Hallo Uhrenfreunde Ich habe eine Uhr restauriert die völlig kaputt war und vom Besitzer in den Sperrmüll geworfen wurde. An der Uhr war so gut wie nichts mehr ganz. Das größte Problem war das Glas. Da es stark gewölbt ist habe ich keins in Glas gefunden. Habe dann mit Plexiglas experimentiert. Wer nur die Uhr anschaut, merkt keinen Unterschied. Das Gehäuse ist aus Holz. Ziemlich einfach gemacht. Die Zierteile sind Messingblech. Das Pendel hat keine Feder sondern einen Faden. Das Aufziehen ist begrenzt( Siehe Foto). habe ich bisher bei keiner Uhr gehabt. Jetzt sieht sie wider toll aus und geht wieder. Wer könnte der Hersteller der Uhr sein. Auf der Uhr /Werk überhaupt keine Signatur. Würde mich freuen wenn einer was darüber weis. Gruß HartmutKaminuhr.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) 20220408_203750.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)20220408_203830.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)20220408_203909.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hallo Hartmut, Glückwunsch zu der schönen Uhr. Wer schmeißt sowas weg, Banause. Meine Einschätzung. Süddeutsch. Das Gehäuse ist Biedermeierstil, ob es wirklich aus der Zeit ist? Es wirkt etwas rustikal. Wenn die Ziermessingteile massiv gegossen sind, ist es wohl original so um 1850. Das Werk sieht aus wie ein frühes französisches Pendulenwerk, aber ev. in Deutschland oder Österreich nach diesen Vorbildern gefertigt, da die Franzosen schon fast Massenproduktion dieser Werke hatten, und sie meist gemarkt sind. Ohne das Werk sehen deutet die Aufzugssperre auf ein höherwertiges hin. Der Glasrahmen ist etwas zu streng im Stiel und vielleicht dazu angepasst worden. Insgesamt sehr schön. Gruß Werner
Moin Wenn Werner sagt das die Uhr sehr rustikal aussieht, so bin ich da ganz seiner Meinung. Die Öffnung für das Werk ist wie, als wenn man grob mit dem Stechbeitel bearbeitet und danach einfach mit einer Raspel es verfeinert. Die Zierteile sind zwar Messing, aber nur dünnes Blech was meiner Meinung nach nur geprägt worden ist. Wenn ich die Beispiele von Christian sehe , sind da von der Verarbeitung der Gehäuse her , Welten. Vielleicht war das Werk auch früher in einer anderen Uhr und wurde , aus welchen Gründen auch immer, in dieses Gehäuse gebaut. Gesellenstück? Gruß Hartmut
Ich bin da auch bei frühem Biedermeier, ca. 1820, Süddeutsch sicher, auch halte ich die Uhr für original in ihrem Gehäuse. Das Werk ist typisch deutsch mit seiner Aufzugsbegrenzung, die hatten die meisten frühen Pendeluhrwerke, leider wurden die oft von Stümpern ausgebaut. Ansonsten sieht das Werk doch gut aus, besonders schön finde ich den liebevoll gestalteten Glockenträger, das gabs auch viel plumper. Nicht französisch, nicht österreichisch, sondern deutsch. Sehr schön auch die fein ziselierte Lünette.
Typisch sind die geprägten Messingblechornamente, die sind der Standard im 19. Jhdt, nur sehr teure Möbel und Uhren wurden mit gegossenen Beschlägen ausgestattet. Üblich war hier geprägtes Messingblech, was zudem auch viel feinere Details abbilden konnte, als Guss, wenn dieser denn nicht aufwendig und teuer ziseliert wurde.
Im Buch 'Das k. k. Nationalfabriksproduktenkabinett – Technik und Design des Biedermeier' sind genau solche geprägten Beschläge auf Mustertafeln abgebildet, und die waren in ganz Europa zu der Zeit der Standard.
Es würde mich übrigens nicht wundern, wenn die Pendellinse massiver Guss ist, denn die ist sicher nicht original, sondern ein Abguss nach einem französischen Muster, hier stilistisch falsch und viel zu groß, sie verdeckt den feinen Beschlag dahinter fast ganz. Dass es ein schlechter Abguss ist, sieht man zudem an den matschigen Details im Vergleich zu den feinen Details der gedrückten Beschläge.
Leider sieht das Gehäuse böse aus, da ist keine Politur mehr drauf, sondern das wurde stümperhaft lackiert. Vermutlich war die ganze Uhr mal ebonisiert wie die beiden Stützen des Werks noch sind, und der Sockel wie das Dach wurden mal abgebeizt und neu angepinselt. Das Furnier sieht jedenfalls nach Birne aus, und die war immer ebonisiert. Übrigens war der Stümper von Abbeizer nicht mal in der Lage, den Beschlag auf dem Sockel unzerstört abzubekommen, er hat den Löwenkopf als traurigen Rest wieder draufgenagelt, nachdem er die bei der Demontage zerrupften Seitenteile abgeknipst hat. So sah der Beschlag mal früher aus, hier an einer klassizistischen Stutzuhr in voller Breite: U?berfeldlo?we.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Könnte bei meiner ja dann eventuell doch noch Empire oder frühes Biedermeier sein. Auf diesem „Podest“ oben auf der Uhr war vermutlich mal ein Adler oder eine Vase drauf oder?
Ja, das sehe ich auch so, Biedermeier, ca. 1820-30 gab es sowas viel. Kein Empire, das waren noch wieder ganz andere Gehäuseformen. Und oben auf dem Podest stand gern eine Vase, ein Adler oder sonst ein abschließendes Ornament. Bei deiner Restaurierung hast du alles grundsätzlich richtig gemacht, ich hätte das Werk zwar nicht getrommelt, sondern mit Elma im Ultraschallbad gereinigt, damit bekommst du auch jeden Dreck aus den Tiefen des Zifferblatts.
Beim nächsten Gehäuse wird auch keine Sprühdose helfen, sondern nur ein Ballen mit Schellackpolitur, aber das ist wieder ein ganz anders Thema. Jedenfalls schön, dass bei deiner Uhr der gleiche Löwe existiert, das zeigt die weite Verbreitung solcher geprägter Beschläge im 19. Jahrhundert.
Zitat von Pfertbauer im Beitrag #5Übrigens war der Stümper von Abbeizer nicht mal in der Lage, den Beschlag auf dem Sockel unzerstört abzubekommen, er hat den Löwenkopf als traurigen Rest wieder draufgenagelt, nachdem er die bei der Demontage zerrupften Seitenteile abgeknipst hat.
Man ekennt sogar noch links und rechts die Löcher der ehemaligen Befestigungsstifte.
Ich ärgere mich sehr darüber, das ich keine Bilder von der Uhr gemacht habe als ich sie gefunden habe. Jetzt scheint es so das ich der Stümper bin. Der Löwe am Sockel war so wie er jetzt ist. Das da mal jemand was abgebrochen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Erst jetzt an Hand deine Bildes kann ich mir den Rest des Löwenkopfes vorstellen. Ob die Pendellinse dazu gehört kann ich nicht beurteilen. Auf jeden fall ist es richtig das die Pendellinse die hintere Prägung verdeckt. Auch ist die Pendellinse nicht masiv, sondern auch geprägtes Messingblech. An der Uhr war auch nichts ebonisiert. Die beiden Stützen waren zerbrochen und hingen in Stücken daran. Das Holz der gesamten Uhr war teilweise mit einer braunen Ölfarbe gestrichen. Im Werk war eine Feder gebrochen, der Zapfen am Anker war abgebrochen und die Pendelaufhängung war nicht mehr vorhanden. Von der Verschmutzung der Lager und dem ganzen Werk ganz zu schweigen. Ich habe diese Uhr wieder so hergerichtet wie sie auf dem Bild zu sehen ist und sie geht wieder. Das ich dabei stümperhaft gearbeitet habe bitte ich zu entschuldigen. Trotzdem bedanke ich mich für die Hinweise zu der Uhr und habe wieder etwas dazugelernt.
Hallo Hartmut, ich hoffe, dir nicht so auf die Füße getreten zu haben- für mich hörte sich dein erster Beitrag so an, als habest du die Uhr im jetzigen Zustand gefunden und nur das Werk repariert, das Glas ersetzt und sie gangbar gemacht. Von einer Überarbeitung des Gehäuses hast du ja nichts geschrieben. Also bitte mir nicht übelnehmen, dass ich die Verschandelung des Gehäuses so hart beschrieben habe, bin halt vom Fach und da stößt mir das sauer auf, wenn ich solche Gehäuse in diesem Zustand sehe. Wenn ich geahnt hätte, dass Du das gemacht hast, wäre ich sicher nicht so deutlich geworden. Verzeih mir meine drastische Wortwahl.
Moin Alles gut. Ich hätte meine Arbeiten an der Uhr besser beschreiben sollen und bei Fotos von vorher wäre es bestimmt verständlicher gewesen. Naja, dazugelernt. Mir ist es lieber wenn jemand eine Arbeit kritisch betrachtet und ehrlich seine Meinung sagt. Da weis man was beim nächsten mal besser gemacht werden muss. Trotzdem nochmal herzlichen Dank für die Hinweise zur Uhr. Gruß Hartmut
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08.04.2022 21:07
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