Guten Abend verehrte Uhrenfreunde,

ich habe bei einem Reparatur Cafe einen Aufziewecker erhalten, bei dem der Klingelmechanismus leider nicht mehr funktioniert. Leider bin ich mir Uhrwerken nicht vertraut und habe mich daher nicht getraut, das kleine mechanische Wunderwerk zu zerlegen. Deswegen habe ich mich kurzer Hand hier angemeldet und erhoffe mir Ihre wertvolle Expertise. Ich habe einige Bilder erstellt mit Anmerkungen. Da Bilder mehr sagen als tausend Worte, erspare ich mir nun abstrakte Vorgangsbeschreibungen. Ich habe natürlich einige Fragen, aber ich denke, ich würde erst Ihre Meinung abwarten. Ich hoffe, ich habe mit den Bildern einen verständlichen Überblick dargestellt. Ich würde mich auf Hinleitung zur Wiedergangbarmachung freuen.

Gruß
Andreas

Ich hab schon Wecker repariert, aber es tut mir leid, ich verstehe bei deinen Bildbeschreibungen nur Bahnhof.

Hallo Andreas,
im Grunde hast Du die Ursache ja schon selbst gefunden. Wenn die Feder des Weckerwerks nicht gespannt wird kann es mangels Antriebskraft natürlich auch nicht läuten. Es ist auch leider etwas schwierig Dir irgendwelche Tipps zu geben ohne Deine Vorkenntnisse und Werkstattausstattung zu kennen. Eine kurze Vorstellung Deiner selbst und Deiner Möglichkeiten wäre außerdem recht höflich gewesen.

LG Christian

Sieht aus wie ne Eieruhr (Kurzzeitwecker).
Wird normal voll aufgezogen und dann auf die entsprechende Minute zurück gedreht.
Die Kreuzschrauben sind auch schon ziemlich hin.
Dafür gibt es Keine Teile,höchtens beim Hersteller in Übersee.

Zitat von Manfred im Beitrag #4

---

Sieht aus wie ne Eieruhr (Kurzzeitwecker).

---

Hallo,
Danke für die Kommentare. Wie befürchtet ist es schwierig anhand der Bilder das Prinzip ersichtlich zu machen. Ich hoffte, dass jemand schon mal eine Eieruhr geöffnet hatte. Der Aufbau sollte gleich oder ähnlich sein.
Ich habe kein spezielles Uhrenwerkzeug und habe, wie erwähnt, mit Uhrwerken und somit mit Uhren im allgemeinen keine Erfahrung.
Jetzt stelle ich einfach mal meine Fragen:
1. Bild 2 Unteransicht. Wie Monozelle richtig erkannt hat, ist es nur eine Feder, die durchgezogen wird von der Welle in der Mitte, wenn diese aufgezogen wird.
Frage: Ist es bei so einer Doppel Spiralfeder korrekt, dass diese "durchgezogen" wird und nur der Federkörper gespannt wird, deren Welle gedreht wird?
2. Wenn jede Welle gedreht werden muss, um eine Spannung der darunter liegenden Feder zu erzeugen, macht es dann Sinn, dass wie in Bild 4 das obere unsymmetrische Metallrad gedreht wird, aber das untere Kunststoffrad nicht, obwohl es auf der selben Welle sitzt, und auch die Welle selbst sich nicht dreht?
Frage: Wie sind denn bei Uhren die Zahnräder auf den Wellen gegen verdrehen gesichert, hier kommen wahrscheinlich keine Passfedern zum Einsatz wie bei großen Getrieben?
3. Wenn ich die Doppelspiralfeder auf Bild 2 demontieren will, gibt es da ein Werkzeug/Halter oder einen Trick, damit ich die Spannung/Aufwicklung der Feder so beibehalte?
4. Wenn ich die obere Blechabdeckung auf Bild 1 demontiere, könnten mir die Zahnradwellen umkippen. Gibt es hier auch ein Hilfsmittel, um dies zu verhindern?

Das war jetzt zugegeben etwas viel, aber ich freue mich auf jede kleine Bemerkung, die mich zum Ziel führt.
Schönen Tag noch und schönen Gruß
Andreas

Andreas, dein Enthusiasmus ist gut und schön. Aber du müsstest dich wirklich mal grundlegend mit der Arbeitsweise eines Uhrwerks befassen, denn damit würdest du dir einige (wenn nicht alle) Fragen selbst beantworten. Hier, so auf schriftlicher Basis, ohne Fachkenntnis deinerseits und ohne das Werk vor einem auf dem Tisch funktioniert das nicht. Wir können dir hier auch keinen Fernkurs geben. Wir mussten ja auch erstmal erraten, dass es sich um eine Eieruhr handelt und nicht um einen klassischen Wecker mit Gang- und Weckwerk.

Ich selbst kenne diese Eieruhr und dieses Plastik-Dingsbums-Werk nicht, aber ich würde es wahrscheinlich kapieren, wenn ich es vor mir hätte.

Da ich aber selbst sehr viel durch das Stellen naiver Anfänger-Fragen in Foren gelernt habe (was wahrscheinlich wiederum andere ordentlich Nerven gekostet hat ), werde ich jetzt mal versuchen, deine Fragen knapp zu beantworten. Wenn du dich für die Materie interessierst, besorg dir bitte ein Buch, und das heißt "Die Armband- und Taschenuhr in der Reparatur" von Hans Jendritzki.

Zitat

---

1. Bild 2 Unteransicht. Wie Monozelle richtig erkannt hat, ist es nur eine Feder, die durchgezogen wird von der Welle in der Mitte, wenn diese aufgezogen wird.
Frage: Ist es bei so einer Doppel Spiralfeder korrekt, dass diese "durchgezogen" wird und nur der Federkörper gespannt wird, deren Welle gedreht wird?

---

Eine Aufzugsfeder ist an zwei Punkten, Anfang und Ende, aufgehängt. Beide sind beweglich, aber durch ein Gesperr wird verhindert, dass eine aufgezogene Feder sich einfach wieder mit einem Knall entspannt, ohne dass ihre Kraft bzw. Spannung kontrolliert genutzt wird. Das ist auch hier der Fall.

Zitat

---

2. Wenn jede Welle gedreht werden muss, um eine Spannung der darunter liegenden Feder zu erzeugen, macht es dann Sinn, dass wie in Bild 4 das obere unsymmetrische Metallrad gedreht wird, aber das untere Kunststoffrad nicht, obwohl es auf der selben Welle sitzt, und auch die Welle selbst sich nicht dreht?
Frage: Wie sind denn bei Uhren die Zahnräder auf den Wellen gegen verdrehen gesichert, hier kommen wahrscheinlich keine Passfedern zum Einsatz wie bei großen Getrieben?

---

Bin nicht sicher, ob ich die Frage verstehe... aber ich glaube, du beschreibst hier genau das – ein Gesperr.

Zitat

---

3. Wenn ich die Doppelspiralfeder auf Bild 2 demontieren will, gibt es da ein Werkzeug/Halter oder einen Trick, damit ich die Spannung/Aufwicklung der Feder so beibehalte?

---

Das Herauswinden einer Zugfeder ist etwas heikel. Sei bitte vorsichtig. Erstens hat die Zugfeder einiges an Power, besonders Weckerfedern sind stärker als Armband- oder Taschenuhrfedern. Wenn die dir aus den Fingern fliegt, kann das wortwörtlich ins Auge gehen. Zweitens kann die Feder verdreht und damit unbrauchbar werden, wenn man nicht aufpasst. Zum Einwinden gibt es Werkzeuge, die heißen Federwinder. Die Feder wird dabei in eine Art Fäßchen gewickelt, ins Federhaus eingesetzt und man lässt sie dann hineinschnappen.

Zitat

---

4. Wenn ich die obere Blechabdeckung auf Bild 1 demontiere, könnten mir die Zahnradwellen umkippen. Gibt es hier auch ein Hilfsmittel, um dies zu verhindern?

---

Nein. Dass die Räder etwas kippeln, ist erwünscht, solange man die Zapfen nicht verbiegt oder abbricht. Da muss etwas Spiel vorhanden sein, damit die Räder geschmeidig laufen. Das Abmontieren der Deckplatine ist relativ einfach, aber das Aufmontieren kann dauern. Du setzt alle Räder mit den unteren Zapfen in die Lager, setzt die Deckplatine vorsichtig auf und jonglierst die oberen Zapfen in die entsprechend gegenüberliegenden Lager, mit Lupe, Pinzette und Geduld.

Ich habe meinen Hobby-Kanal auf Youtube. Vielleicht hilft der dir etwas weiter, auch wenn ich keine Eieruhr dabei habe.
--->Hier repariere ich einen ZentRa-Wecker. In einem --->älteren Video tausche ich bei einer Waltham-Taschenuhr die Zugfeder mit einem Federwinder. Dabei unterläuft mir z.b. der Fehler, die Feder etwas zu weit in den Federwinder hineinzuziehen, was den Zaum abbrechen könnte. Ist aber gut gegangen. Und --->hier repariere ich eine Elgin Taschenuhr. Da sieht man, dass das Aufsetzen der Deckplatine ziemlich nervig sein kann.

Hallo Andreas,
vielleicht hat sich von denen, die mich schon länger kennen, der (die) eine andere schon gefragt, warum ich mich bei Dir noch nicht gemeldet habe, bin ich doch bei einigen für meine Vorliebe für Kurzzeitwecker bekannt. Ich habe auch eine kleine Sammlung, von denen einige gehen, andere müssen noch repariert werden. Das Dumme ist nur, ich kann es Dir mit Worten schwer beschreiben, was genau zu tun ist. Außerdem hab ich inzwischen "Berührungsprobleme" mit dem Thema Vorspannung. Also die beiden Zugfedern, für das eigentliche Uhrwerk (Zeitablauf) und für das Weckwerk ("Klingeling") müssen im Ruhezustand schon ein kleines bißchen aufgezogen sein. War früher für mich kein Problem, aber jetzt hab ich das Gefühl, daß meine kognitiven Fähigkeiten langsam nachlassen.
Und diese kleinen Biester sind nicht gebaut worden, um sie zu reparieren. Übelster Billigkram. Zur Zeit versuche ich, so eine "Paprikaschote" zum Gehen zu bringen. Ursprünglich für meine Tochter gedacht, damit sie nicht die Kochzeit mit umständlicher moderner Tipperei in den Herd eingeben muß. Aber jetzt doch mehr für mein Enkelchen, der bestimmt vor Vergnügen jauchzt, wenn der Wecker nach einiger Zeit klingelt.
Die Werke sind aber wirklich sehr schlecht gearbeitet. Halt Massenproduktion. Bei der Hemmung ist der Abfall oft daneben und das Werk hinkt.
Ich habe zwar ein Werk hier, das recht zuverlässig ist, aber leider sind nicht mal diese Billigwerke austauschbar.
Natürlich könntest Du Dir für wenig Geld einen solchen Kurzzeitwecker bei ebay holen, aber da weißt Du auch nicht, ob das Werk paßt.

Hallo,
danke Monozelle und Gnomus für die guten Tipps. Jetzt bin ich zum Glück davor bewahrt worden die Tipps umzusetzen und das Uhrwerk zerlegen zu müssen. Ich war in der Zwischenzeit mal bei einem Uhrmacher. Der meinte zwar, dass er sich mit so einer Eieruhr/Kurzzeitwecker nicht auskennt, und hat sich natürlich das Ganze auch nicht lange angeschaut. Aber er hat mit seiner Lupe etwas gesehen, dass mir vorher nicht aufgefallen ist. Es ist ein Betätigungselement aus Kunststoff oben auf der Welle der Weckwerkes. Dieses hat einen Riss - es dreht sich dann durch wenn der Stift es berührt - und deswegen dreht sich die Welle nicht und somit wird auch die Feder nicht gespannt. Somit ist der Fehler gefunden . Jetzt stellt sich natürlich die nächste Frage. Nachdem ich dieses Teil selber herstellen muss, ist die Frage wie?
Bild Aktuator.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Stift betaetigt Aktuator.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Teil hat einen Innensechskant mit einer stattlichen Schlüsselweite von 2,7mm. Es gäbe jetzt 3 Möglichkeiten, die ich mir überlegt habe:
1. Rapidprototyping. Allerdings ist SLS, SLA und Polyjet zu spröde. Evtl. FDM könnte gehen, aber nachdem das original selbst als Spritzguß kaputt gegangen ist, ist es nur eine Frage der Zeit bis auch dieses Teil kaputt ist.
2. Feilen aus Alublech. Das Problem ist, dass ich mit einer Dreikantnadelfeile nur mit der Spitze reinkomme da die Feile im hinteren Teil zu breit ist und die Seitenlänge von dem Sechskant nur 1,35mm ist.
3. Eine Räumnadel gibt es nicht in dieser Größe und wäre auch viel zu teuer. Was man vielleicht machen könnte, ist eine Lochnadel zu nehmen und den 6 Kant anzuschleifen und dann durchzustoßen.
selbst wenn das mit einem der beiden letzten Punkten zu schaffen ist, dann muss immer noch die Außenkontur erstellt werden. Was ist die Werte Meinung der Uhrprofis zum Fertigungsverfahren, wenn man kleine Uhrteile selber machen muss? Bin gespannt auf Ihre Vorschläge.
Gruß und schönen Sonntag noch
Andreas

Hallo Andreas,
Vorschlag 3 wäre meine Wahl. Wenn Du die Möglichkeit hast, an einem Lochstempel o.ä. den Sechskant anzuschleifen, wäre es ideal. Für ein Alublech reicht auch ein weicher Stahlstift mit angefeiltem Sechskant. Das Loch zuerst bohren, dann den Stempel einpressen, anschließend die Außenkontur anzeichnen und mit der Laubsäge aussägen und fertigfeilen. Das dauert so eine Stunde, je nach dem, wie viele Versuche Du brauchst.
Grüße
Achim

Zitat von Andreas__ im Beitrag #9

---

2. Feilen aus Alublech. Das Problem ist, dass ich mit einer Dreikantnadelfeile nur mit der Spitze reinkomme da die Feile im hinteren Teil zu breit ist und die Seitenlänge von dem Sechskant nur 1,35mm ist.

---

Das Teil sieht doch aus, als wäre es aus Miramid o. ä.
Dieses Material ist doch einfach zu bearbeiten und der Sechskant lässt sich, untermaßig vorgebohrt, mit einem erwärmten Metallsechskant einschmelzen.

Gruß, Volker

Hallo nochmal,

Micha: ich glaube ich habe es etwas falsch erklärt. Die Breite ist etwas unter 3mm - 2,8mm, um genau zu sein. Hab nochmal nachgemessen. Maße Aktuator.PNG - Bild entfernt (keine Rechte) Die Seitenlänge von dem Sechskant ist jetzt mit 2,8 SW dann 1,6mm. Das ist dann die Maßgebende Breite f. die Feile.
Die Idee mit der Laubsäge ist ja ideal, Achim.
Genauso wie die Idee von Volker mit dem einschmelzen. Das mit dem Alu wäre dann wahrscheinlich die Lösung mit der besten Standzeit, allerdings wäre die Sache mit dem einschmelzen wohl am aufwandsärmsten. Muss ich mir mal überlegen für was ich mich entscheide.
Danke für die tollen Einfälle.
Schönen Abend noch
Andreas

Hallo Andreas,

Ich verweise auf meine dokumentierten Versuche, so ein ... Halbplastikteil zu revitalisieren.
Thread hier: Küchenwecker, zwei Stunden

Kurzzusammenfassung:
Presspassung aufgedreht, weil Plastikrädchen Zahnausfall hatte.
Plastikrädchen mit Standard-Hrz ausm 3D-Harzdrucker .. hielt nicht.
Aufgeben iss nich, probiere härteres Harz.