Hallo tempus_fugit,

der Vergleich ist wirklich sehr interessant. Danke für den Link. Inzwischen habe ich die gesamte Uhren-Sektion dieser Site durch. Da wird einem ja ein endlose Potential für Anschaffungen kommender Jahre geboten. Bist Du selbst auch Sammler?

Viele Grüße
Aaron

Ich mach gerade eine zweite Ausbildung: Uhrmacher

Diese Seite fand ich gestern sehr spannend zu lesen, da das Thema ganzheitlich dargestellt ist.
Kunstgeschichte, Sozialgeschichte, Technikgeschichte
Z.B. das Arbeitsverfahren der Feuervergoldung: wer konnte sich solche Uhren leisten und wie sahen die aus, wie wurde es gemacht, wie gefährlich waren die Arbeitsbedingungen (Quecksilbervergiftung), welche Vergoldungsalternativen gibt es,...
Der Hersteller der Uhrwerke war nur Zulieferer.
Im Beispiel Japy aber sehr bedeutend als "Konzern", der vielen Menschen Arbeit gab (Vgl. Museumsinformation)

Wie sieht dein "Prachtstueck" nun aus? bitte!

Viele Grüße,
Andrea

Hallo Andrea,

diese ganzheitliche Darstellung auf dieser Seite, die Du ansprichst, hat mich auch begeistert. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Konzept noch ausbaufähiger wäre und hoffe, dass der Autor irgendwann daran weiter arbeitet. Grins, künstlerisch muss man schon sagen, dass die Gestaltung der Webseiten per se etwas ungewöhnlich geraten ist. Aber auf den Gehalt kommt es ja an. Die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts interessiert mich sehr, besonders auch bezogen auf die Uhren.

Die feuervergoldeten Pendulen faszinieren mich auch, wobei mich persönlich die Modelle eher ansprechen, bei denen man das Pendel schwingen sehen kann. Das ist einfach irgendwie "mechanischer".

Portaluhr-20121227.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Apropos Holz, 'mal eine ganz andere Frage: Wenn die Uhr aus der Reparatur zurück ist, würde ich gerne das Holz einmal behandeln, damit das Stück auch wieder so richtig glänzt. Nimmt man dazu einfache Möbelpolitur oder beschädige ich damit nachher die Intarsien?

Deine Ausbildung klingt spannend. Machst Du also wirklich Dein Hobby zum Beruf? Seit wann bist Du dabei? Zum Glück sind die Arbeitsbedingungen heute ja nicht mehr mit denen des 19. Jahrhunderts vergleichbar. Obwohl Du wahrscheinlich bei bestimmten Pendelarten immer noch Quecksilber ausgeliefert sein könntest.

Viele Grüße
Aaron

P.S. Mir ist die Frage extrem unangenehm, aber ich möchte sie dennoch stellen, damit ich nicht nachher bis zum Hals im Fettnäpfchen stecke (obwohl ich wahrscheinlich in ein paar Worten bereits bis zu den Knien drin bin). Den Namen Andrea gibt es ja in einer männlichen (Italien) und weiblichen (Rest der Welt) Form. Da Du "Uhrmacher" schreibst, frage ich einmal lieber nach.

Hallo Aaron,

Du hast eine PN!

Deine Uhr ist wirklich schön. Sie braucht noch einen Ort, wo sie zur Geltung kommt (und wo Temeraturunterschiede und Luftfeuchtigkeit ihr nicht schaden). Viel Freude mit dem guten Stück!

Zu der Frage mit dem Holz kann dir Silvia alias Siverl viel besser Auskunft geben

Einen schönen Sonntagnachmittag wünscht
Andrea

Danke für die Vorschusslorbeeren

Die Holzbehandlung ist ein heikles Thema und hängt davon ab in welchem Zustand das Holz bzw. der Lack ist. Geh mal davon aus, dass das Gehäuse mit Schellack lackiert wurde, alles wo nicht ausdrücklich "für Schellack geeignet" drauf steht ist verboten!

Zeig mal Detailaufnahmen vom Gehäuse, speziell von den weniger schönen Stellen, als Ganzes gesehen kann man nicht viel sagen...

Zu den Intarsien: Hier gibt es echte, also mit 2 Holzarten gemachte und Scheinintarsien, dabei wurde ein Muster auf helles Holz aufgebracht und der Hintergrund dunkel gefärbt, sodass der Eindruck von Einlegearbeiten entstand. Echte Intarsien kann man sogar fein abschleifen und nix passiert, weil es ja 2 Holzarten sind. Scheinintarsien sind da wesentlich heikler,, die kannst Du rausschleifen

Also: genaue Fotos dann gibt es gute Tipps!

Fotos: Datei anhängen - dann öffnett sich ein Feld mit "Durchsuchen", such das Foto von Deinem PC, hochladen, einfügen, Werte angeben (schmale Seite 600, breite Seite 800)

IMG_0648.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)



Das geht einfach, ohne Anlegen einer extra Datei und die Fotos sind groß genug um Details zu erkennen und nicht zu groß um angezeigt zu werden. Das Beispielbild ist eine Mysteriöse, eines unserer Sammelgebiete

Hallo Siverl,

vielen Dank für Deine prompte Antwort! Mein Prachtstück ist nun bei der Uhrmacherin und ich hoffe, sie bringt es schnell wieder in Schuss. Sie geht von zwei bis drei Wochen Reparaturdauer aus (das hatte ich ja schon erwartet) sowie rund 250,- € Reparaturkosten *schluck*. Nun hoffe ich, dass die Uhr danach weitere 150 Jahre lang läuft.

Mit Detailaufnahmen sieht es natürlich jetzt schlecht aus, da die Uhr nicht mehr neben mir steht. Aber ich habe hier einmal ein Foto vom oberen Teil als Beispiel. Im Detail scheint es aber schlimmer auszusehen als wenn man den Gesamteindruck nimmt.

Gehaeuse.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Echte Intarsien wären natürlich schön, aber so sicher bin ich mit da nicht.

Mit welchem Produkt, das für Schellack geeignet ist, hast Du denn die besten Erfahrungen gemacht? Es wäre schon irgendwie cool, wenn mein Prachtstück dann wieder so richtig glänzt danach.

Die Uhr auf Deinem Foto ist auch spektakulär. Wieso aber "mysteriös"?

Viele Grüße
Aaron

P.S. Ah, "mysteriös", weil das Pendel nicht sofort erkennbar ist. So langsam komme ich dahinter.

P.P.S. Kann man diesen Teil des Threads vielleicht abtrennen, da er doch eher in die Gehäuse-Kategorie passt? Leider finde ich dafür keine Option hier.

Ich finde, der passt dazu, sonst wird das Thema irgendwie zerrissen

Liberon Möbelreiniger

Unbenannt.png - Bild entfernt (keine Rechte)

erhältlich online bei Manufactum, sicher auch im guten Fachhandel.

Ich zeig morgen mal ein Beispiel, heute geh ich feiern

Na, alle noch beim Feiern?

Hier das versprochene Beispiel, eine Portaluhr wie Deine allerdings mit Einlegearbeiten in Metall und Glas und mit schwarzem Schellack überzogen. Außerdem sollte es ein Schaukler sein, aber die Schaukel ist ab und ein Übersetzungsteil fehlt auch, genauso wie das Gehäuse rund ums Werk. Derzeit eine Baustelle.

Vorher:

IMG_0661.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Nachher (nur Sockel. Uhr wurde komplett zerlegt, da ist mehr zu machen, wird ein eigener Beitrag)

IMG_0672.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Vorteill bei Liberon: Reinigt auch die Metallteile!

IMG_0673.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo Siverl, hallo Victor, hallo allerseits,

ein frohes neues Jahr Euch allen!

Victor, danke schön für Deine Rückmeldung. Ich freue mich, dass Du so einen pragmatischen Ansatz verfolgst. In deutschsprachigen Foren variieren die Gepflogenheiten doch ziemlich.

Siverl, herzlichen Dank für die wieder einmal sehr detaillierte und illustrierte Antwort. Ich hoffe, die Feier war herrlich und Ihr seid gut ins neue Jahr gekommen.

Ich bin begeistert, dass Du auch eine Portaluhr ähnlicher Bauart besitzt! Das Design hat's mir echt angetan. Allerdings muss ich gestehen, dass für meinen persönlichen Geschmack der schaukelnde Engel (?) doch etwas "zuviel" ist. Aber das schmälert natürlich nicht die Attraktivität dieser Uhr.

Aber jetzt zurück zum Thema: Bei meinen üblichen Einkaufsseiten war der Liberon Möbelreiniger gerade nicht verfügbar, was mich insbesondere bei Amaz*n doch wundert, zumal es dort eine Vielzahl anderer Liberon-Produkte gibt, die weitaus spezieller sind. Aber ich gebe so leicht nicht auf.

Das Ergebnis an den beiden Säulen und dem Uhrenkasten sind auf jeden Fall spektakulär. Sowas schwebt mir auch vor. Du sprichst von Metallteilen. Die Kapitelle der Säulen meiner Uhr sind jedoch nur goldfarben aufgemalt (nehme ich zumindest stark an). Kann ich dort auch ruhigen Gewissens den Möbelreiniger anwenden? Nicht, dass es danach 'mal Gold "war".

Viele Grüße
Aaron

Hallo Aaron,

nach den Bildern hätte ich gesagt, dass die Kapitele aus Messing sind, die kannst Du bedenkenlos mit Liberon reinigen. Du solltest immer zuerst an einer Stelle, wo man nicht genau hinsieht anfangen.

Die Intarsien sind Scheinintarsien, das war absolut gebräuchlich und ist auch nicht abwertend.

Was uns an unserer Uhr besonders gefallen hat, ist der Schaukler, die sind eher selten. Wir haben noch einige andere, das sind dann aber Wienerinnen mit dem Wiener 4/4 Schlag, also 3 Aufzugslöcher. Da haben wir unterschiedliche, mit Alabastersäulen und auch mit Spielwerk und Vitrinen (da waren dann die Uhren drinnen damit sie nicht verstauben)

Hallo Siverl,

das mit dem Testen an der Stelle, die nicht so auffällig ist, macht mir schon etwas Sorge. Wenn es dann wirklich nicht geht, weiß ich, dass es eine Stelle an meiner Uhr gibt, die wahrscheinlich grundüberholt werden müsste. Hattest Du denn schon einmal negative Erlebnisse? Das wäre doch sicher ein Albtraum.

Besteht bei Scheinintarsien eigentlich die Gefahr, dass sie sich lösen?

Wegen des Schaukler habe ich etwas Sorge, dass meine Ansicht dazu etwas missverständlich war. Das ist wirklich eine sehr außergewöhnlich attraktive Uhr, gar keine Frage. Hast Du eigentlich eine Präferenz was die Herkunft der Uhren anbelangt?

Viele Grüße
Aaron

Hallo Aaron,

Zuerst zum technischen:

Scheinintarsien lösen sich sicher nicht, sind ja auch gut durch Lack geschützt, echte Intarsien sind da viel anfälliger. Da kannst Du beruhigt mit Liberon drüber gehen.
Ein bisserl vorsichtiger muss man bei Metallen und Bemalungen sein. Zifferblätter aus Emmaille reinige ich mit Geschirrspülmittel, gut nachspülen und abtrocknen. Zifferblätter mit Bemalung sehr vorsichtig, keine Scheuermittel, nicht zu viel reiben, eventuell mit Wattestäbchen (Q-Tip)

Echt schlimm sind Zifferblätter aus Metall mit Anreibeversilberung, die geht schon vom Hinsehen ab, wenn dann die Zahlen auch nur aufgedruckt sind (ohne Vertiefung) - Prost Mahlzeit!

Metallteile aus massiven Messing: da kann man von Liberon über Sidol bis hin zu Ultraschall und Trowalisiergeräten so ziemlich alles anwenden, je nach Bauteilgröße und Verschmutzungsgrad (danach empfiehlt sich dei Versiegelung mit Mikrokristallinwachs, sonst schaut es bald wieder aus wie Sau). Manchmal sind solche Teile auch mit Zapponlack überzogen, damit kann ich mich nicht so ganz anfreunden, beim Aufarbeiten muss der auch zuerst runter.

Wenn Teile vergoldet sind, dann hängt es wieder vom Trägermaterial und der Art der Vergoldung ab. Mit Liberon kannst Du nicht viel falsch machen, der ist für Lacke geeignet und greift nicht einmal Schellack an. Bei Blattvergoldung wäre ich etwas vorsichtig, kommt auf den Untergrund an und auf den allgemeinen Zustand an, findet man auf Bilderrahmen und ab und an auf Hochzeitsuhen.

Was nun unsere Vorliebe betrifft, so sind wir patriotisch und bevorzugen natürlich Wiener Uhren.
Dabei kommt es auf den Uhrentyp an.

Wecker made in Germany, allerdings haben wir auch ein paar Franzosen, die sind meist verspielter oder eben etwas ausgefallener sind.
Kegelpendelwecker

Französische Reiseuhren - auch Wiener Reiseuhren, sind halt ewas zu billig

Dann haben wir auch einen Faible für Wiener Regulatore, Dachluhren, Sekundenpendeluhren (nein, wir haben noch keine ), Hausmeisteruhren - Wiener Portaluhren, Wiener Stockuhren, Kaminuhren - französische mit Marmorgehäuse und Brocothemmung bis zu guten alten Deutschen (guck mal zu Restaurationsbeitrag Zwolle)

Besonders ausgefallene Uhren, Mysteriöse, haben es uns angetan. Da hätten wir gern alles aus dem Buch "Mystery and Novelity clocks" - haben wir hier im Forum auchschon vorgestellt, das Zweite Buch wäre noch Kaltenböcks "Die Wiener Uhr", wenn wir die alle haben, eröffnen wir ein Museum mit eigenen Uhrmacher

Derzeit ist der einzig limitierende Faktor unserer Sammelleidenschaft das liebe Geld. Mit unbegrenzten Mitteln hätten wir unendlich viele Uhren ohne Platzprobleme und genug Zeit, weil wir nicht noch arbeitender Weise dem schnöden Mammon hinterher sein müssten. Also so ein Treffer bei Euromillionen und es gibt eine neues Uhrenmuseum in Wien

Guten Abend, Siverl,

besten Dank für die sehr ausführliche Antwort! Darin befindet sich soviel Erfahrung und Wissen, dass ich mich fragen, ob man diese ganzen Informationen nicht irgendwo sortiert aufbewahren sollte. Bei watch-wiki.org sind die Angaben ja doch eher spärlich. Wäre es nicht eine Idee, diese ganzen wertvollen Tipps aus der Praxis dort (oder an ähnlicher Stelle) zu sammeln?

Besonders bin ich natürlich über Deine Auskunft zu den Scheinintarsien erleichtert. Ich hatte schon befürchtet, dass es sich dabei um eine Achillesferse dieser Uhr handeln könnte. Sobald die Uhr wieder zurück ist (kann's kaum erwarten - selbst wenn sie hier nur ein paar Tage gestanden hat, sieht die Stelle doch ohne Uhr auf einmal sehr leer aus) werde ich einmal nachschauen, ob es sich bei den Kapitellen nicht doch um Messing handeln.

Was Du über die Ziffernblätter mit Anreibeversilberung schreibst, klingt natürlich äußerst dramatisch. Was macht man bloß, wenn sich da tatsächlich das Silber oder eine Ziffer gelöst hat? Wäre das das Aus dieses Ziffernblattes?

Grins, irgendwie hatte ich das schon geahnt, dass Deine Vorliebe den Wiener Uhren gelten würde. Die sind auch auch wirklich sehr schön - insbesondere der Typ mit Alabastersäulen, den Du beschreibst. Wie schon oben erwähnt, besitzt ein Onkel von mir solch ein Exemplar.

Den Kegelpenderwecker muss man wirklich gesehen haben. Wie cool ist das denn?!

Euren Vorlieben sind wirklich breit gestreut und mit all dem Hintergrundwissen, das Du hast, kann ich mir gut vorstellen, dass man so erfolgreich ein Museum betreiben kann. Wieviel "Konkurrenz" gibt es denn auf diesem Gebiet bei Euch in der Nähe? Klar, als Wirtschaftsunternehmen mit großen Gewinn wird man solch ein Museum wahrscheinlich nicht betreiben können. Aber wenn es zumindest kein Minusgeschäft ist, könnte man doch drüber nachdenken?! Und vielleicht habt Ihr nach einer Museumseröffnung noch mehr Erfolg die Sammlung zu vervollständigen (durch Stiftung oder so).

Apropos Platzprobleme, wo lagert Ihr denn die ganzen Uhren im Moment? Ich stelle mir das so vor, das jede freie Fläche gefüllt ist. Und ein Besucher erlebt um Mitternacht wahrscheinlich ein "Höllenspektakel", wenn die alle auf einmal schlagen.

Ich war heute einmal bei zwei Antiquitäten-Läden in der Stadt, um mich um einen geeigneten künftigen Abstellort für die Uhr zu informieren. Leider waren beide geschlossen (was aus deren Webauftritt natürlich nicht hervorging). Aber das drängt ja alles nicht. Am Samstag wollte ich einmal auf zwei Flohmärkten in Berlin schauen, in der Hoffnung dass der *#$%&@ Nieselregen mir nicht alles vermasselt.

Viele Grüße
Aaron