Guten Morgen. Damit man weiß wer ich bin, stelle ich mich kurz vor: Ich bin hier neu und interessierte mich schon immer für Uhren. Habe selber sechs Gründerzeitregulatoren, die alle funktionieren. Kleinigkeiten, wie z.B. eine neue Pendelfeder einbauen oder eine gebrochene Feder ersetzen bekomme ich hin. Allerdings würde ich zu gerne mal eine große Wanduhr komplett selber bauen. Mit einem großen (ca. 30 cm) Zifferblatt, einem kleinen Sekundenzeiger, der über oder unter der Achse des Minutenzeigers auf der Achse des Hemmungszahnrades sitzt und einer Weckfunktion. Das Uhrwerk sollte also auch schön handlich groß sein. ca. 20 mal 30 cm.
Was ich mir demnächst anschaffen möchte, das ist das nötige Werkzeug dafür. Keine gewerblichen Luxusmaschinen, sondern gebrauchte Maschinen, ausreichend für den Hobbyuhrmacher. z.B. eine Fräse zum Zahnrad herstellen. Welche Maschinen und Werkzeuge für dieses Vorhaben müsste man sich zulegen? Es wäre doch mal sehr interessant eine Auflistung der wichtigsten Werkzeuge für Regulatorenuhrwerke zu erstellen. Also nicht das Werkzeug, was man für Armbanduhren benötigt. Viele Grüße Richard
Hallo Richard, Willkommen im Forum. Hier wirst du viele interessante Beiträge finden, mit denen du ein Gefühl dafür bekommst, welche technischen Fähigkeiten und Werkzeuge für die Pflege und Reparatur von Uhren notwendig sind. Auch Beiträge zum Selbstbau sind hier verfügbar. Mit dem Selbstbau eines Regulatorwerkes hast du dir ein schönes Ziel gesetzt. Wenn du dich hier und natürlich durch verschiedene Literatur in die Materie einarbeitest, wirst du sehen, dass der Unterschied zwischen dem Wechseln einer Pendelfeder und dem Selbstbau eines gut gehenden Regulators ungefähr so groß ist wie der zwischen einer Nordseedüne und dem Himalaya. Dazwischen gibt es viele unterschiedlich hohe Berge, die nach und nach erstiegen werden wollen, um das Ziel zu erreichen. Du wirst Ausdauer brauchen, aber es macht Spaß, dass ist schon mal sicher.
Zu den Werkzeugen. Viele der wertvollsten und besten Uhrwerke wurden in der Vergangenheit mit relativ einfachen Werkzeugen konstruiert und gebaut. Viel wichtiger als eine Werkzeugliste ist erst mal Fachwissen, Übung und Erfahrung.
Vielen Dank für die nette Antwort. Ja, dass es nicht einfach ist einen Regulator zu bauen ahne ich schon. Aber es macht ja Spaß. Sollte man vielleicht erst mal ein Werk aus Holz bauen, damit man etwas Übung bekommt? Was ich jedoch unbedingt machen möchte, das ist eine Grashüpferhemmung. Denn die anderen Hemmungen ( Einzelpin, wie Hausmannsturmuhr im Dresnder Schloss oder Graham Hemmung) sind mir wegen der Geräuschkulisse und der Reibung etwas unsympathisch. Aber alle meine Regulatoren haben ja Graham Hemmung. Einige sind sogar recht leise. Aber die Grashüpferhemmung finde ich einfach genial, weil sie fast völlig geräuschlos ist.
Gerne würde ich diese Hemmung mit zwei gekoppelten und gegensätzlich laufenden großen, (ca. 20 cm Durchmeser) Unruhen kombinieren. Diese Unruhen sollen direkt hintereinander liegen und vor der vorderen Platine sein, damit man sie durch ein rundes Fenster sehen kann. Um Reibung zu minimieren sollten sie nicht in Lagern laufen, sondern mit der Achse auf zwei großen Messingrädern rollen. Bei einer Vollumdrehung der Unruhen würden sich die Auflagerräder nur um wenige Grad drehen.
Servus Richard, erstmal ein aus Wien! Kann sein das Du statt Unruhe eigentlich Gangrad meinst? Eine Grasshopperhemmung mit einer Unruhe kann ich mir eigentlich nicht vorstellen schon gar nicht eine die eine volle Umdrehung macht. Ich kenne überhaupt nur Grasshopperhemmungen mit Pendel als Gangregler, hast Du eventuell mal ein Bild als Beispiel?
Servus Christian, danke für die freundliche Begrüßung, Nein, ich meine wirklich Unruh. Auf der Achse der Unruh ist ein Triebzahnrad (so heißen ja die kleinen aus Stahl, die auf den Achsen sitzen, was ich hier schon gelernt habe), was in einen Hebel greift, der ebenfalls mit Zähnen in dieses kleine Zahnrad der Unruh greift. Bei einer Umderhung der Unruh, dreht sich dieser Hebel um ca 10 bis 20 Grad. (Muss man vorher schauen wieviel er sich drehen soll). An diesem Hebel sind die beiden Greifer für die Grashüpferhemmung angebracht. Der Hebel wird also abwechselnd nach unten und nach oben gedrückt und treibt über die Zahnradkoppelung die Unruh an. Wenn man nun zwei Hebel anbringt, einer für die eine Unruh, der Andere für die andere und diese beiden Hebel gekoppelt sind und sich somit spigelbildlich bewegen, hätte man das, was ich bauen möchte, wenn ich nicht schon beim Sägen des ersten Zahnrades kollabiere:-)
Bevor ich mich jedoch da ran wage, denn ich brauche ja erst mal eine Fräse mit Winkeleinstellung für die Zahnräder, werde ich erst mal eine Standuhr (Erbstück aus der Vorkriegszeit oder frühe 50er) wieder betriebsbereit machen, die seit ich denken kann das tut, was ihr Name schon sagt. Sie steht. Das Pendel ist abgerissen (selten so eine primitive Pendelfeder gesehen) und die Gewichtsaufhängung ist fragwürdig. Die Firma ist Liege, wie man auf einem Foto sehen kann. Ich wollte sie erst vor vielen Jahren verkaufen, aber die wollte bei Ebay natürlich keiner haben. Eine Retrouhr aus der Vorkriegszeit, die nicht läuft. Aber ich finde sie trotzdem hübsch, auch wenn das Zifferblatt etwas zu primitiv ist. Vor allem die Mitte. Einfaches schmuckloses Messing. Ich muss mal sehen, was man da machen kann. Das Gehäuse ist jedenfalls schön, aber hat schon etliche Abbrüche. Zum Üben genau das Richtige. Die Zahnräder sind auch sehr groß. Ich habe mal ein paar Fotos von der Uhr gemacht, das Uhrwerkr werde ich vielleicht nächste Woche mal ausbauen und auch mal fotografieren. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende. Richard
Gast
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Will mal so sagen: Es gab in den 70ern oder 80ern kleine Pendeluhren von der tschechischen Firma PRIM (u.a. auch als Portaluhr), die hatten eine Plaste("Plastik")-Hemmung ähnlich einer Kolbenzahnhemmung, also typische Unruhhemmung. Und ich hatte vor vielleicht 40 Jahren als Spielerei auch mal eine Stiftankerhemmung für ein Werk mit Pendel mißbraucht. Warum sollte der umgekehrte Weg nicht auch möglich sein? Nehmen wir nur das Drehpendel. Das hat ja doch eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Unruh. Verwendet wird aber u.a. die Graham-Hemmung. Mal sehen, was Seine Erlaucht draus macht.
Seine Erlaucht :-) Die Namen waren alle schon vergeben, daher wurde ich jetzt zum Grafen. Mit diesem Bau wede ich mich vielleicht erst in Holzbauweise dran geben. Ich könnte so leichter Zahnräder sägen. Aber das wird sicher in den Sommer gehen. Erst soll die Standuhr wieder laufen. Die stand lange genug (seit ich auf der Welt bin)
Hallo Richard, Ich glaube, die Uhr ist älter. Das Gehäuse macht einen guten Eindruck. Du must feststellen, ob die Oberfläche mit Wachs, Schellack oder Nitro bearbeitet wurde. Nach WK2 wurde Schellack kaum noch verwendet. Die Tür scheint massiv Nussbaum oder Mahagoni zu sein. So hätte man in den 50ger nicht mehr gearbeitet. Die Pendelfeder ist auch OK und typisch für Uhren vor 1900. Der Zahlenreif ist im Stil ausgehende Historismus. Wenn du das Werk fotografierst kann man mehr sagen. Überlege gut, bevor du anfängst zu restaurieren, wäre schade um die Uhr. Gruß Werner
Hallo Werner, bevor ich an der Uhr was mache, werde ich sie erst mal von Innen fotografieren. Zum Glück gibt es dieses Forum. Meine Oma hatte mal gesagt, dass sie diese Uhr in den 50ern bekommen hatte und kurze Zeit später war das Pendel ab. Seit dem war es eine stehende Standuhr.
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04.02.2021 09:50
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