliff zu versehen, da dann die Abnutzung langsamer vor sich geht. Ob das wirklich stimmt, kann ich nicht sagen. Geschadet hat es bisher noch nicht.

Bleibt noch die Frage, ob die Unruhwelle durchgehärtet ist oder nur oberflächengehärtet? Wenn sie nur oberflächengehärtet ist, wirst du sie eh´ ersetzen müssen. Dann kannst du die Welle auch nachschleifen und an der Schleiffläche mit einer Feile probieren, ob hart oder nicht.

Wenn du keinen passenden Ersatz für die Unruhwelle findest, kannst du eine aus einer dicken Nähnadel (sog. Stopfnadel) herstellen. Du kannst dich auch nach Grammophonnadeln umsehen. Oft ist ein passender Durchmesser dabei.

Viele Grüße und viel Erfolg wünscht

Kurt

Hallo Thilo,
ich könnte eine Welle mit Durchmesser 1,18 mm und Länge 8,5 mm anbieten.
Ebenso 2 Körnerschrauben, Gewindedurchmesser 2,95, Steigung 0,5, Gewindelänge 4,5

Gruß Fritz

Soweit ich mich noch erinnern kann habe ich das mit der Körnerlagerung in der Schule, wie folgt verstanden.Sollte ich da falschliegen bitte ich um Korrektur.

Unbenannt-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Gruss
Wolfgang

Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Ich bin überwältigt von den vielen freundlichen Reaktionen, vielen Dank!!!

Zitat von wahli76 im Beitrag #9

---

dass sich die Körnerschraube abnutzt, kenne ich nur von Weihnachtspyramiden und den Mysteriösen von Guilmet.

---

Zitat von wahli76 im Beitrag #9

---

Bleibt noch die Frage, ob die Unruhwelle durchgehärtet ist oder nur oberflächengehärtet? Wenn sie nur oberflächengehärtet ist, wirst du sie eh´ ersetzen müssen. Dann kannst du die Welle auch nachschleifen und an der Schleiffläche mit einer Feile probieren, ob hart oder nicht.

---

Zitat von Fritz im Beitrag #10

---

Hallo Thilo,
ich könnte eine Welle mit Durchmesser 1,18 mm und Länge 8,5 mm anbieten.
Ebenso 2 Körnerschrauben, Gewindedurchmesser 2,95, Steigung 0,5, Gewindelänge 4,5

Gruß Fritz

---

Problem Körnerwelle konnte ich lösen!

Also ich habe nach genauem Nachschauen bei mir doch noch eine annähernd passende Körnerwelle gefunden.
Der Durchmesser ist aber etwas kleiner, nur 1,05mm statt 1,1mm.

Erstmal war die Spiralrolle dran und wurde etwas verengt, Anfangs mit der Spannzange in der "Drehe", dann auf der Triebnietmaschine mit Trichterpunzen ging es besser.
Jetzt habe ich die Unruhbohrung vergrößert (gefräst, gebohrt) und einen Blindstopfen angefertigt+ eingenietet. Auf einer Seite der Unruh ist ein Bund gewesen, den ich mit einer geringen Wandstärke von 0,2 mm erhalten habe, um etwas mehr Führung zu bekommen.
Danach Zentriert, gebohrt etwas aufgerieben. Mittels Reitstock und Triebnietmaschine die Welle wieder aufgedrückt/ -geschlagen. Der Rundlaufzirkel sagt, daß es gutgegangen ist!
Bei der Hebelscheibe habe ich nicht soviel "Ruß gemacht", einfach beidseitig etwas mit gewölbtem Punzen verengt und aufgeschlagen.
Das ganze noch auf die Unruhwaage und ein wenig berichtigt. Ein paar Bilder sind dabei von der Aktion.
Jetzt freue ich mich erstmal das es geklappt hat, und werde mich als nächstes den Körnerschrauben widmen.

Grüße Thilo

P1120213 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120215 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120217 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120218 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120219 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120220 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120221 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)P1120222 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Problem Körnerschrauben konnte ich auch lösen!

Ich denke, daß es für manche ohne Zugriff auf Ersatzteile interessant ist.

Mit dem genannten Dreischneider (der sehr schnell versendet wurde) ist tatsächlich eine Nacharbeit des Körnerlochs möglich.
Es ist mehr ein Reiben aufgrund der drei Schneiden und es sind geringe Wellen/ Rattermarken sichtbar, die aber kein Problem darstellen.

Wer die Methode anwenden will muß aber darauf achten, den Stichel nur mit Gefühl, und im Reitstock zu führen, auch muß man teils verhältnismäßig stark drücken, das es greift. Beim Versuch mit Freihand bröckelte durch Vibrieren/Quitschen eine Schneide etwas ab (Spitze jedoch unversehrt), sollte also vermieden werden. Außerdem ist ein gewisser winziger Verschleiß der Schneiden durch die 10-Fach Lupe zu erkennen. Die Schrauben sind auch sehr hart und nach der Bearbeitung habe ich mittels Reißnadel keinen Härteverlust festgestellt.

Der 60° Winkel ist etwas spitzer gewesen als das Körnerloch original, also schneidete das ganze von der spitzesten Stelle zuerst. Der Stichel hätte also ich sag mal 65° -70° Winkel haben können, ging aber auch so.

Abraten muß ich von dem einschneidigen Gravierstichel, den ich auch probierte, er schneidet nicht wirklich in dem Körnerloch und hinterlässt keine scharfe Spitze sondern eine kleine Fläche am Grund des Loches.

Die Methode werde ich nochmals anwenden müssen bei einer Haller Taschenuhr, wo auch die Körnerlager hinüber sind. Auch wenn die Haltbarkeit des Stichels nicht die beste ist, ich denke allzu oft macht er das nicht mit, bin ich trotzdem froh, eine Methode gefunden zu haben, wo man nicht unbedingt Neuteile braucht.

Gruß Thilo

P.S. Danke an Matthias, der die Hartmetallstichel überhaupt erst erwähnt hat!

P1120227 (1280x960).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

So, die Spagatdame hat Fortschritte gemacht, das Werk ist aus der Salmiaklösung gekommen und getrocknet.
Zapfen sind poliert, Lager waren wirklich noch gut, außer das Federhauslager, wo ich eine neue Buchse eingesetzt habe.
Jetzt warte ich noch auf eine neue Feder. Diese muß ich dann aber noch kürzen , weil sie nur für ein 38mm Federhaus verfügbar war, meins ist aber 36mm, daher etwa 10cm zu lang. Ansonsen ist sie 14mm breit, Klingenstärke 0.38mm.

Gruß Thilo

P1120229 (1280x859).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)