Kunde: „Meine Uhr geht nach. Können Sie mal nachgucken?“ Firma: „ Braucht sicherlich eine Reinigung.“
Aufschrift auf Abholzettel: Reparaturauftrag-Nummer…
Dann gibt es noch Begriffe wie Wartung, Instandhaltung/-setzung, Grundüberholung usw.
Insgesamt ein ziemlich diffuser mündlicher Werkvertrag
Was sollte der Kunde – und insbesondere natürlich der Uhrmacher – beachten? Wie sieht es bei den einzelnen Begriffen mit der Gewährleistungspflicht aus?
Vielleicht kann/mag sich ja jemand zu dem Thema äußern – oder hat einen entsprechenden Link parat.
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Hallo
Ich kann Dir zu Deiner Frage folgenden Tipp zum Thema Begriffe in der Instandhaltung geben. Die Instandhaltung ist in der Norm EN 13306 geregelt. Inwieweit sie allerdings im Uhrmacherhandwerk anwendbar ist, kann ich Dir nicht sagen.
LG
Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
rechtlich wird´s schwierig, wenn Mißverständnisse sich ankündigen. Darum hast du wohl auch "nachgucken", "reinigen" und "Reparatur" fett gedruckt.
Aus dem "Nachgucken" des Kunden, daß immer noch in seinem Kopf festsitzt und für das er ein Trinkgeld um die 10Euro eingeplant hat, wird eine Reparatur im Bereich von 200Euro, die er "nie gewollt" hat.
Ich habe mir angewöhnt, gleich über Geld zu reden. Bei Standard-Reparaturen gibt es Erfahrungswerte. Wenns schwieriger wird oder Ersatzteile angefertigt werden müssen, vereinbare ich telefonische Nachfrage beim Kunden. Das wird auf dem Reparaturschein vermerkt.
Damit verliere ich zwar einige Kunden. Ich erspare mir aber auch jede Menge vorprogrammierten Ärger und damit Arbeitszeitverlust.
ähm schwierig ... aber wie folgt. Wir schauen uns eine Reparatur an um einen KVA zu erstellen auf diesem wird bei schwierigen Sachen auch vermerkt: "Bei vorher nicht ersichtlichen Schäden und Mängeln erhöhen sich die Kosten. Sie werden darüber informiert und die Arbeit unterbrochen." Das ist leider so und das muss dem Kunden auch so gesagt werden. Weil woher willst Du wissen ob er die Automatikuhr nicht 8h/d 225 d/Jahr am Handgelenk hat und dabei einen Pressluftmeissel bedient. 2824-2 klar Standardrepe, die paar Räder und Federhaus komplett ... was dann plötzlich neben den Teilekosten ein ganzes neues Werk zusätlich verschlingt. Das kannst Du vorher nicht wissen. Nachschauen, ok, vor den Augen des Kunden! Bsp. "Schauens, da ist nur die Batterie alle." oder "Das schaut aber sehr verdächtig aus. Um etwas genaues sagen zu können sollte das Werk zerlegt werden." In beiden Fällen auf den Stundensatz hinweisen oder dann eine Pauschaltabelle je nach Werk/Kaliber. Das dann Unterteilt nach Reinigung/Revision/Nachschauen. Revision ohne Teile! Teile gemäß Preisliste je nach Kaliber!
Anders kannst Du das nicht machen. In den KFZ Werkstätten steht: Ölwechsel für PKW XYZ = XX Euro incl. Filter Stundensatz = XX Euro Durchsicht = XXX Euro ohne Material
So einfach ist das und wenn Du bei der KFZ Bude nicht bezahlst bekommst auch Dein Auto nicht zurück.
LG Nico
Darf man hier Bier trinken? - Das ist eine Bibliothek! - Also leise aufmachen?
ein sicherlich heikles Thema! Unterschiedliche Betrachtungsweisen sind gar nicht vermeidbar. Ich frage in der Regel explizit danach, was gemacht werden soll und nenne dafür einen KV. Ergeben sich während der Reparatur Abweichungen davon, welche 10% des KV übersteigen, frage ich nach. Das passiert schnell, wenn Teile auf einmal ein kleines Vermögen kosten, oder sich weitere Fehler während der Reparatur ergeben. Fast immer ergibt sich automatisch Ärger, wenn Kunden mit Billiguhren ankommen. Sie haben nicht viel für die Uhr bezahlt und werden nie verstehen, warum dann eine Reparatur so teuer sein soll. Teilreparaturen lehne ich auch grundsätzlich ab, selten ist der Kunde mit dem Ergebnis zufrieden. Mir geht es nie darum Kunden zu gewinnen, sondern zufriedene Kunden zu haben - die kommen dann auch wieder! Christian
Nun wir haben ebenfalls ein Geschäft, allerdings hat das nichts mit der Uhrenmacherei zu tun. Ich weiss ja nicht wie das bei anderen ist, aber aus Erfahrung weiss ich:
Die Kunden sind nicht mehr wie früher. Die suchen jede Möglichkeit nicht zu bezahlen oder die Rechnung zu drücken, eine ganz ekelige Sache, leider.
Und die ganzen rechtlichen Aspekte heute sind auch der helle Wahnsinn, ich erinnere mich an eine Frau die in der IHK referierte auch bezüglich rechtlicher Themen: O-TOn:"Ich habe Respekt vor jedem der es sich noch traut in Deutschland ein eigenes Geschäft zu führen"! Und die Frau hat leider recht.
Ist eigentlich simpel. Wenn der Kunde sein OK gibt, kommt ein Vertrag zustande der für beide Seiten rechtlich bindend ist. Die Bedingungen stehen schriftlich am Rep. Sackerl. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Vertrag mit oder ohne Unterschrift zustande kommt. Im gewerblichen Verkehr ist eine mündliche Vereinbarung so gut wie eine schriftliche.
Kommt es zu Diskrepanzen, hat der Kunde immer recht - zumindest in meinem Betrieb. Mir ist ein verlorener Euro weit weniger wichtig, als ein verlorener Kunde.
Genau, Teilreparaturen machen selten Sinn. Entweder Uhr öffnen, Aufwand abschätzen und dem Kunden eine komplettw Überholung zum Festpreis anbieten oder einen KVA anbieten, der je zB mit einem Stundensatz berechnet wird. Wenn der bestätigt wird, entfällt dieser Betrag, ansonsten wird er fällig. Alles besprechen, aufschreiben und evtl. unterschreiben lassen.
Es grüßt Uhrmel
--- Wie spät ist es? --- Kann ich nicht sehen, der Zeiger ist noch in der Kurve.
Nervig ist doch schon der Zellwechsel bei manchen "Gartenuhren"
Hat man erst mal den Dreck weg und die Uhr offen: Kontakte reinigen, Dichtung und Federsteg ersetzen wären ggf. nötig, im Extremfall hielt nur der Dreck den Klackdeckel auf dem Gehaeuse- Kunde ist in der Stadt unterwegs, kann nicht gefragt werden -
Mache ich die Arbeiten, die extra in Rechnung zu stellen sind?
Lasse ich die Uhr offen liegen, kommt der Kunde garantiert nicht in den vereinbarten 20 Minuten - vielleicht nach 3 Stunden und will seine Uhr - er hat alles in der Stadt erledigt, wohnt weit weg und kommt erst in 5 Wochen wieder in die Stadt...
In beiden Fällen ist der Kunde verärgert, da ihm von der Verkäuferin gesagt wurde, was der Zellwechsel kostet und dass er die Uhr nach der vereinbarten Zeit mitnehmen kann.
Dasselbe gilt wohl für das Kürzen von Armbändern: Eine Aldi-Uhr anschleppen und sich dann wundern, dass das Kürzen mehr kosten soll, als die ganze Uhr... Deshalb muss man sich wohl generell fragen, was man macht und was man lässt. Man muss einem "Kunden" auch mal sagen, dass die Uhr in einem miesen Zustand ist und dass man lieber die Finger davon lässt. Oft ist das ja auch jemand, den man noch nie gesehen hat, der auch noch alles besser weiß und obendrein versucht zeitlich Druck zu machen... Wieso nicht mal sagen: "Ich liefere Qualität und das ist bei Ihrer Uhr nicht möglich!" Eine typische Antwort des Kunden wäre zB, aber der Uhrmacher xxx machts ja auch (sofort)... Aber warum geht der Kunde dann nicht dort hin?
Es grüßt Uhrmel
--- Wie spät ist es? --- Kann ich nicht sehen, der Zeiger ist noch in der Kurve.
Kontakt
Moderatoren
Foren-Regeln
Links
Xobor-Interview
Uhrenwerkstattforum
Thema drucken
30.12.2013 09:08
Antworten
