Ich hoffe das mir jemand helfen oder einen Tipp geben kann.
Für den Bau einer Sekundenpendeluhr suche ich für die anzufertigenden Triebe 8mm (oder mehr) Rundstahl der sich einfach härten lässt. Hat jemand Erfahrung welcher Stahl zu empfehlen ist (Verarbeitung und Härten) bzw. wo man den Stahl auch in kleineren Mengen beziehen kann.
Da gibt es einmal den Silberstahl der aber etwas zäh beim bearbeiten ist oder aber härtbaren Automatenstahl der leichter spanbar ist. Die Bezeichnungen weiss ich nicht auswendig.Da Du aber wahrscheinlich keine grossen Mengen brauchst frage doch mal in einer mech.Werkstatt zBsp.Lehrwerkstatt ob sie Dir etwas abgeben.
Gruss W.F
Es gibt keinen Weg der nicht irgendwann Nachhause führt.
1.2083 X42Cr13 ist rostträge, vergleichsweise gut zu bearbeiten und kommt vorsichtig angelassen auf ca. 55 HRC. Der ist auch gut erhältlich. Ansonsten ist auch C45 immer noch ein guter unproblematischer Stahl. Gut zu bearbeiten und er wird in kleinen Dimensionen tadellos und sicher hart. Den gibt es an jeder Hausecke.
Der Sandvik 20Ap wird aber klar härter und hat kontrollierte Qualität. So man ihn bekommt, würde ich ihn jedenfalls vorziehen.
Man muss aber immer im Hinterkopf behalten, dass die Hau-Ruck Wärmebehandlung in der Heimwerkstatt sehr viel mehr am Endergebnis ausmacht wie Nuancen in der Stahlwahl.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
ich würde dafür ETG100 empfehlen. Das ist ein bereits vorvergüteter Stahl mit rund 900 N/mm², welcher sich wie Automatendrehstahl verarbeiten lässt und wenn nötig nach der fertigen Bearbeitung zum Plasmanitrieren geben kann. Dabei entsteht keine Zunderschicht, die Härtetiefe kann angegeben werden und es ist eine extrem verzugsarme Oberflächenhärtung. Wer will kann auch den Stahl mit der Flamme härten, denn er enthält bereits 0,35% Kohlenstoff. Aber vom Grundsatz ist es ein Vergütungsstahl. Hier ein Link wo man den Stahl relativ günstig kaufen kann: http://62.75.219.46/metall-h186-ETG-100-Stabstahl.html
IMG_3857.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Gefräst wurde mit Thornton HSS-Fräser mit einer Drehzahl von rund 250 U/min
IMG_3862.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Hier der gefräste Trie (Z=16) ohne jegliche Nacharbeit
Klar ist auch, dass wenn beschaffbar der Sandvik 20AP die Erste Wahl wäre, leider ist es mir bis heute nicht gelungen den zu einen für mich bezahlbaren Preis zu bekommen.
Eine große Vielfalt von Stählen kann man bei "Plasmatechnik Reusche" in deren speziellem Plasmaverfahren härten lassen. Ich hatte noch nie ganz kleine Teile dort, aber 40mm Drehteile aus rostfreiem 1.4404 sind super geworden. Wie oben beschrieben, Null Zunder und nur eine leichte Anlassfarbe. Kein Verzug.
Der ETG 100 hört sich interessant an, den kannte ich noch nicht. Nachdem dessen Härte aber durch Ziehen erreicht wird, halte ich eine nachträgliche Wärmebehandlung für fragwürdig. Verzug wird sich wohl einstellen und man könnte dann gleich einen normalen weichgeglühten Stahl verarbeiten,.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
der ETG100 ist dafür prädestiniert nach der Endbearbeitung eine Oberflächenhärte mittels Nitrieren bzw. Plasmanitrieren zu erhalten. Beim Plasmanitrieren sind die Temperaturen unterhalb von 600°. Natürlich erfolgt auch bei diesem Stahl durch die Temperatur ein gewisses Maß an Entspannung. Da aber die Festigkeit des ETG100 nicht durch das Ziehen, sondern durch das Vergüten erreicht wird verhält sich dieses Material anders als normale kaltgezogene Werkstoffe. Anbei für die es interessiert einige Daten zum ETG100: [[File:ETG_88_100_d_2008.pdf]] [[File:db_etg88_100_d_1_.pdf]]
PS Aus meiner persönlichen Sicht, ist es auf Grund der hohen Festigkeit des bereits vorvergüteten Stahls, nach einer Bearbeitung (drehen und fräsen) nicht mehr unbedingt nötig diesen zu härten und danach anzulassen. Man sollte sich einmal die Härtewerte der für uns Bastler erhhältlichen und härtbaren Stähle, nach dem Anlassen ansehen und mit den Werten des ungehärteten ETG100 vergleichen. Aber letztendlich kann nur jeder für sich entscheiden was für seine zu bauende Uhr der beste Stahl ist.
Viele Grüße, Dieter
teslak
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Zitat von teslak im Beitrag #9Da aber die Festigkeit des ETG100 nicht durch das Ziehen, sondern durch das Vergüten erreicht wird verhält sich dieses Material anders als normale kaltgezogene Werkstoffe
Nach meinen Informationen ist ETG 100 nach einer Erwärmung im Bleibad auf ca. 300°C gezogen um die Festigkeit zu erreichen. Anscheinend ein patentiertes Verfahren.
ZitatMan sollte sich einmal die Härtewerte der für uns Bastler erhhältlichen und härtbaren Stähle, nach dem Anlassen ansehen und mit den Werten des ungehärteten ETG100 vergleichen.
Da entnehme ich dem Datenblatt des ETG100 eine Härte von 32 HRC, was im Vergleich zu sagen wir 59 HRC eines blau angelassenen Silberstahls nicht als hart gelten darf. ETG 100 ist ein Vergütungsstahl. Die Kombination mit Plasmanitrieren ist sicherlich sehr gut, aber ohne diese zusätzliche Behandlung ist das Zeug doch kein bisschen hart.
Bei Ebay gibt es übrigens diverse Angebote.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
ja damit hasst du recht, der vergütete Stahl ist nicht hart, aber auf Grund seiner Festigkeit sehr verschleißfest. Bei den Trieben benötigen wir doch eben diese Verschleißfestigkeit oder sehe ich das falsch? Wenn ja dann bitte berichtigen. Durch das Plasmanitrieren bekommen die Triebe eine sehr hohe wenn auch relativ dünne harte Oberfläche. Bei dem silberstahl, den ich sicher härter bekomme, besteht aber durch das Härten und nachträgliches anlassen immer die Gefahr (zumindest bei langen Wellen) des Verzugs. Das kann ich mit den ETG100 vermeiden. Ich will um Himmelswillen niemanden von etwas anderen überzeugen. Ich habe für mich die erfahrung gemacht, dass es sehr angenehm ist die Triebe/Wellen fertig zu bearbeiten und danach zum Plasmanitrieren zu geben. Danach noch einmal etwas nachpolieren und fertig.
Keine Frage, ETG 100 plasmanitriert ist eine erstklassige Lösung. Die Schichtdicke ist bei weitem ausreichend.
Die Verschleißfestigkeit einer Reib-Paarung hängt nicht von der Zugfestigkeit der Partner ab, sondern von deren Gleitverhalten unter den herrschenden Bedingungen. So gesehen ist die hohe Zugfestigkeit des ETG100 ohne Aussagekraft für die Gleiteigenschaften, aber natürlich wichtig für die mechanische Stabilität.
Messing auf hartem Stahl ist in der Feinmechanik eine ausserordentlich bewährte Paarung, die man einfach so glauben darf. Verstehen kann man die komplexen Zusammenhänge nicht so einfach. Es gibt bessere Gleitpaarungen, aber die haben wieder andere Nachteile bezüglich Preis, Bearbeitbarkeit oder Festigkeit ....
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Hallo alle, da muss ich meinen Senf als Feinmechaniker auch noch dazugeben. Ich kann hier teslak nur zustimmen. ETG100 würde ich auch nehmen, super zum bearbeiten und dann nitrieren lassen. Gute Härte und kein Verzug, leicht zu bekommen, keine Probleme. Ein Trieb muss meiner bescheidenen Meinung nach nicht durchgehärtet sein, würde man in der Feinmechanik auch so nicht machen.
@tojota : es gibt keinen Stahl der sich "einfach mal so" härten lässt. Härten ist ein Beruf. Mit der Daumen-mal-Pi- Methode riskierst du verzogene Triebe und jede Menge Frust und Arbeit umsonst. Die Wärmebehandlung würde ich auf jeden Fall einem Fachbetrieb überlassen, kostet nicht die Welt. Liebe Grüße, Tellurium
Zitat von Tellurium im Beitrag #13es gibt keinen Stahl der sich "einfach mal so" härten lässt. Härten ist ein Beruf
Der Ehrlichkeit halber muss man aber doch sagen, dass auch Uhrmacher ein Beruf ist und doch einige Laien hier erstaunliches leisten.
Generationen von Uhrmachern und anderen Metallhandwerkern haben Stahl Pi x Daumen gehärtet und je nach Erfahrung auch sehr gute Ergebnisse erzielt. Mit "einfachen" untereutektoiden Stählen mit moderatem Kohlenstoffgehalt wie z.B. C45, C60, 1.2842 kann man auch nach Augenmaß ordentliche Ergebnisse erzielen. Ich empfehle, wer sich dafür interessiert, die Messermacherforen zu studieren.
Neben den absoluten Basics wie Auswahl der richtigen Eintauchrichtung kenne ich folgende wichtige Punkte: 1. Kleine Teile einpacken, mit Draht umwickeln oder sonstwie größer und gleichmäßiger machen. Titanfolie vermindert Zunderbildung. 2. Nur kurz und vorsichtig im Dunkeln (Glühfarben) erwärmen, bis ein Magnet nicht mehr greift. Nicht höher, wegen Grobkornbildung, Randschichtentkohlung etc. 3. Abschrecken in Pflanzenöl, auch wenn der Stahl als Wasserhärter gilt. 4. Angeblich kann man sofort nach dem Abschrecken noch ganz kurz richten. Gefährlich, aber später ist es noch gefährlicher! 5. Glasritzprobe oder Feilprobe ob hart. 5. Bald nach Anlassschaubild anlassen, wegen Härterissen. Mindestens 200° 2h im Backofen.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
@mikromeister: gerade weil ich das Wissen und Können vieler Leute hier schätze bin ich diesem Forum ja beigetreten und es sei unbenommen, dass es hier Leute gibt die großartiges leisten. Auch liegt es mir fern,die Leistungen und das Wissen Generationen von Uhrmachern anzuzweifeln. Mir schien nur die ursprüngliche Fragestellung nach einem Stahl der einfach zu härten ist, dergestalt, daß man doch erwähnen sollte, dass auch das härten ein Thema ist, mit dem man sich intensiver beschäftigen muß, sofern man gute und nachvollziehbare Ergebnisse erreichen will. Gewisse Grundkenntnisse was im Material beim Härten vorgeht usw. Da hast Du ja ein paar sehr gute Tips gegeben, vor allem was Messerforen angeht. Aber auch im Zusammenhang mit Messern habe ich zb. sehr schnell gelernt, dass es ohne Härteofen oft ein Glückspiel ist, weshalb ich mir nach Anleitung in einem solchen Forum dann auch einen gebaut habe. Ich habe es nicht bereut...... Beste Grüße, Tellurium.
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05.04.2014 11:21 (zuletzt bearbeitet: 05.04.2014 11:22)
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