Ich habe als "Bezahlung" für eine kleine Reparatur diese Uhr bekommen. Eine schöne, holzgespindelte Wanduhr. Sie ist kaum verbastelt und noch annähernd im Originalzustand (bis auf zwei Schrauben hinten an der Rückplatte). Das Schlagwerk ist hinter dem Gehwerk. Nur leider ist das Ziffernblatt mehr als arm... Kann man das evtl. noch restaurieren oder sollte ich mich eher nach einem neuen Schild umsehen? Oder so lassen?
Die Uhr läuft mittlerweile wieder. Bilder folgen...
Ja, ich schätze die Uhr so zwischen 1820 und 1850, da schon "relativ viel" Metalldraht verwendet wurde. 1800 wäre etwas zu früh denke ich.
Wegen dem Ziffernblatt bin ich unschlüssig. Einerseits sieht es echt nicht so toll aus. Andererseits schreit der Museumsrestaurator in mir, dass es so original ist, seine Geschichte hat und zur Uhr gehört. Ich würde sonst das verbliebene Material mit Cosmoloid festigen, damit nicht noch mehr abblättert und die Uhr so erhalten.
Ich weiß es echt nicht...
Ein Pendel ist auch dabei, das aber späteren Baujahres ist (etwa 1890). Gewichte fehlen, Seile sind dabei.
- laß das Orginal, wie es ist (außer das Sichern vor weiterem Zerfall) - schau nach, ob du mal ein "besseres" passendes erwischst. Das wird allerdings schwierig werden. Obwohl diese Uhren Massenware waren, waren die Zifferblätter doch individuelle Anfertigungen. Sie haben zwar die gleiche Größe und Form, weichen aber im Farbe und Muster etwas voneinander ab. Zudem wurden jedes Zifferblatt an jede (seine) Uhr angepasst.
Was meint ihr denn bzgl. des Alters? Liege ich mit meiner Schätzung richtig? Ich wurde via PN schon angeschrieben von jemandem der diese Uhren wohl oft restauriert und er meinte dass sie wohl in des 16. Jhd. einzuordnen ist. Ich habe meinen Zweifel darüber schon genannt, denn das wäre ja das Mittelalter. Das sind mir keine Schwarzwalduhren bekannt und soweit reicht mein Wissen auch nicht zurück. Ich kann mich aber auch vollkommen irren und die Schätzung stimmt.
Andererseits hat man damals schon ganze Skulpturautomaten gebaut. Bei uns im Museum steht ein mechanischer Mönch von 1520. Aber bei der Uhr hab ich halt kein Ahnung.
ich stimme, der Bauart nach, eher deiner Schätzung zu. 16.Jhd halte ich für zu früh, auch wenn es aus dieser Zeit den Uhrentyp "Schwarzwalduhr" (die wurden auch in Böhmen; Niederösterreich und bei Berlin und anderen Ecken wie die Schweiz, hergestellt) schon gab. Früher sahen, meiner Meinung nach, die Zahnräder etwas anders aus. Insbesondere waren sie aus Vollholz oder trugen Zahnkränze, nicht aber Zahnreifen. Die kenn ich erst nach 1800.
Ich hab mal gestöbert im "Schwarzwald - Uhren - Buch" . Die Bauart stammt aus Anfang 1800. Vorher waren die Räder komplett aus Holz, später komplett aus Metall. Auch die Pendelaufhängung (ganz hinten) spricht dafür, so waren auch die ersten Jockle Uhren. Ein ziemlich baugleiches Werk habe ich auch gefunden (Holzgespindelte Carlsfelder Stollenuhr mit Schnurzug um 1830). Carlsfeld liegt übrigens in Sachsen, dort wurden auch fleißig Schwarzwälder Uhren gefertigt.
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
Ich ruf den Faden hier jetzt zum 4. oder 5. mal auf, weil ich mir auch die Frage gestellt habe, was ich an Phalos' Stelle machen würde. Ich bin mir jetzt sicher: Falls ich vom Fach wäre und ein goldenes Händchen hätte, würde ich eine fachgerechte Restaurierung vornehmen, ansonsten würde ich das Zifferblatt so lassen, wie es ist. Na klar, es sieht mitgenommen aus. Aber die Uhr ist rund 200 Jahre alt! Da darf sie dem Betrachter schon mitteilen, daß an ihr der Zahn der Zeit genagt hat. Umso erstaunter wird jeder sein, wenn er bemerkt, daß sie funktioniert. Mit einem neuen Blatt verlöre sie ihre Authentizität - sie wäre eine Uhr fürs Disney-Land.
So werde ich es vermutlich auch machen. Morgen nehm ich die Uhr mal mit und konserviere das Ziffernblatt mit Cosmoloid, damit nicht noch mehr abbröselt. Es gehört eben zur Uhr wenn selbst wenn man das ZB komplett restauriert. Es ist halt einfach keine neue Uhr.
Mehere Meinungen aus dem Museum (Schreiner, Maler, Bildhauer und wir) haben ergeben, dass die Uhr wohl in der späten ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Also vermutlich zwischen 1730 und 1750. Die Alterung des Holzes, die Machart der Ziffernblattes und der Farbe sowie die Kreidegrundierung spricht dafür. Ich habe auch mal das Buch "Holzräderuhren" gestöbert und auch dort findet man Hinweise auf dieses Datum wie beispielsweise die holzgespindelte Ankerwelle. Auch der Meister stimmt dem zu.
Demnächst such ich mir auch aus der Museumsbibliothek ein paar andere Bücher ob diese Theorie unterstützt wird.
Das Ziffernblatt wurde nun doch nicht mit Cosmoloid gefestigt sondern mit einem Leimansatz im Verhältnis 1:7
Die Kanten und ausgebrochenen Stellen wurden damit bepinselt. Anschließend austrocknen lassen. Dann das ganze Ziffernblatt bestrichen, kurz einwirken lassen, damit es in vorhandene Risse laufen kann und anschließend mit einem Papiertuch abgetupft.
Man muss aufpassen, bei dieser Uhr ging es, da das ZB lackiert ist. Bei ZB's die keinen Lack über der Malerei haben KANN es sein, dass die Farbe mit ab geht. Hier war es unproblematisch.
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28.09.2015 18:42
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