kann einer der Forumsmitglieder Licht in's Dunkel bringen? Ich möchte Werkzeugstahl-Rundmaterial kaufen. Einmal weil es einfacher zu bearbeiten ist als Silberstahl und zum zweiten, weil ich das Härten üben möchte. Wilms-Metall bietet Rundmaterial C45k 1.0503 an. Ich kann jetzt allerdings nicht beurteilen, ob das zum Härten kleiner Teile genauso taugt wie das C45W 1.1730, das sonst gerne zitiert wird. An anderer Stelle schreibt der @Mikromeister C45 gibt's an jeder Ecke. Außer Wilms hab' ich noch keinen gefunden - habt Ihr noch einen Tip?
Dank und Gruß Alex T.
p.s. die in einem älteren Thread beschriebenen Stähle ETG100 und Sandvik 20Ap sind meiner Meinung nach in den Dimensionen und Mengen des Uhrmacherbedarfs gar nicht zu bekommen. Nicht mal in Schweden.
Besten Dank @Stahlfussel genau das hab ich gesucht. @Manfred yes, das stimmt. Hab gestern einen Sack voll Silberstahl bei Jeddeloh bestellt. Ich wollte nur mal bei normalen Werkzeugstahl das Härten und Anlassen üben.
Kauf dir 1.2842 oder, fast identisch 1.2510. Das ist eine sehr unverseller Kaltarbeitsstahl mit angenehmen Eigenschaften für jeden Einsatzzweck. Härten bei 800°C, Abschrecken in Pflanzenöl, Anlassen bei 200°C bis 350 °C für ca. 62HRC bis 50 HRC Silberstahl 1.2210 ist aber auch ok. Warum der schwerer zu zerspanen sein solle sehe ich nicht. Alles eine Frage des Härtezustandes
C45 (1.1730 oder 1.0503) ist nicht so universell, weil er nicht so hart wird. Dafür billig. C45 ist quasi das mindeste, was man für gehärtete Teile verwenden kann.
Geh bei der Suche nach den Werkstoffnummern. Die alten sprechenden Bezeichnungen liefern nicht so viele Treffer.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Wenn es tatsächlich "nur" darum geht, mal ein Stück Stahl warm zu machen, um es dann abzuschrecken und zu schauen, was passiert, kannst Du auch viele verschiedene Stähle aus Deinem Umfeld nehmen.
Aus einem Stück Moniereisen habe ich einen nutzbaren Meißel gemacht, eine alte Feile besteht ebenso aus einem hervorragenden Stahl für diese Experimente, wie auch ein Haufen anderer, abgenudelter Werkzeuge aus einer beliebigen Werkstatt.
Ob das Härten funktioniert hat, prüfst Du durch Überstreichen mit einer Feile (nicht zu feste drücken, sonst hast Du Dir gleich neues Material zum Testen gebaut). Greift sie, ist das Material noch zu weich. Gleitet sie darüber, ist "eine" Härte erreicht. Danach geht's ans Anlassen.
Hier geht's zu meinem Meißel aus Moniereisen - viel Spaß dabei:
Wenn Du fit beim Härten bist, kannst Du sicherlich auch mit Betonstahl vulgo Moniereisen experimentieren. Wird es nicht hart, weißt Du dass der Stahl zu wenig Kohlenstoff hatte, denn an deiner bewährten Härtetechnik kann es nicht liegen.
Für Anfänger scheint es mir dagegen sinnvoll, möglichst alle vermeidbaren Unsicherheiten zu vermeiden. Ein sauber definierter, leicht zu härtender Stahl sorgt bei Experimenten dafür, dass wenigstens schon mal das Material sicher nicht am Misserfolg schuld ist. Hier scheint mir ein niedriglegierter eutektoider Stahl wie der 1.2842 ideal, weil er die geringste Temperatur zum Härten braucht (unter 800 °C). Damit ist die Gefahr der Grenzschichtentkohlung gering und auch Grobkornbildung durch Überhitzen und zögerliches Rummachen tritt weniger leicht auf. Hier sind übereutektoide Stähle (>0,9%C) wie viele Feilenstähle schon wieder etwas schwieriger in der Handhabung. Bei einem geschmiedeten Messer aus einer Feile habe ich z.B. durch zu langsames Schmieden und ungeschicktes Härten grobes Korn mit ledeburitischen Ausscheidungen produziert, so dass die Spitze zwar hart war aber beim ersten Test abbrach. Es brauchte mehrere gezielte Glühvorgänge um das rückgängig zu machen.
Für kleine Experimente kann man auch gehärtete Stahlnägel für Mauerwerk verwenden. Die sind normalerweise aus unlegiertem Stahl mit etwa 0,9%C Oder Wälzlager, die meist aus bestem 100 Cr 6 (= 1.3505) gemacht sind. Die von Mahlekolben genannten Feilen sind sicher auch ein geeignetes Übungsmaterial mit leicht erhöhtem Anspruch.
Noch eine Warnung zum Schluss: Anlassen ist keine überflüssige Schönheitsbehandlung. Jedes Werkstück muss nach Anlasschaubild zumindest minimal angelassen werden um nicht durch Sprödigkeit und innere Spannungen minderwertig zu sein. Ich habe meist Lehrgeld bezahlt wenn ich dachte diesmal müsse es nicht sein.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
"Wenn es tatsächlich "nur" darum geht, mal ein Stück Stahl warm zu machen, um es dann abzuschrecken und zu schauen, was passiert, kannst Du auch viele verschiedene Stähle aus Deinem Umfeld nehmen."
Mir geht's um einen strukturierten Ansatz. Grade bei der Herstellung kleiner und kleinster Werkzeuge. Also welche Härte bearbeitet wie welches Werkstück. Auch Reproduzierfähigkeit denke ich ist wichtig. Tatsächlich hab ich jetzt alles unbekannte Stahlhalbzeug aus dem Baumarkt weggeworfen (war sowieso nicht so viel).
"Ein sauber definierter, leicht zu härtender Stahl sorgt bei Experimenten dafür, dass wenigstens schon mal das Material sicher nicht am Misserfolg schuld ist."
Zitat von AlexanderT im Beitrag #10Mir geht's um einen strukturierten Ansatz. Grade bei der Herstellung kleiner und kleinster Werkzeuge. Also welche Härte bearbeitet wie welches Werkstück. Auch Reproduzierfähigkeit denke ich ist wichtig.
Da hast Du Dir was vorgenommen... gerade, was eine definierte Härte und die Reproduzierfähigkeit betrifft. Um Dir diese Ansprüche sicher erfüllen zu können, brauchst Du einen Härteofen, der Temperatur nach Zeit in definierten Rampen steuern kann, temperierte Abschreckbäder und ein Härtemessgerät.
Ich finde, das ist ein bisschen viel für den Anfang (würde mich aber freuen, Dir von hier aus über die Schulter sehen zu dürfen!).
Der 1.2842 ist ein toller Stahl und gut verfügbar. Schaue Dir mal Datenblätter dazu an (die sind oft unterschiedlich ausführlich). Darin findest Du exakte Angaben, wie der Stahl zu behandeln ist, wenn ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll.
Ein Tipp: Schaue Dich mal in den einschlägigen Messerschmiede-Foren um. Die haben dort oft einen ganz besonderen Bezug zum Stahl...
Ich würde mich, um mich mal grob an das Thema heranzutasten und um zu spüren, worum es da eigentlich geht, tatsächlich zunächst an "Irgendwas" ausprobieren. Das kostet unter Umständen erst mal nichts, bringt aber die ersten Erfahrungen aus Fehlschlägen und Erfolgen, die man braucht, um nachher ins Detail gehen zu können.
Den Tipp in Messerforen zu lesen möchte ich ausdrücklich unterstreichen. Da gibt es Leute, die in handwerklicher Arbeit filigrane Klingen zu maximaler Leistung wärmebehandeln können. Das ist ewas ganz anderes als industrielle Härtung goßer Brocken und viel näher an kleinen Uhrenteilen.
Gerade vor diesem Hintergrund glaube ich nicht, dass man mit hinreichend Übung nicht auch mit ganz einfachen Mitteln und gutem Augenmaß eine 90% Härtung hinbekommen kann. Vor allem, wenn das Ausgangsmaterial schon einen idealen Zustand hat. Bei der Größe einer einer spanend hergestellten Triebwelle braucht niemand eine definierte Temperaturrampe und das Abschreckbad kann auch nach Handgefühl angewärmt sein. Auch glaube ich nicht, dass man Uhrenteile mit einer Härtemessung plagen sollte.
Ich gebe Michael 100% recht, dass ein paar Versuche an irgendeinem Stahl eine erste wertvolle Erkenntnis bringen ohne irgendetwas zu kosten. Dabei sind sie schneller gemacht als es dauert diesen Beitrag zu schreiben.
Auch hier im Forum und im Zerspanungsforum gibt einige Threads zum Härten. Die meisten Anfänger überhitzen den Stahl und machen bei filigranen Teilen zu lange rum.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
ich würde mit Silberstahl üben. Ein traumhaftes Material. Wenn Du Werkzeuge bauen willst, brauchst Du ohnehin ein gutes Sortiment. Das Rundmaterial läßt sich problemlos in der Spannzange spannen, und auch Vierkantmaterial ist unverzichtbar. Wilms metall oder zu Jeddeloh liefern gute Qualität, und Du kannst die Härte recht gut an der Anlassfarbe erkennen.
Ich habe gefühlt hunderte von Werkzeugen aus Silberstahl gemacht: Bohrer, Reibahlen, Punzen, Abheber, Drückdorne, Drehmeissel... Schneidwerkzeuge lasse ich gelb an, Punzen oder Drückwerkzeuge blau. hier findest Du genügend Beispiele:
Sehr schöne Videos zum Thema Uhrmacherei aber auch Härten, Anlassen und auch Einsatzhärten ausschließlich mit handwerklichen Verfahren hat "Clickspring" in seinem Kanal. Zum Beispiel:
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30.03.2022 10:54 (zuletzt bearbeitet: 30.03.2022 10:55)
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