Hallo Freunde, Heute gab es als Zugabe auf dem Flohmarkt eine Taschenuhr, oder das, was von ihr übrig ist. Sie war aufgezogen, tickte aber nicht und ihr fehlt das Glas. Da ich nun von Taschenuhren sowas von ahnungslos bin, frage ich mal in die Runde: Was ist das für ein "Früchtchen"?
Ich habe die Deckel mal geöffnet damit man das Innenleben sieht. Bei geöffneten Deckeln und mit dem Ziffernblatt nach unten, tickt sie. In anderen Lagen, bleibt sie sporadisch stehen und der Minutenzeiger wackelt wie ein Lämmerschwanz. Kommt jemanden das, was auf den Bildern zu sehen ist, bekannt vor? Wie bekommt man ein Glas (400-405) in den Ring, ohne es zu zerbrechen?
Hallo Volker! Ich würde erst mal prüfen ob der Zapfen der Unruhwelle auf der Werkseite noch da ist. Nach deiner Beschreibung könnte der gebrochen sein. Einfach mal vorsichtig am Unruhreif wackeln. Wenn die Unruhe kippelt ist das Glas erst mal das kleinere Problem. Sollte das Werk nach Reinigung und Ölung laufen dann würde ich ein Kunststoffglas empfehlen. Waren in den zwanziger Jahren auch schon verbreitet und lassen sich einfacher einpassen. Gruß Jens
Ja, der Unruheif kippelt. Ergo, werde ich Uhr erst mal beiseite legen. Für eine Reparatur fehlt mir die Erfahrung und das Werkzeug. Ein Glas bekommt sie aber, sie sieht sonst irgendwie nackig aus.
Zitat von Bell im Beitrag #1Wie bekommt man ein Glas (400-405) in den Ring, ohne es zu zerbrechen?
Nach meinem sehr beschränkten Wissen als Laie gibt es wohl mindestens drei Möglichkeiten: * ein unzerbrechliches Glas (= Kunststoff) mit einer Glaspresse einpressen * ein zerbrechliches Glas (= Mineralglas) einkleben * ein zerbrechliches Glas (= Mineralglas) per Hand einsprengen (Bei dieser Variante wird manchmal das Glas vorher abgekühlt und/oder der Ring erwärmt, damit es leichter geht.)
Je nach gewählter Variante müssen die Gläser verschiedene Maße haben. Da geht's um zwei oder drei Zehntel-Millimeter. Gerade bei unzerbrechlichen Gläsern >= 40mm kann es nach meiner Erfahrung mit der Beschaffung etwas schwierig werden. Auf jeden Fall darauf achten, kein Savonnette-Glas zu kaufen, die sind für Uhren ohne vorderen Deckel nicht robust genug.
Hallo Sven, eben hatte ich ein längeres Telefonat mit @Fritz , der mir exakt die gleichen Hinweise gab.
Erst einmal ist schon ein Glas (Mineralglas) im Anmarsch. Ich habe es kurzerhand über ebay bestellt. 400, gewölbt, 1mm. Ob es sich um ein Savonnette-Glas handelt, wissen die Geier. Sind diese Gläser extra als Savonette ausgerwiesen? Schaun wir mal, Donnerstag soll es kommen. Danke für die Ratschläge, für mich sind sie unbezahlbar.
Zitat von Bell im Beitrag #8Erst einmal ist schon ein Glas (Mineralglas) im Anmarsch. Ich habe es kurzerhand über ebay bestellt. 400, gewölbt, 1mm. Ob es sich um ein Savonnette-Glas handelt, wissen die Geier. Sind diese Gläser extra als Savonette ausgerwiesen?
Hallo Volker, Savonnette-Gläser sind in den allermeisten Fällen auch als solche ausgewiesen. Bei neueren Exemplaren, die in einem Tütchen kommen, steht es eigentlich immer drauf. Höchstens wenn ein Laie mal "lose Ware" verkauft, könnte der Hinweis fehlen. Bei Deinem Glas ist alles in Ordnung, 1.0-1.1mm ist eine typische Dicke für ein 400er "Nicht-Savonnette" Glas (die werden dann oft als "Lepine" bezeichnet). Ein Savonnette-Glas läge bei dieser Größe stattdessen im Bereich 0.5-0.6mm, die traut man sich gar nicht anzufassen . Viel Erfolg bei Deinem Projekt. Sven
So, die Uhr hat inzwischen ihre Glasabdeckung erhalten. Ein 400er Glas passte spielfrei in die Fassung, wurde aber nicht sicher fixiert. Mein Versuch ein 405er Glas in die erwärmte Fassung zu bekommen, scheiterte. Entweder war ich mit der Temperatur zu zaghaft oder die 5-hundertstel sind einfach zuviel. Da Gläser in der Abstufung 401,402 und 403 nicht zu bekommen waren, habe ich das 400er Glas mit Dispersionsklebstoff (Kaltleim) fixiert Das funktioniert wunderbar, ist unsichtbar und reversibel. Ein Danke an @Fritz für diesen Tipp.
Glückwunsch zur erfolgreichen Verglasung. Ich habe die Wärmemethode selbst noch nicht ausprobiert, aber nach meinem Wissen sind 5 Hundertstel (0,5mm) definitiv zu viel. Selbst bei unzerbrechlichen Gläsern ("Plexi"), die man mittels Glaspresse oder Glasabheber einsprengt, wird normalerweise nur 1 bis maximal 2 Hundertstel zugegeben.
Wäre interessant, wenn uns ein Physiker auf Basis der Ausdehnungskoeffizienten von Mineralglas und Silber mal vorrechnen könnte, wieviel Hunderstel "Überstand" man bei noch praktikablen Temperaturdifferenzen maximal einsprengen könnte.
hier mit Temperatur zu arbeiten ist ein probates Mittel um Mineralgläser einzusetzen, habe das bereits selbst so mit Erfolg durchgeführt. 405 bei gemessenen 400 ist alledings zu viel. Ich könnte mit Gläsern der Größe 401 und 402 aushelfen, falls du mit dem jetzigen Ergebnis nicht zufieden bist.
Hier eine Beschreibung der Arbeitsweise (allerdings auf "neudeutsch")
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04.02.2023 18:51
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