Mal sehen, ob ich hier eine Diskussion lostrete, besonders, was die Auswahl der Reinigungsmaschine angeht. Bin mal gespannt.

Anfang April hatte ich zwar wenig zu tun, hatte aber keine Lust, etwas sehr anspruchsvolles zu machen. Also musste meine Alltags-IWC dran glauben, wie so durchschnittlich alle 2 Jahre.



Die Uhr habe ich im Sommer 1988 gekauft. Das weiß ich daher noch so genau, weil ich dort mein erstes Reparaturzeichen verewigt habe. Die Uhr habe ich auf einem Trödelmarkt (!) erstanden, und zwar für richtig wenig Geld. Der Verkäufer hatte wohl nicht gewusst, was das war. Wieviel, weiß ich aber nicht mehr. Die Uhr war aber in einem fürchterlichen Zustand, was man heute noch z. T. erkennen kann:



Wie man am 2. Deckel noch erkennen kann, war das Gehäuse regelrecht eingedrückt. Da der Deckel ohne Scharnier aufgesprengt ist, konnte ich die gröbsten Beulen beseitigen, aber da das Gehäuse aus Edelstahl ist, sind noch Spuren zurückgeblieben, die sich nicht so ohne weiteres beseitigen ließen. Der äußere Gehäusedeckel sah eher schlimmer aus, aber da dort das Material dicker war, konnte ich die Sache nach dem Ausbeulen überschleifen und polieren. Dort sieht man vom ursprünglichen Zustand nichts mehr.



Auch das Zifferblatt hatte da wohl einiges mitbekommen. Immerhin waren die originalen Zeiger noch da. In dieser Vergrößerung sieht man die Kratzer aber noch mehr als an der eigentlichen Uhr. Schön wäre natürlich ein besseres Blatt, aber so ist es original und zeigt die Spuren der Jahre vor mir.
Auf der Rückseite des Blattes kann man erkennen, dass es 3 Füße hat, zwei davon werden am Werk durch runde Federn festgeklemmt. Eine stabile und clevere Verbindung von Werk und Zifferblatt, wie man besser von der Werkunterseite erkennen kann.



Das Werk hat zwar einige Kratzer, aber sieht noch schick aus. Aufgeschnittene Unruh, ca. 1935 hergestellt. Caliber 67.



Jetzt habe ich die Bilder nicht einfach so gemacht. Ich habe die Uhr jetzt knapp 32 Jahre und sie in dieser Zeit - bis auf eine kleine Unterbrechung - fast täglich getragen. Die Abweichung von ca. 1/2 Minute pro Woche ist voll akzeptabel. Der innere Deckel trägt meine Reparaturzeichen, und Anfang April ist das 10. Zeichen dazugekommen. Die Unterbrechung war dadurch entstanden, dass es einige Jahre nur Jeans gab, die eine zu kleine Uhrentasche hatten. In dieser Zeit "musste" ich eine neuwertige Certina aus den 60gern tragen. Da mir der Handschmeichler IWC aber immer besser gefiel, wurde sie sofort wieder herausgeholt, als die Taschen wieder größer wurden. Alle 2 Jahre eine Inspektion verhindert Verschleiß, daher die vielen Zeichen. Außerdem noch eine Unruhwelle, die bei einer Balgerei kaputt gegangen ist. Außerdem bei mir das 3. Glas.
Hier ein Bild, was man sonst nicht so ohne weiteres sieht: Die Unterzifferblattansicht.



Und ab in die Reinigungsmaschine. Natürlich vorher Uhr komplett abspannen und Krone auf Zeigerstellung:





Jetzt mag mancher sagen: So eine Taschenuhr in die Rappelmaschine, den Shaker? Was sagt die Unruh dazu, zumal der Reif aufgeschnitten ist?
Nichts sagt sie dazu! Alles im grünen Bereich. Ich habe natürlich vorher mit einer Schrott-Taschenuhr die Sache ausprobiert, und sogar Zylinderuhren überstehen diese Behandlung ohne die geringsten Schäden. Sonst wäre die aufgeschnittene Unruh dieser Uhr nach 10 Reinigungen und knapp 30 Jahren Laufzeit mit Sicherheit nicht mehr so gut in Schuss.

Natürlich wandert jede Uhr bei mir danach auseinander. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser!



Kein Verschleiß, natürlich nicht. Neues Öl verhindert große Abnutzung.

Clever die Lösung mit der Stellung: Durch eine Spezial-Schraube befestigt, verhindert das Stellungskreuz-Diebstahl. Alles noch vorhanden. Auch das Federhaus geht auseinander, auch hier die Kontrolle und etwas Schmierung.



Wieder zusammensetzen - ein Vergnügen - und frisches Öl, Regulierung auf +6 Sekunden, und die Uhr ist wieder für 2 Jahre täglichen Gebrauch gut.



Frank

schön zu lesen! Supi!
Und das die immer im Einsatz ist, ist sehr cool man sieht, für die Ewigkeit gebaut...

Interessant, und gleich zwei Fragen zum Lernen:
1. Abspannen der Feder ist mir schon klar, aber warum stellt man die Krone auf Zeigerstellung?
2. Das Reinigen im unzerlegten Zustand wurde ja schon stark diskutiert. Es löst tatsächlich das Öl aus den Lagern?
Interessanter Werkhalter!

Grüße

Michael

Fantastisches Werk … und schön dazu !
Wie gross ist die Gangreserve bei Dir ?


Andreas

Gangreserve? Nie gemessen, die Uhr wird einmal am Tag aufgezogen, das wars. Was die Stellung so hergibt.

Krone gezogen, um auch die Kupplungsräder zu reinigen. Wäre bei einem Wippenaufzug nicht nötig. Außerdem werden üblicherweise die Zifferblattschrauben festgezogen, weil man sie sonst in der Reinigungslösung wiedersuchen darf. Ist hier aber nicht nötig. Bei Automatics kommen natürlich Schwingmasse und Datumsscheibe runter.

Die Lager werden extra sauber, weil durch das Abspannen die Räder in den Lagern hin- und herschaukeln und die Reinigungslösung regelrecht durch die Lager gepumpt wird. Daher auch das Schütteln beim Reinigungsvorgang.

Frank

Hallo Frank,
nur eins darf man nicht machen: das zerlegte Werk in der Vibrasonic rütteln. Danach kann man alle Teile entsorgen...

Interessant, aber verstehen tue ich das Vorgehen nicht. Warum das Werk unzerlegt reinigen um es später zur Kontrolle und Ölung dann doch komplett zu zerlegen
So ist der Aufwand bei der Reinigung gleich groß oder sogar noch ein wenig größer als bei einer Reinigung im zerlegten Zustand.

Gruß!
Makus

Sehe ich nicht so. Klar, um das Zerlegen kommt man nicht herum (und wo wäre dann der Spaß an der Sache), aber alles ist übersichtlicher, als es in den Körbchen zu verteilen. Außerdem habe ich immer schon den Eindruck gehabt, dass gerade die Lager sauberer werden, als es mit der Elma möglich wäre, weil die Reinigungsflüssigkeit regelrecht durch die Lager gepumpt wird. Bei meinem Vorgänger dieser Reinigungsmaschine, der Vacmatic, die mir einfach zu groß war (da gingen 10 Armbanduhren rein, aber man brauchte auch mehr Flüssigkeit, die hatte ich in einer Firma und die war prima. Da gingen pro Tag locker 10 Überholungen durch!) war der Reinigungserfolg so hoch, dass sogar die Decksteine herausfielen, wenn man Loch- und Decksteine aus der Stoßsicherung herausgenommen und umgedreht hat. Besser geht es nicht.
Klar, nicht erst zerlegen und dann rütteln, dann kann alles auf den Schrotthaufen. Aber so ist wirklich alles prima, und nach 10 Reinigungen dieser Art hat die Uhr keinerlei Schaden genommen.

Frank

PS: Früher gab es die sogenannte Trockenschmierung. Das war nie mein Ding, auch damals nicht. In vielen Firmen war das verboten, nicht ohne Grund.

F.