Ich war schon ein paar mal hier, seit ich vor ein paar Jahren durch Zufall auf eine Siemens & Halske Hauptuhr gestoßen bin. Diese elektromechanischen Uhren faszinieren mich seitdem, und mittlerweise habe ich 15 Stück davon. Jetzt konnte ich ein Uhrwerk einer RFT HU22 Sekundenpendeluhr erstehen, leider ohne Gehäuse und Pendel, (dafür aber ziemlich preiswert und außerdem mit Tragstuhl). Das Uhrwerk (ist ja baugleich mit Siemens & Halske) macht einen durchaus korrekten Eindruck und ich würde es gerne wieder zu einer kompletten Uhr werden lassen. Ich bin Schreiner von Beruf, deshalb ist das Gehäuse überhaupt kein Problem. Die Werkstatt in meiner Firma kann ich auch mal für eine private Arbeit nutzen.
Bei dem Pendel bin ich mir da nicht so sicher… Zuerst mal: Bei ebay gibt’s einzelne Sekundenpendel sehr selten, oder extrem teuer. Die fertigen von Selva gefallen mir nicht.
Ich will also selbst eins bauen. Das sieht auf den ersten Blick durchaus machbar aus, erforderliche Werkzeuge wie Drehbank für die Linse, Gewindeschneider, auch für Feingewinde sind vorhanden. Für mich wird’s schwierig, wenn es ins Detail geht: Muss es Invar Stahl für die Stange sein? Im gesamten Jahr sind bei mir zu Hause Temperaturschwankungen von wenigen Grad zu erwarten. Wo bekomme ich solchen her, falls doch wichtig? Wie bekomme ich die genaue Länge raus? Wie misst man die genaue Länge? Vom Knickpunkt an der Pendelfeder bis zum Ende der Pendellinse, oder bis zum kompletten Ende noch unter einem Einstellrädchen. Oder frag ich geraden kompletten Blödsinn?` Welche Literatur gibt’s zu solch grundsätzlichen Fragen?
Das grundsätzliche Design des Projektes steht noch überhaupt nicht fest und ist, weil es für mich persönlich ist, auch erst mal zweitrangig. Wo gibt’s eigentlich schöne Fotos als Anregung(fürs Pendel oder Zifferblatt und Zeiger)? Die Sachen, die man beim stöbern durchs Netz so sieht, find ich alle nicht so das wahre…
Ich habe in Düsseldorf leider keinen „Uhrmacher meines Vertrauens“, sonst würde ich hier nicht fragen.
Das Doppelzylinderpendel der RFT besteht aus Invar und Silberstahl. Und meiner Meinung nach auch einem Stück Messing. Ich muss mal nachschauen, irgendwo in meinen Unterlagen zu Hause habe ich die Berechnung der einzelnen Längen der Stücke aus denen ein Kompensationspendel besteht... Aber vielleicht kann auch ein Forenmitglied hier so ein Pendel mal auseinander nehmen und vermessen?
Ehrlich gesagt, wenn man solch ein Pendel funktionstüchtig nachbauen will, kann man es auch gleich kaufen. Zum Messen und Fotografieren hätt ich auch das Pendel, leider "not for sale"
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
du kannst mit nicht zuviel Aufwand ein Pendel mit einem Holzstab (vorzugsweise Tanne) und einem zylrischen Bleigewicht herstellen. Es gab solche Pendel, allerdings mit einem Zinkgewicht, z.B. auch von Strasser&Rohde.
Bei dem Tannenstab ist es nur wichtig, daß er absolut gerade ist, also den Rohling besser durch spalten als durch sägen gewinnen. Aber das dürfte für dich als Schreiner ja kein Problem sein. Dann kommt oben eine Metallhülse übergeschoben. An der Hülse ist entweder ein Haken oder gleich die Pendelfeder dran. Unten auch eine Hülse mit Gewinde und Rändelmutter, auf der das zyl. Gewicht ruht.
In etlichen alten Fachbüchern wird beschrieben, wie der Tannenstab mit Leinöl zu tränken ist um ihn feuchtigkeitsunempfindlich zu machen. Da wird ein unten geschlossenes Glasrohr genommen, (ungefähr zur Hälfte) mit Leinöl gefüllt und da der Stab langsam eingetaucht. Das Leinöl muß sich durch die Kappillarwirkung in den Stab hineinsaugen, d.h. der Feuchtigkeitsrand muß immer ein paar Millimeter höher sein als der Flüssigkeitsstand im Glasrohr.
Danke für den Tipp mit dem Tannenholz. Ich mach aber was anderes. Die ungefähre Länge ermittle ich mir mit einer alten Stange 8mm Gewindestahl. Als "Linse" hab ich zwei Gewichte einer Wanduhr vorgesehen. Einen Pendelhaken gibt's ei ebay oder Selva. Über die Gewindestange stülpe ich dann ein vernickeltes Leer-rohr. Nur wegen der Optik. Ob sich das bewährt, sehe ich ja dann selbst. Wenn nicht, hab ich 15 € in den Sand gesetzt. Das ist zu verschmerzen. Gruß Michael
Danke für den Tipp Den Artikel kannte ich bereits, kann aber nicht wirklich was damit anfangen...... Zuviel Theorie. Denn bei dem rein praktischen Prozess bleibt immer noch die Frage, wie lang das Ding denn nun tatsächlich sein muss. Von welchen "Bezugspunkten", muss ich da ausgehen? Vom Knickpunkt der Feder her, oder der Lage der Ankerachse auf dem Hemmungsrad als oberer Punkt, und Unterkante Linse, oder dem Stellrad für die Feinjustierung. Was ist mit dem Abstand darunter, das sind zwar nur ein paar Zentimeter Gewinde, gehört aber doch auch zum Pendel? Ich habe leider kein Sekundenpendel zur Hand, an dem man ohne weiteres nachmessen könnte
Versteh das Problem jetzt nicht ganz. Wenn du eine Gewindestange verwendest, nimmst du einfach eine, die ein ganzes Stück länger ist und kürzt dann solange bis die Uhr richtig geht ?
Eine gut gerechnete Temperaturkompensation funktioniert nur, wenn man vorher genau weiss wie lang das Pendel werden muss. So gesehen finde ich Frage sehr sinnvoll.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Zitat von mikromeister im Beitrag #9Eine gut gerechnete Temperaturkompensation funktioniert nur, wenn man vorher genau weiss wie lang das Pendel werden muss. So gesehen finde ich Frage sehr sinnvoll.
Kann man für eine alte Gewindestange aus einer unbekannten Legierung überhaupt eine gute Temperaturkompensation berechnen? Zumal sich die womöglich schon wegen der zwei Gewichte am Ende (von ca. 1m bei einem Sekundenpendel) zu dehnen anfangen könnte oder?
Hallo, ich vermute, daß zum Austesten der Länge eher die Masse und deren Verteilung interessant ist und weniger das Material. Das Gewinde sollte kein Problem sein, Schrauben kann man kontern, so wird es ja bei sehr vielen Pendeln gemacht. Wenn man also nix rechnen will, viel Zeit und die entsprechende Gewindestange zur Verfügung hat sollte das funktionieren. Am Ende kann man ja das Pendelgewicht auch noch verändern und damit den Schwerpunkt des Ganzen optimieren. Ich wünsche viel Spaß und auch Erfolg! Gruß,D.
Zitat von steffl62 im Beitrag #10[quote=mikromeister|p78788]Kann man für eine alte Gewindestange aus einer unbekannten Legierung überhaupt eine gute Temperaturkompensation berechnen? Zumal sich die womöglich schon wegen der zwei Gewichte am Ende (von ca. 1m bei einem Sekundenpendel) zu dehnen anfangen könnte oder?
Die Dehnung sollte vernachlässigbar und überdies konstant sein. Das Material ist natürlich ein Thema, wobei auch eine "alte Gewindestange" einfach aus niedriglegiertem C-Stahl bestehen sollte.
Wenn Michael eine Invar Stange nimmt, braucht es eine Temperaturkompensation, die man vorher ausrechnen sollte. Bevor nicht klar ist, wo das Gewicht sitzt geht das nicht und die Gewichtsposition hängt wieder von der Dimension der Temperaturkompensation ab.
So gesehen ist ein Versuchsaufbau mit einer Probestange im Durchmesser der endgültigen Invarstange und dem fertigen Gewicht ohne Kompensation wohl wirklich schlau. Da die später eingesetzte Kompensation mit anderen Materialien arbeitet muss in meinen Augen die daraus resultierende Schwerpunktsverschiebung wieder eingerechnet werden.
Oder Michael macht es sich leichter, arbeitet mit einem Fichten oder CFK Stab und pfeift auf die Kompensation.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Danke für die zahlreichen Antworten. Das Problem bleibt aber: Von wo nach wo misst man die Länge? Wo bekomme ich Invar Stahl her? Baumarkt kannste vergessen, unser Stahlhändler "nebenan", hat noch nie davon gehört. Der hat mich angeschaut, als käme ich vom anderen Stern. Überhaupt: Die Uhr hängt in einer Wohnung. Machen 3 bis 4 Grad Unterschied über Wochen und Monate wirklich so viel aus? Mir ist schon klar, das es nur eine einfache Sekundenpendeluhr ist, und keine Riefler oder "Strasser&Rohde werden wird. Ich will auch keine neuen Rekorde in der Zeitmessung aufstelle Zuletzt bin ich Handwerker und kein Physiker. Wenn das mit der Gewindestange gar nix wird, was ich nicht glaube, kann man immer noch auf Holz, Keramik oder Glas ausweichen. Gruß Michael
by the way: ích hab nichts mit dem anderen Michael zu tun, der hier auch öfters Fragen stellt.
ZitatWo bekomme ich Invar Stahl her? Baumarkt kannste vergessen, unser Stahlhändler "nebenan", hat noch nie davon gehört. Der hat mich angeschaut, als käme ich vom anderen Stern.
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05.02.2016 05:49
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