Werte Freunde der Uhrmacherei, dieses Thema ist ein richtiger Spalter. Entweder die Leute lieben es oder man mag es überhaupt nicht leiden. Ich hab vor den Sommerferien einen ganz tollen begabten Praktikanten von der Uhrmacherschule in Glashütte gehabt. Er hatte uns so gut geholfen,dass die Firma ihm alle Materialien für seine erste eigene Uhr spendiert hat. Nun in den Sommerferien angekommen ist er also dabei sich ein ETA 6497-2 zu skelettieren.
Ich führe Ihn durch diese Arbeiten und zeige Ihm wie man dabei vorgeht. Wie ich es schon beim Meisterstück von Lucas Krause gemacht habe, möchte ich hier auch wieder eine Dokumentation der verschiedenen Arbeiten euch zeigen.
Der Junge angehende Uhrmacher,der nun ins zweite Lehrjahr kommt,ist eine Berliner Pflanze wie ich.
Ganz am Anfang sollte er eine einfache geometrische Form an einem 7750 Rotor aussägen.
Bei einer Skelettierung ist es besonders wichtig, was man überhaupt für eine Formsprache selber als Person verkörpert. Möchte man es verschnörkelt haben oder möchte man die Mechanik in den Vordergrund stellen.
In der Ausbildung hatte ich dafür einen ganz tollen Dozenten,es war Thomas Heinicke. Dieser Mann versteht was von seinem Fach,es war sehr inspirierend bei Ihm lernen zu dürfen.
Unser junger angehender Uhrmacher hat hier schon eine genaue Vision seiner Uhr vor den Augen gehabt und hat diese auch gekonnt umgesetzt.
Man sollte sich ganz am Anfang das zu skelettierende Uhrwerk genau anschauen. Es hilft sich die lebensnotwendigen Bohrungen zu markieren, dann kann man sich seine Ausschnitte anreißen. Einzelne Elemente und Formen sollten so proportioniert werden, dass die Stabilität des Uhrwerkes nicht darunter leidet. Es ist sehr wichtig immer Verbindungen innerhalb des Uhrwerkes zu schaffen, ansonsten kann es zu Problemen mit den Eingriffen der Räder kommen.
Nun platziert man in den zu aussägenden Feldern jeweils eine Bohrung, hier kann man später dann das Sägeblatt durchfädeln. Beim Aussägen der Felder ist es besonders wichtig, nicht die gesamte Länge des Sägeblattes zu nutzen. Mit kleinen Sägebewegungen kann man am besten die Sägekante steuern. Je besser man sägt,desto weniger Nacharbeit hat man mit den vielen Kanten.
Nun müssen diese Kanten noch weiter in Form gefeilt werden. Auch hier gilt es wieder kleine Bewegungen auszuführen, man sollte nie auf einer stelle bleiben sonst hat man schon eine unschöne Delle in der Form drinnen.
Für sehr enge und spitze Stellen kann man sich eine alte Feile zurecht schleifen. Es ist von Vorteil nur noch eine Seite mit Hieb stehen zu lassen,so hat man mehr Sicherheit beim Arbeiten.
In den Folgenden 2 Bildern kann man so eine angepasste Feile sehen.
Hier kann man diese Feile nun in Aktion sehen.Die Körperhaltung wurde so gewählt,dass unseren jungen angehenden Uhrmacher das Einhalten der 90 Grad nicht so schwer fällt.
Nach dem die Kannten mit der Feile in Form gebracht wurden,werden diese nun geschliffen. Dieser Schritt braucht viel Zeit und Geduld aber wie ein alter Lehrmeister von mir immer so schön sagte: "Das Ergebnis wird uns belohnen."
Das Schleifen macht man mit einer Eisenschleiffeile und etwas Ölsteinpaste. Mit kleinen streichenden Bewegungen glättet man die Kanten,sodass die Uhr später eine tolle Tiefenschärfe bekommt.
Das Folgende Bild zeigt die noch gefeilte Kante der Räderwerksbrücke und die schon geschliffene Kante der Federhausbrücke.
Hier nochmal die Räderwerksbrücke:
Und hier nochmal die Federhausbrücke:
Nach dem Schleifen der Kanten,bringt man mit der selben Methode eine feine Fase an.
Die Folgenden 2 Bilder zeigen den aktuellen Zwischenstand des Uhrwerkes, hier ist schon viel Arbeit in die Uhr gesteckt worden.
Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten die Uhr im fertigen Zustand zu sehen!
Philclock
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Feine Arbeit! Das übertrifft das berühmte Mäusemelken bei weitem(die sind größer). Bitte laß uns weiter zuschauen - und auf das Endergebnis bin ich auch gespannt.
Zitat von mikromeister im Beitrag #3Sehr schön gemacht. Der wird nicht lange Praktikant bleiben. Auch die Fasen sind sehr gut und gleichmäßig geworden.
Ja danke Dir,ich hab es korrigiert. Na ja er ist halt jetzt in den Sommerferien bei uns,ich denke er wird in der Zeit die Uhr fertig bekommen.
„Wer Schlechtes nicht ertragen kann, wird Gutes nie erleben.“
Feine Arbeit! Das übertrifft das berühmte Mäusemelken bei weitem(die sind größer). Bitte laß uns weiter zuschauen - und auf das Endergebnis bin ich auch gespannt.
Gruß, derTeichfloh
Ja na klar, je nach dem wie es weiter geht,werde ich euch davon berichten.
„Wer Schlechtes nicht ertragen kann, wird Gutes nie erleben.“
Super schöner und sehr interessanter Bericht, Dankeschön! Hättest Du eventuell noch ein Bild von so einer Eisenschleiffeile ? Ich kann mir da drunter gar nix vorstellen.
Zitat Hättest Du eventuell noch ein Bild von so einer Eisenschleiffeile ? Ich kann mir da drunter gar nix vorstellen.
Eine Feile ohne Hieb, die wird quer ueber einen Lackstein gezogen, so das feine Querrillen darauf entstehen, in dennen sich dann spaeter bei der Arbeit am Teil, die Diamantine-, oder Bort-Koernchen festsetzen koennen.
Zitat Hättest Du eventuell noch ein Bild von so einer Eisenschleiffeile ? Ich kann mir da drunter gar nix vorstellen.
Eine Feile ohne Hieb, die wird quer ueber einen Lackstein gezogen, so das feine Querrillen darauf entstehen, in dennen sich dann spaeter bei der Arbeit am Teil, die Diamantine-, oder Bort-Koernchen festsetzen koennen.
mfG Matthias
Hallo Matthias, das hört sich fast wie eine Rollierfeile an, ist das eventuell das selbe? Nur eben mit Diamantine verwendet?
Zitat von mikromeister im Beitrag #101. Ist die hart wie eine echte Feile? Eisenfeile hört sich weich an, was auch logischer wäre 2. Was ist ein Lackstein?
Nicht unbedingt, mitunter, je nach Zweck, ist die Eisenfeile/Polierfeile oft hart(sehr hart), sowas nimmt man dann auch zum Zapfenpolieren wenn man keinen Rollierstuhl hat.
Man kann auch Polierfeilen fertig kaufen, die sind dann aus Hartmetall, werden aber genauso angewendet. Das schoene an der Eisenfeile ist man ist in der Formgebung frei, und muss nichts extriges/spezielles teuer kaufen, was man billig selber machen kann ...
Der Lackstein ist, ein winziger mit Schellack gebundener, besonders ebener Schleifstein, aus Diamantine+Siliziumkabid, oder einer Mischung aus Diamantine und Bort, ich bevorzuge letzteres, in verschiedenen Koernungen. Er ist zwar etwas teurer, hat aber den Vorteil das man ihn nicht abrichten kann/muss.
Kaufen kann man solche Steine meines Wissens nach nicht(mehr) im Handel, statt dessen bekommt man mineralisch gebundene Silizumkarbid-Steine, die man aber regelmaessig, am besten mit Diamant, abrichten muss, (sie muessen wirklich absolut eben sein)
Zitat von DerSigi im Beitrag #8ich finde schon bemerkenswert was Euer Praktikant zu Begin des zweiten Lehrjahres schon alles kann .
Nun dazu gehoert auch eine gewisse (sonder)Begabung. Als ich vor vielen Jahrzehnten Lehrling war, war das erste Jahr nur Saege und Feile drann ... wenn spaeter gebohrt dedreht oder gefraest oder poliert werden musste dann allerhoechstens mit dem Fiedelbogen Wer damit nicht von innen heraus Flaechen beliebiger Form im Material sehen und herausholen konnte, der war ganz schnell verloren, und es war besser wenn er schon im ersten Jahr, den Lehrberuf wechselte.
Heute spielt das aber in der Lehrausbildung zu allermeist leider keine Rolle mehr. Alles ist proletarisch gleichgebuegelt, Und der Lehrling wird nur noch zum beliebig auswechselbaren Maschinenahaengsel geformt, und es wird sehr oft nur noch das gelehrt, was jeder kann, also wie in der Schule, der Tendenz das Spitzenniveau auf die aller unterste Grenze des Mittelmasses zu "heben", gefolgt.
Ich finde es richtig toll, das dort solche Begabungen noch gefoerdert werden.
Zitat Vielen Dank für den tollen Bericht - ich freue mich auch schon auf die Fortsetzung.
Zitat von mbi03 im Beitrag #12Kaufen kann man solche Steine meines Wissens nach nicht(mehr) im Handel, statt dessen bekommt man mineralisch gebundene Silizumkarbid-Steine, die man aber regelmaessig, am besten mit Diamant, abrichten muss
Ihr wisst aber das es noch die Thüringer Steine, den gelben belgischen Brocken und den blauen belgischen Brocken gibt? Diese Steine sind sehr bevorzugt bei den Messerrasierern zum Schäfren und "Polierschärfe".
Viele Grüße Nico
PS: Diese Steine verwenden wir ausschliesslich mit Wasser, da einmal Öl die Steine nimmer mit Wasser funktionieren. Achja den Arkansas hatte ich noch vergessen bei den Naturschleifsteinen ...
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02.08.2014 16:30 (zuletzt bearbeitet: 03.08.2014 13:40)
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