Guten Tag. Ich bin neu hier im Forum und habe ein paar Fragen zu meiner neu gekauften Turmuhr. Es sind alle Teile, bis auf das Winkelwerk, das nach oben zum Zifferblatt führt vorhanden. Sie besitzt außerdem eine Werk für die Repetition der Stunden.
Wer sie gebaut hat weiß ich nicht. Es gibt keine Kennzeichnungen oder Embleme, jedoch hat der Aufbau eine Ähnlichkeit mit den Uhren von Rochlitz und Georg Richter.
Da die Uhr sehr rostig ist möchte ich sie gerne restaurieren. Trockeneisstrahlen ist leider nicht möglich ,da es sehr kostspielig ist. Welche Möglichkeiten der Restaurierung gibt es noch und kann man das auch mit Drahtbürste machen? Gibt es bei der Materialbearbeitung irgendwas zu beachten?
Natürlich gibt es bei der Materialbearbeitung was zu beachten. Mit Überlegungen zu dieser Frage kann man ein ganzes Berufsleben verbringen.
Ich würde zuerst versuchen heruszufinden, ob die blaue Farbe original ist. Wahrscheinlich eher nicht. Was weiss der Verkäufer zur Geschichte der Uhr? Ist die Farbe original, sollte man sie erhalten. Ich hoffe nicht ;-)
Die Entrostung, technische Aufarbeitung und Konservierung sollte prinzipiell eher dem Restaurierungsgedanken folgen und nicht eine wie neu aussehende Uhr ohne Geschichte zum Ergebnis haben. Auch wenn der historische Wert dieser nicht sehr alten Uhr derzeit noch nicht groß sein dürfte. Ich würde mir ein paar Bücher zu diesem Thema und diverse Publikationen im Internet reinziehen, bevor ich in der Sandstrahlkabine eine technische und ästhetische Leiche produziere. Evtl. hilft bei ernsthaftem Interesse auch ein Anruf bei deinem zuständigen Landesdenkmalamt. Hier sitzen oft Spezialisten, in deren Aufgabenbereich durchaus die Beratung von Handwerkern fällt.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Der Verkäufer weiß leider auch nicht woher die Uhr kommt. Er sammelt schon seit 40 Jahren Turmuhren. Der Anstrich ist original, aber für meinen Geschmack etwas zu hell. Ich würde bei der Restauration ein Blau oder Grün nehmen, jedoch sollte das dunkler als die jetzige Farbe sein. Was meint ihr?
Dunkelgrün mit Goldrändern ist z.B. ein Klassiker. Neu anstreichen bedeutet aber halt, auf die Originalfassung zu pfeifen. Der historische Wert ist damit hin, was man bei einem so relativ modernen Werk vielleicht verantworten kann, sich aber vorher gut überlegen muss. Bei Maschinen oder Fahrzeugen spricht man von "verbastelt". Wenn's dumm läuft, kann der Wert dadurch in den Keller rauschen.
Ganz übel ist fast immer Sandstrahlen. Das am Besten ganz vergessen. Bürsten ist viel schonender.
Meine Siemens Mutteruhr habe ich z.B. verbastelt anstatt restauriert. Der Typ ist fast Massenware, der Erhaltungszustand war nicht erstklassig, also habe ich eine schöne andere Uhr für mich draus gemacht. Ich denke, das ist in diesem Fall ok, aber nicht ohne Nachdenken.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Ja. Hatte zuerst auch überlegt die Originalität zu erhalten, jedoch ist der Zustand schlimmer als auf den Bildern zu erkennen. Achso habe noch ne frage. Wieso haben die Lager eine Vierkantform? Kenne die nur rund. Hat das was mit der Schmierung zu tun?
Ob es einen lukrativen Markt für alte Turmuhren im Originalzustand gibt, weiß ich nicht.
Abbeizen kann helfen, die Uhr in einen gefälligen Zustand zu bringen. Das Zeug von Hammerite kostet zwar, funktioniert aber super: Schön dick einpampfen und stehen lassen. Danach kann die alte Farbe mit einem Stück Holz an die Seite geschoben werden.
Vorher vorhandene Roststellen sind nachher als dunkle Flächen wiederzufinden.
An so einem verwinkelten Stück wird das eine ordentliche Pampferei, kann sich aber lohnen.
Also die gute Handarbeit. Ich werde mal schauen, dass ich nach dem Corona Lockdown Abbeizer bekomme. Bis dahin wird die Uhr erstmal saubergemacht, konserviert und auf Funktion geprüft. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Kann man als spätere Farbe auch die Hammerschlag Farben von Hammerite nehmen? MfG Leon
Eine interessante Uhr hast Du da erworgen, es könnte eine Uhr aus Berlin sein, von den gebrüdern Meister oder auch Rochlitz, sicher kann man sich da aber nie sein, in den 20er Jahren sagen viele dieser Uhren ähnlich aus.
Vielen Dank fürs Mitnehmen!
„Wer Schlechtes nicht ertragen kann, wird Gutes nie erleben.“
Vielen Dank für eure Antworten. Mit großer Wahrscheinlichkeit also Rochlitz. Da das Uhrwerk ja sehr groß ist stand es bestimmt in einem großen Turm oder?
Wie bekommt man die Laternentriebe rostfrei? Chemisch oder schleifen? Was ist besser?
Chemisch macht die Oberfläche nicht glatt und repariert keinesfalls geometrische Fehler. Also schleifen, wobei ich fast glaube, dass man bei den Rostnarben kein befriedigendes Ergebnis bekommt. Man muss ja berücksichtigen, dass kaputte Triebe auf Dauer die Räder kaputt machen würden.
Ich würde neue Stäbe einsetzen um einen lauffähigen Zustand zu erreichen.
. Viele Grüße von Coloman, der natürlich nicht ich ist.
Oje. Ich schaue erstmal wie das darunterliegende Material aussieht. Habe heute das Uhrwerk aufgebockt und musste erstaunt feststellen, dass sich beide Schlagwerk in die falsche Richtung drehen. Anscheinend hat der Vor- Vorbesitzer die Uhr zusammengesetzt und beide Bodenräder vertauscht. Beim Repetitionsschlagwerk oder wie das heißt habe ich die Farbe der Räder abgebeizt und alles was auseinander zu Schrauben ging getrennt.
Das ist schon ein mistiges Zeug. Es wurde sehr präzise gefertigt, und meist wurde zusätzlich zur Verstiftung auch noch verlötet.
Beim Neumachen bietet es sich an, die Stifte mit einem Winkelschleifer zu durchtrennen, den Stift herauszuschlagen und nur den äußeren Kranz unter Zuhilfenahme von Wärme (Brenner) von der Welle zu pressen.
Habe die Triebstifte mit feinem Schleifpapier abgeschliffen. Sah garnicht so schlecht aus unter dem vielen Rost. Das Messing hab ich per Hand poliert und zwei Wellen haben schon neuen Lack. Die Triebstifte sind soweit in Ordnung. Wenig Abgenutzt und gut in Schuss.
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31.12.2020 13:47 (zuletzt bearbeitet: 31.12.2020 13:59)
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