Ich hab heute von einem Bekannten eine Hermle Kaminuhr (Schwebeanker) erhalten.
Ein Schlüssel zum aufziehen ist auch dabei. Nun die Frage: Wie bediene ich das Teil?

Vorn sind zwei Löcher, wo anscheinend der Schlüssel reinkommt, wo die Uhr aufgezogen wird. Aber warum sind das zwei Löcher?

Frage lieber vorher, bevor ich da irgendwo rumdrehe.

Hinten hab ich auch mal reingeguckt. Da schaue ich aber eher wie ein Schwein ins Uhrwerk, wie man immer so schön sagt...

Bei Hermle auf der Homepage gibt's leider kein "Handbuch" dafür.

Anbei zwei Bilder der Uhr, welche durch einen Klick darauf vergrößert werden.

Herzlichen Dank im Voraus.

Hinter jedem Aufzugsvierkant sitzt eine Zugfeder. Eine versorgt das Gehwerk mit Energie, die andere das Schlagwerk (Gong). Immer beide Federn aufziehen, sonst kommt die Einstellung durcheinander.

Wieviele Umdrehungen darf ich machen? Bis nix mehr geht?
Bimmelt die Uhr eigentlich 24 Stunden, also alle halbe Stunde, den ganzen Tag?

Du kannst so lange drehen bis du einen spürbaren Anschlag hast. Wenn du dann mit Gewalt weiter drehst, und da muss man wirklich mit Gewalt weiterdrehen, reißt die Feder. Bei den Uhren spürt man aber schon einen deutlichen Anschlag wenn sie voll aufgezogen ist.

Die Uhren haben ein s.g. Halbstundenschlagwerk und schlagen zu jeder halben Stunde (Wenn der Minutenzeiger bei der 6 ist) ein mal.
Zur vollen Stunde wird dann die Stundenzahl (1 mal bis 12 mal je nach Uhrzeit eben) geschlagen. Um 1 Uhr ein mal, um 2 Uhr zwei mal und so weiter.

Und ja die Uhr schlägt den ganzen Tag.
Wenn du das nicht möchtest gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Du zieht das Schlagwerk (linkes Loch) einfach nicht auf
2. Du drückst den schwarzen Hebel, der am Uhrwerk über den kleinen Hämmerchen befestigt ist, nach unten auf die Hämmerchen, sodass diese vom Schlagwerk nicht mehr gehoben werden können und somit blockiert sind.

Wenn die Uhr doch wieder schlagen soll, ganz einfach aufziehen oder den Hebel wieder nach oben drücken.

Und nochetwas zur Regulierung der Uhr:

Falls die Uhr nicht genau gehen sollte kannst du das an den kleinen "Ärmchen" oben auf der Unruhe (das Teil was ganz schnell hin und her tickt) einstellen:
Geht die Uhr vor drehst du die Ärmchen einfach etwas in Richtung des Minus-Zeichens.
Geht die Uhr nacht drehst du sie einfach in Richtung des Plus-Zeichens.

Da reicht meistens schon ein ganz kleines Stück nur zu drehen. Diese "Schwebeankerhemmungen" sind sehr genau.

Wahnsinn, was man damit alles machen kann.

Der andere User (tempus_fugit) schrieb: "Immer beide Federn aufziehen, sonst kommt die Einstellung durcheinander". Dann kann ich also nur durch diesen schwarzen Hebel das "Gongen" verhindern, richtig?

Das Schlagwerk kommt hier bei deine Uhr nicht durcheinander weil es ein s.g. Rechnenschlagwerk ist mit "Rückstellschutz". Das heißt selbst wenn du die Zeiger um mehere Stunden rückwärts drehst wird sich das Schlagwerk "von selbst" korregieren und zur nächsten vollen Stunde oder spätestens zur zweiten vollen Stunde wieder die richtige Zeit schlagen.

Ältere Uhren arbeiten mit einer s.g. Schlossscheibe bei der die Schlagabfolge quasie einprogrammiert ist. Die muss immer mitlaufen und kann durch das nicht aufziehen "durcheinander" kommen ja.

Noch ältere Uhren lassen gar kein Rückdrehen der Zeiger zu, weil dann die Auslösung blockiert die auf einer der Zahnräder für die Zeiger sitzt.

Aber wie gesagt, bei deiner Uhr ist das alles unproblematisch, da kannst du die Zeiger immer vor und zurück drehen ohne den Schlag durcheinander zu bringen.

Cool.

Was mache ich eigentlich, wenn der Stundenzeiger kurz vor der 12 oder der 6 ist und es dann schon losgeht? Gibt's da einen Einstellmechanismus?

Wenn es der Stundenzeiger ist, dann drehst du den Stundenzeiger vorsichtig auf der Welle in Richtung der Zahl. Der ist nämlich nur aufgesteckt.
Zur Sicherheit drückst du ihn nach dem Verdrehen nochmal fest auf die Welle drauf (Druckkraft in Richtung Ziffernblatt geben)

Wenn es der Minutenzeiger ist, wird es etwas komplizierter, weil man da dann einen "Zeigervierkant" als Werkzeug braucht.
Also bist du sicher dass es der Stundenzeiger ist?

Der Stundenzeiger steht ein Müh davor. Das dürfte dann also kein
Problem sein, denke ich...

Ne, dann kannst du den unbesorgt so hindrehen wie es die beliebt und nochmal, falls er sich beim Verschieben zu sehr gelockert hat, einfach auf der Zeigerwelle festdrücken - feddisch^^

Etwas hin und her wackeln wird der Zeiger immer, aber das ist konstuktionsbedingt im Uhrwerk nicht anders möglich, das nennt sich "Zahnluft" zwischen den im Uhrwerk befindlichen Zahnrädern.

Total easy also

Hab da dann noch ne andere Frage...
Soll ja Kaminuhren geben, die so eine Abschaltungsmechanik eingebaut haben.
Die stellen sich doch zu einer bestimmten Zeit selber stumm, richtig?

Ja, die gibt es meistens im Zusammenhang mit einem 4/4 Melodienschlagwerk. Also ein Schlagwerk das alle VIERTEL Stunde eine Melodie schlägt. Die schalten sich automatisch in der Nacht meist zwischen 22 Uhr und 6 Uhr ab.

Wie erkennt man das am Uhrwerk, wenn man hinten reinguckt?

Das erkennt man nicht hinten sondern nur wenn man das Uhrwerk von vorne sieht. Also im ausgebauten Zustand.
Das sieht dann so aus: http://www.kieninger-uhrenshop.de/images...erk-12-Gong.jpg
Etwas klein aber direkt unter dem Minutenzeiger im Bild sieht man, sitzt eine Scheibe die sich ein mal in 24h dreht und in der Uhrzeit zwischen 22 und 6 Uhr das Schlagwerk komplett still legt.

Hmm... Wie kann ich dann beim Kauf sowas erkennen? Ich kann ja keine 30 Uhren kaufen und hoffen, dass eine davon dann von 22-6 ruhig bleibt...