Ich sitze hier gerade vor einem Problem, was ich so gar nicht schnalle.

Eine TU, die ich jetzt bestimmt schon 5x erfolgreich komplett auseinander und wieder zusammengebaut habe macht seit der letzten Reinigung zicken.

Folgendes Phänomen:

Wenn die Federdose noch nicht eingebaut ist, lassen sich alle Räder super drehen. Alles so, wie man es erwartet.
Setze ich die Federdose, die immer gut funktioniert hat ein und ich ziehe die Uhr auf, läuft sie nicht an. Auch nicht mit "anschieben".
Die Energie ist aber auf der Feder, denn ich kann sie über die Sperrklinke wieder entspannen.

In der Dose selber ist nichts aussergewöhnliches zu sehen. Die Feder lässt sich aufdrehen, hat offenbar keine Brüche und federt beim Loslassen auch wieder aus.

Öööhm, was ist da los?! Was könnte ich übersehen haben? Hat jemand eine Idee?

Hallo Markus,

Prüfe mal die Lager von Federhaus - Federkern und die Lager des Federkerns in Platine und Federhausbrücke.
Besonders das obere Federkenlager (also das in der FH-Brücke) ist oft bei alten TU ausgelaufen.
Wenn Du dann Kraft auf die Feder gibst, kippt das Federhaus, und streift an der Brücke, oder sogar am Minutenrad.

Bereits der kleine Spalt genügte bei dieser TU ein solches Problem zu verursachen

668_Federlagr.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Viele Grüße!

Matthias

Ich habe das mal eben geprüft:

Das obere Federkernlager hat in der Tat etwas Spiel. Die Lager vom Federhaus habe ich noch nicht nachgesehen, allerdings ist das gesamte FH in der Horizontalen bewegbar.
Wenn ich z.B. am Zahnkranz des FH, was an der Seite der FH-Brücke herausschaut wackel, dann ist das insgesamt schon eine ganze Menge Luft. Teils sogar wirklich fast bis zum Minutenrad hoch.
Schleifspuren sind mir an der Dose selber bisher aber nicht aufgefallen. Hatte eben nur einen winzigen, festhängenden Metallbrösel an der Seite der Dose gefunden. Wo auch immer der herkam oder sogar aus der Dose abgebröselt ist. Geändert hat das aber leider nichts.

Was für Möglichkeiten gibt es (ausser Austausch, was ja recht schwierig werden dürfte) das Spiel zu verringern?

[Edit]
Ich sehe gerade, dass die von mir als vermeintliche Verfärbung auf der Platine wohl eher Schleifspuren der Dose sein könnten.
Und das war dann wohl auch immer der Effekt, dass das Ticken zwischendurch für wenige Sekunden leiser und langsamer wurde, weil die Dose über diese Stelle "raspelte"

Hallo Markus,

ohne Spezialwerkzeug (Drehbank, Triebnietmaschine) und viel Übung ist keine Reparatur möglich.
Das ausgelaufene Lager wird zentrisch zum Gegenlager aufgespannt, rund ausgedreht, und dann ein extra angefertigtes Lager eingenietet.

Wenn Du Dich für solche Arbeiten interessierst, empfehle ich Dir 2 Bücher:

Jendritzki/Stern: Die Armband- und Taschenuhr in der Reparatur
H. Jendritzki: Der moderne Uhrmacher.

Gibts hier: https://uhrenliteraturshop.de/

Viele Grüße!

Matthias

Hallo Matthias,
das hab ich mir schon gedacht
Vielen Dank für deinen Tipp, das hat mir eine Menge an weiterer Suche erspart!

Ich denke, damit ist diese TU leider, leider zu einem Teilespender geworden. Der Aufwand ist für sie extrem zu hoch.

Wirklich schade, aber man kann halt nicht alle retten

Mal ein kurzes Update:

Mir liess die Sache mit dem Federkern/Lagern keine Ruhe, also hab ich die Uhr jetzt doch noch mal auseinandergenommen und dieses mal auch die Feder aus dem Federhaus rausgenommen.
Aha! Das kleine unbekannte, abgebröselte Teilchen, was ich mal an der Seite des Hauses gefunden habe gehörte offenbar zur innenliegenden Federbefestigung. Ist scheinbar so sehr nach aussen gedrückt worden, dass sie rausbrach. Wenn man jetzt versucht die Uhr komplett aufzuziehen, dann rutscht die Feder irgendwann durch und geht quasi zurück auf null. So kann sich natürlich keine Kraft aufbauen.

Ist es möglich eine neue Feder-Halterung zu improvisieren? Hat das schon mal jemand probiert?

Hallo Markus,

Deine Fehlerbeschreibung ist etwas ungenau.
Entweder ist Dir das äußere Federende abgebrochen, oder nur ein Reparaturzaum rausgefallen, den ein Uhrmacher früher nach Federreparatur eingesetzt hat.

Bei "normalen" Federn, d. h. Kohlenstoffstahlfedern, keine "S"-Federn ist es grundsätzlich möglich, im glühenden Zusstand, einen neuen Haken anzubiegen, und diesen zurechtzuschleifen.

Ich möchte hier aber nochmal ausdrücklich auf die von mir Beitrag #4 genannte Literatur hinweisen.
Da steht alles -nebst Fachausdrücken- beschrieben. Dies alles hier pauschal zu beschreiben sprengt den Rahmen eines Beitrags.


Viele Grüße!

Matthias

Verstehe. Deine Literaturvorschläge hab ich natürlich nicht vergessen und sie sind bereits eingeplant, zumindest erstmal eines davon. Danke nochmal für den Tipp