Hallo, konnte kürzlich recht günstig diesen kompletten Bausatz erwerben. Sicher kennt der eine oder andere diesen Selva-Bausatz. Sogar mit Schlagwerk die Uhr. Erhältlich ist er wohl seit langen nicht mehr. Es ist vom Uhrenöl bis zur Wachsbeize alles enthalten. Jetzt ist der erstmal auf den ersten Blick recht schön gemacht. Gefällt mir schon das Gerät. Aber es gibt sicher viel zu verbessern. Hätte gern eure Meinung gehört, wie ihr sowas angehen würdet. Es ist meine erste Holzräderuhr, evtl. gibt noch ein paar Tipps dazu... Das das Ganze ein Kompromiss wird ist mir schon irgendwie klar, aber wenigstens das Gröbste könnte man ja verbessern. Eine Katastrophe ist z.B. das Lagerspiel. Die Zapfen sind 2mm, die Löcher 2,5mm... von tonnenförmigen Zapfen ist natürlich auch weit und breit nichts zu sehen.
Jetzt weis ich nicht, soll ich neue Achsen anfertigen mit tonnenförmigen Zapfen? Oder ist die Uhr das nicht wert... evtl. waren ganz früher die Uhren auch so und es ist nichtmal so falsch das so zu lassen?
Weiter aufgefallen: Lagerung der Spindel sind nur gebogene Drahtösen...durchaus möglich, das man ganz früher es auch einfach so machte?
Die Stahlspindellappen greifen in Stahlstifte. Evtl. die Stahlstifte durch Messingstifte ersetzen?
Immerhin steht auf der Glocke das Jahr 1672. Uhren dieser Zeit waren evtl. durchaus mit diesen Fehlern wirklich behaftet? Oder waren die besser als dieser Nachbau?
Danke Manfred, werde es erstmal mit 5-Minuten 2k-Harz kleben. Hat aber ne hohe Last, es ist wohl ausgerechnet das erste Trieb nach der Seiltrommel...
Bin am überlegen, ob ich auf die Zapfen kleine Hülsen mache aus Silberstahl, aufpressen, dann tonnenförmig schleifen, ehe ich neue komplete Achsen anfertige?
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Das Holz das dort verwendet wurde ist sehr weich und offenporig. Dadurch zieht z.B. Weißleim sehr gut ein und die beiden Teile sind fest miteinander verbunden. Bei meiner Uhr waren die Zähne vom Walzenrad durch den Transport abgebrochen. Ich habe sie wieder angeleimt und sie halten bis heute.
Mit den 5k Harz habe ich keine Erfahrung, aber der "normale" Holzleim z.B. "Pona..." sollte doch auch gehen. Gut verleimte Sachen (wenn die Bruchkante noch zueinander passt ) brechen auch nie an der Leimstelle, sondern immer daneben. Mit dem Leim kann man sich auch sehr gut dann noch selbstgemachte Spachtelmasse ( Leim+ ganz feinen Holzstaub ) herstellen und fehlstellen verspachteln. Zu Deiner anderen Frage kann ich jetzt keinen "fachlichen" Tip geben, aber wenn Du Zeit hast und Dir die Arbeit machen willst wird es doch sicher nicht schlechter als es jetzt ist werden.
Frank
Ich kann von allen ein bissel was - aber nüscht richtsch
Zitat von Uhrgewichtheber im Beitrag #1Hallo, konnte kürzlich recht günstig diesen kompletten Bausatz erwerben. Sicher kennt der eine oder andere diesen Selva-Bausatz. Sogar mit Schlagwerk die Uhr. Erhältlich ist er wohl seit langen nicht mehr. Es ist vom Uhrenöl bis zur Wachsbeize alles enthalten. Jetzt ist der erstmal auf den ersten Blick recht schön gemacht. Gefällt mir schon das Gerät. Aber es gibt sicher viel zu verbessern. Hätte gern eure Meinung gehört, wie ihr sowas angehen würdet. Es ist meine erste Holzräderuhr, evtl. gibt noch ein paar Tipps dazu... Das das Ganze ein Kompromiss wird ist mir schon irgendwie klar, aber wenigstens das Gröbste könnte man ja verbessern.
UHU Endfest 300 und moeglichst passgenau ankleben, am Tag danach den evtl. ausgetretenen Leim abfeilen.
Eine Hoelzerne Uhr braucht keine Tonnen-Zapfen, wenn Raeder und Wellen aus Holz, und die Toleranzen des Holzbaues auch in der Verzahnung respektiert werden. Das ist hier der Fall. also keine Sorge. Also wenn Du Erfolg haben willst bau die Uhr genau nach Anleitung. Es gibt viele schlechte Anleitungen und auch uebele Baukaesten .... dieser gehoert nicht dazu. Er ist in sich "rund" und jede Verschlimmbesserung, glaube mir, wird sich raechen. Wo die neuralgischen Punkte liegen merkst Du spaeter ... das grobe Lagerspiel hat seinen Grund. Wenn sie Dir gefaellt, kannst Du ja nach dem Vorbild eine Zweite bauen, und diverse Verbesserungen erproben. Mit Lagern aus Pockholz laeuft auch diese Uhr hervorragend, und dauerhaft ohne Oel. Aber dazu muss man erstmal eine im Orginal gebaut haben. was ich unbedingt empfehle ist um die Lager herum zu epilamisieren. Wegen des Lagerspieles haelt sich das Oel nicht gut in den Lagern, und die "Oelfahnen" sind echt haesslich.
ZitatWeiter aufgefallen: Lagerung der Spindel sind nur gebogene Drahtösen...durchaus möglich, das man ganz früher es auch einfach so machte?
so lassen, epilamisieren, und nur ganz minimal schmieren, die eigendliche "Lagerung" findet ja in der Aufhaengung statt.
Zitat Die Stahlspindellappen greifen in Stahlstifte. Evtl. die Stahlstifte durch Messingstifte ersetzen?
Solange Du dort nicht oelst, nein ... urspruenglich waren das eiserne Stifte und waren fuer viele Jahrzehnte gut. Es gibt Orginale, die laufen heute noch.
Zitat Immerhin steht auf der Glocke das Jahr 1672. Uhren dieser Zeit waren evtl. durchaus mit diesen Fehlern wirklich behaftet? Oder waren die besser als dieser Nachbau?
Manche Fehler sind vielleicht nur in Deinen Augen welche, und manches hat auch Der der aus dem alten Vorbild einen Baukasten machte, falsch verstanden. Wunderdinge darfst Du nicht erwarten. Aber +-5Minuten am Tag kann auch so eine Uhr erreichen. wenn man ein paar Kleinigkeiten ueber diese Uhren weiss, die so nicht gern oeffentlich gemacht werden. Man tut heute gern alles moegliche, das die Nachbauten dieser Uhren zu den Vorurteilen passen.
Also kleben werde ich doch mit 2 k versuchen, hab nochmal geschaut, die Flächen passen irgendwie doch nicht so hundertpro aufeinander, damit der Spalt notfalls etwas gefüllt wird ist sicher 2k Epoxi besser.
Ansonsten ist der Rat, das fast so zu lassen eigendlich sehr erfreulich, so wird alles schneller fertig.
Als einzige Verbesserungen würde ich aber wenigstens die Zapfen überpolieren und die Spindellappen- Gleitflächen polieren sowie die Punkte der Stahlstifte, die auf den Lappen treffen. Das mit dem nichtölen der Lappen versuche ich auf jeden Fall, im anderen Thread gabs dazu ja schonmal ne Diskussion. Diese Uhr eignet sich gut um das mal zu probieren.
Jetzt fang ich erstmal an, die Gestellteile etwas ramponiert aussehen zu lassen, etwas beschnitzen, beschleifen usw.
Ein Versuch mit der beigelegten Wachsbeize machte auch farblich einen guten Eindruck, sieht ganz gut aus, nur durch das überbürsten glänzt sie dann etwas. Weiterhin ist vorgesehen die Glocke und den Stahlträger dafür (diesen noch hämmern vielleicht) evtl. mit Leinöl+ Hitze zu schwärzen, hab nur bedenken ob der Guß die Hitze aushält und nicht reißt...
Gruß Thilo
Alle wachsen über sich hinaus, doch wer davon blüht auf, wer davon gedeiht? (L. Maly)
Hallo Thilo! Vor langer Zeit lief mir auch mal so ein Teil über den Weg. Damals hatte ich noch Lust, einige Umbauten, den historischen Vorbildern angelehnt, zu vollführen. Alle Bengel, Hebel und Wellen in Holz, Glasglocke, Storchenschnabelauslösung für das Schlagwerk, Huygenscher Aufzug, Rückwand mit Versteifung usw. Manchmal muß man halt auch spielen.... Glück auf! Joachim|addpics|f71-5-2104.jpg-invaddpicsinvv,f71-6-d0f7.jpg-invaddpicsinvv,f71-7-cfdb.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Kannst du kurz beschreiben wie du das Ziffernblatt gealtert hast? Leicht geschliffen?
Das ist halt meine erste Uhr alter Bauart, bzw. "Möchtegernaltebauart" Habe von den ganz ganz alten Originaluhren wirklich nahezu keine Ahnung wenn ich ehrlich bin...man hat ja eher Zugang zu moderneren Uhren, wenn man anfängt, sich überhaupt mit Uhren zu beschäftigen.
erstmal das Gestell etwas unansehnlich gemacht, beschnitzt mit Stichel beharkt grob geschliffen Ecken abgerundet usw...
Glück Auf Thilo! Das ZF war so, sind Beschädigungen. Da diese Uhr nicht gerade ein Kulturgut ist, kann man sich doch so richtig austoben, oder? Hier sollte man das sein lassen, ein Zifferblatt fehlt noch. Holzräderuhr mit Stundenschlagwerk und Wecker, Spindelgang mit Kurzpendel, innenverzahnte Schlußscheibe, vermutl. Erzgebirge. Glück Auf! Joachim|addpics|f71-8-c2da.jpg-invaddpicsinvv,f71-9-5ef5.jpg-invaddpicsinvv,f71-a-389c.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Holla die Waldfee...Museumsschätzchen.... ---Neidmodus an--- und wieder aus
Ja, austoben will ich mich an der Selva Uhr schon etwas... Holzoberfläche sieht sogar ramponierter aus als deine Uhr hier.
Das lässt darauf schließen, daß man gar nicht so sehr altern sollte vielleicht... Aber die Farbe sieht mit der Wachsbeize ganz gut und so ähnlich aus wie dein Original...
Gruß Thilo
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Zitat von JESV im Beitrag #8Hallo Thilo! Vor langer Zeit lief mir auch mal so ein Teil über den Weg. Damals hatte ich noch Lust, einige Umbauten, den historischen Vorbildern angelehnt, zu vollführen. Alle Bengel, Hebel und Wellen in Holz, Glasglocke, Storchenschnabelauslösung für das Schlagwerk, Huygenscher Aufzug, Rückwand mit Versteifung usw. Manchmal muß man halt auch spielen.... Glück auf! Joachim|addpics|f71-5-2104.jpg-invaddpicsinvv,f71-6-d0f7.jpg-invaddpicsinvv,f71-7-cfdb.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Was für eine tolle Uhr! Vielen Dank fürs Zeigen!
„Wer Schlechtes nicht ertragen kann, wird Gutes nie erleben.“
Ich besitze die gleiche Uhr schon einige Jahre. Ich habe sie damals mit Beize behandelt (Mooreiche). Danach habe ich die Räder und alles andere mit Renaissance Wax behandelt, das gibt einen schönen seidenmatten Schimmer. Zu den Zapfen und Lagern: Ich habe neue Zapfen eingesetzt, die etwas dicker sind um das zu große Spiel zu mindern. Du kannst aber auch andere Lagerbuchsen einsetzen, ist beides möglich.
Die Spindelführung habe ich abgeändert, hier habe ich die Drahtösen aufgebogen und dort Messinglager eingepasst, die eigentlichen Buchsen habe ich in der Höhe schmaler geschliffen, wegen der Reibung. Hier habe ich epilamisiert und sehr dünnes Öl verwendet, Moebius 9010. Die Lappen habe ich auf Spiegelglanz gebracht und ebenfalls epilamisiert. Die Stahlstifte habe ich alle nachbearbeitet und am Ende leicht konisch abgedreht, poliert und epilamisiert (ja, ich weiß, viel Aufwand für eine einfache Holzräderuhr, aber ich hab damit einiges ausprobiert, da ich sie zweimal besitze) und anschließend mit vollsynthetischem Öl dezent geschmiert. Einige lassen diese Uhr wirklich trocken laufen, soll auch gehen, aber alle 2 Jahre eben kurz reinigen und Ölen der Hemmung oder der ganzen Uhr ist ja schnell gemacht.
Da das Erste Rad mit der Seiltrommel Zifferblattseitig nur in Holz gelagert war, habe ich dort einen zusätzlichen Zapfen eingesetzt und ein weiteres Messingager mit einer Drahtöse am Ziffernblatt befestigt.
Für die Ganggnauigkeit musst du etwas experimentieren. Ich habe dazu, aufgrund des Eigengewicht vom Seil, dieses an der rechten Seite lang gelassen, somit gleicht sich das immer aus. Mein Uhr schafft somit durchgehend +/- 1-2 Minuten am Tag und ist auch völlig ausreichend.
Den gebrochenen Trieb hatte ich bei einer Uhr auch, bei mir war es der Windfang, habe ich mit eboxydharz (2K Kleber) wieder zusammensetzen können. Ist also nicht weiter tragisch.
Mein Ziffernblatt möchte ich auch noch bearbeiten, ich könnte mir dazu gut Bronze vorstellen, die Zahlen einschlagen und schwarz auslegen. Weiterhin das Blatt einfach altern lassen bis es eine schöne Patina angesetzt hat und anschließend den Renaissance Wax auftragen, dann bleibt es auch so(muss ja nicht ganz dunkel werden ;-) ).
Werde aufgrund deiner Rückmeldeung kurz den Zwischenstand zeigen. Viel hab ich nicht verändert. Das vordere Steigradlager in der Blechlasche hab ich jetzt durch Messing ersetzt. Das Lager des Windfangs klappert auch ganz schön bei höherer Drehzahl, will aber alle sonstigen Lager trotz atemberaubendem Lagerspiel erstmal belassen. Epilamisiert ist aber...und Höhenluft mit Scheiben beseitigt. Die Original-Zapfen sind aus einfachen weichen Stahl, naja mal sehen ob es lange geht, bin gespannt. Auch die beiden Holzlager will ich sehen, wie die im Betrieb sich verhalten. Wollte auch die Spindellappen polieren, aber aufgrund dessen das ich das Ding trocken laufen lassen will denke ich, daß an den Berührungsstellen das Material seine eigene Oberflächenbeschaffenheit bildet die es braucht, daher lasse ich alles so erstmal.
Außerdem die Steigradstifte plan gedreht:
und ausgerichtet (zwischenSpitzen und die höchsten Stfte mit Faserstiftspitze markiert) etwas zeitaufwendig...
Gealtert hab ich ziemlich "grob", Holz beschnitzt beklopft beschliffen etc. beigelegte Beize trifft ganz meinen Geschmack in dem Falle... soweit möglich alle Drähte, Metallteile rostig gemacht..ZB auch geschliffen, aber das seht ihr wenn alles fertig ist. Stören tut mich etwas, das ich an den Rädern nicht so richtig was gealtert habe, wollte nicht so richtig da ran wegen den Zähnen... aber die verraten sich eh als neuer, weil sie ja Sperrholz sind...
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30.03.2018 10:27
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