Hallo,

bin neu hier und seither nur im Uhrforum hin und wieder aktiv. Begeistere mich seit gut 20 Jahren für mechanische Armbanduhren (vorzugsweise mit Handaufzug)
und habe mir gestern die ersten beiden "Großuhren" gegönnt: 2 Schwebeanker Kaminuhren.
Bin absoluter Laie mit nur etwas theoretischem Wissen.

Der Grund, dass ich diesen älteren Bericht wieder raushole ist, dass eine der Uhren tatsächlich auch wie bei Bianca zur vollen Stunde 13 mal geschlagen hat.
Ursache war, dass ich beim reinigen des Zifferblattes die Zeiger zurück gestellt habe, was man ja tunlichst vermeiden sollte.

Nach dem Motto -Versuch macht kluch- habe ich dann so lange den Minutenzeiger immer um eine halbe Stunde vorgestellt, dazwischen gewartet, bis das Schlagwerk fertig war, und das insgesamt 2 mal
bis über 12:00 Uhr, so dass beim zweiten Mal 1:00 Uhr die Schlagfrequenz wieder synchron lief.

Hat keine 15 Minuten gedauert bis es wieder gepasst hat. Ist also nicht nötig das Werk auszubauen, falls jemand das selbe Problem hat.

Gruß
Rolf


PS: Das Schlagwerk lässt sich am einfachsten abstellen, in dem man eine Schaumstoffplatte, ca. 5 x 10 cm, ca. 1,5 cm dick zwischen Hammer und Gongstäbe legt.
Denke das ist am schonendsten für die Werkmechanik und für die Ohren.


schwebeanker c.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)schwebeanker d.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo Rolf!

Also deine Kaminuhr hat ein ganz normales BimBam Rechenschlagwerk (das dürfte in deiner Uhr eine frühe Variante des Hermle 150-020 sein). Wenn das 13mal schlägt, dann ist etwas nicht in Ordnung und das hat nichts damit zu tun, dass du den Uhrzeiger zurück gedreht hast. Das Schlagwerk schält in dem Fall nicht richtig ab, z.B. weil der Einfallhebel verborgen ist und den Rechen nicht richtig nach oben befördert bzw. der Schöpfer nicht (mehr) richtig positioniert ist.
Auch deine "Kur" ist eigentlich sinnlos. Ein Rechenschlagwerk muss nicht synchronisiert werden. Ich halte es für puren Zufall, dass dein Schlagwerk nach den Zeigerumdrehungen wieder richtig schlägt und vermute du wirst in Zukunft noch häufiger falsche Schlagfolgen bei deiner Uhr erleben.

Schönen Gruß!
Markus

Hallo Markus,

danke für die Info.

Vielleicht ist's nur Anfängerglück: Aber das Schlagwerk funktioniert nun seit 2 Tagen störungsfrei: Zur halben Stunde jeweils 1 Doppelschlag und zur vollen Stunde immer die korrekte Stunden-Schlagzahl (bimbam).

Beigefügt noch Bilder der zweiten Uhr. Leider kann ich den Herstellernamen auf dem Zifferblatt nicht richtig entziffern. Kannst du mir da helfen?

Beide haben etwas Nachgang, ca. 5 Min./Tag. Bin gerade dabei dies zu korrigieren.

Gruß
RolfFHS a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)FHS.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Servus Rolf,
Deine Uhr ist von der Firma Franz Hermle & Sohn aus Gosheim in Deutschland; gegründet 1922. Der Name auf dem Zifferblatt ist wahrscheinlich nur von dem Händler der sie verkauft hat.

lg Christian

Hallo Rolf,
5 min Nachgang? Ich fürchte selbst wenn du sie auf max. stellst wirst du immer noch Nachgang haben. Wir hatten vor kurzem das Thema der nicht (schwer) justierbaren nachgehenden Schwebeankeruhren.

Also Rolf, das Uhrwerk stammt von Hermle, die Uhr selber nicht. Ich bin nicht sehr gut darin diese Schriftart zu entziffern. Das war irgendwie vor meiner Zeit . Aber das ist auch nicht entscheidend. Diese Art von Kaminuhr wurde von vielen hergestellt oder einfach gelabelt wie Christian geschrieben hat.

Wenn deine Uhr fünf Minuten Nachgang pro Tag hat, dann lässt sich das nicht mehr über die Feinregulierung an der Schwebeunruhe regulieren. Der maximale Gangunterschied beim Feinregulierer beträgt von Anschlag zu Anschlag etwa drei Minuten pro Tag. Drehst du den Feinregulierer um ein "Loch" weiter bringt das etwa 10 Sekunden pro Tag bzw. ungefähr eine Minute pro Woche.

Fünf Minuten Nachgang pro Tag deuten auf ein Problem am Uhrwerk hin. Das kann Verschmutzung, fehlendes Öl, eine Zugfeder in schlechtem Zustand sein. Es kann auch an der Hemmung liegen, angefangen von falsch eingestellter Ankerbegrenzung, falschem Eingriff der Stifte an der Unruhe in die Ankergabel, einer Berührung von Sicherungsstift mit -rolle, bis hin zu einem Problem an der Unruhe selbst liegen.

Normalerweise gehört so ein altes Uhrwerk gereinigt, neu geölt, eine neue Zugfeder eingebaut und die Hemmung gecheckt. Das kann auch der Heimschrauber erledigen, wenn er sich in die Materie einarbeitet.

Ob ein Problem vorliegt oder doch nur reguliert werden muss, kannst du an der Amplitude der Unruhe erkennen. Da sie recht langsam dreht, kann man diese gut ohne Zeitwaage abschätzen indem man sich auf die Unruhestifte konzentriert, sprich darauf achtet an welcher Stelle sie stehen bevor die Unruhe in die andere Richtung schwingt.
Ist dieses Hermle Halbstundenwerk in perfektem Zustand und die Hemmung einwandfrei eingestellt, dann "bringt" die Unruhe bei Vollaufzug der Feder etwa eine Amplitude von 270°. Auch nach Ablauf von einer Woche sollte die Amplitude noch etwa bei 180° liegen. Ist das nicht der Fall, dann bringt das Herumregulieren meiner Erfahrung nach wenig, denn es kommt im Verlauf von einer Woche Gangdauer dann zu starken Schwankungen beim Gang.

Schönen Gruß!
Markus

Ich habe dir mal meinen Anfangspost zu diesem Problem angehängt, da der Schwebeanker Hermle ja allerähnlichst ist.

Überschrift: Dugena Schwebegang nicht justierbar

Hallo liebe Gemeinde,
ich habe mich jetzt schon an etlichen Dugena, Hettich und Garantwerken (baugleiche Küchenuhrenwerke) versucht, stehe jedoch da wie ein Ochs vorm Berg...
Trotz intensiver Reinigung, neuer Ölung, korrekter Einstellung der Hemmung laufen die Biester zu langsam. Auch noch zu langsam mit der "Geschwindigkeitsregulierung" auf max.
Ich habe festgestellt das dieser Fehler tritt bei fast allen alten Werken dieser einfachen Bauart auftritt.
Jetzt die Frage an die Experten: Warum laufen die immer zu langsam (ca. -3min / 24h)

Meine (leidvollen) Erfahrungen mit Schwebeanker:
Machst Du Öl ins Rohr, geht die Uhr niemehr vor.

Ersttens muss hier also die Frage gestellt werden, wie hast Du, Rolf, das Werk gereinigt? Alles schön zerlegt und in Einzelteilen ins US-Bad? Und hoffentlich den Schwebeanker nicht dort mit rein geworfen?
Dazu muss man verstehen, dass in dem dünnen Rohr ein Führungsdraht gespannt ist, oben entweder mit Magneten mittig gehalten oder durch einen Stein, der fest im Rohr eingepresst ist, geführt. Das wiederholt sich beim unteren Lager. Die Doppelspirale hält den Reif und das Rohr so, dass oben und unten nichts anstoßen kann, also genau mittig. Nach dem Öl im Rohr der zweite Fehler, der gerne gemacht wird: An dieser Feder zupfen und Biegen. Dann ist da nichts mehr mit "Frei". Aber die Feder kann man eigentlich mit etwas Geduld sehr leicht wieder zurecht biegen. Das Öl (oder auch Reste der Reinigungsflüssigkeit) aus dem Rohr bekommt man wohl eher nicht mehr raus.
Ersatz: Hermle gibt es ja noch und auch entsprechende Ersatzteile. ABER: Die Schwebeanker sind als Ersatzteil nicht vorjustiert! Da muss der Hobbyist mit Bedacht selbst Hand anlegen und ggf. - wenn zu langsam - Löcher zusätzlich in den Reif eindrücken oder Borhren. Und das sollte man nur mit der entsprechenden Kenntnis und Werkzeugen machen. Der Heimwerker-Schlagbohrer aus dem Baumarkt ist da nicht wirklich Zielführend.

Also, Rolf. Bitte mal schreiben, WIE Du das Werk gereinigt hast und ob Du den Schwebeanker nicht mit im US-Bad hattest. Dann können wir alle unsere Kristallkugeln wieder in die Schublade tun und gesicherte Ratschläge verteilen.

@Markus:

Zitat

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Also deine Kaminuhr hat ein ganz normales BimBam Rechenschlagwerk (das dürfte in deiner Uhr eine frühe Variante des Hermle 150-020 sein). Wenn das 13mal schlägt, dann ist etwas nicht in Ordnung und das hat nichts damit zu tun, dass du den Uhrzeiger zurück gedreht hast. Das Schlagwerk schält in dem Fall nicht richtig ab, z.B. weil der Einfallhebel verborgen ist und den Rechen nicht richtig nach oben befördert bzw. der Schöpfer nicht (mehr) richtig positioniert ist.
Auch deine "Kur" ist eigentlich sinnlos. Ein Rechenschlagwerk muss nicht synchronisiert werden. Ich halte es für puren Zufall, dass dein Schlagwerk nach den Zeigerumdrehungen wieder richtig schlägt und vermute du wirst in Zukunft noch häufiger falsche Schlagfolgen bei deiner Uhr erleben.

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Ebenfalls eine Erfahrung von mir: Doch, das falsche Schlagen eines Rechenwerkes kann durch das Verdrehen des Minutenzeigers erreicht werden. Nähmlich dann, wenn der Minutenzeiger in ungünstiger Position (Schlagwerk abgelaufen, etc.) VOR dem 12:00 Uhr-Schlag nach 01:00 hinweg gedreht wird. Dann läuft der Einfallhebel (Abtaster) der Staffelscheibe auf die Fläche der Scheibe auf und Abtasten ist nicht mehr. Dem kann abgeholfen durch weiters Vordrehen über die 12:00 hinaus erreicht werden, oder halt abwarten. Spätestens um 01:00, also 12 Stunden weiter, ist der Abtaster dann wieder in der richtigen Position und der Schlag stimmt auch wieder.

Jedoch, wenn BEIDE Zeiger zusammen gedreht werden (Zeitumstellung), wirds schwierig.

@ Markus
@ Christian
@ Henning
@ Rolf-Dieter

Vielen Dank für Eure Hilfe.

Denke, dass ihr mit euren Ausführungen auch vielen anderen Besitzern solcher Uhren (die hier mitlesen) wertvolle Hilfestellungen geben konntet bzw. "Licht in's Dunkel" brachtet, zumindest
was mich anbelangt.
Diese Schwebeanker sind ja weit verbreitet und werden vielfach zum Verkauf angeboten.

Für meinen Teil lasse ich die beiden Damen erst mal "vor sich hin tuckern". Sind ja vorwiegend zur Deko gedacht.
Der Nachgang stört mich nicht. Hauptsache sie laufen stabil. Werde sie evtl. später mal reinigen.

Lt. dem Verkäufer der beiden Uhren stammen sie von seinem Vater und waren ca. 20 - 30 Jahre außer Betrieb und eingemottet.
Er hat sie erst vor kurzem mit WD40 wieder in Betrieb genommen.

Gruß
Rolf

Zitat

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Er hat sie erst vor kurzem mit WD40 wieder in Betrieb genommen.

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...und damit gleich noch zum Tode verurteilt

Erklärt es mir Neuling/Laien nochmal bitte!

Zitat

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...und damit gleich noch zum Tode verurteilt

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Dass ein Einsprühen mit WD40 keine ordentliche Revision ersetzt, ist auch mir klar. Warum allerdings eine Funktionsprüfung oder ein temporärer Betrieb danach sofort ("gleich noch") irreparable Schäden hinterlassen muss(!), frage ich mich schon...

Mache ich gerne, Sheepy.

WD40 ist ein Kriechöl, dass zum größten Teil aus flüchtigen "Verdünnern" besteht. Besonders bei Schwebeankern kricht dieses Öl in das Rohr. Dann verdunsten die flüchtigen Anteile langsam und im Rohr bleibt eine dicke Pampe (wie auch in den Lagern, etc.) zurück. Erfolg: Das Werk läuft vielleicht 5 - 30 Tage, aber dann steht es wieder. Und Schwebeanker sind nicht mehr dazu zu bewegen, ihre normale Arbeitsgeschwindigkeit an den Tag zu bringen. Fazit: Schwebeanker für Laien unrettbar unjustierbar.

Daher: Bitte kein WD40 ins Werk sprühen. Das gilt auch für alle anderen Sprühöle und Reiniger. Besonders Bremsenreiniger, denn der greift sogar das Messing und den Stahl der Wellen stark an.

Zitat von Der Stromer im Beitrag #87

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Erfolg: Das Werk läuft vielleicht 5 - 30 Tage, aber dann steht es wieder. Und Schwebeanker sind nicht mehr dazu zu bewegen, ihre normale Arbeitsgeschwindigkeit an den Tag zu bringen. Fazit: Schwebeanker für Laien unrettbar unjustierbar.

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Zitat von Sheepy im Beitrag #86

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Dass ein Einsprühen mit WD40 keine ordentliche Revision ersetzt, ist auch mir klar. Warum allerdings eine Funktionsprüfung oder ein temporärer Betrieb danach sofort ("gleich noch") irreparable Schäden hinterlassen muss(!), frage ich mich schon...

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Hallo Rolf-Dieter, hallo Markus,

vielen Dank für Eure Nachsicht und die ausführliche Beschreibung der Folgen einer WD40-Behandlung. Wir sind uns also dahingehend einig, dass das Kriechöl bei längerem Verbleib dem Uhrwerk "nicht gut tut". Das von Rolf-Dieter verhängte "Todesurteil" bezog sich wohl auf den Schwebeanker (da fehlt mir definitiv die Erfahrung), während ich es für alle (Groß-)Uhrwerke verallgemeinerte, sorry!

Ganz aus der Werkstatt verbannen möchte ich WD40 trotzdem nicht. Es hat mir kürzlich geholfen, einen ziemlich widerspenstigen (Viertel?-)Trieb doch noch abzuziehen...

Grüße an alle
Sheepy

Zitat von Der Stromer im Beitrag #87

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Besonders Bremsenreiniger, denn der greift sogar das Messing und den Stahl der Wellen stark an.

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