Ein Beispiel: "looking over the shoulder of an watchmaker at his workbench while working on a pocketwatch"

Cougarnaut_looking_over_the_shoulder_of_an_watchmaker_at_his_wo_0e33e027-2e5b-4b73-ad25-cf6429d7bcfb.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Cool! Wo kann man damit rumspielen?

Wie der Mann mit diesen Händen noch arbeiten kann ???

https://midjourney.gitbook.io/docs/

Sowas gibt's auch unter https://www.craiyon.com/. Wenn man da "looking over the shoulder of an watchmaker at his workbench while working on a pocketwatch" eingibt, sind die Ergebnisse aber eher gruselig:
uhrmacher1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
(Und auch hier kriegt die KI die Hände nicht richtig hin. Sie hat halt kein Verständnis der Anatomie und kann deshalb nicht erkennen, ob eine Hand "richtig" aussieht.)

Bei https://lexica.art kann man in schon generierten Bildern stöbern. Wenn man da 'watchmaker' eingibt, findet man zum Beispiel sowas:
uhrmacher2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Was auffällt: Die KI glaubt, daß Uhrmacher immer eher älter sind, ihnen das Haupthaar fehlt und sie dafür einen Bart haben. Was für ein Klischee ...Moment... (Blick in den Spiegel) ...Verdammt... stimmt ja doch .

Ich habe vor ein paar Tagen auch mit einem KI-basierten Bilderrestaurierungs-Filter in der neuesten Beta-Version von Photoshop rumgespielt. Das ist absolut beeindruckend, wie aus einem verpixelten Scan eines 80er-Jahre-Porträts auf Knopfdruck ein makelloses Gesicht in Hochglanz-Optik gezaubert wird. Ist allerdings schöner als die Realität und funktioniert nur bei menschlichen Gesichtern, alles ringsrum auf dem Foto bleibt eher verwaschen.

Da hat sich in der KI seit den 90ern, als ich das mal studiert habe, doch einiges getan. Die oben beschriebenen Beispiele sind dabei nur die für die Öffentlichkeit am leichtesten zu konsumierende Spitze des Eisberges. Der "KI-basierte" Amazon-Empfehlungsmechanismus hinkt da mittlerweile gewaltig hinterher. Der glaubt immer noch, daß, wenn ich Gerät A von Hersteller X gekauft habe, ich sicher auch am analogen Gerät A' von Hersteller Y interessiert bin. Oder daß ich nach dem Kauf eines Buches doch sicher nochmal das gleiche Buch, aber in einer anderen Auflage oder von einem anderen Verlag, gebrauchen könnte .

Hi, als jemand, der mit „Zeichnen und Malen“ seine Brötchen verdient, habe ich natürlich eine gespaltene Meinung dazu. Eine optimistische und eine pessimistische.

Die pessimistische zuerst.
Dalle 2, Stable Diffusion und Midjourney sind Algorithmen, die sich aus einem Fundus von Milliarden geklauter Bilder von tausenden Künstlern aus den letzten Jahrhunderten bedienen, um statistisch gesteuert durch die Eingabe von Schlüsselwörtern blind in den Eimer zu greifen und das auf die digitale Leinwand zu projizieren, was dem Wunsch des Users kalkuliert am nächsten kommt. „Blind“ deshalb, weil eine KI nicht weiß, was sie da tut.
Ich habe bereits Meldungen von Kollegen gelesen, die Versatzstücke ihrer eigenen Arbeit in den Renderings finden. Ein Pokémon-Designer schrieb "verdammt, das ist meine Haut-Textur, das ist meine Art, bei diesem Drachen die Augen zu malen". Dass diese Leute nie gefragt worden sind, versteht sich heutzutage offenbar von selbst, weil die Auffassung, dass das Malen „schicker Bilder“ eine Dienstleistung von Menschen sei, die durch einen dummen Zufall ein Talent geschenkt bekamen und deswegen nie wirklich hart arbeiten mussten, massiv um sich greift und auch mir bei Signierstunden und Workshops sehr oft begegnet. Aus diesem Grund müsse kreative Arbeit frei und gratis verfügbar sein, oder zumindest, hey … viel viel billiger. Ist ja schon unverschämt, was das alles so kostet, oder?
Egal. Das weiterzuführen, ginge in eine andere Richtung.
Was bei mir bleibt, ist nicht die Angst vor den Algorithmen - um ehrlich zu sein, es war eine Frage der Zeit und vieles von dem Zeug sieht fantastisch aus. Es ist die Angst, dass ein bereits weit verbreitetes Missverständnis von künstlerischer Arbeit und die daraus resultierende Geringschätzung kreativer Arbeit sich weiter entwickelt zu völliger Ignoranz. Es gibt auch schon Fälle, in denen Midjourney-Renderings bei Kreativ-Wettbewerben eingereicht wurden - und den ersten Preis gewannen. Die Erzeuger der Bilder brüsten sich offen im Netz damit und halten sich tatsächlich selbst für kreativ und für Urheber.
Ich habe ein Interview mit einem Veteranen der Filmtricktechnik gelesen, der die aktuelle Situation in den Filmstudios schilderte. Früher war es so, dass man sich Spezialisten für bestimmte Spezialeffekte holte. Character-Designer, Interior Designer, Lichtspezialisten, Maskenbildner, Practical FX etc… Man erklärte ihnen, was man sich vorstellte und ließ sie dann mehr oder weniger ihren Job machen. Heute ist es so, dass die kreative Entscheidungsgewalt bei Gremien liegt, die null Ahnung von der Materie haben, aber immer im Recht sind und vor allem untereinander in Konkurrenz stehen. Sie scheuchen die Spezialisten herum, wollen von jedem Türgriff und jeder Gürtelschnalle hundertdreiundachtzig Varianten sehen, um dann alles vom Tisch zu fegen und alle immer wieder aufzufordern „alles nochmal neu zu denken“. Dann bekommst du keine Spezialisten mehr, sondern bezahlte Kreativ-Sklaven, die nur noch fragen „Okay, wo wollen sie das Sofa stehen haben? Hier? Da drüben? Oder hier? Soll es blau sein oder grün? Es ist mir scheißegal, ich schiebe es solange herum, bis es ihnen gefällt“. Ich habe fast 20 Jahre in der Werbung gearbeitet, ich weiß wie es läuft.
Es sind nicht die Algorithmen. Es ist die Art, wie wir mit ihnen umgehen. Ich habe Sorge, dass wir eines Tages kreative Arbeit (egal in welchem Bereich) nur noch so betrachten. Dass wir eines Tages zu blöd sind, um zu erkennen, welchen Ast wir uns da eigentlich abgesägt haben. Wir sitzen auf dem Boden, uns tut der Arsch weh, und wir haben vergessen warum.


Meine optimistische Sicht
Viele Künstler und Illustratoren in meinem Umfeld sehen die Entwicklung mit Faszination und Begeisterung. Auch das gibt es! Sie sehen ein neues Werkzeug, das sie in ihre Arbeit einfließen lassen können. Ein Kollege brachte neulich ein Beispiel, das ich sehr einleuchtend fand und mich ein bisschen zum Nachdenken brachte: Den Drumcomputer.
Ich selbst habe auch remixt, gesampelt, komponiert und in Bands gespielt, ich besitze selbst zwei alte Drumcomputer, einen Roland TR-606 und einen Yamaha RY-77. Man kann diese Dinger programmieren, indem man leuchtende Punkte auf eine Tastenreihe oder auf einem LCD-Display in eine gitterartige Struktur setzt. Man muss keinen einzigen Takt Schlagzeug spielen können! Das, was hinten rauskommt, ist nicht nur exakt im Timing, sondern kann auch grooven wie Sau. Ich bin jetzt 53 und habe als junger Kerl mitbekommen, als Drumcomputer mit Samples immer erschwinglicher wurden und geraunt wurde „jetzt sterben die Schlagzeuger aus“. Aber so kam es nicht! Man kann Drumcomputer kreativ einsetzen, man hat es so gemacht und gute Live- und Studio-Schlagzeuger sind damals wie heute immer noch extrem gefragt. Der Drummer Dave Weckl war berühmt dafür, live zusammen mit einem Drumcomputer furiose und verrückt-verschachtelte Solos zu trommeln. Das Fusion-Jazz-Trio UZEB aus Kanada war voll digitalisiert und steuerte live mit seinen Instrumenten über die MIDI-Schnittstelle elektronische Klangerzeuger und Samples. Nicht zu vergessen, die Band "Yes" mit Bill Bruford an den Drums ("Owner of a lonely heart", kennt ihr, ne?), der als einer der ersten auch live Samples einsetzte.
Der Drumcomputer brachte also nicht die Vernichtung, sondern die Geburt neuer Techniken, Stilistiken und Musikrichtungen. Ich bin ein großer Fan elektronischer Musik! Und niemand kam auf die Idee, sich Schlagzeuger zu nennen, weil er einen Drumcomputer programmieren konnte. Ich natürlich auch nicht.

Also könnten doch auch Midjourney, Dalle 2 oder Stable Diffusion Impulse sein, digitale Kunst und Illustration in neue Bahnen zu lenken, ohne "das Alte" und die Begeisterung dafür abzuschaffen.

Tja. Zwischen diesen beiden Sichtweisen schwanke ich.

Toller Post, Ingo . Vielen Dank für den kenntnisreichen Einblick in die Kreativbranche. Bin ja selbst rein technisch unterwegs, da ist leider wenig mit kreativ . Die Diskussion über die Rezeption der Technik, gerade bezüglich Kreativität, finde ich aber hochspannend.

Vielen Dank für die ausführlichen Kommentare! Ich bin hin und her gerissen bei diesem Thema. Auf der einen Seite völlig fasziniert, dass ich, ohne jegliches künstlerisches Talent, Bilder als Resultat erhalte, die durch meine Textvorgaben entstehen. Ich bin da schon wirklich sehr überrascht worden. Das Tempo der KI Verbesserung der letzten drei Wochen bei Midjourney ist verblüffend.

Ich habe noch mal den Text Prompt bearbeitet und folgendes Resultat erhalten:

"looking over a watchmakers shoulder down at his workbench working on a pocket watch, octane render"

Cougarnaut_looking_over_a_watchmakers_shoulder_down_at_his_work_a035dc1c-f76a-4df6-8a9c-c711c867d4ea.png - Bild entfernt (keine Rechte)

https://storage.googleapis.com/dream-mac...98563/video.mp4

Das Entstehungsvideo zeigt die vielen Schichten während der Berechnung.

Auf der anderen Seite habe ich letzten Monat ein altes Ölbild, nichts Besonderes, beim Restaurator gehabt und begegne dieser Handwerkskunst mit großem Respekt.

, aber ich habe bewusst nicht von Kunst gesprochen, ich denke mehr an ein Hilfsmittel.

Konnte nicht wiederstehen:

"Art should remain in the hands of the people, it is often the only thing that allows people to be human."

Cougarnaut_Art_should_remain_in_the_hands_of_the_people_it_is_o_2980976b-ec7a-4923-a629-aa78adb8b619.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Ich denke auch, dass man das Generieren der Text Prompt's nicht als Kreativität bezeichnen kann, da sich schon abzeichnet, dass die Beachtung der entsprechenden Syntax zu einem Ziel führt.

"Kunst sollte in der Hand der Menschen bleiben ..." ist ja durch die heute gängigen Definitionen von "Kunst" sichergestellt. Siehe zum Beispiel Wikipedia:

"Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind."

Da ist die KI gleich in drei Beziehungen außenvor: Zum einen ist sie "nicht-menschlich", zum anderen sind die Ergebnisse "durch Funktionen festgelegt" und schließlich sind die Ergebnisse nicht "gezielt" (es fehlt die intrinsische Absicht, Kunst zu schaffen). Natürlich kann man die Definition von Kunst für sich auch großzügiger oder strenger auslegen. Im ersteren Fall würde dann vielleicht auch KI Kunst schaffen, zusammen mit Bilder malenden Schimpansen und Elefanten und den australischen Laubenvögeln, die reine "Prunknester" bauen und dekorieren. Im letzteren Fall würde wahrscheinlich auch vieles, das von Menschen geschaffen wurde, nicht mehr als "Kunst" zählen. Damit wäre dann höchstens noch der erste Mensch, der ein schwarzes Quadrat auf eine Leinwand malt, ein Künstler, und nicht der nächste und übernächste (auch wenn der ein rotes Quadrat malen würde).

Dessenungeachtet kann KI natürlich ein Bild schaffen, das wir als "schön" und/oder als "innovativ" empfinden, aber es ist eben keine Kunst, weil unter anderem die Intention fehlt. Das tut der Leistung der KI aber auch keinen Abbruch und schließt nicht aus, daß der eine oder andere sich ein solches KI-Produkt zuhause an die Wand hängt. Schließlich dekorieren viele Menschen ihre Wohnungen ja auch eher mit (vornehm ausgedrückt) "Kunsthandwerk" und nicht mit "Kunst".

Eine durchaus vergleichbare Diskussion führen wir in der KI seit nunmehr 70 Jahren: Was ist "Intelligenz" und können KI-Systeme eine solche Intelligenz besitzen? Da kann man auch trefflich drüber streiten und der Turing-Test ist nur sehr bedingt eine zufriedenstellende Antwort auf diese Fragen (eher ein Taschenspielertrick).

Hallo monozelle

"Das, was hinten rauskommt, ist nicht nur exakt im Timing, sondern kann auch grooven wie Sau."

Ich höre gern Musik, ab 80ger und rockig, habe aber keine Ahnung vom Instrumente spielen. Ich meine aber, wirklich gute Schlagzeuger sind die, die im passenden Augenblick leicht danebenhauen. So wird die Musik lebendig. Kraftwerk und Tangerine Dream finde ich auch gut, haben aber gegen einen Schlagzeuger wie Charlie Watts von den Rolling Stones keine Chance. Es nicht ganz richtig zu machen ist die Kunst.

Die wirkliche Gefahr der KI beginnt, wenn ihre Ergebnisse absolut und unkritisch genommen werden und nicht mehr durch Menschen kontrolliert, z.B. in der Medizin, Finanzwesen, Bewerbungen etc.

Gruß Werner

Zitat von kioto im Beitrag #12

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Hallo monozelle

"Das, was hinten rauskommt, ist nicht nur exakt im Timing, sondern kann auch grooven wie Sau."

Ich höre gern Musik, ab 80ger und rockig, habe aber keine Ahnung vom Instrumente spielen. Ich meine aber, wirklich gute Schlagzeuger sind die, die im passenden Augenblick leicht danebenhauen. So wird die Musik lebendig. Kraftwerk und Tangerine Dream finde ich auch gut, haben aber gegen einen Schlagzeuger wie Charlie Watts von den Rolling Stones keine Chance. Es nicht ganz richtig zu machen ist die Kunst.

Die wirkliche Gefahr der KI beginnt, wenn ihre Ergebnisse absolut und unkritisch genommen werden und nicht mehr durch Menschen kontrolliert, z.B. in der Medizin, Finanzwesen, Bewerbungen etc.

Gruß Werner

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Zitat von Gnomus im Beitrag #13

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Interessant wird es natürlich, wenn die KI z.B. ein Musikstück komponiert, wie es Bach, Beethoven, Mozart usw. komponiert hätten, wenn sie noch die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Ich glaube, da gab es vor Jahren schon einige Ergebnisse.

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Hallo

Meine Meinung, der Begriff "Künstliche Intelligenz" ist irreführend.
Im Prinzip ist "KI" nichts anderes, als ein von Menschen programmiertes Programm. Je nachdem wie intelligent die Programmierer sind, werden auch deren Programme arbeiten. Selbst das "Selbstlernen" ist nichts anderes als vorprogrammierte Verhaltensweise.
Auch wenn diese Programme sich selbst erweitern können, geschieht das nur deshalb, weil es innerhalb ihrer Programmierung liegt. Es ist hier bei den Wissenschaftlern und Forschenden oft der Wunsch der Vater der Gedanken. Wer will nicht gerne Gott spielen? Im Endeffekt versuchen sie aber nur erfolglos zu kopieren, was die Natur schon sehr lange kann.

Was anderes wäre es, wenn sich z.B. ein Rechtschreibprogramm selbständig zu einem graphisch herzeigbaren Ego-shooter entwickeln würde.
Das, so behaupte ich, wird nie passieren.

Gruß hermann