Hallo,
nach langer Suche habe ich endlich ein Uhrmacherdrehbank gefunden. 8mm von Boley, leider ohne Bohrreitstock. Dabei sind eine ganze Reihe von Spitzen und Senker die alle einen schlanken Kegel um die 4mm Durchmesser haben. Die Pinole hat 6,55mm Durchmesser. Ich würde mir nun gerne eine einen Einsatz für die Pinole machen, wo ich die Werkzeuge mit dem Kegel einsetzten kann. Kann mir jemand sagen ob es sowas zu kaufen gibt? oder wenn nein, wo man eine kegelige Reibahle her bekommt. Oder meint Ihr man muss sowas drehen? Auf der Boley Homepage finde ich eine Angabe von 3°30' für den Kegel, aber das haut irgendwie mit den gemessenen Maßen nicht hin (die sind schlanker).

Ich bedanke mich für jede Hilfestellung schonmal im Voraus.
Gruß
Lothar

kegel_boley.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hallo Lothar,

ich hatte dazu auf der Drehbank (keine Uhrmacherdrehbank!) einen 4,5 oder 5mm Bohrer im Drehfutter eingespannt und bei langsamer Umdrehung mit einem Supportschleifer auf dem im Winkel eingestellten Kreuzsupport den Kegel angeschliffen. Aus Silberstahl konnte ich anschliessend die neue Pinole auf 4mm zentrisch vorbohren und den Rest mit dem geschliffenen Konusbohrer korrigieren. Das zentrische Vorbohren war dabei meine größere Herausforderung als den Kegel mit exaktem Winkel zu erstellen. Was den Winkel für die Einsätze betrifft hatte hier jeder Hersteller andere. Der Winkel müßte arctan((4,67-4,09)/(2*16,2)) = 1,0 Grad sein. Kommt mir irgendwie etwas zu klein vor.

Grüße

Michael

Hallo,

bei Lorch liegt ein Kegelverhältnis von 1/25 vor. Das entspricht einem Öffnungswinkel von etwas weniger als 2,3°.

Also der Winkel von Michael mit arctan((4,67-4,09)/(2*16,2)) = 1,0° wäre ja auch der halbe Öffnungswinkel. Es liegt alles schon in der richtigen Größenordnung, würde ich meinen.

Beste Grüße
MH

Hallo Lothar,

kaufen kannst Du die Werkzeuge nicht.
Selber machen ist auch mit einfacher Ausrüstung möglich.

Spanne zuerst ein Messing Rundmaterial in die Spannzange, verändere den Winkel an Deinem Support solange, bis das Drehergebnis Deinen Maßen der Einsätze entspricht. Ersetze dann das Messing durch Silberstahl und drehe in der gleichen Winkelstellung ein oder mehrere Rohlinge, die Du dann mit feinem Schmirgelleinen glätten kannst.
Daraus machst Du mit einer Feile ein- oder zweischneidige Bohr-/Reibwerkzeuge. Dann härten und anlassen.
Für die Pinole solltest Du Messing nehmen, das mit dem kleinsten Reibahlen-Durchmesser zylindrisch vorgebohrt wird.
Langsam und mit viel Schmiermittel kannst Du dann den Konus reiben.

Hier habe ich das einmal gezeigt, ich glaube, im Verlauf der Beiträge ist das noch mehrmals beschrieben.

Selbstgebaute Werkzeuge


Viel Erfolg!

Matthias

Vielen Dank für guten Tipps, ich werde hier wieder berichten wenn ich das probiert habe.
Bin noch am hin und her überlegen ob ich nicht einen Spiralbohrer kegelig schleife, durch die spiralförmige Scheide sollte der ratterfrei laufen. Oder bekommt man Problem dass der klemmt. da man die Schneide nicht hinterschleifen kann?

Ohne Hinterschleifen wird das nichts, glaube ich. Dieses Werkzeug würde dann nur noch drücken.

Hallo zusammen,

das Argument mit dem Hinterschnitt ist für mich absolut nachvollziehbar.
Ich hatte deshalb nochmals nach dem "Konusbohrer" gesucht aber nicht mehr gefunden.
Normalerweise lege ich solche Hilfsmittel bei dem Werkzeug im Kasten der Uhrmacherdrehbank ab.
Für mich interessant ist nun nur, wieso es mir möglich war damit die Bohrung aufzureiben. Die Bohrung wäre im Fall von Lothar und damals auch bei mir mit 4mm vorzubohren. Ein 4,5mm Bohrer hat hinter der Führungsphase 4,3mm Durchmesser, nur an der Führungsphase liegt der Bohrer an. Wird der Bohrer konisch zugeschliffen, bleibt die Führungsphase an dem einen Ende vollständig erhalten und zur Mitte der Bohrtiefe wäre erst die Führungsphase abgeschliffen. Aber zur restlichen Hälfte der Bohrtiefe wäre auch der notwendige Materialabtrag gering bzw. am Ende 0. Noch ein weiterer Unterschied fällt mir da zur Reibahle ein: Reibahlen haben damit sie reiben einen Spanwinkel von 0° im Vergleich zu den Bohrer mit im Normalfall ~20°.
Bei dem selbsterstellten "Konusbohrer" fehlt also der Hinterschnitt, hat aber zusätzlich ein Spanwinkel im Vergleich zur Reibahle.

Die Lösung von Matthias finde ich auch sehr gut, ich selbst habe aber keine praktische Erfahrung (mehr) im Härten von Metall.

Grüße

Michael

Es genügt auch den gedrehten gehärteten Kegel genau zu halbieren.
Die verbleibende Hälfte gibt eine ordentliche stabile Kegelreibahle ab, die nicht rattert.
Man kann allerdings nicht viel abnehmen.
Ausser man schleift etwas mehr als die Hälfte weg, aber dann stimmt der Kegelwinkel nicht mehr und es entsteht ein Paraboloid.

Mit einem 90° oder 60° Kegel macht man sich mit diesem Verfahren einen tip-top Entgrater.

Hallo zusammen,

wer das Kegelwerkzeug nicht bauen möchte, oder nicht bauen kann, der kann auch ganz einfach vom zylindrisch gebohrten Durchmesser aus den Kegel nach innen drehen. Für Messing als Pinolenmaterial genügt ein selbstgemachter Mini-Innendrehstahl aus Silberstahl. Man muß aber lange ausprobieren, bis man den Kegelwinkel gut getroffen hat.

2091_Drehstaehle.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Viele Grüße!

Matthias

Hallo,
ich würde es so wie Matthias es vorgeschlagen hat machen.
Allerdings funktioniert es mit einem Innendrehstahl aus VHM (aus alten Bohrschäften geschliffen) auch für Silberstahl.

Um den Kegelwinkel abzunehmen, die Einsatzspitze verkehrt herum zentriert in den Spindelstock spannen und den Winkel am Längsschlitten entsprechend so einrichten, dass der Drehstahl parallel zum Kegel der Einsatzspitze geführt wird. Anschließend die zylindrische Bohrung im Werkstück in Hundertstelschritten zum Trichter ausarbeiten. Dabei immer mal wieder den Sitz der Spitze probieren.

Gruß
Uwe

Zitat von Alberich im Beitrag #9

---

Hallo zusammen,

wer das Kegelwerkzeug nicht bauen möchte, oder nicht bauen kann, der kann auch ganz einfach vom zylindrisch gebohrten Durchmesser aus den Kegel nach innen drehen. Für Messing als Pinolenmaterial genügt ein selbstgemachter Mini-Innendrehstahl aus Silberstahl. Man muß aber lange ausprobieren, bis man den Kegelwinkel gut getroffen hat.

Viele Grüße!

Matthias

---