Mir ist das alles ein bisschen zu hoch gehängt und auch zu pauschal.

"Man" ist auch sehr wohl bereit, Arbeit und Zeit zu investieren. Nicht alle lassen sich mit dem Heli auf den Gipfel fliegen und bezeichnen sich als Bergsteiger, weil sie Youtube gucken Youtube ist mittlerweile ein potentes Medium wegen seiner hohen Verbreitung, aber es hat und hatte ja noch nie einen Bildungsauftrag. Deswegen kann man es nicht der Plattform ankreiden, dass es dort halt auch Quatsch gibt. Es ist eine Plattform für jedermann und wie @Fritz anmerkte - auch dort gibt es gute Kanäle und Quellen.

Wenn @Swissuhrwerker zu recht anmerkt, dass man viel Praxis und Übung braucht - recht hat er. Aber genau das machen wir, damit meine ich mit und alle mit wenig Erfahrung, gerade. Da ist Youtube heute als Medium halt auch mit dabei.

Wovon ich zehre, ist die Kombination verschiedener Medien - 20% Bücher, 20% Foren und Tipps von Leuten wie euch (Profis), 10% Youtube und 50% selber in meiner Werkstatt vor mich hin basteln, fluchen ... und auch mal jubilieren.

Das ist ein guter Thread hier! Und ich finde es prima, dass @ethan_esrah den Kanal ins Spiel gebracht hat und er hier kritisch kommentiert wurde.

Sven,
das Ganze ist sicher auch eine Alters- und Gewohnheitsfrage.

Persönlich schaue ich z.B. lieber in das schmale, kompakte Büchlein von Herrn Jendritzki nach "Auswuchten", statt ein 20-Minutenvideo dazu zu verfolgen, wo der Herr im weißen Kittel nach 10 Min. so langsam zur Sache kommt. Da habe ich in 3 Minuten alles gelesen und 10x mehr fundiertere, verlässliche Fachinformationen bekommen. Mir ist einfach die Zeit zu schade.
Dieses kleine Büchlein ersetzt eine unendliche Anzahl an Videos.

Auch wenn ich wissen will, wie der Akku aus meinem Fon gewechselt wird, ist mir ein Bericht mit Bildern lieber als ein Video.
Aber mit Sicherheit ist das Schauen von (Fach-)videos unterhaltsamer.

Warum werden wir manchmal so sauer (Fritz wohl noch mehr ;-) )?
Weil wir nahezu täglich solche von Reparierern vermurksten Uhren auf dem Werktisch haben, und ungebührlich viel Mühe verwenden müssen, die angerichteten Schäden wieder zu heilen. Und wir arbeiten nicht an den von Dir genannten Flohmarktuhren! Dass auch hochwertige Uhren nicht vor sehr begrenzt Kundigen sicher sind - anders als Du behauptest - sehe ich regelmäßig in Forenanfragen.

Frank, Fritz, Ingo und all die anderen, die sich bisher an der Diskussion beteiligt haben,

vielen Dank für Eure Standpunkte, Meinungen und Best Practices, die Ihr hier geteilt habt. Ich werde sicher viel daraus mitnehmen. So gesehen hat sich das Einstellen des Videolinks dann doch gelohnt, wenn sich daraus eine solch interessante Diskussion ergibt . Ich kann auch sehr gut Eure Gefühle bei der Konfrontation mit verpfuschten Uhren verstehen, in meinem Beruf kommt mir im übertragenen Sinne auch manchmal solcher Murks unter.

Falls der Eindruck entstanden ist: Doch, ich lerne auch aus Fachbüchern, davon habe ich durchaus einige. Die meisten (insbesondere die "antiquarischen") setzen aber schon gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten voraus, um das Geschriebene (und oft nur spärlich Bebilderte) zu verstehen. Das ist durchaus verständlich, da diese Bücher weitgehend für angehende oder bereits fertig ausgebildete Fachkollegen geschrieben wurden, nicht für reine Hobbyisten. Mir hilft es dann, in einem Video zu sehen, wie jemand es wirklich "macht", um das Geschriebene dann besser zu verstehen. Ich kann mir vorstellen, daß es für ausgebildete Uhrmacher mit jahrzehntelanger Erfahrung schwer einzuschätzen ist, wie groß eine solche Einstiegshürde wirklich ist. Man kann sich im Jendritzki ein Thema nur darum in 3 Minuten anlesen, weil man alle Begrifflichkeiten kennt, aus einem langjährigen theoretischen und praktischen Wissensschatz schöpfen kann und die Arbeit mit den notwendigen (oder zumindest ähnlichen) Werkzeugen beherrscht. Deshalb ist der Vergleich mit einem 20-Minuten-Video für Anfänger (über dessen Inhalt und "Langatmigkeit" man sicher diskutieren kann) etwas unfair.

Frank, Du hast aber noch einen für mich wichtigen Punkt angesprochen, "unterhaltsam". Ich gebe zu, ich schaue die Uhrenreparatur-Videos auf YouTube durchaus auch zur Unterhaltung und das geht wohl der Mehrzahl der Zuschauer so. Wenn ein deutscher YouTuber für ein auf 20min zusammengeschnittenes Video einer Uhrenreparatur mehr als 20 Millionen Aufrufe bekommt und der "berüchtigte" Herr Slaap ein 2 1/2 stündiges Video hochlädt, in dem er etwas Vergleichbares in Echtzeit macht, dann schauen sich die meisten das sicher rein zur Unterhaltung und Entspannung an. Wenn ein paar von denen (speziell Jüngeren) dadurch zum Kauf einer mechanischen Armbanduhr und vielleicht einem grundlegenden Verständnis der Technik geführt werden, dann finde ich das aller Ehren wert. Nicht zuletzt ergibt sich dadurch auch wieder neue Kundschaft für die ansässigen Uhrmacher. Ein Win-Win, wie ich finde.

Zitat von praezis im Beitrag #17

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Persönlich schaue ich z.B. lieber in das schmale, kompakte Büchlein von Herrn Jendritzki nach "Auswuchten", statt ein 20-Minutenvideo dazu zu verfolgen, wo der Herr im weißen Kittel nach 10 Min. so langsam zur Sache kommt. Da habe ich in 3 Minuten alles gelesen und 10x mehr fundiertere, verlässliche Fachinformationen bekommen. Mir ist einfach die Zeit zu schade.
Dieses kleine Büchlein ersetzt eine unendliche Anzahl an Videos.

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Ich kann verstehen, dass es die Profis nervt wenn zum gefühlten tausenden Male die gleiche Frage kommt, die selben Fehler gemacht werden und sie noch die verpfuschten Werke wieder richten müssen.
Als Amateur kann ich dies mittlerweile gut nachvollziehen! Ich habe eine Festa KM vor mir auf dem Tisch, die seit Jahren bei mir schlummerte, weil ich nicht heran gehen wollte. An dieser Uhr hat sich auch jemand versucht, der großen Schaden angerichtet hat. Das Werk, ein Festa 720 = Kaliber KF 321, ist normalerweise servicefreundlich. Hier hat aber leider jemand ohne Sachverstand mit dem Schraubendreher grob drin herum gestochert. Nur die Unruhe hatte man, vielleicht doch Respekt halber, in Ruhe gelassen. Ansonsten habe ich fast alles an Rädern wegen gebrochener Zapfen austauschen dürfen. Gut, dass ich für dieses Kaliber alles da hatte! Auch am Zifferblatt und am Gehäuse hatte man sich versucht. Dies bekommt man nicht mehr hin und als Sammler ärgert man sich darüber maßlos bei einer historischen Uhr der Kriegsmarine.

Ich kann die Verärgerung und das "Kopfschütteln" bei Sicht von so viel Unvermögen mittlerweile aufgrund meines fortgeschrittenen Wissenstandes als Amateur gut nachvollziehen!

Nur, um die hervorragende Literatur von Hans Jendritzki u.a. verstehen zu können, muss am erst einmal die Zusammenhänge begreifen. Die Literatur besitze ich schon fast von Anfang an (über 30 Jahre), aber sehr oft habe ich sie vor Jahren wieder zur Seite stellen müssen, wenn das was man dort liest einfach noch nicht verstehen kann.
So liegen bei mir über viele Jahre defekte Uhren, an die ich mich schon erfolglos versucht habe oder noch nicht heran getraut habe. Heute, wenn ich mir ein neues Objekt vornehme oder mit die zuletzt gemachten Notizen wieder vornehme, muss ich oft grinsen oder auch herzlich über meine vorherige Versuche eine Uhr zu reparieren lachen. Man kommt weiter wenn man etwas ernsthaft betreibt.

Ich möchte bei den Profis, mit ihrem wertvollen Wissen, im Forum für Verständnis werben. Und denk daran, auch der beste Experte hat einmal angefangen und musste erst lernen bevor er zum Experten wurde. Bei einem Amateur, der dies rein als Hobby betreibt dauert es länger als wenn jemand sein Geld damit verdienen muss.

Ja es stimmt schon, ich bin in Bezug auf Pfusch etwas dünnhäutig. Das ist aber auch begründet.
Alle Hobbyisten, Anfänger, Laien oder wie sie sich auch sonst nennen mögen dürfen gern einmal schauen, ob sie bei dieser Unruhe einen Fehler finden.
Sie stammt aus so einer Uhr, die von jemand an einen Sammler verkauft wurde mit dem Hinweis, Uhr läuft, muss nur mal gereinigt werden. Ob nun dieser Verkäufer oder noch einer davor, dafür verantwortlich ist ???
Wer soll dann den Sch... wieder richten?
Es ist mir so etwas von egal, wenn Bastler ihre eigenen Uhren (außer antiquarisch wertvollen) zur Katze machen. Nur sollten sie diese dann auch behalten. Die Realität sieht aber anders aus, wie ich aus jahrelanger Erfahrung feststellen muss. Die vermurksten Zwiebeln werden dann wieder in den Umlauf gebracht und landen auf den Arbeitstischen derer, die eine ordentliche Arbeit leisten wollen, oft aber gar nicht mehr können weil die Substanz es nicht mehr oder nur unter extremen Aufwand hergibt.
Und zu diesem Problem tragen diese Filmchen von Pseudouhrmachern, bei YT durchaus bei. Das kann natürlich nur jemand merken, der den Vergleich zur Zeit vor YT etc. hat. Das ist mein abschließender Kommentar zu YT usw.

Aber mal sehen, wer als erster den Fehler der Unruh erkennt.

010.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Ich weiß nicht ob ich den gemeinten Fehler erkenne!
Ich sehe eine demolierte Unruhe (Unruhereif) an dem eine Masseschraube abgerissen ist. Rundlauf und Abgleich können unmöglich stimmen.

Und noch zwei befeilte Schrauben.

Zitat von Cougarnaut im Beitrag #23

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Und noch zwei befeilte Schrauben.

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Der Fritz-Test! Das Seepferdchen-Abzeichen für die Hobbyschrauber!

Ich sehe zusätzlich zur abgerissenen Regulierschraube noch eine deformierte Spiralrolle, die sehr weit aufgebogen aussieht, als ob sie vorher auf einer dünneren Welle gesteckt hätte. Bei der gebrochenen Regulierschraube gibt es Feilspuren auf dem Reif. Da scheint jemand recht grob zu Werke gegangen zu sein. Vielleicht hat sich dabei auch der Schraubenkopf verabschiedet.
Die Position des Klötzchens ist seltsam, denn die Ellipse müsste in diesem Fall unter einem der Schenkel des Reifs liegen, was ich so nicht kenne - außer bei einer kleinen Eterna-TU in meiner Sammlung, deren U-Welle sich als kreative Bastelei herausgestellt hat.

Normalerweise ist die Position des Klötzchens auf einem der Schenkel oder zumindest irgendwo "da in der Gegend" ... oder? ..., weil die Linie Ellipse --> Anker ---> Gangrad etwa rechtwinklig von den Schenkeln verläuft. Ob das eine Rolle für den Gang der Uhr spielt, weiß ich nicht.

Die fehlende Regulierschraube tut das jedoch auf jeden Fall.

Der linke Schenkel sieht am Reifende schmaler aus als auf der rechten Seite. Abstand der Schenkelkante daher links zum imitierten "Aufschnitt" scheint größer als rechts,Täuschung wegen Aufnahmewinkel?

Hallo,
Natürlich sieht man der Unruhe an mehreren Stellen an, dass sie schon ein sehr leidvolles Leben hinter sich hat.
Auch die Spiralrolle wurde schon deformiert und natürlich wurde an den Masseschrauben ( es sind keine Regulierschrauben) herumgefeilt. Das alles kommt bei vielen alten Uhren leider oft vor.
Worum es mir ging wurde auch gleich erkannt, es ist eine Masseschraube abgebrochen worden, der Gewinderest steckt noch im Reif. So etwas passiert nicht von selbst und wenn es der Verursacher selbst nicht wieder in Ordnung bringen kann, so ist es Betrug, die Uhr ohne Hinweis darauf weiter zu verkaufen. Aber derartige Betrugsfälle sind heute leider an der Tagesordnung.
Ich musste nun den Gewinderest ausbohren, Gewinde nachschneiden, passende Ersatzschraube suchen und die Unruhe auswuchten. Danach wieder einbauen und das Gangergebnis kontrollieren. Denn so wie die Unruhe aussieht, konnte man nicht davon ausgehen, dass die Masse des Reifs nun der Mittelstellung des Rückers entspricht. Danach die nun festgestellte Abweichung durch gegenüberliegende Änderung an den Masseschrauben korrigieren. Im vorliegenden Fall durch Hinzufügen von speziellen Scheibchen.
Ein erheblicher zusätzlicher Aufwand, der den Käufer sicher vom Kauf abgehalten hätte, wenn er ihm vorher bekannt gewesen wäre.

Zitat von Fritz im Beitrag #21

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Und zu diesem Problem tragen diese Filmchen von Pseudouhrmachern, bei YT durchaus bei.

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