Ende Oktober ist mir eine große doppelseitige Nebenuhr von PRAGOTRON in die Hände gefallen.
Bisher habe ich diesen Typen nur ein Mal im Netz gesehen und habe daher direkt zugeschlagen und mir damit jede Menge
Arbeit verschafft.

Zur Uhr:



Hersteller: PRAGOTRON
Typ: PDL-60
Baujahr: unbekannt
Größe: 75 x 75 x 22 cm (ohne Halterung)


Bestandsaufnahme:
Die Uhr war in einem durchaus schlechten Zustand.
Die To-Do-Liste wurde immer länger, jedoch habe ich eine Herausforderung gesucht.

Was gab es zu bemängeln?
- Starke Durchrostung an 2 Seiten des Rahmens. Der Grund lag auf der Hand: die Uhr hing wohl seitlich an einer Wand/ an einem Gebäude und an diesen Stellen hat sich i.wann einmal Wasser gesammelt.
- Aufgrund des Rosts sind die dort befindlichen Halterungen für das Flexrohr und die Lampenfassung abgefault und hingen quer im Inneren.
- Die Zifferblätter wurden auf RFT umlackiert. Dieser Lack blätterte nun ab, sodass einige Stunden- und Minutenzeiger beinahe verschwunden waren, ebenso wie das RFT-Firmenlogo.
- Gleiches gilt für den Lack der Uhrzeiger, dieser blätterte ebenfalls etwas ab. Dies ist für mich aber kein neuartiges Problem, was Pragotron betrifft.
- Eines der beiden (Glas-) Zifferblätter ist an einer Ecke gerissen, leider genau im Sichtfeld der Uhr.
- Allgemein war der Zustand des Lacks (außen) wenig ansehnlich.
- Eines der beiden Uhrwerke schaltete nicht wie vorgesehen, bzw. gar nicht.




Worklog:
Zunächst habe ich die Uhr komplett demontiert. Dabei konnte ich das Problem mit dem nicht funktionierenden Uhrwerk lösen. Des Rätsels Lösung: Metallteile, bzw. Rost hatte sich am Magneten gesammelt und sich zwischen Magnet und Uhrwerkrahmen verklemmt. Dies konnte so geschehen, weil die Abdeckkappe abgefallen und im Inneren der Uhr lag.

Ganz oben auf meiner Liste stand jedoch die Beseitigung der Roststellen. Dabei wollte ich keine Flickschusterei betreiben, sondern das Problem richtig angehen.
Ein befreundeter Kfz-Schweißer hat mir die Problemstellen rausgetrennt und Ersatzbleche angefertigt und verschweißt. Durch das Punktschweißen sind keine Oberflächenspannungen/ -verformungen aufgetreten, Gott sei Dank. Die innenliegenden Metallteile (Halterung Rahmen, Halterung Lampenfassung und Flexrohr) wurden von den Ausschnitten getrennt, gesäubert, behandelt und wieder auf/ mit dem neue Blech verschweißt.
Das Resultat ließ sich blicken und entsprach meinen Vorstellungen. Zusätzlich wurden Unebenheiten mit Spachtelmasse angeglichen und geschliffen.



Im Anschluss folgte neuer Lack. Das Innere des Rahmens habe ich in einem weiß/ hellgrau lackiert, damit das Licht besser reflektiert wird. Der Farbton war deutlich heller als der davorige, welcher meiner Ansicht nach das Licht eher schluckte. Den Außenrahmen wollte ich, wie es bei Pragotron typisch ist, in Hammerschlag-Optik lackieren. Jedoch nicht in silber oder hellgrau, da ich mich an dieser Farbe 'sattgesehen' habe. Daher habe ich mich für ein Dunkelgrau entschieden. In diesem Zuge habe ich auch die Uhrzeiger neu lackiert.



Anschließend habe ich die Lampenfassungen und deren Verkabelung wieder eingebaut und die Flexrohre, welche porös und an einigen Stellen bereits eingerissen waren, durch neue ersetzt. Die Erneuerung der restlichen Elektrik verschiebe ich auf einen späteren Zeitpunkt.

Parallel dazu habe ich online neue Zifferblätter aus Plexiglas anfertigen lassen. Auf Wunschmaß mit Bohrung für das Uhrwerk. Die Gläser kamen für mich, aufgrund des Risses, nicht mehr in Frage. Das neue Zifferblatt (Folie) habe ich dann digital als Vektrografik erstellt. Die Maße habe ich dem Zifferblatt meiner Pragotron BV-60 entnommen, welche ein Zifferblatt mit gleichen Maßen besitzt. Das Logo hatte ich bereits aus vorherigen Projekten digital in 'neu' und 'alt'. Auf Bildern der PDL-60 ist hauptsächlich das ältere Firmenlogo von Pragotron abgebildet, daher habe ich auch das ältere Logo verwendet.
Die Druckdatei habe ich einer ortsansässigen Marketingfirma übergeben. Diese hat mir die Striche aus einer mattschwarzen Folie ausgeschnitten und mit einer Transportfolie versehen, was das spätere Aufkleben maximal erleichtert.



Auch hier war ich mit dem Resultat absolut zufrieden.

Der probeweise Zusammenbau einer Seite der Uhr zeigt sich dann wie folgt.




Noch zu erledigen:
In den kommenden Tagen/ Wochen werde ich die komplette Elektrik überarbeiten. Die Uhr soll zunächst autark ohne externe Mutteruhr arbeiten. Daher verbaue ich im Inneren der Uhr einen kleinen Impulsgeber. Voraussetzung dafür ist ein Stromanschluss nach außen, welchen ich durch den Fuß der Halterung lege, so wie es ohnehin mal war. Im Inneren führe ich den Stromanschluss (220V) zur Verteilerdose, welche die Leuchtmittel versorgt. Dort greife ich mir die 220V Wechselstrom ab und führe sie in ein kleines 24V Gleichstrom-Netzteil. Wo ich das Ganze verbaue, werde ich sehen. Im besten Falle bekomme ich es jedoch in der Verteilerdose unter.
Die 24V-Leitung lege ich dann zum Impulsgeber, ebenso wie die Kabel der beiden Uhrwerke.

Die Leuchtmittel werden durch RGB-Lampen mit E27 Fassung ausgetauscht. Das hat sich bereits in meiner BV-60 gut bewehrt. Wer es nicht so farbenfroh mag, kann die Uhr damit auch in schlichtem Weiß erstrahlen lassen.




Updates folgen. Anregungen und Fragen sind sehr willkommen.

Bis dahin.

Das Ergebnis der Rekonstruktion sieht gut aus!
Mit Pragotronuhren habe ich ja auch schon einiges zu tun gehabt. Vor allem die Neuanfertigung des ZB mit Farbe war für mich sehr mühsam. Die Idee, das ZB als Folienschnitt anfertigen zu lassen, gefällt mir darum außerordentlich. - Man lernt nie aus.

LG
Roland

Danke fürs Feedback. :)

Lackieren fiel für mich von Beginn an aus. Mir hätte dafür schlichtweg die Muse gefehlt und es wäre auch nicht sauber geworden. Ich kenne mich. Daher Respekt, dass du es bei deiner AV so gemacht hast.

Das mit der Folie kann ich so nur jedem empfehlen. Damit dann auch ruhig zum lokalen Anbieter gehen. Die beiden Zifferblätter hätten mich im Internet ca. das dreifache gekostet. Mir wurde gesagt, dass sowas keine Arbeit für einen Experten ist.

Btw. bisher habe ich rund 200€ an Material in Uhr investiert, ohne die Anschaffung selber.

Zitat von Harry_993 im Beitrag #4

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Danke fürs Feedback. :)

Lackieren fiel für mich von Beginn an aus. Mir hätte dafür schlichtweg die Muse gefehlt und es wäre auch nicht sauber geworden. Ich kenne mich. Daher Respekt, dass du es bei deiner AV so gemacht hast.

Das mit der Folie kann ich so nur jedem empfehlen. Damit dann auch ruhig zum lokalen Anbieter gehen. Die beiden Zifferblätter hätten mich im Internet ca. das dreifache gekostet. Mir wurde gesagt, dass sowas keine Arbeit für einen Experten ist.

Btw. bisher habe ich rund 200€ an Material in Uhr investiert, ohne die Anschaffung selber.

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Die letzten Tage habe ich es endlich einrichten können, die To-Do-Liste weiter abzuarbeiten.

Elektrik:

Wie bereits beschrieben soll die Uhr zunächst autark ohne externe Mutteruhr arbeiten. Die Option des Rückbaus soll dabei natürlich nicht ausgeschlossen werden.

Für die Umsetzung habe ich mir einen kleinen Impulsgeber gekauft, welcher bereits in zwei anderen Uhren einwandfrei seine Dienste verrichtet. Dazu kommt noch ein kleines Netzteil, welches die 24V Gleichstrom für den Impulsgeber bereit stellt. Um Platz zu sparen habe ich das Netzteil auseinander gebaut und somit auf das Wesentliche begrenzt. Das Ganze habe ich im Anschluss in eine Verteilerdose verpackt und entsprechend verkabelt und verlötet. Die beiden Kabel eines jeden Uhrwerks können außen an der Verteilerdose in eine Kabelklemme gesteckt werden. Zuletzt habe, auf zugegeben recht unkonventionelle Art, eine Tasterverlängerung durch den Deckel der Verteilerdose angebracht. Somit kann man ohne Öffnen der Verteilerdose den Set-Button betätigen und einen manuellen Impuls erzwingen.


Die Verteilerdose ist mit 3M Dual Lock am Uhrenrahmen befestigt. Sollte die Uhr später mittels externer Mutteruhr betrieben werden, so kann die Verteilerdose samt Kabel, nach Entfernung aus der eigentlichen Elektrikverteilung, komplett aus der Uhr entfernt werden. Die im Bild noch hängenden Kabel habe ich bereits mit Kabelbinder und Klebesockel sauber verlegt.


Für die Stromversorgung mit 220V Wechselspannung kann ein handelsübliches Kaltgerätekabel benutzt werden. Dazu habe ich einen männlichen Kaltgerätestecker in den Fuß der Uhr gelegt und das andere Ende des Kabels in die Verteilersteckdose der Uhr gelegt, über welche der Strom an die Lampenfassungen weitergeleitet wird.


Die Leuchtmittel sind ebenfalls eingetroffen, wobei ein Defekt dabei war. Leider kann ich das dann erst im neuen Jahr abschließen. Aber ein paar Bilder konnte ich trotzdem anfertigen.


Noch zu erledigen:
Neben den fehlenden Leuchtmitteln sind nur noch Kleinigkeiten am Rahmen zu erledigen. Ein 'Deckel' muss nochmals angepasst werden, da sich beim Schweißen die Form des Rahmen scheinbar leicht verändert hat. Einige kleine Macken im Lack müssen noch korrigiert werden und die Zeiger müssen noch exakt ausgerichtet werden.
Zuletzt folgen natürlich noch Bilder, welche nicht aus der Handykamera entstanden sind. :)

Bis dahin allen schon einmal einen guten Rutsch.

Die Uhr ist wieder richtig toll gewoden, man kann den Aufwand nur erahnen - auch bei den schwierigen Blecharbeiten.
Bei der Elektrik muß ich Dir als Elektrofachkraft aber sagen, daß ich es anders gelöst hätte. Ich hoffe, Du verzeihst mir diesen kleinen Kritikpunkt.

Zitat von Gustav Becker im Beitrag #8

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Bei der Elektrik muß ich Dir als Elektrofachkraft aber sagen, daß ich es anders gelöst hätte. Ich hoffe, Du verzeihst mir diesen kleinen Kritikpunkt.

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Klar. Das Netzteil in der Abzweigdose könnte Probleme machen, vom Anschluß und der Befestigung her (Wirklich mit Heißkleber befestigt?). Die Verlustleistung, die sich in der geschlossenen Abzweigdose entwickelt, ist nicht zu unterschätzen. Günstiger ist ein fertiges Steckernetzteil, das Du auch in Deiner Uhr irgendwo befestigen kannst. Dann gibt es nur einen Hohlstecker-Anschluß an Deiner Elektronikdose - oder Du klemmst das Niederspannungskabel direkt dran. Da Schutzkleinspannung, ist das alles unkritisch.

Bei Deiner Kaltgeräte-Anschlußleitung müßte theoretisch eine Kabeldurchführung ran (könnte sonst am Gehäuse scheuern). Wichtig ist eine ausreichende Zugentlastung und ein einwandfreier Schutzleiteranschluß (mit Zahnscheiben am Gehäuse festgeschraubt, damit es ordentlichen Kontakt gibt). Der Schutzleiter sollte länger sein als die anderen zwei Adern, damit er als letztes abreißt.

Möchtest Du die Uhr auch im Außenbereich einsetzen? Dann müßten/sollten noch andere Änderungen vorgenommen werden.

Das wären so auf die Schnelle die Dinge, die mir dazu einfallen. Es soll aber bitte - wie gesagt - nicht der Eindruck entstehen, ich würde Dir Deine restaurierte Uhr zerpflücken/schlechtreden.

Vielen Dank für den/ die Tipps. Ich finde derartige Hinweise absolut nicht verwerflich. Im Gegenteil.

Im Außenbereich wird sie nicht eingesetzt werden, zumindest nicht so. Dafür ist die Elektrik nicht ausgelegt, im Hinblick auf Kondenswasser und was da noch passieren kann.

Die Kabeldurchführung sollte so passig sein. Es ist genug Luft da und die Uhr wird nicht großartig umhergerückt (macht bei dem Gewicht auch keine Freude) werden. Wenn sie dann im Wohnzimmer steht, bleibt sie dort auch. :D
Zugentlastung ist ebenfalls vorhanden. Schutzleiter habe ich, bitte nicht dafür steinigen, bisher vernachlässigt. Aber er war vorher auch am Rahmen, wie beschrieben, befestigt und kann/ wird es auch in Zukunft. Jetzt wo du mich
daran erinnerst, dass eventuell doch mal wer übers Kabel stolpern könnte, werde ich das doch nochmal in Angriff nehmen.

Das mit der Verteilerdose-Impulsgeber gefällt erhlich gesagt selbst mir nicht. Ich würde es als Zwecklösung beschreiben.
Ich hatte überlegt, das in Zukunft noch zu verbessern. Mir schwebt da was in Richtung Eigenkonstruktion und 3D Druck vor. Eine Halterung/ Verteilerdose so, dass ich das Netzteil in einer Halterung fixieren kann und auch den Impulsgeber ordentlich verschrauben werden kann. Kabelklemmen direkt im Gehäuse, sodass auch der Anschluss sauber erfolgt. Zusätzlich noch ein ordentlicher Knopf zur Bedienung des Impulsgebers und das Ganze so designt, dass auch die Verlustleistung/ Wärme entweichen kann.

Wie du vielleicht siehst, würde es gerne sauberer lösen, jedoch fehlen mir (momentan) die Mittel dazu. Der Entwurf als CAD sollte nicht das Problem sein, jedoch muss ich mir erstmal jemanden suchen, der mir das dann auch ein paar Mal anfertigt.

UPDATE:

Die letzten Leuchtmittel sind eingetroffen. Die Zeiger wurden akurat ausgerichtet und alles Übrige montiert. Die Uhr (der Riese) steht jetzt vorerst an ihrem Platz.


Ich hoffe, dass ich mit dem Bericht Interessierte da draußen dazu motivieren kann, sich an solche Projekte zu wagen. Bitte nicht alles direkt als Schrott abstempeln. In vielen Fällen geht damit ein Teil Geschichte verloren.