Hatte ich bisher noch nicht: Der obere Zapfen der Unruhe an einem AS 1130 ist verbogen. Nicht gebrochen oder eingelaufen, was man normalerweise hat sondern schlicht verbogen. Dadurch bleibt das Werk in der Position ZB oben nach einiger Zeit immer wieder stehen. Der Lösungsansatz: Die Welle muss erneuert werden. Hatte jemand diesen Fall schon einmal und hat dann eine Lösung gefunden den Zapfen ohne zu brechen wieder zu begradigen? Mit einer passenden Vorrichtung oder Werkzeug wäre es ein Versuch wert. Die Welle erneuen kann man bei einem Misserfolg immer noch.
Ich benutze zum Geraderichten ein Werkzeug von Seitz. Es enthält Lochsteine in 1/4 1/100 Abstufung und ein Vergleichslineal. In 50% der Fälle geht's schief
Gruß, Frank ______________ Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service PCZW - PC Zeitwaage der Profis
Das Profigerät von Seitz ist sicher das Beste. Aber das ist eher selten zu haben und schön teuer. Habe mit der einfachen Zapfenrichtpinzette schon ein-zwei Zapfen wieder hinbekommen. Wenn ich mich recht erinnere, soll die etwas angewärmt werden, aber natürlich nicht bis zur Anlassfarbe am Zapfen.
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Ich habe es vermutet: Einfach wird dies sicherlich nicht! Und die 50% Erfolgsquote glaube ich gerne, da verbiegen immer als einmaliger Vorgang vom Material noch hingenommen wird als mehrfach. Das Seitz von Bergeon habe ich mir jetzt angesehen. Der Preis steht in keiner Relation zum Wert oder dem Wechsel der Welle.
Die Zapfenrichtpinzette sieht für mich rein optisch nicht vielversprechend aus. Ich habe aber damit bisher keine Erfahrungen machen können. Vielleicht hat noch jemand selber ein Werkzeug oder Hilfsmittel entwickelt?
Glücklicherweise musste ich noch nicht richten. Aber für den Fall, dass es mal vorkommen sollte, liegt schon ein alter Rundlaufzirkel bereit. Abbildung 318 wird dann als Vorlage verwendet.
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #7Es geht auch ein kleines Stück Rundmaterial mit einer Bohrung im reichlichem Zapfendurchmesser. Anwärmen und damit biegen.
Dahin ging mein Gedanke! Vielleicht mit Hilfe von geeigneten Einsätzen in ein Seitz Lagerpressgerät oder in die Triebnietmaschine? Es muss warm sein und sehr vorsichtig erfolgen.
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Hallo Friedhelm
Hier meine unmaßgebliche Erfahrung:
Den Zapfen in der Drehbank in eine passende Amerikanerzange einspannen. Die Welle am anderen Ende mittels entsprechend angepasstem und angefeiltem Putzholz (flacher schraubendreherähnlicher Schliff mit Kerbe in Gabelform), in die zu korrigierende Richtung drücken.
Durch wiederholtes manuelles Drehen der Spindel lässt sich die noch bestehende Exzentrizität gut abschätzen. Bei den von mir nach diesem Verfahren gerichteten Zapfen (ca. 6 bis 8) ist mir bisher noch kein Zapfen abgebrochen, vielleicht hatte ich bisher auch nur Glück.
Lieber Gruss
Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
In der Drehbank habe ich es einmal hinbekommen, mit einem Stumpfen Meißel. Vorsichtig vom Ansatz des Zapfens mit dem Kreuzsupport zum Ende hin fahren. Erst mit etwas Abstand, dann immer etwas zustellen. Aber, vielleicht hatte ich auch nur Glück... Viel Erfolg.
Schweiz, zwischen Zürich-Luzern und Deutschland, Saarbrücken
Hallo Friedhelm
Jetzt hast Du neben dem ursprünglichen Problem, den verbogenen Zapfen zu richten, ein weiteres Problem: "Welches der vorgeschlagenen Verfahren ist nun das für Dich richtige?"
LG Ralf
Es gibt Dinge die wir lernen müssen bevor wir sie tun können und wir lernen sie indem wir sie tun
Zitat von nobrett im Beitrag #10Und meine unmaßgebliche Erfahrung: auf der Rollierbrosche vorsichtig rundrichten und dann quasi Druckpolieren. Erfolgsquote hoch, jedenfalls über 50%.
Der Zapfen war ja immerhin so weich, dass er sich verbiegen ließ ohne abzubrechen. Dann läßt er sich mit ein wenig Glück auch wieder zurückbiegen.
...das sehe ich nicht so und hat sich schon oft gezeigt, dass ein Zurückrichten zum Bruch führte. Selbst, wenn der Zapfen noch dran ist, können die Inneren Strukturen sich verändert haben, dass es unweigerlich zum Abrechen kommt. Gerade bei russischen Unruhwellen führt das nie zum erhofften Ziel.
LG Thomas
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben. Vom Pfuschen nie. J.W.v. Goethe
Vielen Dank für eure Beiträge! Das Problem kommt wirklich seit langer Zeit zum ersten Mal bei mir vor. Ganz früher hatte ich vermutlich schon ähnliche Fälle, konnte die Ursache aber nicht diagnostizieren. Die Unruhe passt noch mit Aufwand und sehr viel Fingerspitzengefühl in den Kloben und läuft auch an. Das schwierige Einsetzen der Unruhe hatte mich schon stutzig gemacht. Da der Zapfen selber auf den schnellen Blick gut aussieht, hatte ich zunächst an einen Fehler im Lager/Stoßsicherung gedacht. Leider ist es dann doch die Welle, die über dem Zapfen selber verbogen ist.
Ich hatte schon viele Möglichkeiten gedanklich durchgedacht, wie ich zumindest einen Versuch starten kann, die Welle zu richten. Aufgrund mangelnder Erfahrung auf diesem Gebiet, habe ich mittlerweise viele Iden als unsinnig verworfen. Mit "Hau Ruck" und einmal versuchen hat man schon von vorneherein verloren. Ich hatte auch daran gedacht, in einem speziellen Stiftenkloben, der sich mit einem Schlüssel anziehen lässt, einen Versuch zu starten. Diese Methode geht so ein wenig in Richtung mit dem Hinweis auf die Drehbank als Hilfsmittel. War ich selber noch nicht darauf gekommen. Leuchtet aber ein und war ein sehr guter Hinweis!
Natürlich könnte man auch die Welle einfach tauschen. Vom AS 1130 gibt es aber sehr viele Varianten mit unterschiedlichen technischen Details. Für dieses Kaliber habe ich wirklich einen beachtlichen Vorrat an Ersatzteilen. Auch U-Wellen. Leider passen weder Welle noch Unruhe von Nachkriegsfertigungen mit Incabloc Stoßsicherung in ein von der Ausstattung gleiches Werk aus Vorkriegsfertigung. Auch die Schraubenunruhe wurde in späteren Produktionsserien anderes gearbeitet. Mit einem „einmal schnell die Welle getauscht“ wird es also auch nichts.
Nochmals herzlichen Dank an alle, die sich hier beteiligen! @Norbert, Fritz, Ralf Ich hoffe, ihr habt mit der Wahrscheinlichkeit recht!
Unter Verwendung einer Zange (auch für Zapfen) sehe ich vor meinem geistigen Auge schon das Szenario, was Thomas andeutet.
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21.06.2018 17:53
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