Auf mein Angebot hin hatte Karl mir sein Echappement mit zerstörter Spirale zugesandt.
Meine Hoffnung war, eine passende Unruhspirale unter meinen vorhandenen Echappement Spiralen zu finden. Richten der zerstörten originalen schien mir kaum mehr möglich (mit überschaubarem Aufwand).

Also
1) CGS und Trägheitsmoment bestimmen, Spiralfeder aussuchen

Die (Halb-)Schwingungsdauer einer Unruh wird bestimmt von ihrem Trägheitsmoment und dem Direktionsmoment der Spiralfeder:

T' = Pi sqr(Tm / Dm)

Zum Finden des Trägsheitsmoments der vorliegenden Unruh setzt man irgendeine ähnliche Spirale (mit bekannter CGS-Nr.!) auf und misst die sich ergebende Schwingungsdauer.

Um alles etwas schneller zu erledigen - und nicht alles "zu Fuß" berechnen zu müssen, verwende ich das modernisierte Luthy Spiral-Abzählmaschinchen mit dem Windows Programm "Spiraltest":

Spiralabz4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Nachdem die Schwingungsdauer ermittelt ist, geht es weiter mit der Funktion "CGS suchen" in obigem Programm:

cgs-5de.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

cgs-13.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Oben sind die Daten mit bekannter Spirale eingetragen, unten die erforderlichen Daten der gesuchten, passenden Spirale. Aus den Daten im oberen Feld ergibt sich auch das Trägheitsmoment (oben rechts).
Das alles ist auch ohne Programm möglich, dann heisst es aber "selber rechnen".

Detailliertere Erklärungen zu Begriffen CGS, Direktionsmoment usw. hatte ich hier einmal gegeben.

Leider war die resultierende CGS-Nr. "160" einer korrekten Spirale bei mir weit und breit nicht zu finden - die nächsten Nummern waren über 2-fach zu groß oder zu klein. Möglicherweise wäre etwas unter meinen Weckerspiralen zu finden, aber das sind alles einfachste Bronze-Spiralen, völlig ungeeignet zum Ersatz einer Nivarox Feder.

Deshalb unausweichlich:

2. Richten der zerstörten Unruhspiralfeder

In dem Zustand hatte Karl sein Echappement erhalten:

IMG_5590.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Er hat dann schon etwas vorsortiert:

IMG_5591a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

So kam das Teil bei mir an.
Es war immer noch genug zu tun: sich überkreuzende und im Abstand stark variierende Windungen, Verzerrungen in allen 3 Dimensionen.

Zuerst ordnete ich die Windungen so, dass alle gleichen, richtigen Abstand hatten - bei Blick senkrecht von oben.

Danach wurde offenbar, dass die innere Hälfte der Windungen eben, die äußere Hälfte aber trichterförmig verzerrt war. Durch Griff an den richtigen Stellen und beherztes Ziehen kamen auch die äußeren Windungen allmählich in die richtige Ebene.

Sichtbar wurde nun, dass die letzten etwa 3 Windungen noch schräg standen, also auf einer Seite aus der Spiralebene hervorschauten, natürlich verschieden stark.
Nach dem Zurückdrehen dieser Windungen blieb noch erneutes Korrigieren der Windungsabstände, Richten am völlig verdrehten Klötzchen (Piton), Legen der Endkurve am Rückerschlüssel.

Über das ganz akzeptable Ergebnis war ich dann selber überrascht.

IMG_E5592.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Die im Grunde einfachen Manipulationen an der Unruhspirale - wenn man's weiss - werden [URL=https://www.youtube.com › watch?v=egCwtMMoOCU]hier[/URL] im Video vom erfahrenen Praktiker Fried erklärt und wenig zimperlich demonstriert.

Zitat von MarkoStuhr im Beitrag #7

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Ein interessanter Versuch wäre es ja nun auch gewesen,
statt der einen passenden Spirale, die man nicht im Vorrat hatte,
… zwei schwächere Exemplare zu verwenden...
🤔

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So interessant nun auch nicht, man kann ja ausrechnen, was passieren wird 🙂.

Zitat

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… einfach …

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Na ja, willst Du beide Klingen dann in ein Klötzchenloch fummeln?