Dies einfach so zur Info...
Ja früher, das waren noch andere Zeiten!
In meinem Davoser Geschäft waren fünf Mitarbeiter; vier Frauen und ein Uhrmacher angestellt. Da wurde auch knallhart kalkuliert.
Auch Umsatzmässig waren da andere Zeiten; zBsp am berühmten WEF in Davos, anfangs 90er Jahre holten wir praktisch den halben Jahresumsatz in einer Woche raus. Da gab es russische Chauffeuren, die kauften jeder für sich bis zu 25 Markenuhren und zwar nur von den teuersten! Die langten in den Hosensack und brachten ein Bündel Tausendernoten auf den Ladentisch und meine Frau musste den Betrag selber rauszählen! Gegen Ende der 90er Jahre hatten wir am WEF das reinste Chaos. Wir hatten 7 Schaufenster die alle verbarrikadiert werden mussten, aus lauter Angst, dass die Schaufenster eingeschlagen werden. Während dieser Zeit wie auch heute noch hatte Davos eine Polizei.- und Militärpräsenz sondergleichen; alles mit Stacheldraht abgeschirmt, da gab es kein Durchkommen mehr. Fazit: Null Umsatz!!!
Unter dem Jahr waren wir immer sehr erfolgreich, dank dem deutschen Kurgast! Ich sagte immer an den Generalversammlungen vom Gewerbe und Kurverein Davos; schaut dass wir auch noch andere Gäste haben ausser "nur" den deutschen Kurgast, denn wenn der uns mal fehlt stehen wir mit abgesägten Hosen da; nehmt als Beispiel Zermatt, die haben praktisch alle Nationen wie die Japaner, die Chinesen, Inder, Russen etc. Aber ich wurde nicht ernst genommen und als Besserwisser abgestempelt. Dann kam die Frau Merkel an die Spritze und bald hiess es, alle die ins Ausland kuren gehen, werden nicht mehr subventioniert!
Innerhalb von nur einem Jahr, mussten in Davos fünf Kliniken geschlossen werden. Das heisst über sechshundert Betten standen leer! Wir hatten plötzlich keine Kurgäste mehr!
Abends bei Ladenschluss sagte meine Frau, siehe mal die Kasse an, wenn das so weitergeht, können wir bald nicht mehr die Miete bezahlen!
Fazit: Wir mussten schliessen und das Geschäft liquideren. Unser Haus haben wir dann auch verkauft, da ich unter keinen Umständen mehr in Davos bleiben mochte und so sind wir dann in die Val Müstair gezogen. Da ich gebürtiger Münstertaler bin und dadurch eine sehr grosse Verwandtschaft in diesem Tal habe, war es naheliegend, dass ich denen auch die Uhren revidiert habe. Heute nehme ich keine Uhren mehr an, schon gar nicht von Fremden ausser es ist eine sehr antike Uhr; denn so eine Uhr muss wieder laufen, das täte mir im Herzen weh, schon in Memoriam an den seinerzeitigen Uhrmacher!

MfG Giacumin

Hallo Giacumin,

Zitat von Giacumin Bass (Windfang) im Beitrag #29

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Zitat von Mahlekolben im Beitrag #26

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Naja - ich drücke das mal anders aus:
Ihr betreibt hier Öffentliches Preisbashing und heisst das auch noch gut.
"....60 SFr entsprechen gerade mal 52 EUR. Und Ihr schreit "Hurra!" wenn das noch einer halbiert?"

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Da stimme ich mit Mahlekolben absolut überein!

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Zitat

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Wir haben in der Schweiz einen Uhrmachertarif, ca. Stundenansatz von Fr. 80.--
Ich bin als "Uhrmacher" ohne jegliche Infrastruktur von Fr. 60.- ausgegangen und genau da basiert meine Frage: Was macht Ihr in so einem Fall?
Die effektiven Kosten belaufen sich auf Fr. 1'021.- Damit könnte sich der Kunde praktisch zwei neue Uhren kaufen!!!
Das selbe Dilemma hatte ich jeweils bei den Kuckucksuhren; einen enormen Zeitaufwand, den man niemals verrechnen kann!
Also schickt Ihr den Kunden nach Hause mit der Bemerkung, das ganze lohnt sich nicht oder... ?

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Passt schon, wenn es Spass macht geht so manches, man muss auch nicht immer alles auf einmal,und nicht alles selber machen wollen, aber man muss ehrlich sein und auch den Mut haben, die Klappe aufzumachen, wenn's unsittlich wird. In Leute die mit 3Kostenvoranschlaegen kommen, der Eine ohne Rente, der Andere ohne Krankenkasse, und der Letzte Ohne Steuern, mit der Erwartung, das man als Handwerker noch Geld drauflegt, investiere ich weder gerne Zeit noch Karma .... .
Ich frage solche Leute auch mitunter ob sie nicht auchmal einen meiner Mitbewerber aergern wollen.
Was hat man den verloren, wenn man ein Minusgeschaeft versaeumt?

Der Hinweiss "das lohnt sich nicht" ist selten angebracht, es gibt ja Quarzuhren, da wartet man ja schon darauf, um sie endlich wegwerfen zu koennen, wenn endlich die Batterie nachlaesst. Die sind ja auch dementsprechend. Ich frage gern, was die Uhr so ausser dem Material/Gebrauchs/Wiederverkaufswert noch fuer Werte hat ... .

Mach weiter so !
Und dankeschoen fuer's Zeigen.

mfG
Matthias

Betreffend "Preis Bashing" von Michael
(Preis-Kritik / Preis-Dumping)

Vollständigkeitshalber möchte ich mal aufzeigen, was so ein Gewerbetreibender so alles über sich ergehen lassen muss.
„Definition: Preisdumping ist eine Preisgestaltungspolitik für ein Produkt oder eine Dienstleistung. Der Preis soll denjenigen der Konkurrenz unterbieten und ist oft so niedrig angesetzt, dass der Hersteller einen Verlust hinnimmt, um seinen Marktanteil zu erhöhen.“
Also auf besagter Ladenfläche in Davos, immerhin eine Verkaufsfläche von rund 700 m2, die sich in einem Shopping-Center befand, wurde nebst dem Uhren und Bijouterie als Haupt-Geschäft noch vier Profit-Center installiert. Eine kleine Auswahl aus unserem Angebot:
Gläser, Porzellan, Swarovski-Kristall, Zinnwaren, Spektive und Ferngläser, Optik; Brillen sowie Sonnenbrillen, Fotokameras alle Marken, Objektive, Unterhaltungselektronik alle Marken, ein grosses CD Angebot mit Kopfhörer und Kaffebar, Elektroabteilung; Haushaltgeräte bis zur Zahnbürste und schlussendlich was in Davos unerlässlich war, Geschenkartikel sowie ein Souveniers.- und Karten-Shop.
(alleine nur mit dem Karteshop erzielten wir einen Monatsumsatz von ca. 17‘000 Franken!)
Durch die laufend verschlechterte Wirtschaftslage und die ständige Konkurrenz durch Grosskonzerne wie auch durch das Internet mussten wir die Abteilungen nach und nach schliessen. Zum Beispiel; nachdem wir die Unterhaltungselektronik eingerichtet hatten, kam kurz darauf der Interdiscount nach Davos, den wir sehr zu spüren bekamen. Nicht genug, nach einem halben Jahr etablierte sich der Media Markt in Chur. Das war der Todesstoss für die Unterhaltungselektronik sowie auch für die Fotoabteilung und für die Elektroabteilung. Wahnsinn! Dann zwei Jahre später hatten wir Fielmann-Brillen in Chur; das bedeutete das aus von unserem Brillengeschäft. Am Schluss hatten wir noch die CD-Bar, bis zu jenem Tag, als die exlibris.ch bei uns ins Shopping-Center einzog; auch diese Abteilung musste geschlossen werden. Der Kartenshop mit seinen Ansichtskarten wurden längst schon vorher aus dem Sortiment genommen, als das Internet und das Handy aufkamen.
Gottseidank hatten wir noch das Uhren und Bijouterie Geschäft, das uns bis zum Schluss mit Swarowski-Kristall erhalten blieb – eben bis zum Fall Merkel.
Ironie des Schicksals… unsere Ladenfläche übernahm kurz darauf Interdiscount!

MfG Giacumin