Guten Tag Forum,

ich versuche gerade, eine Portaluhr um 1820 nach eindeutig französischem Vorbild und Aussehen zu bestimmen.
Ich bin sicher, dass das Uhrwerk keinesfalls französich ist, ich habe hunderte franz. Standard-Pendulenwerke gesehen, die sich in ihrer Bauweise alle sehr stark gleichen. Die ganzen Wiener Pendulenwerke sind völlig anders gebaut und haben leider allermeist 36-h-Werke.
Meist sitzt die Kadratur zwischen Zifferblatt und vorderer Platine, die Schlossscheibe hinter der Rückplatine.
Dieses Werk hier weicht erheblich ab:
IMG_8081.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Kennt jemand solch eine Bauart und traut sich, was zur Herkunft zu sagen? Habe jetzt schon drei Uhren um 1820, die alle dieses chrakteristische Schlagwerk haben mit dem Rechen auf der Rückseite der Platine. Alle haben alle 8 Tage Laufzeit.
Auch ist die Auslösung des Schlagwerks und die Schaltung der Stundenstaffel ungewöhnlich, da sie von der Scheibe in der Mitte der hinteren Platine ausgeht, die wiederum auf einer langen Welle sitzt, die vom Wechselrad des Zeigerwerks vor der vorderen Platine angetrieben wird.
Meine Vermutung geht in Richtung Berlin, da die zwei anderen Uhren eindeutig Berliner Stil haben, aber eben diese Uhr lehnt sich sehr stark an französische Vorbilder an mit vielen Bronzen.
Ich besitze eine kleine Möllinger-Pendeluhr um 1810, die eine sehr ähnliche Kadratur hat:
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Ein klein wenig erinnern mich diese Bauarten an Neuchateller Werke, die aber meist deutlich kompliziertere Schlagwerke haben, und deswegen frage ich mal in das Forum, kennt ihr solche Bauarten und würdet euch trauen, die irgendwohin zu lokalisieren?

Und noch ein Uhrwerk gleicher Bauart: F1759.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Man könnte auf die gleiche Werkstatt tippen, so sehr gleichen sich die Werke.
Das letzte hat auf der Rückseite die Nummer F1759, die gleiche Zahl gibts auf der Rückseite des Zifferblatts im Konteremail. Zudem kommt unter einer Feder noch der Buchstabe A zum Vorschein.
F1759-b.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wenn man mal bei den Berliner Uhrmachern sucht, gibt es mit F einen Louis Favre, der um 1812 eine Werkstatt mit ca. 12-15 Uhrmachern betrieb, zu finden in:

Uhren und Uhrmacherei in Berlin. Geschichte der Berliner Uhren und Uhrmacher 1450 - 1900.

Heut Abend kann ich mal den Eintrag fotografieren.
Die Seriennummer lässt ja auf eine Fertigung in größeren Stückzahlen schließen, vielleicht ist das ja ein Hinweis auf diese Uhrwerksfabrik?
Leider findet sich kaum was zu Favre in Berlin, sicher ein Hugenotte, der aus Frankreich geflüchtet war.

Es gab einige Ansiedlungen von Hugenotten in der nähe von Berlin,nur Informationen darüber zu Finden ist schwierig.
Gab auch einen Bovet der Großuhren gebaut hat,aber Info darüber nicht gefunden.
Siehe Foto:
DSC01123.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Es ist ziemlich schwer, eine Info zum Uhrmacher oder zu den Uhrmachern dieser Werke zu bekommen: Allein die Annahme, dass der Buchstabe F ein Hinweis auf Favre und dessen Fabrikation von Uhrwerken ist, ist schon nicht belegbar.

Trotzdem spricht einiges dafür, ich habe schon etliche Uhrwerke in dieser Bauart gesehen und auf dem Tisch gehabt, oft mit der Signatur LB & C im Konteremail, was für Louis Buzat steht, der schon im 18. Jhdt. in der Uhrmacherkolonie Friedrichsthal arbeitete.
Dass Uhrwerke, die mit diesen Zifferblättern ausgestattet waren aus dieser Kolonie oder deren Berliner Umgebung stammen, liegt zwar auf der Hand, ist aber nicht nachweisbar.

Auf jeden Fall spielen die Hugenotten und deren vielfache Herkunft aus Neuchatel eine entscheidende Rolle bei dieser Frage zur Bestimmung, und mir wird klar, wieso diese Werke oft eine Erinnerung an die Kadratur großer Neuchateller Uhren auslösten.
Diese Schlagwerke sind so einmalig, dass deren Art und Bauweise immer erkennbar sind.

Einiges zu der hugenottischen Uhrmachern habe ich in dieser Schrift gefunden:

Jean-Louis Martinet: Berliner Uhrenmacher aus der Zeit Friedrich des Großen

Aber irgendwie gehts nicht weiter.