Hallo Freunde,

hier habe ich eine schönes WALTHAM-Werk im Hunting Case, Kaliber 16s, immerhin 17 Steine, geschraubte Chatons, Model 1908 von 1918.
WALTHAM.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Es läuft auf dem Rücken liegend, auch auf dem Bauch, auch senkrecht gehalten. Da schwingt die Unruh recht lebhaft und ausdauernd.
Die Zeit wird dabei recht gut gehalten (Abweichung <1min / Tag).
Nur in einer ganz bestimmten Position, nämlich wenn man sie wie beim Ablesen in der rechten Hand hält, also Pendant rechts und so etwa 20 bis 40 Grad schräg gehalten, da bleibt sie abrupt stehen.

Ihr Leute mit mehr Erfahrung oder sogar vom Fach: Hat jemand eine Vermutung?

Die Unruh schwingt, wenn sie bei entspannter Aufzugsfeder vorsichtig angestoßen wird, in allen anderen Positionen recht frei - nur in dieser einen kommt sie ziemlich abrupt zum Stehen.
Übrigens schwingt der Reif der Unruh nur um Haaresbreite unterhalb des Arms vom Unruhkloben. Wenn man sie in die kritische Position kippt, scheint es fast, als würde jetzt der Unruhreif am Unruhkloben ganz leicht schleifen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Lager ausgeschlagen ist. Allerdings ist - jedenfalls für den Laien - in der Achse kein Spiel zu spüren.

Job für den erfahrenen Uhrmacher, oder?

Oder kann man da bisschen was justieren, sodass der Reif der Unruh etwas freier von der Unterseite ihres Klobens kommt?
Ich mein', Werk ausbauen und dann von der Zifferblatt- oder Werkseite was schrauben kann ich schon.
Also: Was sagt ihr?

Übrigens (sieht man auch auf dem Foto, wenn man's weiß) sind die beiden Chaton-Schrauben am Unruh-Lager etwas unterschiedlich.

Danke schon mal,
Klaus

Hallo

Ferndiagnosen sind immer schwierig. Besonders wenn es sich um einen vorerst nicht eindeutiger Fehler wie bei dieser TU handelt.
Ein Besuch bei einem kundigen Uhrmacher wäre angebracht.

Gruß hermann

Da hast du selbstverständlich völlig Recht, Hermann!
Andererseits geht es mir ja nicht um eine zuverlässige Auskunft, sondern lediglich um Ideen wie: "Das oder das wäre möglich", "ich hatte mal", "hast du mal nach diesem oder jenem geschaut?"
Dann kann ich prüfen, was ich selbst nachsehen und eventuell sogar richten kann oder ob ich damit zum Uhrmacher meines Vertrauens muss.
Natürlich soll das nicht irgend jemandem groß Mühe machen - nur Vermutungen/Ideen halt.
Kleinigkeiten hab' ich nämlich auch schon mal selber gemacht - und das macht einfach nur Spaß, wenn so was klappt.
Okay?
Na dann,
Klaus

Hallo

Du willst Vermutungen, bitte sehr:

Flusel, Plateaustein lose, Spirale nicht flach, Spirale schief, Spiralklötzchen zu tief, Rückerstifte verbogen, Lagersteine lose oder gebrochen, Unruhreifen lose, Plateau lose, Ankerkloben lose, Schrauben lose, falsche Schrauben, Kloben verbogen, Schrauben am Unruhreifen nicht in Ordnung, Messer verbogen, Ankergabel verbogen, Ankerlager lose, Ankerlager gebrochen, Anker lose, usw. und so fort - die diversen Abnutzungsmöglichkeiten noch nicht mitgerechnet......

Wie gesagt, wenn der Fehler nicht offensichtlich ist, dann hilft nur eine Schritt für Schritt Diagnose - so wie das der Dr. House immer macht!

Gruß hermann

Hallo Hermann,
vielen Dank für deine ausführliche Liste! Ich werd' sie mir ausdrucken und soweit möglich "abarbeiten".
Ein erster Blick zeigt mir:
Manches habe ich schon ausschließen können, anderes kann ich leicht noch in Augenschein nehmen, wieder anderes sehe ich, wenn ich das Werk rausnehme (und vielleicht teilweise demontiere).
Mal schauen, was dann übrig bleibt ...
... für meinen Uhrmacher.
Grüße,
Klaus

Hatte vor 4 Tagen ein ähnliches Phänomen bei einem neuerwerb einer Taschenuhr aus den 30gern. Uhr blieb immer sehr hart stehen wenn ich sie auf die ziffernblattseite legte.Mir fiel sofort auf,das die Unruhe sehr viel Luft hatte,dachte an gebrochenem Lagerstein oder Zapfen abgebrochen,konnte aber beides nicht feststellen.Also zum Uhrmachermeister,bin ja Laie, und der sagte nach kurzer Begutachtung: da sitzt eine falsche Unruhewelle drin,ist zu kurz ! Neue Welle anfertigen kostet bis zu 500 Euro ,also Schrott ! So eine Aussage kann ich gar nicht gut haben,ich schmeiße nix wech.....also das Dingen zerlegt,mir alles genau angeschaut und festgestellt,das in der Platine noch genug Material steht! Habe mir von einem Seiko Schlachtwerk einen passenden Stein für die Unruhewelle rausgesucht,den alten Lagerstein entfernt ,die Platine aufgebohrt für den neuen Stein und diesen dann etwas höher eingesetzt wie der alte.Das Lagerspiel der Unruhwelle eingestellt und siehe da,das Dingen läuft nun in allen Lebenslagen und sogar recht genau für so ein altes Werk.

Idee
Schleifen der Unruh kontrollieren. Mit Filzstift oben einen langen blauen (roten, schwarzen) Strich zeichnen, dann Uhruh bewegen und zum Stillstand bringen. Mehrmals wiederholen. Den Farbstrich anschauen : wo er schleift ist ist leicht abgenutzt.

Dank euch allen für eure Anregungen und Beiträge.
Gruß,
Klaus