Hallo Leo,

mir ist noch eine Möglichkeit eingefallen. Ich hatte mal ein ähnliches Problem bei einer Taschenuhr mit Ankerhemmung von 1915.
Ich habe jedoch nur die Amplitude beobachtet, diese brach in allen hängenden Lagen konstant stark ein (-> Nachgehen).

Es hat sich herausgestellt, dass das Sicherheitsmesser an der Rolle gerieben hat. Also der sogenannate Zug am Anker war nicht ausreichend. Dies hat an der Abnutzung des Ankerrades gelegen. Genau dieses Problem wird im Giebel/Helwig und im Schultz angesprochen. Empfohlen wird der Ersatz des Ankerrades.

Also vielleicht mal auf den Zug achten. Wie bereits geschrieben trat dieses Problem nur im Hängen signifikant in Erscheinung.
Der Anker kann dann bei ausgebauter Unruh sogar zwischen den Begrenzungsstiften tanzen.

Natürlich weis ich, dass deine Uhr noch nicht so alt ist, aber man kann ja mal nachschauen. (Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten für einen mangelnden Zug als die Abnutzung des Ankerrades, aber das ist ja nicht der Punkt)

Gruß
MH

Mal kurz reingefragt:
Woran kann es liegen, wenn der Zug viel zu groß ist? Bei meiner Taschenuhr ist das der Fall, da kann man wohl so einfach leider nichts machen. Läßt man die Unruh ohne Spirale vorsichtig schwingen, sieht man deutlich, daß sie nur mit genügend Schwung auslöst. Ansonsten wird sie schon vorher vom Anker kräftig zurückgestoßen, sobald die Ellipse eingreift.

Hallo Gustav Becker,

vielleicht doch noch eine kleine Anmerkung zu meinem Fall. Der Nachgang beim Tragen, also mehr oder weniger im Hängen, betrug recht genau 22 Sekunden pro Tag gegenüber dem Liegen auf dem Tisch. Ich persönlch hätte bei diesem Fehler eher eine größere Unregelmäßigkeit erwartet, aber dem war nicht so.

Zum Zug selbst:

Im Buch Der Uhrmacher am Werktisch von Wilhelm Schultz wird alles in Bezug auf Auffindung und Behebung der Fehler vortrefflich erläutert. Das Buch lohnt sich bei Kleinuhren. Hier wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass man erst alle Fehler gefunden haben muss bevor man einen beseitigt.

Zu viel Zug:
Der Schultz nennt hier die Neigung der Ruhefläche der Ankerpalette oder eine zu tief greifende Palette. Ggf. kann man in beiden Fällen den zu starken Zug schon durch Verschieben der Palette reduzieren (gibt noch komplizierte, unumkehrbare Lösungen). Es muss aber alles sicher funktionieren und wenn ein Fehler beseitigt wird, vergrößert sich möglicherweise ein anderer. An meinem Problem habe ich lange gesessen (Lehrnuhr ).

In meinem Fall (zu schwacher Zug) habe ich den verlorenen Weg über die einstellbaren Begrezungsstifte erhöht. Eine Kompromisslösung, die man nach Schultz nur bei Ankerhemmungen mit großer Rolle nutzen sollte. So ist eine sehr gute Gebrauchsuhr entstanden.

Eine stark prellende Ankergabel ist aber immer ein sehr großes Übel. Wenn der Zug etwas zu stark ist, hat man wohl meist bessere Chancen.


Habe grade erst gesehen, dass bei Leo kein echtes Amplitudenproblem vorliegt. Zwischen den ganzen Unwuchtgeschichten überlesen. Da muss ich meinen ersten Beitrag etwas zurückfahren. Sorry.

Gruß
MH

...und wir wissen immer noch nicht, um was für eine Zwiebel es sich handelt!