Servus, ich platziere das mal im Stammtisch, möglicherweise blamiere ich mich jetzt...
Vor langer Zeit habe ich im Service von hochwertigsten Kleinbildkameras gearbeitet. Da ging es um 1000stel Sekunden beim Verschluss.
Die entsprechenden Flächen auf denen Hebel und Zahnräder wirkten waren teilweise nicht poliert sondern auf den ersten Blick rau.
Die Oberfläche sah unterm Mikroskop auf wie wenn lauter Kugeln nebeneinander liegen. Das hat natürlich die wirksame Oberfläche und auch die Reibung reduziert.
Wäre auf den Paletten so eine Mikrokugelfläche (woher auch immer) nicht auch sinnvoll?
So jetzt kommts: Bei einem durchgenudelten TN Anker habe ich die Paletten mit einer feinen Messingbürste /Dremel) kreuz und quer so bearbeitet dass ich eine unebene ganz leicht wellenförmige Oberfläche habe. Im 100stel Bereich. Subjektiv schwingt das Pendel viel weiter als vorher und auch weiter als bei den anderen TN Uhren.
Sobald ich Zeit habe (im Moment bin ich beruflich völlig am Anschlag) tausche ich mal die Anker zwischen 2 Uhren und messe mal genau.
Wie gesagt - Spekulation von einem Bastler aber möglicherweise ein Denkansatz. Weniger Kontaktfläche - weniger reibung.
Und bessere Ölhaftung auf den Paletten.
Möglicherweise liege ich auch völlig falsch und mache einen Denkfehler.
den Effekt verminderter Reibung durch eine rauhe Oberfläche kenne ich nur im Zusammenhang mit Flüssigkeiten und Gasen. Als bekannte Beispiele werden dazu oft die Haut von Haifischen sowie die Oberfläche von Golfbällen genannt.
Bei den feinmechanischen Bauteilen würde ich vermuten, dass eine Oberflächenbehandlung mit Nanopartikeln erfolgte.
Dabei kann ich mich natürlich auch irren. Die Technik entwickelt sich ja ständig.
Beispiel: Im Schiffbau ist der Wulstbug seit fast 100 Jahren ein erfolgreiches Mittel, den Strömungswiderstand im Wasser zu vermindern und dadurch Kraftstoff einzusparen. In unzähligen Versuchen mit Modellen im Schleppkanal wurde die Wirksamkeit nachgewiesen und ständig verbessert. Die neuen Schiffe der AIDA-Flotte haben stattdessen wieder einen fast geraden Bug. Nun soll der wieder besser sein. (Zusätzlich sorgt ein Luftblasenschleier für eine verminderte Wasserreibung.)
Dass eine Messingbürste die Oberfläche der gehärteten Paletten des TN-Ankers erosiv verändert, kann ich kaum glauben. Bei zahlreichen Restaurierungsarbeiten ist mir allerdings aufgefallen, dass bei intensiver Bearbeitung mit einer Messingbürste die Oberfläche von Stahlteilen vermessingt wird. Da Messing eine selbstschmierende Wirkung hat, könnte sich die Reibung an so behandelten Teilen möglicherweise verringern.
Hallo Das die Messingbürste Spuren hinterläßt könnte ich mir schon vorstellen ( Karl schreibt ja auch im 1/100 Bereich ). Diese Messingbürsten für Dremel gibt es in unterschiedlichen Härten, zumindest habe ich 2 verschiedene Bürstensorten und die eine ist deutlich härter ( ja sind auf jeden Fall Messingbürsten - kein Stahl ). So ein Dremel hat ja glaub bis 30000 U/min, also kommt die einzelne Messingbürste 30000 mal in der Minute "vorbei" und kann ihre Arbeit verrichten. Gehärtete Zapfen werden ja auch von Messinglagern malträtiert - also warum nicht auch die Paletten? Die Ölhaltung könnte dadurch schon besser sein, im Prinzip ist es ja dann wie eine geschabte Oberfläche - grob gesagt - und da geht es ja auch um die Ölhaltung
Frank
Ich kann von allen ein bissel was - aber nüscht richtsch
Servus, danke für die Antworten. Mein Gedanke - weniger Berührungsfläche = weniger Reibung.
Der Hebel der den 2ten Verschlussvorhang ausgelöst hat ist irgendwie mit dem Zahn des Ankerrads zu vergleichen. Und es ging um einen extrem kurzen exakten Impuls. Das musste bei jeder Temperatur dauerhaft reibungsarm funktionieren. Da werde ich mal dranbleiben.
Zitat von scharlie_de im Beitrag #1Die Oberfläche sah unterm Mikroskop auf wie wenn lauter Kugeln nebeneinander liegen. Das hat natürlich die wirksame Oberfläche und auch die Reibung reduziert.
Das kann kugelgestrahlt gewesen sein, damit die Oberfläche verdichtet, und damit härter und verschleißfester wird. Das kann aber auch Sintermetall gewesen sein, damit in den Hohlräumen ein Schmierstoff eingelagert werden kann, der sich dann nicht so leicht verflüchtigt.
Die Größe der Fläche hat auf die Reibung (Reibkraft) keinen Einfluss. Auf den Verschleiß natürlich schon. Aber da ist eine große Fläche besser.
Die Idee ist gut, aber leider bei Großuhrhemmungen wäre der Vorteil meiner Ansicht nach nicht von langer Dauer. Der Druck ist dort einfach zu stark. Diese Oberfläche wäre recht schnell abgenutzt, und vermutlich würde sich der positive Effekt in´s Negative verkehren. Eine interessante physikalische Eigenschaft bei den meisten Hemmungen ist übrigens, das sich immer die stahlharten Paletten abnutzen, und nicht die sehr viel weicheren Messingzähne.
Zitat von scharlie_de im Beitrag #1Die Oberfläche sah unterm Mikroskop auf wie wenn lauter Kugeln nebeneinander liegen. Das hat natürlich die wirksame Oberfläche und auch die Reibung reduziert.
Die Größe der Fläche hat auf die Reibung (Reibkraft) keinen Einfluss. Auf den Verschleiß natürlich schon. Aber da ist eine große Fläche besser.
Das stimmt nur wenn man von der Coulombschen Reibung ausgeht. In der Realität gibt es aber noch andere Effekte. Beispielsweise kennt jeder die hohe Reibung die zwischen zwei aneinander gesprengt Endmaße entsteht. Weil beider Flächen durch die Ebenheit und Politur mit viel Fläche in Kontakt kommen entsteht Reibung (van der Waals). Beim Autorrennen haben breite Reifen auch mehr Kontaktmöglichkeiten zur Strasse und daher mehr Reibung (schneller bremsen/beschleunigen, schneller durch die Kurve, mehr Kraftstoffverbrauch). Und dann ist auch die viskose Reibung von Öl die u.a. proportional zu 1/Spalthöhe ist und bei sehr engen Spalten (polierte Flächen) hoch werden kann, raut man dann leicht an ist die Reibung schlagartig geringer....
Das Reifenanalogon ist keines, weil es da nicht um die Reibung sondern um die Scherfestigkeit des Gummis geht. Ein schmaler höherbelasteter Reifen würde einfach abradieren und nur schwarze Steifen ergeben.
Bei Paletten muss man wohl in Betracht ziehen, dass es zwei sehr unterschiedliche Belastungen gibt. Erst der Schlag, wo eine glatte Oberfläche mehr Tragpunkte hat und das Öl besser dämpft und das Gleiten, wo evtl. eine Struktur besser sein könnte.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Tribologie von so kleinen Berührflächen wie etwa Achse-Steinlager nicht anders funktioniert wie bei großen Lagern. Immerhin scheint die Evidenz für den Vorteil möglichst glatter Paarungen zu sprechen und das ist ein gewichtiges Argument. Wobei glatt immer relativ ist und ein gutes Mikroskop fast aus jedem Teil eine Kraterlandschaft macht.
Ausserdem ist die zeitliche Konstanz immer wichtiger wie die absolute Größe der Reibung.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Epilam ahmt den Kugel Effekt nach. Nur das es nicht die Reibungsfläche verringert, sondern durch seine halbkugelförmige Struktur die Halterung des Öls verbessert. Wollte ich noch nachreichen.
Zitat von mikromeister im Beitrag #9Das Reifenanalogon ist keines, weil es da nicht um die Reibung sondern um die Scherfestigkeit des Gummis geht. Ein schmaler höherbelasteter Reifen würde einfach abradieren und nur schwarze Steifen ergeben.
nein ist es nicht ;-) Da ich mich beruflich im Bereich von Dichtungen mit Gummi beschäftige, sehe ich am Prüfstand immer wieder, dass die Reibung bei mehr Auflagefläche (und mehr Mikrokontaktfläche) höher ist. Und ja man kann damit dann natürlich dann auch mehr maximal Reibkraft übertragen bevor es zum Abscheren kommt.
100.000 Auslösungen mit 1/1000s ergeben 100s reine Nutzungsdauer. Von mir aus 400s, wenn man eine 1/250s zugrunde legt. Waffen haben eine noch extremere Nettolebensdauer. Ein Auto hat nach 200.000km Laufleistungen und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60km/h nur 140 Tage funktioniert. Eine Uhr läuft 24/7.
Was ich damit sagen will, ist dass sich die Anfordeurngen doch deutlich unterscheiden. Das könnte der Grund sein, warum das niemand macht, denn es wurde schon fast alles ausprobiert. Selbst wenn es jetzt gut, kann es im Langzeittest versagen.
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06.03.2021 17:18 (zuletzt bearbeitet: 06.03.2021 17:19)
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